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Barometerstand auf die Rückseite des Wirbels gelangt; dagegen wird umgekehrt klare Witterung in trübe übergehen, wenn ein Wirbel mit niedrigem Barometerstand an die Stelle von hohem Luftdruck tritt, oder wenn ein Wirbel auf einen vorangegangenen folgt.
Telegraph I

* 2
Telegraph.Vorherbestimmung des Wetters, Wetterberichte etc.
Aus den vorstehenden Thatsachen ergibt sich, daß alle Veränderungen des Wetters in dem innigsten Zusammenhang mit den Änderungen im Luftdruck stehen, und daß, wenn eine Vorherbestimmung des Wetters (Wetterprognose) aufgestellt werden soll, es durchaus notwendig ist, sowohl die Verteilung des Luftdrucks über einem größern Gebiet zu kennen, als auch zu wissen, wie sich dieselbe für die Zukunft gestalten wird. Wenn es in neuerer Zeit gelungen ist, wenigstens für einen kürzern Zeitraum, für die nächstfolgenden 24 Stunden, Wetterprognosen zu stellen, die im allgemeinen 80-90 Proz. Treffer ergaben, so ist das nur dadurch möglich gemacht, daß der Telegraph [* 2] in den Dienst der Meteorologie gezogen wurde und durch die Wettertelegraphie die zu einer bestimmten Zeit vorhandenen Werte der meteorologischen Elemente einer Zentralstelle mitgeteilt, von dieser gesammelt und zum Entwerfen von Wetterkarten und zum Aufstellen von allgemeinen Übersichten der Witterung (Wetterberichte) benutzt wurden.
Da die verschiedene Verteilung des Luftdrucks und die von ihr abhängige wechselnde Richtung und Stärke [* 3] der Winde [* 4] die das Wetter [* 5] hauptsächlich bestimmenden Elemente sind, so ist auch bei den Wetterkarten auf Luftdruck und Winde die meiste Rücksicht genommen. Aber auch die andern Witterungserscheinungen, als: Temperatur, Bewölkung, Regen etc., werden in diese Wetterkarten eingetragen. Die Methode der Anfertigung dieser Wetter- oder synoptischen Karten besteht darin, daß die Witterungserscheinungen, welche gleichzeitig auf einem größern Gebiet stattfinden, durch vereinbarte, allen verständliche Zeichen in eine geographische Karte eingetragen werden, um auf diese Weise ein übersichtliches Bild des Witterungszustandes zu erhalten, welches einer weitern Diskussion unterworfen werden kann.
Umgebung von Hamburg

* 6
Hamburg.Vorzüglich sind zwei Arten solcher Wetterkarten zu unterscheiden: solche, welche allein auf Grund der telegraphischen Nachrichten konstruiert werden und dem sofortigen praktischen Gebrauch, namentlich dem Ausstellen der Wetterprognosen, dienen, und solche, welche nachher mit reichhaltigerm Material angefertigt und den wissenschaftlichen, theoretischen Forschungen zu Grunde gelegt werden. Da unter allen europäischen meteorologischen Zentralinstituten die deutsche Seewarte in Hamburg [* 6] (s. Seewarte) das reichhaltigste Material bei der relativ besten Verteilung der Stationen besitzt, so mögen als Beispiel für alle ähnlichen Wetterkarten und Wetterberichte die von der deutschen Seewarte getroffenen Einrichtungen und Maßregeln dienen.
Das Gebiet, aus welchem die deutsche Seewarte ihre Morgentelegramme erhält, hat einen Radius von ca. 1000 Seemeilen und erstreckt sich nach Westen bis an die Westküste von Irland, nach S. bis Corsica [* 7] und Süditalien, [* 8] nach O. bis Moskau [* 9] und nach N. bis Bodö nördlich vom Polarkreis. Unter den 96 Stationen, welche der Seewarte telegraphische Nachrichten übermitteln, sind 28 deutsche und 68 ausländische. Die Morgentelegramme bringen nach einem vereinbarten Schema die Barometerstände, Windrichtung und Stärke, Temperatur und Bewölkung für den Abend des vorhergehenden Tags und zwar für die deutschen Stationen für 8 Uhr [* 10] abends und für die ausländischen meistens für 9, für mehrere für 6 oder 8 und vereinzelt für 7 oder 10 Uhr abends.
Außerdem sind in den Morgentelegrammen die Werte derselben Größen für 8 Uhr (beiden ausländischen Stationen zum Teil für 7 Uhr) morgens angegeben, denen noch die relative Feuchtigkeit, die Regenmenge, der vorherrschende Himmelszustand (Wolkenform) und meistens auch die Temperaturextreme für die letzten 24 Stunden hinzugefügt sind. Von diesen 96 Stationen senden endlich noch 22 (13 deutsche und 9 ausländische) die Werte der meteorologischen Elemente, die in der Morgendepesche berücksichtigt waren, auch für 2 Uhr nachmittags ein.
Nach Eintreffen der Telegramme werden diese in eine Tabelle und in eine geographische Karte eingetragen. Nach dieser werden vier Karten gezeichnet: zwei größere für 8, resp. 7 Uhr morgens des laufenden Tags und zwei kleinere für 2 Uhr nachmittags und 8 Uhr abends des vorhergehenden Tags. Von den ersten beiden Karten enthält die eine den Luftdruck, dargestellt durch die von 5 zu 5 mm fortschreitenden Isobaren (Linien gleichen Barometerstandes) für den auf 0° und das Meeresniveau reduzierten Barometerstand, sowie die Änderung des Luftdrucks in den letzten 24 Stunden durch beigeschriebene Zahlen, den Wind (Richtung und Stärke) und die Größe der Bewölkung, während in der andern die Temperatur durch die von 5 zu 5° C. fortschreitenden Isothermen, die Änderung der Temperatur in den letzten 24 Stunden, der Niederschlag und der Seegang angegeben ist.
Von den beiden kleinern, den Witterungszustand um 2 Uhr nachmittags und 8 Uhr abends des vorhergehenden Tags darstellenden Karten enthält jede die von 5 zu 5 mm fortschreitenden Isobaren, die Richtung und Stärke des Windes, den Grad der Bewölkung, die Temperatur, angegeben in ganzen Graden, und die Höhe des Niederschlags. Bei dem Eintragen der Witterungstelegramme in die Karten wird zunächst jede Station durch einen kleinen Ring bezeichnet. Ein durch die Station gelegter Pfeil gibt die Richtung des Windes an, so daß der Pfeil mit dem Wind fliegt; die Windstärke wird durch die Befiederung des Pfeils angegeben, so daß eine Fieder einen schwachen Wind und sechs Fiedern einen Orkan bedeuten (halbe Beauforts Skala, s. Wind).
Himation - Himmel

* 11
Himmel.Die Bewölkung wird durch Ausfüllung der Ringe gegeben, so daß ein unausgefüllter Ring einen wolkenlosen und ein ausgefüllter Ring einen völlig bedeckten Himmel [* 11] bezeichnet, und die Hydrometeore werden durch international vereinbarte Zeichen eingetragen, wobei Regen durch einen oder mehrere Punkte bezeichnet ist. Dabei bedeutet ein Punkt einen Regenfall in 24 Stunden von 1-5 mm, zwei Punkte von 6-10 mm, drei Punkte von 11-20 mm und vier Punkte von über 20 mm Höhe.
Wetter (Wetterkarten u

* 12
Seite 16.569.Diese Eintragung in die Karten und die Abfassung der tabellarischen Übersicht kann schon jeden Tag um 11 Uhr vormittags dem Druck übergeben werden. Nach Vervollständigung der Karten und mit Benutzung der Nachmittagsdepeschen werden, nachdem ein Wetterbericht, die allgemeine Übersicht der Witterung über Zentraleuropa für 8 (7) Uhr morgens des betreffenden Tags, zusammengestellt ist, die Aussichten für die Witterung des nächstfolgenden Tags hinzugefügt. Aus den allgemeinen Übersichten der Witterung und den Wetterkarten, welche beide verschiedenen Zeitungen telegraphisch mitgeteilt werden, werden an verschiedenen Orten mit Benutzung von lokal angestellten Beobachtungen sogen. Lokalprognosen gestellt und ebenso wie die Wetterkarten selbst und die von der Seewarte ¶
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aufgestellten Übersichten der Witterung durch eine Reihe der am meisten verbreiteten Zeitungen zur Kenntnis des Publikums gebracht.
Um das hier über die Anfertigung und Einrichtung der Wetterkarten Gesagte näher zur Anschauung zu bringen, geben wir S. 570 zwei Kärtchen, welche nach den betreffenden Wetterkarten der deutschen Seewarte vom 9. und angefertigt sind und welche überdies die Fortbewegung des das Sturmzentrum bildenden barometrischen Minimums und die Drehung des Windes um dasselbe deutlich zeigen, wonach, dem Buys-Ballotschen Gesetz (s. Wind) entsprechend, das barometrische Minimum (auf den Kärtchen mit »TIEF« bezeichnet) im O. von sich eine südliche (warme und meist regenreiche), im Westen eine nördliche (kalte und meist trockne) Luftströmung, im N. östliche und im S. westliche Winde hat. Auf den beiden Kärtchen sind die folgenden Orte als Beobachtungsstationen verzeichnet:
Aberdeen - Aberdeenrin

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Aberdeen.I. Für den
Irland: Mullaghmore, Rochespoint. Schottland: Stornoway, Aberdeen. [* 13] England: Hurst Castle, Scarborough. Norwegen: [* 14] Skudesnäs, Oxö. Dänemark: [* 15] Skagen, Kopenhagen. [* 16] Finnland: Uleaborg. Holland und Belgien: [* 17] Brüssel, [* 18] Utrecht. [* 19] Deutschland: [* 20] Borkum, Hamburg, Keitum, Swinemünde, Neufahrwasser, Memel, [* 21] Kassel, [* 22] Berlin. [* 23] Rußland: Riga, [* 24] Petersburg. [* 25] Frankreich: St. Mathieu, Cherbourg, [* 26] Paris, [* 27] Clermont, Biarritz, Nizza. [* 28] Österreich: [* 29] Wien, [* 30] Krakau. [* 31] Italien: [* 32] Cagliari, Brindisi.
II. Für den
Schottland: Sumburgh Head. England: Helgoland. [* 33] Norwegen: Skudesnäs. Dänemark: Skagen, Bornholm. Schweden: Stockholm, [* 34] Wisby, Hernösand. Finnland: Hangö, Helsingfors, Tammerfors, Uleaborg. Holland und Belgien: Vlissingen, Utrecht, Deutschland: Keitum, Wustrow, Königsberg, [* 35] Memel, Hannover, [* 36] Breslau, [* 37] Kaiserslautern, [* 38] Friedrichshafen. Rußland: Riga, Petersburg, Kiew. [* 39] Frankreich: St. Mathieu, Biarritz. Österreich: Prag. [* 40]
Als Beispiele für die in den Wetterberichten der deutschen Seewarte enthaltenen »Allgemeinen Übersichten der Witterung« des betreffenden Tags 8 Uhr morgens und die darauf begründeten »Aussichten für die Witterung des folgenden Tags« können nachstehende Angaben der deutschen Seewarte dienen, welche zugleich die in den beiden Kärtchen enthaltenen Angaben über Verteilung des Luftdrucks und Veränderung der Winde für die Tage vom 9. und näher erläutern:
Barograph - Barometer

* 41
Barometer.Allgemeine Übersicht der Witterung 8. Dez., 8 (7) Uhr morgens: Ein neues Minimum ist westlich von Irland erschienen, wo das Barometer [* 41] stark gefallen ist. Barometrische Maxima lagern über der Alpengegend und dem Innern Rußlands. Bei meist schwacher südlicher bis westlicher Luftströmung ist das Wetter über Zentraleuropa veränderlich und fast überall kälter. In Deutschland ist allenthalben Regen oder Schnee [* 42] gefallen. Auf dem Streifen München-Regenwaldermünde herrscht leichter Frost.
Aussichten für die Witterung des 9. Dez. in Nordwestdeutschland: trübes Wetter mit auffrischenden südwestlichen Winden, [* 43] steigender Temperatur und Niederschlägen. Ostdeutschland: wie Nordwestdeutschland. Süddeutschland: trübes, etwas wärmeres Wetter mit mäßigen bis frischen westlichen Winden und Niederschlägen.
Allgemeine Übersicht der Witterung 9. Dez., 8 (7) Uhr morgens: Ein tiefes Minimum von etwa 730 mm liegt über der östlichen Nordsee, über Deutschland starke, stellenweise stürmische südliche bis westliche Luftbewegung bedingend. Über Zentraleuropa ist das Wetter warm, trübe und regnerisch. Über Westdeutschland ist erhebliche Erwärmung eingetreten, die sich rasch weiter ostwärts ausbreiten dürfte. In Deutschland ist fast überall Niederschlag gefallen, am meisten, 19 mm, in Wiesbaden. [* 44] (Stimmt mit der Prognose vom 8. Dez. überein.) Um 9½ Uhr die Ostseeküste gewarnt.
Aussichten für die Witterung des 10. Dez. in Nordwestdeutschland: etwas kälteres Wetter mit veränderlicher Bewölkung und frischen bis starken westlichen Winden ohne erhebliche Niederschläge. Ostdeutschland: meist wärmeres und trübes Wetter mit vielfach stürmischen westlichen Winden und Niederschlägen. Süddeutschland: warmes und trübes Wetter mit frischen westlichen Winden und Niederschlägen.
Großbritannien

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Großbritannien.Allgemeine Übersicht der Witterung 10. Dez., 8 (7) Uhr morgens: Das barometrische Minimum, welches gestern über der östlichen Nordsee lag, ist ostwärts nach der mittlern Ostsee fortgeschritten und verursacht an der deutschen Küste stürmische westliche u. nordwestliche Winde, während über Großbritannien [* 45] wieder ruhige, ziemlich heitere Witterung eingetreten ist. Über Zentraleuropa ist das Wetter vorwiegend trübe, im Westen kälter, im O. wärmer. In Altkirch und München [* 46] sind 22, in Friedrichshafen 27 mm Regen gefallen. (Stimmt mit der Prognose vom 9. Dez. überein.)
Zur Aufstellung von Wetterprognosen ist es, wie schon oben gesagt ist, nicht nur erforderlich, den augenblicklichen Witterungszustand zu studieren, wie er über einem größern Gebiet vorhanden ist, sondern auch zu bestimmen, in welcher Richtung eine Bewegung der barometrischen Minima wahrscheinlich ist. Um dieses zu erreichen, sind die barometrischen Minima, sowohl diejenigen, welche über den Atlantischen Ozean, als auch diejenigen, welche über die denselben begrenzenden Kontinente hinziehen, in Bezug auf Häufigkeit, Richtung und Geschwindigkeit ihres Fortschreitens ihre Stärke etc. einer eingehenden Untersuchung unterworfen.
Europa. Fluß- und Gebi

* 47
Europa.Zunächst können die barometrischen Minima des Atlantischen Ozeans nach fünf Klassen unterschieden werden, von denen in jeder die einzelnen Minima nicht nur in denselben Gegenden sich bilden, sondern auch meistens dieselben Zugstraßen verfolgen. Für Europa [* 47] hat sich ergeben, daß die Minima besonders oft in der unmittelbaren Umgebung der britischen Inseln, über der Nordsee, an der norwegischen Küste, über dem südlichen Ostseegebiet und in der Umgebung von Italien liegen.
Die meisten Minima fallen auf Südschweden, die wenigsten auf einen breiten Streifen, der sich von der westfranzösischen Küste nach O. über Deutschland und Österreich nach dem Innern Rußlands hin erstreckt. Sehr verschieden ist die Häufigkeit des Auftretens der Minima für die einzelnen Gebiete in den verschiedenen Jahreszeiten. [* 48] In Schottland, im ganzen Nordseegebiet und in Südskandinavien sind die Minima im Frühjahr am seltensten, dagegen südlich vom 50. Breitengrad am häufigsten, während es sich im Sommer gerade umgekehrt verhält.
Norddeutscher Lloyd -
![Bild 62.415: Norddeutscher Lloyd - Nordenberg [unkorrigiert] Bild 62.415: Norddeutscher Lloyd - Nordenberg [unkorrigiert]](/meyers/thumb/62/62_0415.jpeg)
* 49
Norden.Die Zentren derjenigen Minima, welche von besonderer Bedeutung sind, weil sie stürmische Winde verursachen, liegen am häufigsten über Nordeuropa, besonders oft über Südschweden, und die Häufigkeit ihres Auftretens ist auch wieder nach den verschiedenen Jahreszeiten verschieden. Im Sommer nimmt die Häufigkeit in ganz Europa ab, während ein Maximum der Häufigkeit im Winter im hohen Norden [* 49] von Europa, auf den britischen Inseln und in Norddeutschland, im Frühjahr in der Umgebung von Italien und im Herbst zwischen den Färöern und Norwegen, in Finnland, Südschweden und den russischen Ostseeprovinzen auftritt.
Aus der verschiedenen Verteilung der barometrischen Minima der Zeit und dem Ort nach folgt für uns in Deutschland, daß oft Wochen vergehen können, ohne daß sich ein barometrisches Minimum zeigt oder doch in zu großer Entfernung auftritt, als daß es für die Witterung bei uns von Einfluß sein könnte, und daß ebenso auch Zeiten eintreten können, in welchen kaum ein Tag vergeht, an welchem nicht ein oder mehrere barometrische Minima die Witterung von Mitteleuropa beeinflussen. Im ersten Fall ist die Witterung, besonders wenn hoher Barometerstand über einem größern Gebiet lagert, beständig, der Himmel meist klar und die Luftbewegung schwach, während im zweiten Fall unbeständiges, oft regnerisches, von heftigen bis stürmischen Winden begleitetes Wetter einzutreten pflegt.
Für die Richtung, welche die barometrischen ¶