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metr. Ztr., Eier [* 2] 83,721,800 Stück, Butter 29,000 metr. Ztr., Käse 14,000 metr. Ztr., Spirituosen 60,000 hl, Wein und Most 360,000 hl, Bier 810,000 hl, Brennholz 355,000 cbm, Steinkohle u. Koks 6,957,000 metr. Ztr. Wichtige, zur Förderung und Belebung des Handels und Verkehrs dienende Einrichtungen sind außer den reichentwickelten Kommunikationsmitteln: die Effekten- und Warenbörse, die Frucht- und Mehlbörse, der jährlich stattfindende internationale Getreide- und Saatenmarkt, das 1876 eröffnete Lagerhaus der Stadt im Prater (in demselben wurden 1888: 1,7 Mill. metr. Ztr. Waren ein-, resp. ausgelagert), die Lagerhäuser der Unionbank und der verschiedenen Verkehrsanstalten, der großartige, 1883 vollendete Zentralviehmarkt in St. Marx, mit Schlachthäusern etc., die Großmarkthalle und die sechs Detailmarkthallen, neben welchen allerdings auch noch offene Märkte bestehen, die Seiden- und Wolltrocknungsanstalt, die Bank- und Kreditinstitute. 1888 gab es in Wien [* 3] im ganzen 14 Banken mit einem eingezahlten Aktienkapital von 273 Mill. Gulden.
Die bedeutendsten derselben sind: die k. k. privilegierte Österreichisch-Ungarische Bank (gegründet 1816, bis 1878 unter der Firma Österreichische Nationalbank, mit dem ausschließlichen Rechte der Ausgabe von Banknoten, Gesellschaftskapital 90 Mill. Guld.), die Österreichische Länderbank (gegründet 1880, Kapital 46,8 Mill.), die Österreichische Kreditanstalt für Handel und Gewerbe (gegründet 1855, Kapital 40 Mill.), der Wiener Bankverein (gegründet 1869, 25 Mill.), die Anglo-österreichische Bank (gegründet 1863, 18 Mill.), die Unionbank (gegründet 1870, 12 Mill.), die Niederösterreichische Eskomptegesellschaft (gegründet 1853, 9,8 Mill.), die Allgemeine Bodenkreditanstalt (gegründet 1864, 9,6 Mill. Guld.); vgl. Banken, S. 334. Ein hervorragendes Kreditinstitut ist ferner die Erste österreichische Sparkasse (gegründet 1819, Einlagenstand 168 Mill. Guld.), verbunden mit einer allgemeinen Versorgungsanstalt, neben welcher noch eine zweite, die Neue Wiener Sparkasse (15 Mill. Guld. Einlagen), besteht.
Die 1883 errichtete Postsparkasse ergab 1888 einen Einlagenverkehr im Betrag von 16 und einen Checkverkehr von 644 Mill. Guld. Für kleinere Kreditbedürfnisse sorgen 64 Vorschußvereine, welche 1887 an Krediten die Summe von 11,5 Mill. Guld. gewährten. Im J. 1889 trat ferner die neugegründete Niederösterreichische Hypothekenbank ins Leben. Das Versicherungsgeschäft wird in Wien von 33 inländischen und 6 größern ausländischen Gesellschaften betrieben. Außer den 14 Banken haben 136 andre Aktiengesellschaften zu industriellen, montanistischen, landwirtschaftlichen, kommerziellen, Transport-, Versicherungs- und sonstigen Zwecken ihren Sitz in Wien.
Verkehrsmittel.
Wien ist das Zentrum des gesamten österreichischen Eisenbahnnetzes; von hier laufen die größten Eisenbahnen strahlenförmig nach allen Richtungen und nach allen Ländern der Monarchie aus. Die älteste Lokomotivbahn ist die Kaiser Ferdinands-Nordbahn (1836 gegründet) mit den Linien von Wien über Lundenburg einerseits nach Brünn, [* 4] anderseits nach Oderberg und Krakau [* 5] (Bahnhof in der Leopoldstadt mit besonderm Kohlenbahnhof). Die übrigen Bahnen sind: die Österreichisch-Ungarische Staatseisenbahn (Zentralbahnhof vor der Belvederelinie beim Arsenal, mit großen Maschinenwerkstätten; Linie über Simmering mit Abzweigung zum Schlachthaus, über den Donaukanal, den Prater u. die regulierte Donau nach Stadlau; hier Teilung einerseits nach Brünn-Prag Bodenbach, anderseits nach Preßburg-Budapest, außerdem eine Linie über Bruck an der Leitha nach Budapest); [* 6]
die Südbahn (Bahnhof gleichfalls vor der Belvederelinie, Frachtenbahnhof in Matzleinsdorf, Linie nach Triest); [* 7]
die westliche Staatsbahnlinie (Bahnhof vor der Mariahilfer Linie, mit Werkstätten etc.; Linie nach Linz, [* 8] Salzburg [* 9] und Passau, [* 10] Verbindungsbahn von Penzing an die Donau bei Kaiser-Ebersdorf);
die Staatsbahnlinie Wien-Prag (Bahnhof an der Nußdorfer Linie, Bahnlinie über Gmünd [* 11] nach Eger [* 12] und Prag); [* 13]
die Österreichische Nordwestbahn (Bahnhof in der Leopoldstadt, Linie über Znaim und Deutsch-Brod, einerseits nach Kolin, [* 14] Prag und Tetschen, anderseits nach Pardubitz und Mittelwalde, mit mehrfachen Abzweigungen, große Donaubrücke);
die Wien-Pottendorf-Wiener-Neustädter Bahn (im Betrieb der Südbahn, von der sie bei Meidling abzweigt);
die Wiener Verbindungsbahn (vom Nordbahnhof zur Südbahn nach Meidling, von da nach Penzing und Hütteldorf);
die Donauuferbahn (von der Staatsbahnlinie bei Nußdorf ausgehend, mit einer Brücke [* 15] über den Donaukanal, dann längs der regulierten Donau bis Kaiser-Ebersdorf);
die Wien-Aspanger Bahn (mit Bahnhof bei der St. Marxer Linie).
Außerdem ist noch die Zahnradbahn (System Rigi) von Nußdorf auf den Kahlenberg zu erwähnen. Eine wichtige Handelsstraße bildet für Wien die Donau, namentlich seit der 1868-81 erfolgten Regulierung des Strombettes bei Wien. Hiernach wurde das Wasser der Donau (mit Ausnahme des Wiener Donaukanals) in Einem Normalbett konzentriert. Das Strombett ist aus zwei Teilen zusammengesetzt, nämlich je einem für die gewöhnlichen Wasserstände und für die Hochwasser, für letztere mittels in entsprechender Entfernung von den Ufern des Hauptbettes aufgeführter Dämme. Im freien Land schließt sich an das Normalbett beiderseits das Hochwasserbett an. Bei Wien liegt am rechten Ufer das Bett [* 16] für die gewöhnliche Wasserhöhe, am linken Ufer hingegen das Bett für die Hochwasser in seiner ganzen Ausdehnung. [* 17]
Die Breite [* 18] des Hauptbettes beträgt (für mittlern Wasserstand) 285 m, die des Nebenbettes dagegen 474 m, die Gesamtbreite des Hochwasserprofils somit 759 m. Das neue Strombett wurde in seiner ganzen Länge, Breite und Tiefe vollständig ausgehoben und ausgebaggert. Um die Stadt vor Überschwemmung zu schützen, wurde gleichzeitig eine nach dem vom Ritter v. Engerth entworfenen Projekt ausgeführte Absperrvorrichtung (Schwimmthor oder Sperrschiff) bei der Einmündung des Donaukanals bei Nußdorf errichtet.
In dem neuen rechten konkaven Stromufer von der Abzweigung des Donaukanals bei Nußdorf bis zur Einmündung desselben in die Donau ist ein 13,276 m langes und 53 m breites Landungsufer (mit einem Flächenmaß von 704,944 qm) hergestellt worden, an welchem Landungsplätze mit ca. 1900 m langen Kaimauern mit Landungsstiegen und Kränen errichtet wurden. Alle diese Landungsplätze sind durch die Donauuferbahn untereinander sowie mit den in Wien einmündenden Eisenbahnen in unmittelbare Verbindung gebracht. Am untern Ende der Stromkorrektion ward zwischen dem neuen Stromlauf und dem verlängerten Wiener Donaukanal ein Winterhafen hergestellt. In seinem wichtigsten Teil, der Eröffnung des neuen Donaudurchstichs, wurde das Werk der Donauregulierung bereits im J. 1875 vollendet. Auf der unterhalb Wien gelegenen Strecke von Albern und Fischamend ist die Regulierung im J. 1881 vollendet worden, womit das Regulierungswerk in dem 1868 gestellten Umfang zum Abschluß ¶
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gebracht wurde. Die Gesamtkosten desselben bezifferten sich mit Hinzurechnung der Kosten für die Einlösung, Anschüttung und Wertserhöhung der im frühern Überschwemmungsrayon gewonnenen Gründe, dann für den Bau der einen Donaubrücke auf rund 32 Mill. Gulden. Seither wurde jedoch eine Fortsetzung des Unternehmens in Angriff genommen und zwar einerseits von Wien aufwärts bis zur Mündung der Isper in die Donau und abwärts von Fischamend bis an die Landesgrenze bei Theben.
Ein andres Regulierungsobjekt, bei welchem aber zunächst die sanitären Rücksichten in den Vordergrund treten, bildet der Wienfluß. Bei kleinem Wasserstand verursacht dieser Fluß, in welchen außerhalb der Stadt Kanäle münden und in welchen zahlreiche Fabriken ihre Abfälle leiten, gesundheitsschädliche Ausdünstungen. Nach dem neuesten Projekt soll das Wienbett im Gemeindegebiet von Wien bis zum Stadtpark überwölbt und auf dem dadurch gewonnenen Grund ein Boulevard gebaut, auch sollen bei Weidlingau Reservoirs zur Aufnahme der Hochwasser hergestellt werden. Als Verkehrsweg ist endlich noch der Wiener-Neustädter Schiffahrtskanal zu erwähnen, welcher 1797-1804 als Anfangsstrecke eines längern Kanalzugs, dessen weitere Ausführung jedoch unterblieb, erbaut wurde. Er führt, 64 km lang, von Wiener-Neustadt nach Wien, wo er nahe der St. Marxer Linie endigt, hat 40 Kammerschleusen und wird von der Leitha und dem Kehrlich gespeist.
Für den lokalen Verkehr innerhalb der Stadt und in den Vorstädten, Vororten und Umgebungen Wiens dient eine große Zahl von Lohnfuhrwerken und zwar (1888) 954 Zweispänner oder Fiaker, 1220 Einspänner oder Komfortabels, 667 Stellwagen auf öffentlichen Standplätzen und 233 Linienwagen. Wesentlich verbessert wurden die Verkehrsverhältnisse durch die 1865 entstandene Pferdebahn (Wiener Tramway), die aus einer geschlossenen Linie um die innere Stadt mit Abzweigungen zum Nordwestbahnhof, Augarten, Franz Josephs-Bahnhof, nach Döbling und Währing, Hernals-Dornbach, durch die Josephstädter und Lerchenfelder Straße, nach Penzing, Meidling, zur Matzleinsdorfer Linie, zur Südbahn und nach Favoriten, über den Rennweg und die Landstraße nach Simmering und zum Zentralfriedhof, zur Sophienbrücke, zum Praterstern, endlich vom Praterstern zur Rotunde, zu den städtischen Bädern und in die Brigittenau besteht, zusammen in einer Ausdehnung von 62 km. Seit 1872 besteht noch eine zweite, die neue Wiener Tramwaygesellschaft, welche eine Linie vom Opernring nach Meidling (von da Dampftramway nach Neudorf), ferner eine Linie vom Schottenring nach Nußdorf (von da Dampftramway zum Bahnhof der Kahlenbergbahn), ferner mehrere Pferdebahnlinien in den Vororten, zusammen 36,8 km, angelegt hat.
Die Personenfrequenz der beiden Pferdebahnunternehmungen betrug 1888 ca. 50 Mill., die Zahl der Wagen 880. Dem Verkehr zwischen Wien und der Umgebung dienen außerdem die Dampftramways von der Hundsturmer Linie über Schönbrunn nach St. Veit und Mödling, dann von der Stephaniebrücke über Floridsdorf nach Stammersdorf und Groß-Enzersdorf (45,4 km), ferner die auf dem Donaukanal verkehrenden Lokalboote und die von den Bahnhöfen nach den nächsten Eisenbahnstationen in kurzen Zwischenräumen abgehenden Lokalzüge, endlich die Transportgesellschaft für den Güterverkehr. Übrigens fehlte es nicht an Projekten, die Verkehrsverhältnisse, namentlich durch den Bau einer Stadtbahn, zu verbessern.
Dem hoch entwickelten Post- und Telegraphenverkehr dienen in der Stadt und Umgebung 55 ärarische und 19 nichtärarische Postämter. Für den Betrieb des Staatstelegraphen bestehen in Wien 43 und in der nächsten Umgebung 16 Telegraphenstationen. Hierzu kommt noch die Privattelegraphengesellschaft, welche in Wien 101 Stationen unterhält. Die pneumatische Post wurde 1875 eingeführt, umfaßt 19 Stationen und hat eine Rohrleitung von 22,4 km Länge. Für den Telephonverkehr bestehen die ärarischen Leitungen nach Brünn, Baden, [* 20] Vöslau, Wiener-Neustadt und Reichenau, dann die Anlagen der Privattelegraphengesellschaft, zusammen mit 485 km langen Leitungen und 1204 Stationen.
Wohlthätigkeits- und Sanitätsanstalten.
Wien ist außerordentlich reich an Humanitäts- und Wohlthätigkeitsinstituten aller Art. Hierzu gehören: das bereits erwähnte Armenversorgungshaus im 9. Bezirk, mit einem Belegraum für 1680 Personen;
das Bürgerversorgungshaus, gleichfalls im 9. Bezirk (für 540 Personen);
4 städtische Versorgungshäuser außerhalb der Stadt (in den Orten Mauerbach, Ips, Liesing und St. Andrä);
6 Grundarmenhäuser in den Vorstädten, welche aus besondern Stiftungen dotiert sind;
das Asyl- und Werkhaus im 10. Bezirk (für 700 Personen);
ein Greisenasyl, 2 Kinderasyle, ein Männer- und ein Frauenasyl;
ein Mädchenrettungshaus;
die Gebär- und Findelanstalt in der Josephstadt (bereits 1784 gestiftet), welche jedoch für die Mehrzahl der Kinder nur Durchgangsstation ist, indem dieselben in die Privatkost auf das Land gegeben werden;
2 Knabenbeschäftigungsanstalten;
die Marienanstalt zur Erziehung armer Waisen- und Dienstmädchen;
das k. k. Invalidenhaus;
das k. k. Taubstummen- und das Blindeninstitut;
die 6 städtischen Waisenhäuser (für je 100 Kinder);
die 14 Volksküchen und 10 Suppen- und Theeanstalten;
der Wärmestubenverein;
52 Kinderbewahranstalten und Kindergärten und 7 Krippen, die Kaiser Franz Joseph-Stiftung zur Unterstützung des Kleingewerbes, der Verein für Arbeitsvermittelung, der Verein zur Unterbringung von Lehrlingen, das k. k. Versatzamt, die Gesellschaft vom Roten und Weißen Kreuz, [* 21] die Freiwillige Rettungsgesellschaft, dann mehrere Frauenwohlthätigkeits- u. Studentenunterstützungsvereine, Rentenanstalten, Pensionsinstitute, Leichenbestattungsvereine und andre Wohlthätigkeits- und Humanitätsvereine.
Obwohl an Sanitätsanstalten keineswegs arm ist, so stellt sich doch bei der raschen Zunahme der Bevölkerung [* 22] die Notwendigkeit einer weitern Vermehrung derselben heraus. Allgemeine Spitäler gibt es eigentlich nur vier: das allgemeine Krankenhaus [* 23] (1784 gegründet, mit 2000 Betten und den Kliniken der Universität), das Spital auf der Wieden (1841 gegründet, seit 1851 Staatsanstalt, mit 630 Betten), das Spital der Rudolf-Stiftung (seit 1864, mit 860 Betten) und das Spital an der Triester Straße (1888 zum Teil eröffnet).
Ausschließlich für das männliche Geschlecht dient das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder (1614 gegründet, mit 232 Betten). Ausschließlich für das weibliche Geschlecht bestimmt sind die Spitäler der Elisabethinerinnen auf der Landstraße, der Barmherzigen Schwestern in Gumpendorf mit Filialanstalt in der Leopoldstadt und der Schwestern des heil. Franz von Assisi in Margarethen. Öffentliche Sanitätsanstalten, die nur gewisse Klassen von Kranken aufnehmen, sind außerdem: das Kommunal-Epidemiespital, die beiden Garnisonspitäler, das Priester-, Kranken- und Defizienteninstitut, das Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft, das ¶