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angebaut wurden. Der älteste Teil ist der sogen. Schweizerhof aus dem 13. Jahrh., gegen den Franzensplatz zu, im 16. Jahrh. umgestaltet;
die südwestliche Seite dieses Platzes bildet der Leopoldinische Trakt, zu Ende des 17. Jahrh. vom Kaiser Leopold I. neu aufgebaut, 1804 mit einem Anbau, dem Rittersaal, versehen;
an diesen Trakt schloß sich weiter unter Kaiser Joseph I. der dem Schweizerhof gegenüberliegende Amalienhof an.
Kaiser Karl VI. beauftragte Fischer von Erlach mit dem Entwurf eines Neubaues der östlich gelegenen Teile;
jedoch kamen nur einzelne Teile des Entwurfs zur Ausführung, so der gegenwärtig den schönsten Teil der Hofburg bildende Reichskanzleipalast (die nordöstliche Seite des Franzensplatzes, gegenwärtig mit der Wohnung des Kaisers Franz Joseph I.), mit zwei Durchfahrten und Herkulesgruppen aus Sandstein von Mathielly, ferner die unvollendet gebliebene Rotunde gegen den Michaelerplatz mit mächtigem Kuppelbau, die prachtvolle Winterreitschule und die Hofbibliothek am Josephsplatz. An letztere, welche von einer achteckigen Kuppel mit Skulpturengruppe (Minerva, Atlas, [* 2] Tellus) gekrönt wird und einen glänzend dekorierten, 78 m langen, 17 m breiten Büchersaal mit Marmorstatuen österreichischer Regenten enthält, schließen sich zwei Seitenflügel an, von denen der eine (1767 erbaut) die Redoutensäle enthält.
Hinzu kamen in späterer Zeit einige Zubauten, darunter das 1889 demolierte alte Burgtheater. Von der 1449 im gotischen Stil erbauten Burgkapelle hat sich nur der Chorschluß erhalten. In neuester Zeit wird nach den von Semper und Hasenauer entworfenen Plänen ein Neubau der Hofburg und zwar zunächst ein Flügel auf dem äußern Burgplatz vor dem Kaisergarten ausgeführt. Zu den Gebäuden für den kaiserlichen Hof [* 3] gehören außerdem: die kaiserlichen Stallungen in der Hofstallstraße, der Hofburg gegenüber (1725 teilweise nach dem Entwurf Fischers von Erlach gebaut, mit zwei Seitenflügeln von 1825), mit großer Reitschule, sehenswertem Marstall, Jagd- und Sattelkammer;
dann das Lustschloß Belvedere auf der Landstraße, Rennweg (1693-1724 im Auftrag Eugens von Savoyen nach dem Entwurf von Hildebrand im Rokokostil erbaut), jetzt die Gemäldegalerie enthaltend, mit terrassenförmig ansteigendem Garten, [* 4] an dessen unterm Ende sich ein ähnlich ausgeführtes Gebäude, das untere Belvedere, mit der Ambraser und der Antikensammlung, erhebt.
Andre bemerkenswerte Paläste sind in der innern Stadt: die des Erzbischofs am Stephansplatz (1640), des Fürsten Lobkowitz am Lobkowitzplatz (1690 vom Grafen Dietrichstein in reichem Barockstil erbaut, Sitz der französischen Botschaft), des Grafen Harrach auf der Freiung (von 1689, restauriert 1845), des Fürsten Liechtenstein [* 5] in der Bankgasse (schöner Renaissancebau von Hildebrand 1694), des Fürsten Kinsky auf der Freiung (1710 von Hildebrand erbaut), des Markgrafen Pallavicini am Josephsplatz (1784 von Hohenberg erbaut, mit kolossalen Karyatiden [* 6] von Zauner), des Erzherzogs Albrecht auf der Augustinerbastei (alter Palast von 1804) und in der Albrechtsgasse (neuer Palast von 1863), beide durch einen bedeckten Gang [* 7] verbunden, des Herzogs von Koburg [* 8] auf der Seilerstätte, des Fürsten Montenuovo in der Strauchgasse (von 1852, jetzt der Anglobank gehörig, mit schöner bronzener Reiterstatue des heil. Georg als Brunnengruppe, von Fernkorn, s. Tafel »Bildhauerkunst [* 9] VIII«, [* 10] Fig. 6), des Erzherzogs Ludwig Viktor am Schwarzenbergplatz (1865 von Ferstel in italienischer Renaissance erbaut), des Erzherzogs Wilhelm (1867 nach dem in italienische Renaissance gehaltenen Entwurf Hansens erbaut), des Grafen Larisch in der Johannesgasse (1867 von van der Nüll und Siccardsburg erbaut), des Bankiers Todesco in der Kärntner Straße (1861 von Förster im Renaissancestil erbaut, mit Fresken von Rahl), der ehemals freiherrlich Sinasche Palast am Hohen Markt (restauriert von Hansen, mit Fresken von Rahl) u. a. In den Vorstädten befinden sich: der Gartenpalast des Fürsten Liechtenstein im Alsergrund (1712 nach dem Entwurf von Martinelli erbaut, einen gewölbten Saal mit 18 Marmorsäulen und Fresken einschließend, jetzt mit der fürstlichen Gemäldegalerie), der stattliche neue Palast desselben Fürsten an der Nordseite des Parks (von Ferstel erbaut), der Sommerpalast des Fürsten Schwarzenberg am Rennweg (1706 von Fischer von Erlach im Auftrag des Fürsten Mansfeld erbaut, im Innern reich ausgestattet), der Palast der ungarischen Leibgarde in der Hofstallstraße (1730 von Fischer von Erlach im Auftrag des Fürsten Trautson erbaut, mit reichem [* 1] Figurenschmuck), der Palast des Fürsten Auersperg im 8. Bezirk (1724 von Fischer von Erlach erbaut), die Villa Metternich, das Gebäude der deutschen und der englischen Botschaft, das Palais Nassau, sämtlich am Rennweg und in der Reisnerstraße, die beiden Rothschildschen Palais auf der Wieden u. a. Hervorragende Bauwerke sind ferner mehrere Gebäude für höhere Behörden und zwar: das Ministerium des kaiserlichen Hauses und des Äußern am Ballhausplatz (von 1767), mit reich und geschmackvoll dekorierten Empfangsälen;
das Ministerium des Innern in der Wipplinger Straße (1716 von Fischer von Erlach als Gebäude der böhmisch-österreichischen Hofkanzlei erbaut), mit bedeutender Fassade;
das Finanzministerium in der Himmelpfortgasse (1703 von Fischer von Erlach als Palast des Prinzen Eugen von Savoyen im Barockstil erbaut), mit reicher Fassade, drei Portalen, schönem Vestibül und Treppenhäusern;
das Gebäude der niederösterreichischen Statthalterei in der Herrengasse (1845-47 erbaut), im Innern einen mit Fresken von Kupelwieser ausgestatteten Festsaal enthaltend;
das niederösterreichische Landhaus in der Herrengasse (von 1838, mit älterm rückwärtigen Trakt von 1513, den großen, mit Fresken geschmückten Saal umfassend);
das Gebäude der Finanzlandesdirektion und des Hauptzollamtes auf der Landstraße (1841-47 erbaut);
das Gebäude des technisch-administrativen Militärkomitees am Getreidemarkt (1863 erbaut);
das neue große Generalkommandogebäude in der Alserstraße, gegenüber der Votivkirche (1875 vollendet), mit großem Hof, am Portal mit Atlanten von Pilz; [* 11]
das neue Telegraphengebäude in der Wipplinger Straße (1873 vollendet);
das alte Rathaus in der Wipplinger Straße (1455 umgebaut, wiederholt restauriert), im Innern mit vorzüglichen Stuckarbeiten, im Hof mit schönem Reliefbrunnen von Donner, dann der Salvatorkapelle mit schönem Renaissanceportal und seit 1867 mit neuem Turm; [* 12]
das bürgerliche Zeughaus am Hof (von 1732), mit [* 1] Figurengruppe der Fassade von Mathielly.
Das hervorragendste öffentliche Gebäude ist gegenwärtig das neue Rathaus (s. Tafel), von Fr. Schmidt auf dem Rathausplatz auf einer Fläche von 19,592 qm 1872-83 ausgeführt. Das fünfgeschossige Gebäude enthält im Innern einen großen Haupthof und sechs Nebenhöfe. Die gegen die Ringstraße gewendete Vorderseite enthält im Hauptgeschoß den großen Festsaal, welchem eine doppelte offene Loggia vorgelegt ist, im Erdgeschoß die sogen. Volkshalle. Der 98 m hohe Turm tritt frei heraus und ¶
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ist mit einem Standartenträger gekrönt. Der ganze Mittelbau ruht auf einer breiten Freitreppe, hinter welcher sich Arkaden hinziehen. Von den Räumen des Innern ist außer dem Festsaal insbesondere der Sitzungssaal des Gemeinderats an der rückwärtigen Fassade zu erwähnen. Sämtliche äußere Fassaden sind in Haustein ausgeführt. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 14 Mill. Guld. Die südliche Seite des Rathausplatzes nimmt das 1883 vollendete neue Parlamentsgebäude ein, welches nach dem Entwurf Hansens im klassischen griechischen Stil erbaut ist.
Der Bau ist mit Skulpturwerken (darunter die schöne Zentralgiebelgruppe: der Kaiser, die Verfassung erteilend, umgeben von den allegorischen Figuren der Kronländer, von Hellmer, Quadrigen von Pilz etc.) reich ausgestattet. Von der Ringstraße führt zum Gebäude eine Rampe, von welcher man in die prachtvolle, mit einer Doppelreihe von Marmorsäulen geschmückte Halle [* 14] gelangt. Zur Rechten befinden sich die Räume des Abgeordneten-, zur Linken die des Herrenhauses, darunter die schönen, mit Gemälden von Eisenmenger und Griepenkerl geschmückten, elektrisch beleuchteten Sitzungssäle, ferner die Beratungssäle der Kommissionen, die Büreaus der Präsidenten, Minister etc. Gegenüber dem Parlamentsgebäude erhebt sich auf der nördlichen Seite des Rathausplatzes das neue Universitätsgebäude (nach dem Entwurf von Ferstel 1874-84 im Renaissancestil erbaut), mit schönem Festsaalbau an der Fassade gegen die Ringstraße (Giebelgruppe von Tautenhayn), großem Stiegenhaus mit dem Standbild des Kaisers Franz Joseph (von Zumbusch), weitem Arkadenhof und mustergültiger Bibliothekanlage.
Rückwärts vom Parlamentsgebäude erhebt sich auf dem Reichsratsplatz der von Wielemans 1875-81 erbaute Justizpalast (s. Tafel) im deutschen Renaissancestil, mit Freitreppe (zwei schöne sitzende Löwen), [* 15] prachtvollem, als Stiegenhaus dienendem Zentralraum (darin eine Justitia von Hellmer). Eine zweite bedeutsame Gruppe von öffentlichen Gebäuden bilden die neuen Hofmuseen (das kunsthistorische und das naturhistorische) am Burgring, welche nach den von Semper und Hasenauer entworfenen Plänen 1872-86 ausgeführt worden sind.
Beide einander gegenüberstehende, durch eine Gartenanlage, in welcher sich das großartige Maria Theresia-Denkmal erhebt, getrennte Gebäude sind in der äußern Architektur identisch, im Renaissancestil gehalten und mit je einer dominierenden Kuppel, auf welcher sich die bronzenen Kolossalstatuen der Pallas Athene [* 16] und des Helios [* 17] von Benk erheben, gekrönt und mit plastischen Werken, darunter die schöne, die Kunstindustrie darstellende [* 13] Figur von Kundmann an der Südostfassade des kunsthistorischen Museums (s. Tafel »Bildhauerkunst X«, [* 18] Fig. 6) sowie zahlreiche Standbilder von Künstlern und Forschern auf den Dachbrüstungen, geschmückt. Im Innern werden namentlich die Treppenhäuser mit Fresken hervorragender österreichischer Maler (Canon, Munkacsy, Ruß u. a.) ausgestattet.
Bemerkenswerte Gebäude für Unterrichtszwecke sind, abgesehen von der oben erwähnten Universität und den sonstigen zerstreuten Gebäuden für die medizinischen und naturhistorischen Spezialinstitute, das chemische Laboratorium in der Währinger Straße (1871 von Ferstel erbaut), ein Ziegelrohbau mit Medaillons, Sgraffiten etc.;
das neue anatomische Gebäude in der Währinger Straße;
die technische Hochschule auf der Wieden (1815 erbaut, seitdem durch neue Trakte und Stockwerke erweitert);
die Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz (von Hansen im Renaissancestil erbaut und 1877 vollendet), mit Kopien antiker Figuren in Nischen an der Fassade, im Innern mit schönem Gipsmuseum etc.;
die Handelsakademie in der Akademiestraße (1862 nach dem Entwurf von Fellner erbaut), mit statuengeschmückter Fassade;
das Militär-Tierarzneiinstitut;
die Theresianische Ritterakademie in der Favoritenstraße (ehemals kaiserliches Lustschloß, 1747 unter der Kaiserin Maria Theresia der von ihr gegründeten Akademie eingeräumt);
die technische Militärakademie in der Mariahilfer Straße;
die ehemalige medizinisch-chirurgische Akademie Josephinum;
mehrere Mittelschulgebäude, darunter das akademische Gymnasium in der Stadt (1863-66 von Fr. Schmidt im gotischen Stil erbaut);
das evangelische Schulgebäude in der Wiedener Hauptstraße (1859 von Hansen im italienischen Renaissancestil in Ziegelrohbau hergestellt) u. a. Hervorragende Gebäude für Sammlungen, für musikalische und andre Produktionen sind außer den oben erwähnten Hofmuseen: das österreichische Museum für Kunst und Industrie am Stubenring (1871 von Ferstel in italienischer Renaissance im Ziegelrohbau vollendet, s. Tafel), mit Sgraffitomalerei und Majolikamedaillons, prachtvollem Arkadenhof mit Vestibül und Haupttreppe, hieran anstoßend die Kunstgewerbeschule;
das Musikvereinsgebäude in der Lothringer Straße (1869 von Hansen im Charakter der italienischen Renaissance vollendet);
der Kursalon im Stadtpark (1867 vollendet), in reichem italienischen Renaissancestil gehalten;
das Gebäude der Gartenbaugesellschaft am Parkring, mit einem großen und zwei kleinern Sälen (sogen. Blumensäle), zu Ausstellungen, Konzerten, Bällen etc. benutzt.
Architektonisch bedeutende Theatergebäude sind die beiden Hoftheater. Das Hofopernhaus am Opernring wurde von van der Nüll und Siccardsburg 1861-69 erbaut und eröffnet (Gesamtkosten ca. 6 Mill. Guld.). Es enthält ein prachtvolles Vestibül und Treppenhaus, große, zweckmäßig eingerichtete und elektrisch beleuchtete Bühnen- und Zuschauerräume (letztere für 2352 Personen), ein reich ausgestattetes Foyer, eine offene Loggia und reiche künstlerische Ausstattung (Bronzefiguren in der Loggia von Hähnel, Vorhanggemälde von Rahl und Laufberger, Wandgemälde in der Loggia von Schwind u. a.). Das Hofburgtheater am Franzensring (s. Tafel) wurde nach den Plänen von Semper und Hasenauer erbaut und 1888 vollendet. Es ist ein schöner, im Renaissancestil gehaltener Bau mit zwei Seitenflügeln, welche die prachtvollen Treppenhäuser enthalten, reich ausgestattetem, gleichfalls elektrisch beleuchtetem Zuschauerraum (für 1200 Personen), schönem Foyer mit Loggia und einer mit den neuesten technischen Einrichtungen versehenen Bühne.
Von den Kunstwerken, mit welchen das Theater [* 19] geschmückt ist, sind der einen Bacchuszug vorstellende Fries an der Hauptfassade von Weyr, der diese Fassade krönende Apollo von Kundmann, die Deckengemälde in den Stiegenhäusern, im Foyer und im Zuschauerraum von Charlemont, Klimt, Matsch, Karger etc., die Statue der Klytia von Benk u. a. zu erwähnen. Andre Theater sind: das Theater an der Wien [* 20] (1845 umgestaltet, für 1780 Personen);
das Carl-Theater (1847 nach den Plänen von van der Nüll und Siccardsburg neugebaut, für 1832 Personen), mit Figuren von H. Gasser an der sonst einfachen Fassade;
das deutsche Volkstheater in der Bellariastraße (1887-89 von Fellner und Helmer erbaut);
das ehemalige Wiener Stadttheater (nach der durch Brand erfolgten Zerstörung des Innern seit 1888 zu einem Vergnügungsetablissement eingerichtet). ¶