2) Wenzel
(Wenceslaus) I., Sohn
Ottokars I., folgte diesem 1230, fiel, obwohl mit einer Tochter
Philipps vonSchwaben vermählt, 1240 von der staufischen
Sache ab, mußte 1248 vor einer Empörung des
Adels, an derenSpitze
sein Sohn
Ottokar stand, aus
Böhmen fliehen, eroberte es 1249 wieder und starb Deutschem
Wesen hold, galt er auch
als
Freund des Minnesangs; das ihm zugeschriebene böhmische Minnelied ist jedoch unecht.
4) Wenzel III., des vorigen Sohn, wurde 1302 in
Stuhlweißenburg
[* 9] als König von
Ungarn
[* 10] gekrönt, konnte sich aber gegen
KarlRobert
von
Neapel
[* 11] nicht behaupten, folgte seinem
Vater 1305 in
Böhmen, versank völlig in Schwelgerei und Sinnenlust, ward von
dem thüringischen
RitterKonrad v.
Bodenstein ermordet. Mit ihm erlosch der Mannesstamm der Premysliden.
- 5) Wenzel IV., s. Wenzel 1).
(Werpelrot), ein an seinen
Ästen mit
Früchten,
Kuchen,
Bändern,
Flittergold und sonstigem Zierat wie ein kleiner
Christbaum behängter Baumzweig (meist von
Wacholder oder
Stechpalme), der sonst am
Palmsonntag in der
Kirche
geweiht wurde, jetzt aber in einigen Gegenden
Deutschlands
[* 12] als eine Art von winterlichem Gegenstück des
Maibaums (s.
Maifest)
von den jungen
Burschen den Mädchen am Neujahrsabend dargebracht wird. Man flicht auch wohl die
Äste eines Weidenzweigs zu
einem
Rad oder einer
Krone zusammen und putzt sie ähnlich aus. Das damit ausgezeichnete Mädchen erwidert
gewöhnlich als Zeichen der
Annahme die
Gabe durch ein ähnliches
Geschenk zum Dreikönigstag.
11 km langer, aber nur schmaler, romantisch zwischen bewaldeten
Hügeln gelegener
See im preuß. Regierungsbezirk
Potsdam,
[* 15] mit neuerdings entdeckten wendischen Pfahlbauresten, ist durch den 10 km langen WerbellinerKanal
[* 16] mit dem Finowkanal verbunden.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Magdeburg,
[* 17]
KreisOsterburg, im fruchtbarsten Teil der
»Wische«, unweit der
Elbe,
hat eine alte Tempelherrenkirche,
Schiffahrt und (1885) 1734 evang. Einw.
(Anwerbung), die Ergänzung des
Heers durch
Rekruten, welche gegen
Handgeld freiwillig in den Militärdienst
treten, im
Gegensatz zurKonskription (s. d.) und zum Kantonsystem (s. d.).
Griechen und
Römer
[* 18] verstärkten ihre Heereshaufen durch geworbene
Söldner. Im
Mittelalter kam die Werbung wieder in
Aufnahme, um
der
Ritterschaft eine nur dem
Landesherrn verpflichtete Streitmacht entgegenzustellen. Eine Zeitlang war die
Schweiz
[* 19] der vornehmste
Werbeplatz in
Europa.
[* 20]
Unter
Maximilian I. wurde bei Errichtung derLandsknechte
[* 21] (s. d.) die Werbung in
Deutschland
[* 22] zum erstenmal im
großen angewendet. Nach dem
WestfälischenFrieden schuf der
GroßeKurfürst in
Brandenburg durch freie ein stehendes
Heer, welches
das vornehmste
Werkzeug zur Vergrößerung der preußischen
Monarchie wurde. Über die spätern Werbungen vgl. Werbung v.
Schultz, Die preußischen Werbungen unter
FriedrichWilhelm I. und
Friedrich d. Gr.
(Schwerin
[* 23] 1887). Das Werbesystem
erhielt sich bis zum Anfang des 19. Jahrh. Jeder
Staat schickte Werbeoffiziere aus, welche, mit Werbepatenten und mit Werbegeldern
versehen, auf gewisse Werbeplätze angewiesen wurden.
Sie betrieben die Werbung teils insgeheim, teils öffentlich. Im erstern
Fall begaben sie sich gewöhnlich in bürgerlicher
Kleidung in die nächsten Grenzorte versuchten
Rekruten durch Versprechungen oder durch
List und
Gewalt zur Dienstnahme zu bewegen.
Bei der öffentlichen Werbung begab sich der Werbeoffizier, von einem
Tambour,
Pfeifer oder Trompeter begleitet, in die Ortschaften
des ihm angewiesenen
Distrikts, kündigte laut an, für wen und unter welchen
Bedingungen er
Soldaten zu
werben gekommen sei, und empfing dann die Anmeldung.
Issezk,Fabrikdorf im russ.
GouvernementPerm, am Isset, mit 2
Kirchen,
Eisen-,
Blei- und Goldbergwerken, Gußeisenfabriken
und
ca. 7030 Einw. Die seit 1726 ausgebeuteten
Lager
[* 25] befinden sich in rotem, gelbem und weißem
Thon bei einer Tiefe von 6-13
m.