Landschaft, 1808 Landsyndikus, bald darauf
Assessor beim holländischen Landdrostenamt und 1811 Präfekturrat. Nach der Besetzung
Ostfrieslands durch
Preußen
[* 2] 1814 auf
Wartegeld gesetzt, erhielt er 1818 seine
Stelle als Landsyndikus zurück. Er starb Unter
seinen
Schriften sind hervorzuheben: »Ostfriesische Geschichte«
(Aurich
[* 3] 1791-1817, 10 Bde.);
Auf
Reisen durch alle Teile
Deutschlands
[* 24] beförderte er die Begründung von Anstalten und
Gesellschaften aller Art zur
Erziehung,
Kranken-,
Armen- und Gefangenenpflege. Wohlthätig wirkte er aber auch auf die aristokratischen
Kreise
[* 25] ein, die seit
FriedrichWilhelms IV. Thronbesteigung die Hochkirchlichkeit in
Aufnahme brachten, indem er ihnen die
Pflichten predigte,
welche aus ihren Ansprüchen hervorgingen. Von einer
Reise nach
England 1851 zurückgekehrt, ward er von der preußischen
Regierung
beauftragt, in allen
Provinzen der
Monarchie die Zuchtanstalten und Gefängnisse zu besuchen und daran
Vorschläge für Verbesserungen
zu knüpfen; 1858 ward der bisherige
»Kandidat der
Theologie« unter Ernennung zum Oberkonsistorialrat und
vortragenden
Rat im preußischen
Ministerium des Innern mit der Abteilung des
Gefängniswesens betraut. 1872 trat er von diesen
Ämtern zurück, übernahm die Leitung des
RauhenHauses, legte aber wegen Kränklichkeit im folgenden Jahr auch diese nieder
und starb in
Hamburg. Seit 1844 gab er die
»FliegendenBlätter aus dem
RauhenHaus« heraus. Er
schrieb: »Die
innere Mission der deutschen evangelischen
Kirche« (Hamb. 1849, 3. Aufl. 1889);
»Die Behandlung der Verbrecher
und entlassenen Sträflinge« (das. 1853);
der trefflichen
Tragödie »Der Withing von
Samland« (das. 1860) und dem
Schauspiel
»Licht
[* 29] und
Schatten«
[* 30] (das. 1861) errang Wichert auf dem Gebiet des ernsten
Dramas Achtungserfolge, welche er indessen durch
die Erfolge seiner beifällig u. selbst enthusiastisch aufgenommenen
Lustspiele: »Der
Narr des
Glücks« und »Ein
Schritt vom
Wege« (»Gesammelte dramatische Werke«, das.
1873),
des
Schauspiels »Die
Frau für die
Welt« (1876; eine
Reihe andrer
Dramen sind nur als
Manuskript gedruckt)
bald weit hinter sich ließ. Wichert gehört zu den wenigen deutschen Lustspieldichtern der Gegenwart, die nicht absolut
der
Posse oder dem bloß äußerlichen
Schwank verfallen; seine
Stücke sind, ohne im höhern
Sinn poetisch zu sein, doch gesund,
lebendig, getragen von wirklich durchgeführten
Charakteren. Seine jüngsten dramatischen
Arbeiten sind
die
Lustspiele: »Der geheime
¶
»HoheGönner« (1883) und »Die Bekenntnisse einer
armen Seele« (1885) sowie ein Volksschauspiel: »PeterMunk« (1882). Von seinen Romanen und Novellen heben wir hervor: »Ein häßlicher
Mensch« (Berl. 1868, 2 Bde.);
Den Hintergrund vieler seiner Erzählungen bilden die ostpreußischen und preußisch-litauischen Volkszustände.
Auch hier zeigt sich Wichert als vorwiegend realistisches Talent, von gesunder Tüchtigkeit und solider, gleichartiger Ausführung.