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weit über die Hälfte weiß sein soll, beträgt die Zahl der Weißen auf allen übrigen Inseln keine 8 Proz. Unter diesen Europäern und ihren Nachkommen sind (nach O. Delitsch) etwa 89 Proz. Spanier, 5 Proz. Franzosen und 6 Proz. Engländer. Sämtliche Bewohner sind wenigstens nominale Christen, doch hängen viele der Neger noch an ihrem alten Fetischdienst, und selbst Menschenopfer sollen unter ihnen vorkommen (s. Haïti, S. 2). Mit Ausnahme des freien Haïti (s. d. und Dominikanische Republik) und der Insel Margarita (s. d.), welche zu Venezuela gehört, sind alle übrigen Inseln Kolonien der fünf europäischen Staaten: Spanien, Großbritannien, Frankreich, Holland und Dänemark. Politisch verteilt sich demnach Westindien in folgender Weise:
QMeil. | QKilom. | Einwohner | Auf 1 QKil. | |
---|---|---|---|---|
Spanische Kolonien | 128148 | 2327.3 | 2276000 | 17.7 |
Britische | 34500 | 626.5 | 1243000 | 36.0 |
Französische | 2858 | 51.9 | 367000 | 128.3 |
Holländische | 1130 | 20.5 | 44220 | 39.1 |
Dänische | 359 | 6.5 | 34000 | 94.3 |
Haiti | 23911 | 434.2 | 550000 | 23.0 |
Dominikanische Republik | 53343 | 968.8 | 350000 | 6.5 |
Zu Venezuela | 1150 | 20.9 | 33000 | - |
Zusammen: | 245399 | 4456.6 | 4897220 | 20.0 |
Cuba und Puerto Rico (s. d.) mit einigen kleinen Inselchen sind die einzigen Reste der ehemaligen unermeßlichen Besitzungen der Spanier in der Neuen Welt. Das britische Westindien besteht aus Jamaica, Trinidad, den Leewardinseln (Antigua, Dominica etc.), den Windwardinseln (Barbados, St. Vincent, Grenada, Tobago u. Santa Lucia) u. den Bahamainseln. Das französische Westindien beschränkt sich jetzt auf Martinique, Guadeloupe, einen Theil von St. Martin und das jüngst von Schweden abgetretene St.-Barthélemy. Zu dem niederländischen Westindien gehören Curassao und benachbarte Inseln mit einem Teil von St. Martin.
[Geschichtliches.]
Die Antillen gehören zu den frühsten amerikanischen Entdeckungen der Spanier. Schon auf der ersten Reise (1492) entdeckte Kolumbus Cuba und Haïti; auf der zweiten (1495) fand er die Kariben, 1496 Puerto Rico und Jamaica, auf der dritten (1498) Trinidad. Um die durch rohe und grausame Behandlung aufgeriebenen Ureinwohner zu ersetzen, fing man seit 1524 an, Sklaven aus Afrika herzuschleppen, und betrieb mit diesen vorzüglich den Plantagenbau.
Einzelner Stämme in den Gebirgen konnten die Spanier nie recht Meister werden; ja, mehrere Inseln, wo die kriegerischen Kariben wohnten, blieben, mit Ausnahme von Trinidad, das 1535 besetzt ward, unabhängig, bis der Andrang der Europäer immer stärker wurde und namentlich Franzosen, Engländer und Holländer, gelockt durch die Fruchtbarkeit der Antillen, seit dem 17. Jahrh. hier um jeden Preis Niederlassungen zu gründen suchten. So kamen 1635 Guadeloupe und Martinique, 1659 Grenada, 1719 St. Vincent in französische, Tobago 1632, Curassao u. a. in holländische, St. Christopher 1623, Barbados 1625, Antigua 1636, Dominica 1759, die Grenadillen 1763 in englische, St. Thomas 1671 in dänische Hände.
Mit dem wachsenden Übergewicht Englands zur See fielen ihm manche der karibischen Inseln zu: so Santa Lucia und Grenada 1814, St. Vincent 1763, beide von den Franzosen abgetreten;
Ste.-Croix wurde 1733 von Frankreich an Dänemark verkauft. Am meisten vergrößerte sich die Herrschaft der Engländer in den Antillen auf Kosten der in Amerika und Europa immer ohnmächtiger werdenden Spanier.
Sie entrissen diesen 1655 das wichtige Jamaica, 1797 Trinidad, welches aus holländischer in spanische Gewalt geraten und dann lange ein Zankapfel zwischen Franzosen und Engländern gewesen war. Von Haïti verlor Spanien schon seit 1630 einen Teil der nördlichen Küste an französische Flibustier und Bukanier. 1697 erhielten die Franzosen von den Spaniern den ganzen westlichen Teil von Haïti abgetreten, der bald so blühend ward, daß er über 500,000 Einw. zählte, während der östliche spanische Anteil kaum 125,000 Einw. hatte.
Infolge der französischen Revolution wurden aber sowohl Franzosen als Spanier aus Haïti (s. d.) vertrieben. Die den Spaniern gebliebenen Antillen sind nur schwache Überreste ihrer einst kolossalen amerikanischen Macht. Sie bilden zwei Generalkapitanerien, das von Havana und das von Puerto Rico mit den spanischen Jungferninseln. Schweden erwarb 1785 von einer französischen Gesellschaft die Insel St.-Barthélemy, trat dieselbe jedoch 1877 an Frankreich ab. Die englischen Besitzungen werden von Gouverneuren regiert, denen ein meist teilweise gewählter Gesetzgebender Rat und nur auf Barbados außerdem ein Abgeordnetenhaus (House of Assembly) zur Seite stehen.
Solche Gouvernements bestehen für Jamaica mit den Turks, Caicos und Kaimanischen Inseln;
für Antigua und die englischen Leewardinseln;
für Barbados;
für Grenada und die englischen Windwardinseln;
für Trinidad mit Tobago und für die Bahamainseln.
Die Holländer haben einen Statthalter mit beigegebenem Rat auf St.-Eustache; die Franzosen auf Guadeloupe (zugleich für Desirade, Marie galante, Les Saintes, St. Martin, St.-Barthélemy) und auf Martinique; die Dänen auf Ste.-Croix.
Vgl. O. Delitsch, Westindien (in Stein Hörschelmanns »Handbuch der Geographie und Statistik«, Bd. 1, Abt. 4, Leipz. 1871);
Meinicke, Versuch einer Geschichte der europäischen Kolonien in Westindien (Weim. 1831);
Martin, History, geography and statistics of the West-Indies (Lond. 1834-35, 5 Bde.);
Southey, History of the West-Indies (das. 1827);
Moister, The West-Indies enslaved and free (das. 1883);
Bates, Central-America, West-Indies etc. (2. Aufl., das. 1882);
Eden, West. Indies (das. 1880);
Rosny, Les Antilles, étude d'ethnographie etc. (Par. 1886).