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Mineralien, Modellen, geodätischen Instrumenten, chemischen Präparaten, Sammlung für Warenkunde, botanischer, zoologischer und geologischer Sammlung, physikalischem Kabinett, Bibliothek, elektrotechnischem Institut, technologischem Kabinett, chemischem Laboratorium und einem Observatorium;
die Hochschule für Bodenkultur, mit 3 Abteilungen für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und kulturtechnisches Studium, 45 Lehrern und 300 Studierenden;
die Akademie der bildenden Künste (von Kaiser Leopold I. gegründet), mit Schulen für Malerei, Bildhauerei, Kupferstecherei, Graveur- und Medailleurkunst und Architektur (300 Studierende), Bibliothek, Sammlung von Handzeichnungen und Kupferstichen, Gemäldegalerie und Museum für Gipsabgüsse;
die evangelisch-theologische Fakultät.
Von Mittelschulen bestehen: 9 Obergymnasien, ein Untergymnasium, 2 Oberrealgymnasien, 8 Oberrealschulen, 3 Unterrealschulen, je eine k. k. Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, ein städtisches Lehrerpädagogium und 4. private Bildungsanstalten für Lehrerinnen mit Öffentlichkeitsrecht. Fachbildungs- und Erziehungsanstalten sind: die k. k. orientalische Akademie, Bildungsanstalt für den diplomatischen und Konsulardienst im Orient (gegründet von der Kaiserin Maria Theresia 1754), mit öffentlicher Lehranstalt für orientalische Sprachen;
die Theresianische Akademie (1746 unter der Leitung der Jesuiten eröffnet), zur Bildung der adligen Jugend Österreichs für Zivildienste;
das höhere Weltpriester-Bildungsinstitut zum heil. Augustin;
die armenisch-katholische theologische Hauslehranstalt der Mechitaristen;
mehrere Seminare und Alumnate, darunter das Pázmánysche Seminar für Kleriker aus ungarischen Diözesen;
die Wiener Handelsakademie (1857 gegründet);
eine Gremialhandelsschule und 11 private Handelsschulen;
die Kunstgewerbeschule des Museums für Kunst und Industrie;
die Staatsgewerbeschule;
das technologische Gewerbemuseum mit 8 Fachschulen und Spezialkursen;
die Fachschule für Kunststickerei;
eine Spitzenklöppelschule;
eine Lehranstalt für Textilindustrie und eine solche für Photographie;
70 Zeichen- und gewerbliche Fortbildungsschulen;
das Konservatorium für Musik und darstellende Kunst;
69 private Gesang-, Musik- und Theaterschulen;
die Gartenbauschule;
die pharmazeutische Schule;
das k. k. Tierarzneiinstitut (militärische, 1777 gegründete Anstalt mit einer Hufbeschlaglehranstalt);
9 Privatlehr- und Erziehungsanstalten für das männliche und 19 für das weibliche Geschlecht;
42 weibliche Arbeitsschulen;
59 Lehranstalten für Kleidermachen;
eine höhere Bildungsschule und 17 Fachschulen des Frauenerwerbvereins;
das gräflich Löwenburgsche Konvikt;
das k. k. Waisenhaus, 6 Kommunalwaisenhäuser;
das Taubstummen- u. das Blindeninstitut etc. Für militärische Ausbildung bestehen in Wien und zwar für Offiziere: die Kriegsschule, der höhere Artillerie- und der höhere Geniekurs, der Stabsoffizierskurs, der Intendanzkurs;
das Militär-Reitlehrerinstitut;
die Armeeschießschule;
zur Heranbildung von Offizieren die technische Militärakademie und 3 private Vorbereitungsanstalten.
Endlich bestehen in Wien 117 städtische Volks- und 39 Bürgerschulen nebst 44 Privatvolksschulen.
An der Spitze der wissenschaftlichen Institute stehen die k. k. Akademie der Wissenschaften (s. Akademie, S. 249) und die Geologische Reichsanstalt. Letztere (1849 gegründet) besitzt ansehnliche geologische, mineralogische und paläontologische Sammlungen und veröffentlicht vorzügliche Karten und Schriften. Andre wissenschaftliche Institute, Gesellschaften und Vereine sind: das militärgeographische Institut (1839 gegründet), eine der großartigsten Anstalten dieser Art;
die österreichische Kommission für europäische Gradmessung;
die k. k. statistische Zentralkommission;
die Zentralkommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmäler;
die Gesellschaft der Ärzte;
die Vereine für Psychiatrie und für Gesundheitspflege;
der Altertumsverein (seit 1853 bestehend);
die k. k. Zoologisch-botanische Gesellschaft (1851 gegründet);
die k. k. Geographische Gesellschaft (1856 gegründet);
der Verein für Landeskunde von Niederösterreich;
die Afrikanische Gesellschaft;
die k. k. Landwirtschaftsgesellschaft;
die k. k. Gartenbaugesellschaft (1837 gegründet);
der Österreichische Reichsforstverein;
die Österreichische Gesellschaft für Meteorologie;
die Juristische Gesellschaft, der Wissenschaftliche Klub;
der Militärwissenschaftliche und Kasinoverein;
der Deutsche Schulverein;
der Goetheverein;
der Österreichische Architekten- und Ingenieurverein (1848 gegründet);
die Wiener Bauhütte;
der Niederösterreichische Gewerbeverein (1840 gegründet);
die Chemisch-physikalische Gesellschaft;
der Elektrotechnische Verein;
der Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse;
die Anthropologische Gesellschaft;
der Ornithologische Verein;
7 Stenographenvereine;
die Sektion Austria des Alpenvereins;
der Österreichische Touristenklub u. a. Als Kunstvereine sind hervorzuheben: die Genossenschaft der bildenden Künstler;
der Österreichische Kunstverein;
die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, welche Nachbildungen hervorragender Kunstwerke publiziert;
die Photographische Gesellschaft;
der Verein Carnuntum zum Zweck der Ausgrabung der römischen Stadt dieses Namens;
die Numismatische Gesellschaft;
die heraldische Gesellschaft Adler;
die Gesellschaft der Musikfreunde;
der Männergesangverein;
die Singakademie u. a. Unter den zahlreichen Sammlungen für Wissenschaften und Künste sind die bedeutendsten: die k. k. Hofbibliothek mit 420,000 Bänden (darunter 20,000 Inkunabeln), 20,000 Manuskripten, einem Musikarchiv von 12,000 Bänden und einer großen Sammlung von Kupferstichen und Holzschnitten (300,000 Blätter);
das k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv;
die andern schon oben genannten Bibliotheken der Universität, der technischen Hochschule (50,000 Bände), des österreichischen Museums für Kunst und Industrie (17,000 Bände), der Geologischen Reichsanstalt (85,000 Bände und 5300 Karten), der Stadt Wien (36,000 Bände), des Kriegsarchivs (47,000 Bände), der verschiedenen Vereine und Gesellschaften;
die Familien-Fideikommißbibliothek des Kaisers Franz I. von 80,000 Bänden, 800 Inkunabeln, 26,000 Landkarten und Plänen, verbunden mit der vom Kaiser Franz I. angelegten Privatsammlung von mehr als 100,000 Kupferstichen und Handzeichnungen (darunter Lavaters Porträtsammlung);
die Bibliothek des Erzherzogs Albrecht von 40,000 Bänden, über 200,000 Kupferstichen und 24,000 Handzeichnungen, in letzterer Beziehung eine der reichsten Sammlungen in Europa (unter anderm 164 Blätter von Dürer, je 150 von Raffael und Rubens, zahlreiche Handzeichnungen von Tizian, Rembrandt, Michelangelo);
die Bibliothek des Fürsten Schwarzenberg von 80,000 Bänden, des Fürsten Liechtenstein von 50,000 Bänden, des Fürsten Metternich von 25,000 Bänden, des Benediktinerstifts Schotten von 40,000 Bänden, der Piaristen in der Josephstadt von 18,000 Bänden, der Serviten von 23,000 Bänden und wertvollen Manuskripten u. a. Von hoher Bedeutung sind: das naturhistorische und das kunsthistorische Museum.
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Ersteres umfaßt die zoologische Abteilung, eine der reichsten Sammlungen dieser Art in Europa, mit 71,000 Arten in 364,000 Exemplaren;
die botanische Abteilung mit einer Sammlung von etwa 67,000 Spezies von Phanerogamen;
die mineralogisch-petrographische und die geologisch-paläontologische Abteilung (von Franz I. gegründet), mit über 100,000 Stücken, 10,500 Schaustücken und 11,000 andern Exemplaren;
die anthropologisch-ethnographische Abteilung. Zu den kunsthistorischen Sammlungen des Kaiserhauses gehören: die k. k. Schatzkammer, eine der reichsten Sammlungen von wertvollen und historisch merkwürdigen Gegenständen;
die Sammlung ägyptischer Altertümer;
die Antikensammlung, sehr reich an Skulpturen, Mosaiken, Inschriften, Vasen, Bronzen, Gemmen und Kostbarkeiten (darunter die Apotheose des Augustus, die schönste aller bekannten Kameen);
die Münz- und Medaillensammlung, über 160,000 Stücke zählend;
die Sammlung von Gegenständen des Mittelalters, der Renaissance und der Neuzeit (sogen. Ambraser Sammlung), eine große Anzahl von Rüstungen und Waffen, 1200 Porträte, zahlreiche Gemälde, Handschriften, Kunstwerke aller Art, Naturseltenheiten etc. enthaltend;
die Hofwaffensammlung;
die k. k. Gemäldegalerie, welche bis zu ihrer bevorstehenden Übersiedelung in das neue kunsthistorische Museum das obere Gebäude des Belvedere einnimmt und ca. 1800 Gemälde aus allen Schulen, namentlich ausgezeichnete Stücke von Raffael, Paolo Veronese, Tintoretto, Tizian, Perugino, Andrea del Sarto, Fra Bartolommeo, den Carraccis, Guido Reni, Correggio, Parmeggianino, Velazquez, Rembrandt, Ruisdael, van Dyck, Rubens, Gerard Dou, David Teniers, Jordaens, Brueghel, Holbein, Albrecht Dürer, Lukas Cranach, H. Memling, J. ^[Jan] van Eyck, Quinten Massys u. a., enthält (vgl. Engerth, Katalog der k. k. Gemäldegalerie im Belvedere zu Wien).
Mit der Gemäldegalerie steht eine Restaurierschule in Verbindung. Andre größere Gemäldesammlungen sind: die der k. k. Akademie der bildenden Künste mit 800 Nummern;
die fürstlich Liechtensteinische, die bedeutendste aller Wiener Privatsammlungen, deren Hauptstärke in den zahlreichen hervorragenden Werken von Rubens und van Dyck liegt, mit mehr als 1600 Nummern;
die des Grafen Harrach mit 400, die des Grafen Czernin mit 350 Gemälden;
die des Grafen Schönborn u. a. Wechselnde Ausstellungen von Gemälden veranstalten der Österreichische Kunstverein und die Genossenschaft der bildenden Künstler.
Handzeichnungen und Stiche enthalten: die schon oben erwähnte kaiserliche Sammlung, dann die des Erzherzogs Albrecht (die berühmte Albertina) und der k. k. Hofbibliothek, ferner die Sammlungen der Akademie der bildenden Künste und des k. k. Museums für Kunst und Industrie. Letzteres Institut (1864 gegründet, seit 1871 in eignem Gebäude am Stubenring untergebracht) verfolgt mit schönem Erfolg den Zweck der Hebung des Geschmacks im Kunstgewerbe, wozu dessen permanente und wechselnde Ausstellungen, die damit verbundene Kunstgewerbeschule, die Hilfsmittel und Sammlungen, die Gipsgießerei, die jährlich stattfindenden Vorlesungen etc. beitragen.
Sonstige Sammlungen sind: die Jagd- und Sattelkammer im k. k. Hofmarstall;
das Heeresmuseum im Arsenal, welches die reichen Waffen- und Trophäensammlungen des ehemaligen k. k. Zeughauses aufgenommen hat;
das städtische historische Museum mit bedeutender Waffensammlung;
das Handelsmuseum mit reicher Sammlung, namentlich orientalischer Natur- und Kunstprodukte.
Die Stellung Wiens in litterarischer Beziehung ist, entsprechend dem reich ausgebildeten Unterrichtswesen und dem regen Geistesverkehr, eine hervorragende. Die bedeutendsten Vertreter der eigentlichen Litteratur, welche in Wien seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts wirkten, waren, abgesehen von den Vertretern der Fachwissenschaften: Sonnenfels, Blumauer, Collin, Castelli, J. G. ^[Johann Gabriel] Seidl, Saphir, Raimund, Grillparzer, Bauernfeld, Anastasius Grün, Lenau, Hebbel, Anzengruber etc. Auf dem Gebiet der bildenden Kunst hatten Wien namentlich die Genre- und Landschaftsmalerei seit den 20er Jahren dieses Jahrhunderts eine hervorragende Stellung zu erringen gewußt.
Ihre Hauptvertreter waren: Danhauser, Fendi, Ranftl, Daffinger, Gauermann und Waldmüller. Bedeutende Wiener Maler der neuesten Zeit sind der Porträtist Amerling, der Aquarellist R. Alt, die Historienmaler Führich und Rahl, endlich Canon und Makart. Ein Zeugnis von dem in Wien herrschenden regen Geistesverkehr gibt auch das Zeitungswesen, welches auf eine hohe Stufe der Entwickelung gelangt ist. Die Zahl der in Wien erscheinenden periodischen Druckschriften beträgt 540, darunter 116 politische Blätter und 32 täglich erscheinende Zeitungen.
Theater besitzt Wien neun. Den ersten Rang nimmt das Hofburgtheater ein, welches im heutigen Sinn 1776 von Kaiser Joseph II. gegründet wurde und trotz wechselnder Leitung seinen Ruhm als die erste Schaubühne Deutschlands zu bewahren wußte. Seine hervorragendsten Kräfte waren von den Direktoren: Schreyvogel, Laube, Dingelstedt, Wilbrandt;
unter den Schauspielern: Sophie Schröder, Anschütz, La Roche, Lowe, Fichtner, Amalie Haizinger und in der Gegenwart: Charlotte Wolter und Sonnenthal.
Musterleistungen auf dem Gebiet der Oper und des Balletts bietet das Hofoperntheater. Außerdem sind das neue deutsche Volkstheater, das Theater an der Wien (insbesondere für Operetten), das Carl-Theater in der Leopoldstadt, das Theater in der Josephstadt und das Fürstsche Theater im Prater für Possen und Volksstücke zu erwähnen. Außerhalb der Linien befindet sich: das Theater in Schwenders Kolosseum in Rudolfsheim. Außerdem gibt es ein Etablissement Ronacher für Schaustellungen aller Art, ein Orpheum, dann zahlreiche Singspielhallen und Volkssängergesellschaften.
Verwaltung. Behörden.
Die kommunale und (im übertragenen Wirkungskreis) auch die politische Verwaltung übt im Gemeindegebiet von Wien der Gemeinderat aus, welchem als Exekutivbehörde der Magistrat (mit über 2100 Beamten) zur Seite steht. Der Bürgermeister, zwei Bürgermeister-Stellvertreter und 120 Gemeinderäte setzen den Gemeinderat zusammen. In den Bezirken wirken Ausschüsse an der Leitung der Geschäfte mit. Die Ausgaben der Gemeinde betrugen 1887: 19,615,241 Gulden, die Einnahmen 21,142,408 Guld. Die Einnahmen resultieren zum größten Teil aus den Zinskreuzern von den Mietzinsen, aus den Zuschlägen zu den direkten Steuern, den Zuschlägen zur Verzehrungssteuer und aus den besondern Umlagen für Unterrichtszwecke.
Die Hauptposten unter den Ausgaben sind: die Auslagen für Tilgung und Verzinsung der Gemeindeschuld (4,4 Mill. Guld.), die Auslagen der Verwaltung im allgemeinen (2,5 Mill. Guld.), die Auslagen für Säuberung und Bespritzung der Straßen, Erhaltung der Kommunikationen, öffentliche Beleuchtung, Erhaltung und Räumung der Unratskanäle, Erhaltung und Betrieb der Wasserleitungen und andre lokalpolizeiliche Angelegenheiten (4,2 Mill. Guld.), endlich Schulauslagen (3,9 Mill.
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Guld.). Der Vermögensstand der Stadtgemeinde belief sich Ende 1887 auf 47,7 Mill., darunter 43,9 Mill. Guld. privatrechtliches, unbewegliches Vermögen, der Passivstand auf 53,7 Mill. Guld. Der Wert des Gemeindeguts (öffentliche Straßen, Brücken, Wasserleitungen etc.) beträgt 58,2 Mill. Guld. Die Stadt ist Residenz des kaiserlichen Hofs, Sitz des Hofstaats, der beiden Häuser des Reichsrats und (abwechselnd mit Budapest) der Delegationen für die gemeinsamen Angelegenheiten, der auswärtigen Gesandtschaften und Konsuln (darunter auch eines deutschen), der gemeinsamen und der k. k. Ministerien sowie der beiden obersten Rechnungshöfe, des obersten Gerichts- und Kassationshofs und der übrigen Zentralbehörden, des ungarischen Ministeriums am Allerhöchsten Hoflager, des niederösterreichischen Landtags sowie zahlreicher Provinzial- und Lokalbehörden, wie der niederösterreichischen Statthalterei, des Oberlandes-, Landes- und Handelsgerichts, der Finanzlandesdirektion und Finanzprokuratur, der Polizeidirektion, der Post- und Telegraphendirektion, einer Handels- und Gewerbekammer, der Forst- und Domänendirektion, der Berghauptmannschaft, des 2. Korpskommandos, des Platzkommandos, des Landesgendarmeriekommandos etc., endlich eines Erzbischofs, unter welchem die Bischöfe von St. Pölten und Linz stehen, eines Metropolitandomkapitels, erzbischöflichen Konsistoriums, apostolischen Feldvikariats, des evangelischen Oberkirchenrats, einer Superintendentur Augsburgischer und einer solchen Helvetischer Konfession sowie des Synodalrats der altkatholischen Kirche. Das Wappen von Wien (S. 600) bildet ein doppelköpfiger schwarzer Adler im goldenen Feld mit einer Krone, auf der Brust ein weißes Kreuz im roten Feld.
Umgebung.
(Hierzu »Karte der Umgebung Wiens«.)
Den schönsten Überblick über Wien gewähren der Stephansturm, der Rathausturm, das Belvedere, die Spinnerin am Kreuz, der Leopoldsberg, der Kahlenberg und der Hermannskogel (mit der Habsburgwarte). Wenige Hauptstädte erfreuen sich einer so reizenden Umgebung wie Wien. Zu den besuchtern Punkten der Umgebung gehören: Döbling, Grinzing, Heiligenstadt, Nußdorf (Zahnradbahn auf den Kahlenberg), Klosterneuburg mit dem prachtvollen Stifte der Augustiner-Chorherren, Weidling (mit Lenaus Grab), Greifenstein mit Schloßruine, Dornbach und Neuwaldegg mit dem reizenden fürstlich Schwarzenbergschen Park, dem Gallitzinberg und der Sophienalpe, das Thal der Wien, dem das k. k. Lustschloß Schönbrunn, Hietzing, St. Veit, Hütteldorf, Weidlingau und Hadersdorf mit dem Laudonschen Park (Grabmal des Feldherrn Laudon), Purkersdorf und Preßbaum angehören, das industriöse Liesing, die Thäler von Kaltenleutgeben, Breitenfurt und Laab, Perchtoldsdorf, Mödling mit der Felsenschlucht der Klause und dem Thal der Brühl, endlich in weiterer Entfernung das k. k. Lustschloß Laxenburg mit seinem riesigen Park und großen Teich, das weinreiche Gumpoldskirchen, das heilspendende Baden mit dem reizenden Helenenthal, der Badeort Vöslau, die Thäler der Triesting, Piesting und Pitten, Gloggnitz, Payerbach und Reichenau, die Eingänge zu den Alpen, der Schneeberg, die Raxalpe und der Semmering mit der kühnen Alpenbahn.
Gegen NO., O. und SO. entbehrt die Umgebung der Reize des wohlkultivierten Hügellandes und des Waldes, dort herrscht das baumlose Ackerland vor (namentlich im Marchfeld, mit den berühmten Schlachtfeldern von Aspern, Eßling und Wagram). In dieser Region liegen Schwechat mit dem kolossalen Brauhaus Drehers, Kaiser-Ebersdorf (einst k. k. Jagdschloß), über der Donau Jedlersee, der weinreiche Bisamberg und das Städtchen Korneuburg.
Vgl. Förster, Touristenführer in Wiens Umgebungen (6. Aufl., Wien 1889).
Geschichte.
Wien war in vorrömischer Zeit ein keltischer Ort, zuerst Vianomina, dann Vindobona genannt, welchen die Römer zur Beherrschung der Donau befestigten. Die 13. und später die 10. Legion hatten ihr Standquartier in diesem Castrum stativum, welches etwa ein Viertel der mittelalterlichen »innern« Stadt zwischen den heutigen Straßen Tiefer Graben, Graben und Rotenturmstraße umfaßte. Hier starb 180 Kaiser Marcus Aurelius. In der Zeit der Völkerwanderung wird Vindomina die Grenzstadt der Rugier und Ostgoten genannt.
Auf die slawische Epoche weist sein slawischer Name Beč, dem der magyarische Bécs nachgebildet erscheint. Die jetzige Namensform Wien erscheint zuerst in den »Neuen Altaicher Annalen« unter 1030. Unter den ersten Babenbergern tritt Wien in politischer Bedeutung hinter Tuln, Mautern und Klosterneuburg zurück. Doch seit der Mitte des 12. Jahrh. entwickelt sich rasch die Geltung dieses durch seine Lage so begünstigten Ortes. Der »Hof«, das einstige römische Prätorium, ward Residenz der Babenberger.
Heinrich II. Jasomirgott legte 1144 den Grundstein zur Stephanskirche, baute sich 1160 eine Burg am Hof und stiftete 1158 das Schottenkloster. Herzog Leopold VII. verlieh 1208 den flandrischen Altbürgern (Burgenses) einen Freiheitsbrief und 1221 der Stadt selbst eine Rechtsurkunde, die älteste bekannte Grundlage des Wiener Stadtrechts, und baute um 1200 eine neue Burg auf der Stelle, wo jetzt die Hofburg steht, und 1221 die Michaelskirche. Gegen Herzog Friedrich den Streitbaren empörten sich die Wiener und fanden beim Kaiser Friedrich II. Hilfe.
Dieser kam selbst nach Wien, erklärte es 1237 zu einer freien Reichsstadt und gab ihm unter anderm eine lateinische Schule, dieser Grund zur Universität wurde. Zwar nahm schon 1240 der Herzog Wien durch Hunger und verlieh ihr 1244 ein neues Stadtrecht, das 1247 Kaiser Friedrich bestätigte, 1246 aber starben die Babenberger aus, und Wien ward wieder Reichsstadt. Ottokar von Böhmen gewann indessen die Stadt durch Überredung und Privilegien und erweiterte ihren Umfang ansehnlich, indem er auch den Schottenhof und die Burg zur Stadt zog. Sein Gegner Rudolf von Habsburg belagerte Wien 1276, und es kam vor der Stadt zu einem Vergleich, worin Ottokar mit den deutschen Provinzen Wien abtrat, welches nun Hauptresidenz der Habsburger wurde. 1278 verlieh König Rudolf I. der Stadt wichtige Rechte. Unter Herzog Albrecht I. 1281-96 mußte die Stadt ihren Widerstand gegen seine landesfürstliche Gewalt aufgeben. Herzog Rudolf IV. (gest. 1365) gab der Stephanskirche ihre gegenwärtige Gestalt, gründete 1365 die Universität und rief die wichtigsten städtischen Einrichtungen ins Leben. Am schloß Kaiser Friedrich III. mit dem Papste das Wiener Konkordat ab, welches den Reformbestrebungen der Konzile ein Ende machte. Gegen Friedrich empörte sich die Stadt, und als er 1462 Wien belagerte, überlisteten ihn die Wiener und belagerten ihn zwei Monate lang, bis ihn Georg Podiebrad, König von Böhmen, befreite. 1480 ward Wien Sitz eines Bistums; 1484 eroberte es Matthias Corvinus, welcher daselbst seine Residenz aufschlug. Unter Ferdinand I. und seinen Nachfolgern wurde Wien die beständige Residenz der
Maßstab 1:225000.
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deutschen Kaiser. In den Türkenkriegen wurde die Stadt zum erstenmal vom 22. Sept. bis vom Sultan Soliman mit 120,000 Mann belagert, aber von 16,000 Mann Soldaten und 5000 Bürgern unter Nikolaus von Salm tapfer verteidigt, bis Soliman abzog. Graf Matthias von Thurn, von den Protestanten zu Hilfe gerufen, belagerte 1619 den Erzherzog Ferdinand in Wien, sah sich aber genötigt, die Belagerung aufzuheben. 1640 erschienen die Schweden vor Wien, um es durch Handstreich zu nehmen, zogen aber unverrichteter Sache wieder ab. 1679 sowie früher schon 1370, 1381, 1541 und 1564 ward die Stadt von der Pest heimgesucht.
In dem von den ungarischen Grafen Tököly veranlaßten neuen Türkenkrieg wurde Wien vom 14. Juli bis von 200,000 Türken unter Kara Mustafa belagert, aber von 13,000 Mann Soldaten und 7000 Bürgern unter Rüdiger von Starhemberg verteidigt, bis der Herzog von Lothringen mit der Reichsarmee und Johann Sobieski von Polen die Stadt entsetzten. 1704 wurden die bei der Belagerung niedergebrannten, seitdem aber wieder aufgebauten Vorstädte gegen die bis nahe an Wien streifenden ungarischen Insurgenten unter Rákóczy mit den noch erhaltenen Linien umgeben, welche im März und Juni d. J. die Vorstädte wirklich vor der Zerstörung schützten. 1718 wütete wiederum die Pest, doch milder als früher. 1722 erhob der Papst das Bistum Wien zu einem Erzbistum. Am ward Wien von französischen Truppen besetzt, die aber infolge des Preßburger Friedens wieder abzogen.
In dem neuen Krieg mit Frankreich langten die französischen Vortruppen vor an und bombardierten in der Nacht des 12. von den Vorstädten aus die innere Stadt, worauf diese 13. Mai kapitulierte. Wien war nun der Mittelpunkt der französischen Kriegsmacht bis zum zweiten Wiener Frieden (s. d.) Bei ihrem Abzug nahmen die Franzosen die vorzüglichsten Kunstgegenstände mit sich u. sprengten die Wälle vom Kärntner Thor bis zur Elendbastei. Zwar wurden dieselben wiederhergestellt; dessen ungeachtet hörte jedoch später Wien auf, Festung zu sein, und die Werke wurden in Spaziergänge verwandelt. 1815 fand in den Mauern Wiens der berühmte Wiener Kongreß (s. d.) und 1819 ein Ministerkongreß statt. 1831 wütete zum erstenmal die Cholera auf verheerende Weise in der Kaiserstadt. Im März 1848 brachen Unruhen in Wien aus, die den Sturz Metternichs (13. Mai) und den Erlaß einer Verfassung sowie die Berufung volkstümlicher Minister zur Folge hatten. Doch kam es im Mai zu einer neuen Erhebung der Studenten (Aula) und 6. Okt. zu einer förmlichen Revolution, so daß Wien von den Truppen unter Windischgrätz förmlich erobert werden mußte (vgl. Österreich-Ungarn, S. 517-518). Am wurde hier die für den größten Teil von Deutschland gültige Münzkonvention geschlossen. 1858 wurde mit der Beseitigung der alten innern Befestigung der Anfang gemacht und auf dem durch die Niederlegung derselben gewonnenen Boden die großartige Ringstraße angelegt, welche die innere Stadt umgibt, und an der sich eine bedeutende Zahl neuer öffentlicher und privater Prachtgebäude erheben. Nach dem am von den Preußen bei Königgrätz erfochtenen Sieg rückte die Avantgarde derselben bis in die Nähe von Wien vor. 1873 fand in Wien eine Weltausstellung statt.
[Litteratur.]
Vgl. Weiß, Topographie der Stadt Wien (Wien 1876);
»Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild«, Bd. 1: Wien (das. 1886);
Waagen, Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien (das. 1866-67, 2 Bde.);
Lützow, Wiener Monumentalbauten (das. 1878);
Bodenstein, Hundert Jahre Kunstgeschichte Wiens 1788-1888 (das. 1888);
die »Führer durch Wien« von Förster (20. Aufl., das. 1888), Seis (1880), Bermann (5. Aufl. 1889), Maurer (1889) und Winkler, Technischer Führer durch Wien (Wien 1874);
über das Wiener Volksleben die Schriften von Spitzer, Schlögl u. a.; Hormayr, Wien, seine Geschichte und Denkwürdigkeiten (Wien 1824, 5 Bde.);
Weiß, Geschichte der Stadt Wien (2. Aufl., das. 1882);
Bermann, Alt- und Neu-Wien, Geschichte der Kaiserstadt (das. 1880);
»Wien 1848-88, Denkschrift des Gemeinderats« (das. 1888, 2 Bde.);
Zapf, Wirtschaftsgeschichte Wiens 1848-88 (das. 1888);
Munk, Die Steuerbelastung der Reichshauptstädte Wien und Berlin (das. 1889);
v. Renner, Wien im J. 1683 (das. 1883);
Kink, Geschichte der Universität Wien (das. 1824, 2 Bde.);
Aschbach, Geschichte der Wiener Universität (das. 1865-85, 3 Bde.);
»Geschichtsquellen der Stadt Wien« (hrsg. von Tomaschek u. Weiß, das. 1877 ff.).