Stadt (seit 1873) im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Lennep, Knotenpunkt der Linie Born-Opladen
der Preußischen Staatsbahn und der Eisenbahn Wermelskirchen-Burg a. W., hat eine evangelische und eine kath.
Kirche, ein Amtsgericht, Fabrikation von Lasting, Lederstiefelschäften, Schuhen, Gummizügen, Seiden- und Baumwollband, Siamoisen,
Werkzeugen, Tabak, verzinkten Blechwaren und Spulmaschinen, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei und (1885)
10,523 meist evang. Einwohner. Wermelskirchen feierte 4. und sein 1000jähriges
Bestehen.
(Wermeland), schwed. Landschaft im N. des Wenersees an der norwegischen Grenze, grenzt im N. an das Län Kopparberg,
im O. an Örebro, im S. an Elfsborg und besteht aus mehreren Thälern, die sich von dem Hochgebirge und dem
schwedischen Landrücken gegen den Wenersee herabsenken. Von diesen ist das von dem Klarelf durchströmte Elfvedal das längste,
demnächst das Fryksdal, in welchem die drei zusammenhängenden, 111 km langen Seen Fryken (mit Dampfschiffahrt) liegen.
Die südlichen Landschaften am Wenersee sind eben und fruchtbar; der bei weitem größere Teil des Landes
aber ist gebirgig und von Wäldern erfüllt, welche im N. eine zusammenhängende, von Finnen bewohnte Waldgegend bilden. Während
die Waldungen 79,5 Proz. des Areals ausmachen, entfallen auf Ackerland und Gärten nur 10,3, auf Wiesen 4,5 Proz. 1884 zählte
man 19,807 Pferde, 118,124 Stück Rindvieh, 77,848 Schafe und 16,374 Schweine. Die östlichen Teile, besonders
in der Umgegend von Filipstad, besitzen einen unerschöpflichen Reichtum an Eisen, daher hier der Bergwerks- und Hüttenbetrieb
sehr bedeutend ist. Zur Erleichterung der Kommunikation sind die vielen Landseen untereinander und mit dem Wenersee durch Kanäle
und kurze Eisenbahnen verbunden; außerdem führt die nordwestliche Stammbahn zwischen dem südlichen
Schweden und Christiania durch das Land über Christinehamn, Karlstad und Arvika. - Das gleichnamige Län umfaßt die ganze Landschaft
Wermland mit Ausnahme des zum Örebrolän gehörigen Bergwerksdistrikts Karlskoga und hat einen Flächeninhalt von
19,314,4 qkm (350,8 Q M.) mit (1888) 256,842
Einw. Hauptstadt ist Karlstad.
Joseph, Techniker, geboren zu Steyr in Oberösterreich, war Besitzer einer Gewehrfabrik daselbst und wurde später
Generaldirektor der österreichischen Waffenfabrikgesellschaft, welche seine Gewehrfabrik erwarb, und Leiter der ärarischen
Gewehrfabrik im Arsenal zu Wien und Pest. Werndl konstruierte das 1867 in Österreich angenommene Hinterladungsgewehr (Werndl-Gewehr)
und ein aufsteckbares Magazin
für das französische Infanteriegewehr M/74. Er starb im April 1889.
1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Münster, Kreis Lüdinghausen, an der Lippe, 51 m ü. M., hat eine kath. Kirche,
ein Thermalbad mit Heilanstalt für skrofulöse Kinder, ein Amtsgericht, Branntweinbrennerei und (1885) 2095 meist kath.
Einwohner. In der Nähe das Schloß Kappenberg, in alter Zeit eine sächsische Feste, 1122 von den Grafen Gottfried und Otto von
Kappenberg in eine Prämonstratenserabtei umgewandelt, die 1803 säkularisiert wurde; daselbst starb der Freiherr
vom Stein.
2) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Landkreis Bochum, hat Steinkohlenbergbau, Koksbrennerei,
ein Puddlings- und Walzwerk, Drahtzieherei, Kesselfabrikation und (1885) 5749 meist evangelische Einwohner.
Dorf im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, Bezirksamt Schweinfurt, an der Wern, hat eine kath. Kirche, ein
Schloß mit schönem Garten, eine Irrenanstalt, ein Amtsgericht, ein Forstamt und (1885) 1235 Einw.
1) Abraham Gottlob, Mineralog und Geolog, geb. zu Wehrau in der
Oberlausitz, studierte seit 1769 zu Freiberg, seit 1771 in Leipzig Rechts-, dann die Naturwissenschaften, namentlich Mineralogie,
und ward 1775 Inspektor und Lehrer der Mineralogie und Bergbaukunde zu Freiberg. Hier trennte er zuerst die Vorträge über Bergbaukunst
von denen über Mineralogie; auch schied er die Mineralogie von der Geognosie, welche von ihm begründete
Wissenschaft er 1785 zum erstenmal vortrug.
Auch die Eisenhüttenkunde erhob er zum Rang einer Wissenschaft. Er starb in Dresden. Sein mineralogisches System ist
zwar einer wissenschaftlichen Behandlung gewichen, seine Kennzeichenlehre und seine Mineralbeschreibungen bleiben aber für
alle Zeiten klassisch. Werner gründete seine Geognosie auf Beobachtungen und erhob sie zur Erfahrungswissenschaft.
Nach seiner Ansicht ist aber der Ozean der eigentliche Quell aller Bildungen der Erde und noch jetzt der Grund zu jeder neuen Gestaltung
im Mineralreich im Wasser enthalten.
Dieses einseitige Leugnen der vulkanischen Thätigkeit als eines wichtigen Faktors bei der Erdbildung
erhielt sich unter seinen Schülern, bis das Studium vulkanischer Gegenden allmählich andre Ansichten entstehen ließ, welche,
nicht weniger einseitig zu gunsten der vulkanischen Thätigkeit aufgebläht, zu dem erbitterten Kampf zwischen »Vulkanisten«
und »Neptunisten« führten. Werner schrieb: »Über die äußern Kennzeichen der Fossilien« (Leipz.
1764);
»Kurze Klassifikation und Beschreibung der Gebirgsarten« (Dresd. 1787);
»Neue Theorie über die Entstehung
der Gänge« (Freiberg 1791);
»Verzeichnis des Mineralienkabinetts des Berghauptmanns Pabst v. Ohain« (das. 1791-92, 2 Bde.).
Sein Leben beschrieben Frisch (Leipz. 1825) und Configliachi (Padua 1827). 1850 wurde ihm in Freiberg eine von Rietschel modellierte
Büste errichtet.
Vgl. Hasse, Denkschrift zur Erinnerung an Werner (Leipz. 1848).
2) Friedrich Ludwig Zacharias, Dichter, geb. zu Königsberg i. Pr., studierte seit 1784 in seiner Vaterstadt die Rechte
und Kameralwissenschaften, nebenbei auch die Kollegien Kants besuchend. Schon damals trat sein ungemein starker Hang zur Sinnlichkeit
hervor. Seine ersten »Vermischten Gedichte« (Königsb.
1789) sind unbedeutend und lassen
mehr
auch Werners spätere dichterische Richtung nicht ahnen. 1793 wurde Werner Kammersekretär in Südpreußen, nachher in gleicher
Stellung an verschiedene Orte in den neuen polnischen Provinzen, zuletzt nach Warschau, versetzt. Während seines Aufenthalts
daselbst, wo er mit J. J. ^[Johann Jacob] Mnioch und E. T. A. Hoffmann verkehrte und auch seinen nachmaligen
Biographen Hitzig kennen lernte, schloß Werner nicht weniger als drei Ehen, von denen die beiden ersten sich sehr rasch wieder
lösten.
Während Hitzig, nach Berlin versetzt, sich um die Unterbringung von Werners erster dramatischer Arbeit: »Die Söhne des Thals«
(Berl. 1803), bemühte war Werner mit seiner dritten Frau nach Königsberg gereist, seine an Geistesstörung
leidende Mutter zu pflegen. Das Datum ihres 1804 erfolgten Todes (24. Febr.) gewann, zumal am gleichen Tag sein Freund Mnioch in Warschau
starb, eine fatalistische Bedeutung für Werner, der er später auch dichterischen Ausdruck gab. In Warschau vollendete er noch
»Das Kreuz an der Ostsee«, 1. Teil: »Die Brautnacht« (Berl. 1806), und ging dann nach Berlin, wo ihm sein
Gönner, der Minister v. Schrötter, eine Stelle verschafft hatte, die ihm volle Muße zu dichterischem Schaffen ließ. In anregendem
Verkehr mit Fichte, Schadow,
Joh. v. Müller, Iffland, A. Werner v. Schlegel und besonders mit der Schauspielerin
Bethmann-Unzelmann, schrieb Werner in Berlin die Tragödie »Martin Luther oder die Weihe der Kraft« (Berl. 1807; mit Einleitung hrsg.
von Julian Schmidt, Leipz. 1876), welche 1806 auf der dortigen Bühne erschien. Nachdem er auch seine dritte Ehe aufgelöst hatte,
bereiste er im Sommer 1807 den Rhein und begab sich dann über Gotha, wo ihn der Herzog August, ein bekannter
Sonderling, freundlich aufnahm, nach Weimar, wo er während eines Winteraufenthalts viel mit Goethe verkehrte, der sich für
ihn interessierte und seine romantische Tragödie »Wanda« (Tübing. 1810) aufführen ließ. Im nächsten Frühling
nach Berlin zurückgekehrt, trat Werner schon im Sommer eine neue Reise an, lernte in der Schweiz Frau v. Staël
kennen, verweilte als deren Gast eine Zeitlang in Coppet und ging hierauf über Paris abermals nach Weimar, wo er die kleine
Schicksalstragödie »Der 24. Februar" (Altenb. 1815) dem davon
keineswegs erbauten Meister vorlegte. Vorher war das Trauerspiel "Attila« (Berl. 1808) erschienen. Im nächsten
Jahr erhielt der Dichter vom Fürsten-Primas von Dalberg einen Jahrgehalt, den später der Großherzog von Weimar fortzahlte,
und um dieselbe Zeit vom Großherzog von Hessen den Hofratstitel.
Nach einem zweiten mehrmonatlichen Aufenthalt in Coppet reiste Werner nach Rom, wo er bis zum Juli 1813 verweilte und zur
katholischen Kirche übertrat. Im Sommer 1814 in Aschaffenburg zum Priester geweiht, nahm Werner seinen dauernden Aufenthalt in Wien.
Während des Kongresses und später predigte er dort, ohne eigentlich angestellt zu sein, oft, und seine wunderliche Persönlichkeit
zog eine große Zuhörerschaft an. Vom Frühjahr 1816 an verweilte er ein Jahr lang in Podolien bei der
Familie des Grafen Choloniewski; dann wurde er zum Ehrendomherrn des Kathedralkapitels in Kamenez ernannt. Seit 1819 wohnte
er im Haus des Fürstbischofs von Wien. Mit der »Weihe der Unkraft« (Frankf. 1813) hatte er seinen Abfall vom Protestantismus dichterisch
proklamiert; es folgten an größern Dichtungen noch »Kunigunde die Heilige« (romantisches Schauspiel, Leipz.
1815) und die Tragödie »Die Mutter der Makkabäer« (Wien 1820), des Dichters letztes Werk.
Seit Herbst 1821 kränkelnd, setzte Werner dennoch seine öffentlichen Vorträge eifrig fort. Den Vorsatz,
in den Redemptoristenorden
zu treten, gab er, nachdem er schon das Ordenskleid angelegt, plötzlich wieder auf. Er starb in
Wien. Werner war der einzige Dramatiker der »romantischen Schule«, der Bühnenerfolge errang. Ursprünglich von Schillers »Jungfrau von Orléans«
und »Braut von Messina« ausgehend, bildete er die mystischen Elemente und die Schicksalsidee auf seine Weise weiter, gelangte
Schritt für Schritt zu einer dunkeln, ihn stets mehr überwältigenden Phantastik, steigerte den dramatischen
Ausdruck zur Exaltation und fand zuletzt als einzigen persönlichen wie poetischen Anhalt die »ungebrochene Macht und Herrlichkeit«
der katholischen Kirche. Seine »Ausgewählten Schriften« erschienen in 13 Bänden (Grimma 1841).
Vgl. Hitzig, Lebensabriß F.L. Zach.
Werners (Berl. 1823); »Zach. Werners Biographie und Charakteristik nebst Originalmitteilungen aus
dessen Tagebüchern« (hrsg. von Schütz, Grimma 1841, 2 Bde.); Düntzer, Zwei Bekehrte. Zacharias Werner und Sophie v. Schardt (Leipz.
1873).
3) Karl, Maler, geb. zu Weimar, besuchte seit 1824 die Akademie der bildenden Künste in Leipzig, sodann 1826-27 die
Universität daselbst. Nach längerm Aufenthalt in München ging er 1833 mit einem Reisestipendium nach
Italien, wo er fast 20 Jahre blieb. 1851 besuchte er zum erstenmal England und ward daselbst zum Mitglied des Institute of Painters
in watercolours ernannt. Reisen nach Spanien (1856) und mehrere Reisen in den Orient und nach Griechenland
füllten die Mappen Werners mit einer großen Anzahl von Aquarellen, welche dem Künstler durch die Sorgfalt der Ausführung,
die Leuchtkraft der Farben und die Poesie der Auffassung den Ruhm eines der ersten Aquarellisten der neuern Zeit gebracht haben.
Nach einem kürzern Aufenthalt in Hamburg ließ sich Werner in Leipzig nieder. Von seinen Werken sind hervorzuheben:
Marktplatz zu Piperno, Venedig in seinem Glanz und seinem Verfall, der Dogenpalast, Inneres der Kirche in Cefalù, Studien aus Pompeji,
Ansicht von Spalato mit dem Palast des Diokletian (Leipziger Museum), der Löwenhof der Alhambra, Blick auf Beirut, die Insel Philä,
die Kreuzkirche zu Jerusalem, die große Moschee zu Damaskus, der Dent du Midi, Bazar in Kairo, der Isistempel
in Theben, das Thor der Gerechtigkeit in Kairo etc. Seine Studien aus Palästina sind teilweise enthalten in dem Prachtwerk »The
Holy Places«, die vom Nil sind in dem Werk »Nilbilder« in Farbendruck vervielfältigt worden. Die zwölf Studien
von der Belagerung Roms durch General Oudinot (1849) sind von Domenico Amici in Kupfer gestochen. Werner ist Professor an der Kunstakademie
zu Leipzig und Mitglied der Akademie von Venedig.
4) Gustav Albert, schwäb. Theolog, geb. zu Zwiefalten, gab, da man ihn wegen seiner konfessionslosen Gläubigkeit
und wegen Berührungen mit der Lehre Swedenborgs zur Verantwortung zog, 1841 seine Stellung als Landpfarrer
in Walddorf bei Tübingen auf und schuf sich durch unermüdliche Thätigkeit und staunenswerte Selbstaufopferung eine bedeutende
Wirksamkeit als Reiseprediger, bis er, da er die Augsburgische Konfession nicht unterzeichnen wollte, 1851 aus der Liste der
Kandidaten gestrichen wurde. Einstweilen hatte er zu Reutlingen ein Rettungshaus, »Gotteshilfe«, gegründet
und eine Papierfabrik gekauft. Daraus erwuchsen allmählich die sogen. Wernerschen Anstalten
als großartigster Versuch, der modernen Industrie das Prinzip eines christlichen Sozialismus einzupflanzen und die soziale Frage
praktisch zu lösen. Werner starb Vgl.
mehr
Wurster, G. Werners Leben und Wirken (Reutling. 1888).
5) Karl, kathol. Kirchenhistoriker, geb. 1821 zu Hafnerbach in
Niederösterreich, verwaltete das theologische Lehramt zuerst an der bischöflichen Diözesanlehranstalt in St. Pölten,
sodann seit 1870 an der Wiener Universität. Unter seinen Werken sind zu nennen: »Der heil. Thomas von Aquino« (Regensb. 1858, 3 Bde.);
»Franz Suarez und die Scholastik der letzten Jahrhunderte« (das. 1861, 2 Bde.);
»Geschichte der apologetischen und polemischen Litteratur der christlichen Theologie« (Schaffh. 1861-67, 5 Bde.);
»Geschichte der katholischen Theologie Deutschlands seit dem Trienter Konzil« (Münch. 1866, 2. Aufl. 1889);
»System der christlichen
Ethik« (Regensb. 1850 bis 1852, 3 Bde.;
Bd. 1, 2. Aufl. 1888);
»Spekulative Anthropologie« (Münch. 1870);
»Beda der Ehrwürdige« (Wien 1875);
»Alkuin und sein Jahrhundert«
(2. Aufl., das. 1881);
»Gerbert von Aurillac, die Kirche und Wissenschaft seiner Zeit« (das. 1878);
»Die Scholastik des spätern
Mittelalters« (das. 1881-87, 4 Bde.);
»Die Augustinische Psychologie in ihrer mittelalterlich-scholastischen Einkleidung« (das.
1882);
»Die nominalisierende Psychologie der Scholastik« (das. 1882);
»Die italienische Philosophie des 19. Jahrhunderts« (das.
1884-86, 5 Bde.).
6) Reinhold, deutscher Admiral, geb. zu Weferlingen bei Gardelegen, wurde 1842 Seemann auf einem Kauffahrteischiff,
machte zahlreiche Reisen nach Ostindien, ward Obersteuermann, diente 1849-52 als Offizier in der deutschen
Marine und ging 1852 als Leutnant in den preußischen Seedienst über. Er ward 1856 Kapitänleutnant und machte als Kommandant
des Transportschiffs Elbe die ostasiatische Expedition 1859-62 mit, befehligte 1864 im Gefecht bei Jasmund die Korvette Nymphe,
ward 1864 Korvettenkapitän, leitete 1866 die Wegnahme der hannöverschen Küstenbefestigungen, war 1867-69 Oberwerftdirektor
in Danzig und avancierte 1870 zum Kapitän zur See. Er kommandierte 1873 das deutsche Geschwader an der Ostküste Spaniens, von
wo er im August wegen eigenmächtigen Einschreitens gegen die Kriegsschiffe der Insurgenten in Cartagena abberufen wurde, ward 1874 Konteradmiral
und Oberkommandant der Flottendivision in Kiel.
Durch seine Bestätigung des Gutachtens der Sachverständigen-Kommission über den Untergang des Großen
Kurfürsten zog er sich die Ungunst des Ministers v. Stosch zu und forderte und erhielt seinen Abschied. Er lebt in
Wiesbaden. Werner schrieb: »Die preußische Expedition nach China, Japan und Siam« (2. Aufl., Leipz. 1873, 2 Bde.);
»Die Schule des Seewesens« (das. 1866);
»Das Buch von der deutschen Flotte« (5. Aufl., Bielef. 1889);
»Seebilder«
(das. 1876);
»Atlas des Seewesens« (Leipz. 1871);
»Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben« (4. Aufl., Berl. 1885; neue Folge
1888);
»Berühmte Seeleute« (das. 1882-84, 2 Bde.);
»Auf See und an Land« (das. 1884);
»Drei Monate an der Sklavenküste« (Stuttg. 1885);
»Dirk Mallinga, ein
Seemannsleben« (Leipz. 1888).
7) Fritz, Maler, geb. zu Berlin, bildete sich von 1846 bis 1849 auf der dortigen Akademie zum Kupferstecher aus, beschäftigte
sich dann eine Zeitlang mit Radieren von Porträten und stach unter anderm die Tafelrunde Friedrichs d. Gr. nach
Menzel. 1852 begab er sich nach Paris, um dort nach alten Meistern zu stechen, wobei er sich besonders in das Studium der Maler
der Rokokozeit versenkte, und 1855 ließ er sich als Kupferstecher in Düsseldorf nieder, wo er unter anderm die Zeichnung
für
einen (nicht ausgeführten) Stich von Menzels Flötenkonzert bei Friedrich d. Gr. anfertigte. 1861 folgte
er Menzel nach Königsberg, wo er ihm bei seinen Studien für das große Krönungsbild half, und 1864 ging er gänzlich zur
Malerei über, mit besonderer Vorliebe für die Rokokozeit und die Epoche Friedrichs d. Gr. Seinem ersten Bilde dieser Art: der
Grenadier im Vorzimmer zu Rheinsberg (1864), verdankte er die Mittel zu einer Studienreise nach Amsterdam
und Paris, wo er sich bei Bonnat weiterbildete, einen entscheidenden Einfluß aber von Meissonier empfing, in dessen Art er
seitdem Genrebilder aus der Rokokozeit und dem modernen Leben mit gleich liebevoller Durchführung der belebten und unbelebten
Natur, ausgezeichnet durch geistvolle Charakteristik, helle, freundliche, emailartig glänzende Färbung
und feine Beleuchtung der Innenräume, aber auch Landschaften und Architekturstücke gemalt hat.
Seine Hauptwerke sind: der Fahnenjunker vom Regiment Schwerin, Grenadier Friedrichs d. Gr., in Sanssouci mit Kindermädchen scherzend,
Friedrich II. in seiner Bibliothek in Sanssouci, der Präparator, der Naturforscher, der Konchyliensammler, im naturhistorischen
Kabinett, Lessings Wohnhaus in Wolfenbüttel, Stadtthor in Tangermünde, Straße in Amsterdam, aus der Dresdener Galerie, Rückkehr
des Prinzen Wilhelm von der Parade, Enthüllung des Denkmals der Königin Luise in Berlin (Nationalgalerie). Werner lebt in Berlin.
8) Anton von, Maler, geb. zu Frankfurt a. O., studierte 1859-62 auf der Berliner Akademie und ging
dann nach Karlsruhe, wo er sich bei Lessing und Schrödter weiterbildete und sich zunächst, durch die Dichtungen Scheffels begeistert,
als Illustrator bethätigte. 1864 erschienen die Illustrationen zu »Frau Aventiure«, 1866 folgten die zu »Juniperus«, 1867 die
zu »Gaudeamus«, 1868 die zu den »Bergpsalmen« und 1869 die
zu dem »Trompeter von Säckingen«, Zeichnungen, welche durch ihre feine Empfindung und durch flotten, geistreichen Humor dem
Geiste der Dichtungen völlig gerecht wurden.
Zugleich entstanden eine Reihe von Genrebildern (vertrauliche Unterhaltung, das Quartett, Klosterleben, Don Quichotte bei den
Ziegenhirten) und auch einige Geschichtsbilder (Luther vor Cajetan, Konradin im Gefängnis, Hanno von Köln
entführt Heinrich IV.). Nachdem er 1867 Paris besucht und sich von 1868 bis 1869 in Italien aufgehalten hatte, siedelte er
nach Berlin über und durfte dann dem letzten Teil des deutsch-französischen Kriegs in Versailles beiwohnen, wo er Gelegenheit
fand, sein auf schnelle, wenn auch nüchterne Erfassung des Gegenständlichen gerichtetes Talent in verschiedenen
Bildniszeichnungen und Skizzen zu erproben.
Den ersten großen Erfolg erzielte er 1871 mit einem für den Einzug der siegreichen Truppen in Berlin gemalten Velarium: Kampf
und Sieg, einer symbolischen Darstellung der Schlacht bei Sedan, in welcher er dramatische Kraft der Darstellung und poetische
Auffassung mit einem glänzenden Kolorit so glücklich vereinigte, daß er den Auftrag erhielt, für die
Berliner Siegessäule in einer friesartigen, zur Ausführung in Glasmosaik bestimmten Komposition die Einigung der deutschen
Stämme und die Huldigung vor dem Thron der Germania darzustellen. Die glückliche Ausführung dieses Auftrags, neben welcher
auch eine Reihe das Menschenleben symbolisierender Friesbilder für die Fassade des Pringsheimschen Hauses
in Berlin entstand, trug ihm auf Ansuchen der Berliner Künstlerschaft 1875 die Stellung des Direktors der neuorganisierten
mehr
Akademie der bildenden Künste ein, in welcher Stellung er seitdem eine eifrige Lehrthätigkeit entfaltet hat. Seine künstlerischen
Schöpfungen, welche Historien-, Porträt- und Genremalerei umfassen, hielten sich fortan in den Grenzen eines strengen, nüchternen
Realismus, welcher seinen Hauptzweck in der treuen Wiedergabe der wirklichen Erscheinung ohne Hinzufügung poetisch-idealer
Elemente sucht. Die Ereignisse der Jahre 1870 und 1871 boten ihm die Motive zu denjenigen seiner Bilder,
die den größten Beifall gefunden heben. Es sind: Moltke in seinem Arbeitszimmer zu Versailles, Moltke vor Paris, die Kaiserproklamation
in Versailles (1876, im königlichen Schloß zu Berlin; kleinere Wiederholung im Besitz des Fürsten Bismarck; in andrer
Fassung als Wandgemälde in der Herrscherhalle des Berliner Zeughauses), Kaiser Wilhelm I. im Mausoleum zu Charlottenburg
das Panorama der Schlacht bei Sedan in Berlin (zusammen mit Bracht, Röchling u. a.), Moltke bei Sedan und das Genrebild: Kriegsgefangen
(1886). Seine Art der Auffassung bleibt hinter der Aufgabe zurück, wo es
sich um tiefere Charakteristik handelt, wie z. B. in der Darstellung des Schlußakts des Berliner Kongresses von 1878 (im Rathaus
zu Berlin), in Einzelbildnissen (Fürst Bismarck im Reichstag) und in Gruppenbildnissen (Dr. Luther auf einem Familienfest, Feier
des 70. Geburtstags). Von seinen übrigen Schöpfungen sind hervorzuheben: die Gemälde im Rathaussaal
zu Saarbrücken mit Darstellungen aus dem Krieg von 1870, die Krönung Friedrichs I. in Königsberg (im Berliner Zeughaus) und die
Eröffnung des deutschen Reichstags durch Kaiser Wilhelm II.