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zu Berlin, [* 2] dann bis 1855 zu Wien. [* 3] 1854 erhielt er den Rang eines Generals. Er starb in der Peerswürde folgte ihm sein Sohn, Oberst Francis William Henry Fane, Graf von Westmorland, geb. der im Krimkrieg Adjutant Lord Raglans war.
zu Berlin, [* 2] dann bis 1855 zu Wien. [* 3] 1854 erhielt er den Rang eines Generals. Er starb in der Peerswürde folgte ihm sein Sohn, Oberst Francis William Henry Fane, Graf von Westmorland, geb. der im Krimkrieg Adjutant Lord Raglans war.
(russ.), »Bote«, Titel von Zeitschriften, z. B. »Westnik Jewropy« (»Der europäische Bote«).
super Mare (spr. ŭeßtön ssjuper mahri), Stadt in Somersetshire (England), am Bristolkanal, rasch zu einem der beliebtesten Seebäder herangewachsen, mit (1881) 12,882 Einw.
1) Joachim, luther. Streittheolog, geb. 1510 oder 1511 zu Hamburg, [* 4] seit 1529 in Wittenberg [* 5] bei Luther und Melanchthon gebildet, wurde nach langen Wanderungen 1541 Prediger an der Katharinenkirche, zuletzt Superintendent in seiner Vaterstadt, woselbst er starb. Er kämpfte gegen das Leipziger Interim und G. Major, erneuerte seit 1552 den Abendmahlsstreit gegen Calvin und Beza und verfuhr brutal gegen den mit seiner Flüchtlingsgemeinde an der deutschen Küste umherirrenden Lasko (s. Laski 2).
Vgl. Mönckeberg, J. Westphal und Joh. Calvin (Hamb. 1865).
2) Rudolf, Philolog, geb. zu Obernkirchen in der Grafschaft Schaumburg, studierte seit 1845 zu Marburg [* 6] orientalische und klassische Sprachen, dann Mathematik und Chemie, habilitierte sich 1852 in Tübingen [* 7] für klassische Philologie und war 1858-62 außerordentlicher Professor in Breslau. [* 8] Seitdem privatisierte er daselbst, lebte dann einige Jahre meist in Jena, [* 9] ging 1873 nach Rußland, erhielt 1875 eine Stelle als Professor am Katkowschen Lyceum zu Moskau [* 10] und lebt jetzt in Bückeburg. [* 11]
Sein Hauptwerk ist: »Metrik der griechischen Dramatiker und Lyriker nebst den begleitenden musischen Künsten« (mit Roßbach, [* 12] Leipz. 1854-65, 3 Bde.; 2. Aufl. 1867 bis 1868, 2 Bde.; 3. Aufl. u. d. T.: »Theorie der musischen Künste der Hellenen«, 1885 ff., 3 Bde.). Daran schlossen sich über Metrik, Rhythmik und Musik: »Geschichte der alten und mittelalterlichen Musik« (Abt. 1, Bresl. 1864, und Abt. 3: »Plutarch über die Musik«, das. 1865);
»System der antiken Rhythmik« (das. 1865);
»Scriptores metrici graeci« (Bd. 1: »Hephaestionis de metris enchiridion et de poëmate libellus«, Leipz. 1866);
»Elemente des musikalischen Rhythmus mit Rücksicht auf unsre Opernmusik« (Bd. 1, Jena 1872);
»Allgemeine Theorie der musikalischen Rhythmik seit J. Sebastian Bach« (Leipz. 1880);
»Aristoxenus von Tarent« (das. 1883);
»Die Musik des griechischen Altertums« (das. 1883);
endlich »Theorie der neuhochdeutschen Metrik« (Jena 1870, 2. Aufl. 1877).
Auf Grammatik beziehen sich: »Philosophisch-historische Grammatik der deutschen Sprache« [* 13] (Jena 1869);
»Methodische Grammatik der griechischen Sprache« (Bd. 1 u. 2, das. 1870-72);
»Die Verbalflexion der lateinischen Sprache« (das. 1873);
»Vergleichende Grammatik der indogermanischen Sprachen« (Bd. 1, das. 1873).
Sonst erwähnen wir: »Prolegomena zu Äschylos' Tragödien« (Leipz. 1869) und die Übersetzungen von Catull (Bresl. 1867),
Aristophanes' »Acharnern« (Halle [* 14] 1869) und der »Humoristischen Lyrik des klassischen Altertums« (das. 1869).
3) Karl Friedrich Otto, Mediziner, geb. zu Berlin, studierte seit 1851 daselbst, in Heidelberg, [* 15] Zürich [* 16] und dann wieder in Berlin und ward nach einer wissenschaftlichen Reise nach Wien und Paris [* 17] 1857 Assistenzarzt an der Pockenstation der königlichen Charitee in Berlin und 1858 an der von Ideler geleiteten Irrenabteilung dieses Krankenhauses. 1861 habilitierte er sich als Privatdozent an der Universität und hielt von da ab Vorträge und klinische Demonstrationen über Geisteskrankheiten. 1869 erhielt er unter Ernennung zum außerordentlichen Professor als Nachfolger Griesingers die Stellung eines dirigierenden Arztes der klinischen Abteilung für Geistes- und Nervenkranke. 1873 wurde er Mitglied der wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen, und 1874 erhielt er die ordentliche Professur.
Von seinen Arbeiten sind namentlich die hervorzuheben, welche den Nachweis einer Beziehung von Erkrankungen des Rückenmarks zur allgemeinen progressiven Paralyse der Irren führen; Untersuchungen über sekundäre Degeneration des Rückenmarks, über einige Formen spinaler Lähmungen und deren anatomische Begründung, über gewisse durch Klopfen auf Sehnen hervorzubringende Bewegungserscheinungen; der Nachweis einer Methode zur künstlichen Erzeugung von Epilepsie bei Meerschweinchen, die Darstellung gewisser seltener und wenig bekannter Formen von Neurosen und Psychosen (konträre Sexualempfindung, Platzfurcht, Zwangsvorstellung). Westphal begründete außerdem zuerst den klinischen Begriff der »primären Verrücktheit«, die für die Psychiatrie von der allergrößten Bedeutung wurde. Seit Griesingers Tod redigiert er das »Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten«.
Point (spr. peunt), Dorf im nordamerikan. Staat New York, am Hudson, Sitz der 1802 gegründeten Militärakademie, mit (1880) 1412 Einw. Dabei ein Denkmal Kosciuszkos und die Ruinen mehrerer aus dem Revolutionskrieg bekannter Forts.
Stadt in der irischen Grafschaft Mayo, an der Clewbai des Atlantischen Ozeans, hat etwas Handel, ein Seebad und (1881) 4469 Einw. Zum Hafengebiet gehören (1887) 9 Seeschiffe von 4690 Ton. Gehalt und 481 Fischerboote.
[* 18] preuß. Provinz (1824-78 mit Ostpreußen zur Provinz Preußen [* 19] verbunden), umfaßt mit Ausnahme der beiden südwestlichen Kreise [* 20] Deutsch-Krone und Flatow, die zu der polnischen Landschaft Kujavien gehörten, nur Gebiete, die längere oder kürzere Zeit dem Deutschen Ritterorden unterworfen waren, nämlich: Pomerellen (das Kassubenland) auf der linken, Kulmer Land und Pomesanien (nördlich von der Ossa) auf der rechten Seite der Weichsel. Westpreußen grenzt im N. an die Ostsee, im O. an Ostpreußen, im S. an Rußland (Polen) und die Provinz Posen, [* 21] im Westen an Brandenburg [* 22] und Pommern [* 23] und umfaßt 25,508,74 qkm (463,26 QM.).
Die Provinz liegt im Norddeutschen Tiefland und wird von Westen nach O. von dem Norddeutschen Landrücken durchzogen, den die Weichsel in einem tiefen Thal [* 24] durchbricht, das von der südlichen Grenze bis zur Montauer Spitze, wo Weichsel und Nogat sich trennen, fast durchgehend 7-8 km breit ist, unterhalb aber sich zu dem Mündungsdelta der Weichsel, den Weichselwerdern, erweitert. Letztere haben einen außerordentlich fruchtbaren Boden; sie liegen sehr tief, an einigen Punkten im O. sogar unter dem Meeresspiegel, und werden gegen die Stromfluten durch große Dämme, gegen den Andrang des Meers aber durch die Dünen der Nehrung (der nördlichsten Niederung, welche von der Elbinger und Danziger Weichsel im S. begrenzt wird) geschützt. Im Westen von der Weichsel nähert sich der Landrücken der Ostsee. Den höchsten Teil desselben bildet hier die Platte von Karthaus (s. d.) mit dem 335 m hohen Turmberg, die sich im S. zu einer ¶
weiten, 120-180 m hohen Ebene senkt, in welcher am Schwarzwasser und an der Brahe die 112 m lange Tuchelsche Heide sich befindet. Im O. von der Weichsel tritt der Landrücken gleichfalls in großer Breite [* 26] auf, indem er den ganzen Raum zwischen den Weichselwerdern und der untern Drewenz ausfüllt, mit einer durchschnittlichen Meereshöhe von 80-120 m. Mit dem Landrücken von Ostpreußen her in loser Verbindung stehen die Trunzer Berge bei Elbing, [* 27] bis 198 m hoch. Die Ostsee bildet an der Küste einen Meerbusen, die Danziger Bucht, von der die durch die Halbinsel Hela gebildete Putziger Wiek ein Teil ist.
Von dem Frischen Haff und der Frischen Nehrung gehört der südwestliche Teil hierher. Der Hauptfluß ist die Weichsel (s. d.), die an der Montauer Spitze sich in die Weichsel und Nogat, am Danziger Haupt in die Danziger und Elbinger Weichsel teilt. Auf der rechten Seite empfängt die Weichsel in der Provinz die Drewenz und die Ossa, auf der linken das Schwarzwasser, die Montau, die Ferse und die Mottlau mit der Radaune. Andre Flüsse [* 28] sind: die Liebe (Alte Nogat), welche in die Nogat, der Elbing, welcher in das Frische Haff mündet, die Rheda, welche in die Putziger Wiek fließt, die Leba und Stolpe, welche in Pommern zur Ostsee gehen, und endlich die Küddow, welche aus Pommern kommt und südwärts zur Netze (in Posen) strömt, sowie die Brahe, die in Posen in die Weichsel mündet.
Unter den Kanälen gehört der Elbing-Oberländische Kanal [* 29] (s. d.) insofern hierher, als die beiden bedeutendsten Seen in seinem Bereich (der Drausen- und Geserichsee) nach Westpreußen hinüberreichen. Die Landseen sind zahlreich, aber weniger groß als in Ostpreußen. Die bedeutendsten sind außer dem Drausen- und Geserichsee der Sorgensee unweit Riesenburg, der Zarnowitzer See auf der pommerschen Grenze unweit der Ostsee, der Radaunesee und der kleine, aber schöne Mariensee auf der Platte von Karthaus, der inselreiche Weitsee am Schwarzwasser, der Groß-Ziethener und der Müskendorfer See an der Brahe und der Groß-Böttinsee westlich von Deutsch-Krone. Das Klima [* 30] ist gesund, auf der Höhe des Landrückens aber rauh (Durchschnittstemperatur in Danzig [* 31] 7,6, Hela 7,52, Schönberg auf der Platte von Karthaus 5,69, Konitz [* 32] 6,65° C.). Die jährliche Regenmenge beträgt etwa 50 cm.
Die Bevölkerung belief sich 1885 auf 1,408,229 Seelen gegen 1,405,898 im J. 1880. Unter den Einwohnern befanden sich 1885: 668,255 Evangelische, 701,842 Katholische, 13,438 sonstige Christen und 24,654 Juden. Die Mehrzahl sind Deutsche; [* 33] die Zahl der Einwohner polnischer Zunge beträgt aber immer noch über 400,000. Auf die Städte kamen 394,802, auf das platte Land 1,013,427 Einw. Auf 1 qkm kamen im Regierungsbezirk Danzig fast 73, im Regierungsbezirk Marienwerder [* 34] über 47 Einw. Von der Gesamtfläche der Provinz entfallen auf Ackerland, Gärten und Weinberge 54,7, auf Wiesen 6,5, auf Weiden 11, und auf Holzungen 21 Proz. In den Weichselwerdern, im Kreise Stuhm und im Kulmer Land findet vielfach Weizenbau statt, während sonst in der Provinz Roggen und Kartoffeln die Hauptfrüchte des Feldbaues sind.
Auch Garten- und Obstbau blühen in den Weichselwerdern; in der Umgegend von Danzig hat sich auch eine nicht unbedeutende Blumenzucht entwickelt. In den höher gelegenen Teilen der Werder, zwischen Marienburg [* 35] und Dirschau, [* 36] ist auch der Bau der Zuckerrübe eingeführt worden. Im größten Gegensatz zu den fruchtbaren Werdern stehen die Kreise Schlochau, Konitz, Berent und Karthaus, vorzüglich in den Teilen, die an Pommern stoßen. Die Waldungen (besonders Kiefern) sind an der Brahe und dem Schwarzwasser und im Kreis [* 37] Deutsch-Krone am bedeutendsten.
Nach der Viehzählung von 1883 hatte die Provinz 202,602 Pferde, [* 38] 454,834 Stück Rindvieh, 1,349,253 Schafe, [* 39] 369,803 Schweine [* 40] und 57,523 Ziegen. Die Pferdezucht, [* 41] gefördert durch das westpreußische Landgestüt zu Marienwerder, erreicht in den Weichselwerdern den höchsten Standpunkt im preußischen Staat (Kreis Marienburg 26 Pferde auf 1 qkm); außerdem ist dieselbe noch im Kreise Stuhm von Bedeutung. In diesen Gegenden blüht auch die Rindviehzucht. Für die Zucht der Schafe und namentlich der Merinos bilden die Kreise Graudenz, [* 42] Rosenberg und Kulm den Mittelpunkt.
Der Edelhirsch ist selten; häufiger sind Rehe, Hasen und Füchse. Wölfe finden sich noch in der Tuchelschen Heide. Von Wichtigkeit sind die Zucht des Geflügels und die Fischerei. [* 43] Aus dem Mineralreich gibt es Bernstein, [* 44] Torf, Thon, auch einige Braunkohlenlager. Die Hauptbeschäftigungen der Bevölkerung [* 45] sind: Landwirtschaft, die gewöhnlichen bürgerlichen Gewerbe, Handel, Schiffahrt und Schiffbau. Die Industrie ist nur in einigen Orten (Danzig, Elbing, Dirschau, Thorn) [* 46] von Bedeutung; daselbst gibt es auch einige größere Eisenwerke.
Ferner sind vorhanden: zahlreiche Sägemühlen, mehrere Glashütten, Bierbrauereien, Branntweinbrennereien etc. Die Leinweberei als Nebenbeschäftigung wird auf dem Land stark betrieben. Der Handel ist nur in den Seestädten Danzig und Elbing von Bedeutung. Die Reederei der Provinz zählte 1888: 90 Seeschiffe, fast sämtlich zu Danzig gehörig. Den Binnenverkehr unterstützen die schiffbaren Gewässer und Eisenbahnen. Von den letztern ist nur die Linie Marienburg-Mlawka Privatbahn, die andern sind Staatsbahnen. [* 47]
Von letztern sind am wichtigsten die Linien: Berlin-Schneidemühl, Schneidemühl-Dirschau, Dirschau-Seepothen, Posen-Neustettin, Ruhnow-Konitz-Laskowitz-Jablonowo-Straßburg i. Westpreußen-Soldau, Thorn-Allenstein, Thorn-Marienburg, Bromberg-Dirschau, Hohenstein-Berent, Dirschau-Danzig, Praust-Karthaus, Danzig-Stargard i. P. Für die geistige Bildung sorgen 13 Gymnasien, 4 Realgymnasien, 4 Progymnasien, 4 Realprogymnasien, eine Landwirtschaftsschule, eine Handelsakademie, 6 Lehrerseminare, 4 Taubstummenanstalten, eine Blindenanstalt etc. Die Provinz, deren Hauptstadt Danzig ist, wird in 2 Regierungsbezirke geteilt: Danzig mit 12 und Marienwerder mit 15 Greifen.
Für die Justiz besteht ein Oberlandesgericht zu Marienwerder mit den 5 Landgerichten zu Danzig, Elbing, Graudenz, Konitz, Thorn. In Bromberg [* 48] befinden sich eine Generalkommission und eine Eisenbahndirektion, in Danzig und Bromberg Oberpostdirektionen. Militärisch gehört Westpreußen mit der östlichen Weichselseite und Danzig zum Bezirk des 1., mit dem Rest zu dem des 2. Armeekorps. In den deutschen Reichstag entsendet die Provinz 13, in das preußische Abgeordnetenhaus 22 Mitglieder. Die Landesfarben der Provinz sind Schwarz, Weiß, Schwarz. S. Karte »Ost- und [* 18] Westpreußen«.
Über die älteste Geschichte Westpreußens s. Ostpreußen, Geschichte, S. 543-545. Nachdem Westpreußen durch den zweiten Frieden von Thorn 1466 unter die Hoheit Polens gekommen, genossen die westpreußischen Stände, durch deren Verrat besonders der Orden [* 49] besiegt worden war, namentlich Danzig, zwar wichtige Privilegien; gleichwohl nahm die Polonisierung der Landbevölkerung und des kleinen Adels schon im 16. Jahrh. bedeutend zu, ebenso wurde die Reformation vom flachen Land fern gehalten, und ¶