mehr
abhängig von den Bedürfnissen,
Neigungen und der wirtschaftlichen
Lage des Schätzenden, von der Brauchbarkeit des Gegenstandes
zur Zweckerfüllung und von dem Beschaffungswiderstand, welchen
Natur oder auch soziale Verhältnisse seiner Erlangung entgegenstellen.
Diese
Elemente der Wert
schätzung, welche einander gegenseitig beeinflussen, sind zeitlich wie persönlich wandelbar, und
es kann darum auch einem und demselben
Ding, je nach der Geschmacksrichtung, der individuellen wirtschaftlichen
Lage, der
Erkenntnis seiner
Eigenschaften etc. ein verschiedener Wert
beigelegt werden.
Gerade diese Ungleichheit in der Wert
schätzung ist der eigentliche
Grund alles
Tausches. Allerdings sind Übereinstimmungen
nicht ausgeschlossen, auch werden die Unterschiede in den Wert
schätzungen in vielen
Fällen nicht sehr
erheblich sein, indem
Sitte und
Gewohnheit das
Urteil beeinflussen. Für einen Dritten liegt der Wert
, welchen eine andre
Person
einem
Gut beimißt, nicht offen zu
Tage. Äußerlich tritt für ihn nur der Tauschakt und die
Menge der gegeneinander ausgewechselten
Gegenstände in
Erscheinung.
Dies ist der
Grund, weswegen so häufig die
Begriffe
Preis und Wert
miteinander verwechselt werden, während
doch der wirklich vollzogene
Tausch ein Zeichen dafür ist, daß der
Käufer das erworbene
Gut augenblicklich höher schätzt
als die hingegebene
Summe. In der
Nationalökonomie wie in der
Jurisprudenz ist es üblich geworden, eine größere Zahl von
Wert
arten zu unterscheiden, indem man dabei eins der zahllosen
Motive der Wert
schätzung, die
Eigenschaften
des Gegenstandes, den
Preis etc., mehr ins
Auge
[* 2] faßt.
Aus irgend welchen Gründen (teures Andenken, Kunstsinn, Jagdliebe etc.) kann dem einen ein Gegenstand außerordentlich wertvoll sein, während andre denselben nicht so hoch schätzen. Man spricht dann von einem Wert der besondern Vorliebe, Affektionswert, auch pretium affectionis. Ebenso spricht man von einem Form-, Stoff-, Orts-, Zeitwert etc., wenn Form oder Stoffe wichtige Faktoren der Wertschätzung sind, oder wenn ein Gegenstand an einem bestimmten Ort oder zu bestimmter Zeit einen Wert, bez. einen besonders hohen Wert hat.
Brennwert, Nährwert etc. sind schlecht gewählte Ausdrücke, welche nur einzelne Eigenschaften von Dingen bezeichnen sollen. Brenn- und Nährgehalt sind aber, da auch Geschmack, Reinlichkeit etc. in Betracht kommen können, für die Wertschätzung nicht allein maßgebend. Seit Ad. Smith wird in der Nationalökonomie der Gebrauchswert dem Tauschwert gegenübergestellt. Ersterer ist nach der neuern Auffassung nichts andres als der Wert, welchen ein Ding unter gegebenen Umständen für einen Menschen hat.
Läßt sich dasselbe als Produktivmittel verwenden, so hat es nach Roscher einen Erzeugungswert, dagegen einen Genuß- (Verbrauchs-, Gebrauchs-) Wert, wenn es zur Konsumtion dient. In dieser Art könnten noch unzählige Wertarten aufgestellt werden. Früher dachte man bei der Bezeichnung Gebrauchswert vorzüglich oder ausschließlich an die Eigenschaften von Gegenständen oder auch an ihre Verwendungsfähigkeit zu allgemein als sittlich-vernünftig betrachteten oder wichtigen Lebenszwecken. So meinten A. Smith u. a., das Wasser habe einen größern Gebrauchswert als Diamant, [* 3] und Rau war der Ansicht, ein Gegenstand, der früher wertvoll gewesen sei und jetzt nicht mehr begehrt werde, habe deswegen seinen Wert doch nicht verloren.
Was der Gegenstand nicht verloren hat, ist nur die Brauchbarkeit für irgend einen Zweck. Wird er aber, weil andre bessere Mittel für den gleichen Zweck zu Gebote stehen, oder weil der letztere überhaupt keine Bedeutung mehr hat, nicht mehr geschätzt, so ist er auch wertlos geworden. Allerdings spielen die Eigenschaften eine wichtige Rolle für die Wertschätzung, sie geben aber keineswegs ausschließlich den Ausschlag. Viele Güter werden nur zu dem Zweck produziert oder erworben, gegen andre umgetauscht zu werden.
Sie haben, sagt man, einen Tauschwert, welcher gleich der Menge der dafür einzutauschenden Waren ist. Da die Definition mit derjenigen von Marktpreis übereinstimmt, so hat man auch wohl noch dahin unterschieden, es sei Preis der in Geld ausgedrückte Tauschwert. Als spezifischer Tauschwert wird derjenige der Gewichts-, bez. Volumeinheit bezeichnet. Gattungswert nennen Rau-Wagner den Gebrauchswert von Güterarten für menschliche Bedürfnisse im allgemeinen, während ein bestimmtes Quantum für eine bestimmte Person zu gegebener Zeit einen konkreten Wert habe. A. Smith wollte den Tauschwert eines Gegenstandes nach der Arbeit bemessen wissen, welche man mit demselben erkaufen könne, Ricardo, indem er die seltenen, nicht vermehrbaren Gegenstände ausschloß, nach der zur Hervorbringung erforderlichen Arbeitsmenge; Carey glaubte diese Formel dadurch verbessern zu können, daß er sagte, nicht der ursprüngliche, wirklich erfolgte Aufwand sei das Maß des Wertes, sondern derjenige, welcher augenblicklich zur Wiedererlangung notwendig sein würde. Er übersah hierbei, daß, wie Dühring richtig bemerkt, hier unter den Produktionskosten die auf die Gegenwart bezogenen zu verstehen sind. K. Marx endlich will den Wert nach der gesellschaftlich notwendigen, d. h. derjenigen Arbeitszeit bestimmen, welche erforderlich ist, um irgend einen Gebrauchswert mit den vorhandenen gesellschaftlich-normalen Produktionsbedingungen und dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Intensität der Arbeit darzustellen. Diese Definition der Wertgröße, welche hier mit dem durchschnittlich normalen Marktpreis als identisch betrachtet wird, könnte nur für solche Güter gelten, welche mit gleichem Produktionsaufwand jeweilig in genügender Menge hergestellt werden können, keineswegs aber für diejenigen, bei welchen diese Bedingung nicht erfüllt wird.