Der südliche Teil der
Provinz wird von Teilen des niederrheinisch-westfälischen Schiefergebirges
ausgefüllt. Da sind ganz in der Südspitze Teile des
Westerwaldes, bis etwa zu den
Quellen der
Sieg und
Lahn sich hinziehend.
Sodann folgt das weite Bergland des
Sauerlandes, das von der
Eder,
Lenne undRuhr und deren zahlreichen Zuflüssen
gegliedert wird. Hierher gehört vor allem das
Rothaargebirge zwischen
Eder und
Lenne, welches gegen
NO. an
Höhe gewinnt und
im Jagdberg an der
Quelle
[* 20] der
Lahn 674, im
KahlenAstenberg aber, an der Nordgrenze, 830 m
Höhe erreicht.
Von diesem
Punkt laufen Bergzüge nach mehrerenRichtungen aus, so gegen S. zwischen Odeborn und Nuhne
(Ziegenhelle 826 m), gegen
NW. zwischen den Zuflüssen der
Lenne und
Ruhr (Hunau 823 m), gegen
NO. in der
Scheide des
Rhein- und
Wesergebiets (Schloßberg bei Küstelberg 788 m). Auch auf der
Grenze gegen
Waldeck gibt es noch bedeutende
Höhen
(Langenberg 828 m);
weiter nördlich bilden die Bruchhäuser
Steine (748 m) auf der
Scheide des
Rhein- und Wesergebiets ansehnliche
Erhebungen.
Zwischen
Ruhr und
Lenne treten dann noch hervor: das Homertgebirge (660
m) und der Balver
Wald (548 m), auf der linken Seite
der
Lenne das Ebbegebirge (Nordhelle 663 m), zwischen
Ruhr und
Möhne der
ArnsbergerWald, endlich auf der
nördlichen Seite der
Möhne und
Ruhr die
Haar
[* 21]
(Haarstrang), welche westwärts in den
Ardey und das Steinkohlengebirge an der
Ruhr übergeht. Im östlichen Teil der
Provinz, im Regierungsbezirk
Minden, befinden sich die äußersten nördlichen
Ausläufer
des oberrheinischen Gebirgssystems, das
Plateau von
Paderborn mit der
Egge,
[* 22] die in dem
Völmerstod (464 m)
auf der
Grenze gegen
Lippe mit den nordwestlichen
Gliedern des hercynischen Gebirgssystems zusammenstoßen.
Dem östlichen Gebiet der
Senne gehört die
BokerHeide an, eine ehemals traurige
Landschaft, die seit 1853 durch Wasserbauten
in gutes Wiesland verwandelt worden ist. Unter den Hügelmassen in der Münsterschen
Bucht sind die Schöppinger
Berge (158
m) und die Hügelgruppe von
Beckum (190 m) zu nennen. Das eigentliche Münsterland ist im allgemeinen wenig fruchtbar
und führt den
Namen
»Kleie«; dagegen ist der südliche Teil des Tieflandes in dem
Hellweg, von dem die
SoesterBörde ein Teil ist, sehr ergiebig.
Die Bewohner sind niederdeutscher Abkunft, und die allgemeine Sprache
[* 33] des Volkes ist plattdeutsch. Von der Gesamtfläche der
Provinz kommen auf Ackerland, Gärten und Weinberge 42,3, auf Wiesen 7,8, auf Weiden 17,3, auf Forsten und
Holzungen 28 Proz. Die größten Ackerflächen (über 55 Proz.)
haben die KreiseHerford,
[* 34] Warburg und Minden des Regierungsbezirks Minden und die zwischen der Lippe, Möhne und Ruhr im Bereich
des Tieflandes gelegenen Kreise des Regierungsbezirks Arnsberg; gering sind die Ackerflächen im westlichen
und nördlichen Teil des Regierungsbezirks Münster und auf dem Bergland des Regierungsbezirks Arnsberg, wo in den beiden südlichen
Kreisen (Siegen und Wittgenstein) nur 13-14 Proz. auf Ackerland kommen.
Die Pferdezucht,
[* 39] gefördert durch das westfälische Landgestüt zu Warendorf, blüht besonders in den fruchtbaren Kreisen des
Hellwegs, ist dagegen im S. ganz unbedeutend. Die Rindviehzucht ist von hoher Bedeutung in den ebenen Kreisen des Regierungsbezirks
Arnsberg, im ganzen Regierungsbezirk Münster und endlich im nördlichen Teil des Regierungsbezirks Minden.
Die Schafzucht ist unbedeutend, die Schweinezucht im Tiefland wichtig; bekannt sind die westfälischen Schinken.