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einem Flächeninhalt von 50 Hektar (von Joseph II. 1775 dem Publikum geöffnet). Der Prater ist ein umfangreicher, aus Laubholz bestehender Lustwald (1712 Hektar groß) mit schönen Wiesengründen und alten Bäumen, auf der Insel zwischen dem Donaukanal und der Großen Donau liegend. Er bestand als Tierpark bereits im 16. Jahrh. und wurde 1766 von Kaiser Joseph II. dem Publikum geöffnet. Zwei große, vom Praterstern strahlenförmig ausgehende Alleen teilen den Prater fächerförmig in drei Teile.
Die von einer Reitallee und Promenadenwegen eingefaßte Hauptallee ist der Sammelplatz der vornehmen Welt und Schauplatz der Praterfahrten; sie führt eine Stunde weit zum sogen. Lusthaus und zur Freudenau (dem Wiener Pferderennplatz). Der Prater enthält mehrere Vergnügungsetablissements, Kaffeehäuser und Restaurationen. Der sogen. Volks- oder Wurstelprater ist mit seinen Wein- und Bierschenken, Schaubuden, Marionettentheatern, Karussellen etc. namentlich an Sonn- und Feiertagen der Hauptsammelpunkt der untern Klassen, wo sich das Wiener Volksleben in seiner ganzen Eigentümlichkeit entwickelt.
Von der Weltausstellungshalle des Jahrs 1873 ist die aus Eisen [* 2] konstruierte Rotunde von 100 m Durchmesser nebst dem umgebenden Hallenviereck stehen geblieben, welche auch seither als Ausstellungsraum dient. Nördlich hiervon befindet sich das Wiener städtische Lagerhaus, östlich der Trabrennplatz. Privatgärten, deren Besuch dem Publikum gestattet ist, sind der fürstlich Schwarzenbergsche im 3. und der fürstlich Liechtensteinsche im 9. Bezirk. Auch der botanische Garten [* 3] am Rennweg ist ein nicht bloß von Studierenden besuchter Park. Beschränkt ist der Zutritt zu dem k. k. Hofgarten an der Südseite des äußern Burgplatzes, mit der Reiterstatue Franz' I., Gemahls der Kaiserin Maria Theresia, und schönem Blumensaal.
Von öffentlichen Denkmälern sind zu nennen: die Mariensäule am Hof [* 4] (1667 zu Ehren der unbefleckten Empfängnis Mariä errichtet);
die Dreifaltigkeitssäule am Graben (1679 im Auftrag Kaiser Leopolds I. beim Erlöschen der Pest nach dem Entwurf von Burnaccini ausgeführt), 21 m hoch;
das Votivdenkmal auf dem Hohen Markt, von Corradini im Auftrag Karls VI. 1732 ausgeführt, die Vermählung Mariä unter einem korinthischen Tempel [* 5] darstellend;
die Reiterstatue des Kaisers Joseph II. in der Gewandung eines römischen Imperators am Josephsplatz (von Zauner 1806), mit Reliefs, Bronzemedaillons und Erzfiguren;
das Denkmal des Kaisers Franz I. auf dem Franzensplatz (nach dem Entwurf von Marchesi 1846 ausgeführt);
die kolossalen Reiterstatuen des Erzherzogs Karl, des Siegers von Aspern, [* 6] und des Prinzen Eugen von Savoyen auf dem äußern Burgplatz (von Fernkorn 1860-65 ausgeführt);
das Denkmal Ressels, des Erfinders der Schiffsschraube, vor dem Polytechnikum (von Fernkorn 1863);
das Reiterdenkmal des Fürsten Schwarzenberg, des Heerführers der Verbündeten 1813-14 (nach dem Entwurf von Hähnel auf dem Schwarzenbergplatz 1867 errichtet);
das Schubertdenkmal in karrarischem Marmor, von Kundmann modelliert (1872 vom Wiener Männergesangverein im Stadtpark errichtet);
das Schillerdenkmal auf dem Schillerplatz (von Schilling 1876 hergestellt);
die Porträtbüste des ehemaligen verdienten Bürgermeisters Zelinka (im Stadtpark 1877 errichtet);
das schöne Beethovendenkmal am Platz vor dem akademischen Gymnasium, von Zumbusch in Erz 1880 vollendet.
Das großartigste Denkmal ist das 1888 vollendete Denkmal der Kaiserin Maria Theresia, auf dem Platz zwischen den Hofmuseen, von Zumbusch, mit der sitzenden Statue der Kaiserin, vier Reiterstatuen der Heerführer Laudon, Daun, Khevenhüller und Traun und figurenreichen Reliefs. Aus jüngster Zeit stammen noch das Denkmal Wilhelms V. Tegetthoff am Praterstern, von Kundmann, bestehend aus einer durch Schiffsschnäbel gegliederten 11 m hohen Granitsäule, welche das Bronzestandbild des Siegers von Lissa [* 7] trägt, und Gruppen der Bellona und Nike; [* 8]
das Grillparzerdenkmal im Volksgarten, von Kundmann in Marmor ausgeführt, mit Reliefs von Weyr an der Innenseite einer bogenförmigen, schön gegliederten Mauer;
das Haydndenkmal vor der Mariahilfer Kirche, von Natter;
das Denkmal des Feldmarschalls Grafen Radetzky, von Zumbusch, am Hof.
Projektiert sind noch Denkmäler von Mozart, Goethe, Grün und Lenau und des Bürgermeisters Liebenberg. Zu den öffentlichen Denkmälern gehören auch mehrere monumentale Brunnen, [* 9] wie: der Brunnen am Franziskanerplatz, mit Statue des Moses (1798);
der Brunnen in der Alserstraße (1810);
die beiden Brunnen am Graben (1804);
der Brunnen am Neuen Markt, mit herrlichen Figuren von Raphael Donner (1638), welche, ursprünglich in Blei [* 10] gegossen, durch bronzene Kopien ersetzt worden sind;
der Brunnen auf der Freiung, von Schwanthaler (1846);
der Brunnen mit dem sogen. Gänsemädchen, von Wagner (1865), in der Babenberger Straße;
der Albrechtsbrunnen an der Rampe unter dem Palast des Erzherzogs Albrecht (1869), mit Marmorgruppen von Meixner u. a. Zu den Monumenten sind auch zu rechnen: das äußere Burgthor (unter Franz I. von Nobile im dorischen Stil erbaut), das schon erwähnte Franz Josephs-Thor (von 1848), endlich der Theseustempel (1823 von Nobile nach dem Muster des gleichnamigen Tempels in Athen [* 11] errichtet), Canovas schöne Gruppe: die Besiegung des Minotaurus [* 12] durch Theseus enthaltend.
Wien [* 13] besitzt innerhalb der Linien 31 größtenteils eiserne Brücken über die Donau, den Donaukanal und den Wienfluß. Über den Donaukanal führen: die Brigittenbrücke, die Augarten- oder Maria Theresia-Brücke (eiserne Hängebrücke mit vier Granitpfeilern und Figuren, 1873), die Stephaniebrücke (eine an Stelle des Karlskettenstegs 1885 erbaute schöne eiserne Brücke), [* 14] die Ferdinandsbrücke (eiserne Brücke, 1819), die Aspernbrücke (Kettenbrücke zur Verbindung der Ringstraße mit der Praterstraße, mit vier Löwen [* 15] und vier Figuren: Ruhm, Krieg, Friede, Wohlfahrt, 1864), die Franzensbrücke (Kettenbrücke, 1848), die Sophienbrücke (eiserne Brücke, 1872), endlich die Kaiser Josephs-Brücke (eiserne Brücke, 1872). Über die Wien führen die neue Schlachthausbrücke, die Nevillebrücke, die Reinprechtsdorfer Brücke, die Pilgrambrücke, die neue Magdalenenbrücke, die Rudolfsbrücke (Kettenbrücke von 1828), die Leopoldsbrücke, der Schikaneder-Kettensteg, die Elisabethbrücke (steinerne Brücke mit Marmorstatuen von Herzog Heinrich Jasomirgott, Leopold dem Glorreichen, Rudolf IV., dem Stifter, Rüdiger von Starhemberg, Bischof Kollonits, Niklas Salm, Joseph von Sonnenfels und Fischer von Erlach, 1854), die Schwarzenbergbrücke (steinerne Brücke, 1864), die Tegetthoffbrücke (eiserne Bogenbrücke, 1872), die Karolinenbrücke (eiserne Brücke, 1857), die Stubenbrücke (bereits 1400 als steinerne Brücke erbaut in neuerer Zeit bedeutend verbreitert), der Zollamtssteg und die Radetzkybrücke (steinerne Brücke am Einfluß der Wien in den Donaukanal, 1855). Über die regulierte ¶
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Donau führen zwei große Straßenbrücken: die Franz Josephs-Brücke in der Richtung von der Taborstraße gegen Floridsdorf (vollendet 1875) und die Rudolfsbrücke in der Verlängerung [* 17] der Praterstraße und Schwimmschulallee mit der Richtung gegen Kagran (1028 m lang, 1876 vollendet). Außerdem führen über die Donau drei große Eisenbahnbrücken der Nordwestbahn, Nordbahn (auch für Fußgänger) und der Staatseisenbahn (letztere bei Stadlau), ferner über den Donaukanal die Brücke der Donauuferbahn (bei Nußdorf), die Brücke der Wiener Verbindungsbahn (Kettenbrücke) und der Staatseisenbahn (bei Simmering).
Kirchliche Bauwerke.
Wien hat über 50 katholische, eine griechisch-unierte, 3 griechisch-nichtunierte und 3 protestantische Kirchen, 3 öffentliche und mehrere Privatsynagogen und zahlreiche Kapellen. Unter den 20 Kirchen der innern Stadt ist die Domkirche zum heil. Stephan, obwohl ein Turm [* 18] unvollendet ist, doch eins der ausgezeichnetsten Bauwerke dieser Art. Den ersten Grund zu dieser Kirche legte Heinrich II. Jasomirgott 1144; ihre gegenwärtige Gestalt erhielt sie unter Rudolf IV. und Albrecht III. Sie ist eine in Form eines lateinischen Kreuzes aufgeführte dreischiffige Hallenkirche, 108 m lang, im Innern 27 m hoch, im Kreuzschiff 70 m breit, und umschließt einen Flächenraum von 3240 qm. Das Dach [* 19] ist mit glasierten farbigen Ziegeln gedeckt.
Von den vier Türmen des Doms sind die zwei zu beiden Seiten der Fassade stehenden, die sogen. Heidentürme, 64 m hoch. Von den beiden andern, an den Enden des Kreuzschiffs befindlichen Türmen wurde der nördliche 1579 mit einem schließenden Aufsatz versehen und hat im ganzen eine Höhe von 65 m. Der Bau des südlichen Turms wurde unter der Leitung Wenzels von Klosterneuburg begonnen, von Hans Prachatitz fortgesetzt und von Anton Pilgram 1433 vollendet. 1859 wurde die Turmspitze abgetragen und 1864 durch einen von Fr. Schmidt vollendeten Neubau ersetzt.
Gegenwärtig ist der Turm 139 m hoch. In demselben hängt eine 198 metr. Ztr. schwere Glocke, welche 1711 aus eroberten türkischen Kanonen gegossen ward. Die Turmspitze ist mit einem vergoldeten Kreuz [* 20] und Adler [* 21] geschmückt. Die Giebel an der Außenseite des Doms wurden 1853-56 von Ernst stilgemäß ausgebaut. Den Haupteingang ins Innere bildet das sogen. Riesenthor, ein interessanter Rest des ältesten Baues, im romanischen Stil. An der Südfronte befindet sich das Singerthor mit dem Grabmal von Otto Nithart Fuchs, [* 22] dem durch Anastasius Grün bekannten »Pfaffen vom Kahlenberg«, an der Nordseite das Bischofsthor.
Unter den Türmen sind zwei Kapellen angebaut, die Tauf- und Barbarakapelle; zu beiden Seiten des Riesenthors befinden sich zwei mit schönen Rosenfenstern ausgestattete Kapellen, die Kreuz- und Eligiuskapelle. Unter den Altären zeichnen sich der 1657 von Jakob Bock [* 23] vollendete Hochaltar von schwarzem Marmor mit Altarblatt der Steinigung des heil. Stephanus von Tobias Bock, der alte deutsche Flügelaltar im rechten Seitenchor und die neuen gotischen Altäre im linken Seitenchor, in der Tauf- und in der Barbarakapelle aus.
Ein Meisterwerk der Plastik ist die 1430 von A. Pilgram vollendete gotische Kanzel. Als ausgezeichnete Holzarbeiten sind die Chorstühle zu erwähnen. Unter den zahlreichen Grabmonumenten verdienen hervorgehoben zu werden: der Sarkophag [* 24] des Kaisers Friedrich III., von Nikolaus Lerch aus rotem Marmor gearbeitet und mit Statuetten, Reliefs und Ornamenten aller Art reich ausgestattet;
das Grabmal des Prinzen Eugen und des Feldmarschalls Emanuel von Savoyen in der Kreuzkapelle, das Grabmal Albrechts III. und seiner Gemahlin Elisabeth u. a. Unter dem Chor befindet sich die Kaisergruft, in welcher seit Ferdinand II. die Eingeweide [* 25] der verstorbenen Mitglieder des Kaiserhauses beigesetzt werden.
Auch ziehen sich unter der Kirche und weiter unter dem Platz, welcher im vorigen Jahrhundert noch Friedhof war, umfangreiche Katakomben hin, welche 34 große Gewölbe [* 26] bilden. Der Stephansdom wird, nachdem die Wiederherstellung der Außenseite vollendet ist, seit 1881 auch im Innern stilgemäß restauriert, zu welchem Behuf sich ein Dombauverein gebildet hat. Der alte hölzerne Dachstuhl [* 27] soll durch Eisenkonstruktion ersetzt werden. (Vgl. Tschischka, Der St. Stephansdom zu Wien, Wien 1832; Perger, Der Dom zu St. Stephan, Triest [* 28] 1854.
Von den übrigen Kirchen der innern Stadt sind folgende hervorzuheben: Die Hofpfarrkirche zum heil. Augustin (1339 vollendet, 1783 umgebaut), enthaltend eins der vorzüglichsten plastischen Kunstwerke Wiens, das Mausoleum der Erzherzogin Christine von Canova (s. Tafel »Bildhauerkunst [* 29] VI«, [* 30] Fig. 19), in der Totenkapelle die Grabmäler des Kaisers Leopold II. (von Zauner), des Feldmarschalls Daun und des Arztes van Swieten. In der anstoßenden Loretokapelle werden die Herzen der verstorbenen Mitglieder des kaiserlichen Hauses in silbernen Urnen aufbewahrt.
Die Hofpfarrkirche zu St. Michael (1220 begonnen, zu Anfang des 15. Jahrh. umgebaut), mit schlankem gotischen Turm, enthält Gemälde von Bock, Unterberger, Schnorr u. a. und außen eine Sandsteingruppe: Christus am Ölberg, von 1494. Die Minoritenkirche (italienische Nationalkirche, 1330 vollendet) hat ein gotisches Portal, ein Monument Metastasios und Raffaellis Mosaikkopie des Abendmahls von Leonardo da Vinci. Die Kirche Maria Stiegen (Maria am Gestade), welche aus dem 9. Jahrh. herstammen soll, erhielt ihre gegenwärtige Gestalt zu Anfang des 15. Jahrh. und ist eins der schönsten gotischen Baudenkmäler; sie besteht aus einem ältern, dreiseitig geschlossenen Chor, woran das einschiffige Langhaus in stumpfem Winkel [* 31] ansetzt, und hat einen 57 m hohen, in eine durchbrochene Steinkuppel ausgehenden Turm und schöne Glasmalereien.
Die Pfarrkirche zu St. Peter (1702 erbaut) ist nach dem Beispiel der Peterskirche in Rom [* 32] ein Kuppelbau mit elliptischem Grundriß und hat ein Hauptportal aus grauem Marmor. Die kleine Kirche zu St. Ruprecht ist 1436 angeblich auf dem Platz einer aus dem 11. Jahrh. stammenden Pfarrkirche erbaut. Andre Kirchen der innern Stadt sind: die Pfarrkirche der Benediktinerabtei Schotten, von Heinrich II. Jasomirgott gegründet, mit den Grabmälern des Stifters und des Grafen Rüdiger von Starhemberg, Verteidigers Wiens gegen die Türken 1683, und neuem Hochaltar von Ferstel;
die Universitäts- oder Jesuitenkirche, ein reicher, 1631 vollendeter Bau im Jesuitenstil;
die Dominikanerkirche (1639 erbaut);
das Kirchlein des Deutschen Ordens;
die Kapuzinerkirche, welche die kaiserliche Gruft enthält, worin seit Kaiser Matthias alle Glieder [* 33] des kaiserlichen Hauses beigesetzt werden, darunter die prachtvollen Grabdenkmäler der Kaiserin Maria Theresia und Franz' I. (auch Napoleons I. Sohn, der Herzog von Reichstadt, ruht in dieser Gruft).
Von den 36 Kirchen in den Vorstadtbezirken sind folgende die ausgezeichnetsten: die Karlskirche auf der Wieden (1716-37 unter Karl VI. nach Aufhören der Pest von Fischer von Erlach erbaut), mit imposanter ovaler ¶