den Austausch der Wertbriefe und Postanweisungen mit in den Bereich der internationalen Einigung. Nachdem eine neue Konferenz
zu Paris 1880 auf Antrag Deutschlands endlich auch kleinere Pakete bis zum Gewicht von 3 kg im internationalen Postverkehr zuließ,
wurde durch die Lissaboner Konferenz 1885 der internationale Paketpostdienst weiter verbreitet und verallgemeinert;
auch wurde durch dieselbe Konferenz der Postauftragsdienst im internationalen Verkehr eingeführt. Die weitere Fortbildung
der Einrichtungen des Weltpostvereins ist internationalen Kongressen vorbehalten, welche von 5 zu 5 Jahren stattfinden sollen.
Weiteres s. Post und Postkongreß.
der gemischte Gemütszustand, der aus der pessimistischen Überzeugung entspringt, daß nicht
die eudämonistische, nach welcher Glückseligkeit, sondern die tragische Weltordnung, nach welcher Unseligkeit die Bestimmung
jedes gefühlsfähigen Wesens ist, das Gesetz dieser wirklichen Welt sei. Derselbe ist Humor (s. d.), weil er aus Mitleid mit leidenden
Thoren und Spott über thörichte Leidende gemengt ist, welche in ihrem vertrauensseligen Optimismus das Gegenteil erhofft
haben; tragischer Humor, weil die Unseligkeit Bestimmung, unverschuldet über jeden verhängtes Leiden ist; Welthumor, weil
beides, das fatalistische Unglück und die optimistische Thorheit, universell, allen gefühlsfähigen Wesen gemeinsam, also
Welteigentum ist.
Das Mitleid im W. umfaßt neben allen menschlichen jedes (auch das geringste) lebendige, ja in dichterischer Beseelung selbst
jedes leblose Wesen; der Spott im W. trifft den naiv-kindischen wie den religiös-gläubigen und den philosophischen
Optimisten. Jenes setzt das hingebendste, nicht bloß menschen-, sondern wesenfreundlichste Herz, dieser den überlegensten,
kritisch vernichtenden Verstand voraus. Der echte Weltschmerz, die Frucht einer pessimistischen, aber echten Überzeugung, ist ein Martyrium,
das nur von den edelsten Gemütern (Buddha, Lord Byron) oder von den kühnsten Köpfen (Voltaire, Schopenhauer)
getragen wird; der unechte Weltschmerz, der unter der Maske des Weltleides mit dem eignen persönlichen (mit jenem verglichen, unbedeutenden)
Leid (Liebesleid) schönthut (Heine), aber noch mehr der geheuchelte, der mit erlogenem Leid (heinesierende Lyriker) oder mit
angenommenem Pessimismus prahlt (Schopenhauerianer aus Mode), sind widerliche Entartungen. S. auch Humor
und Pessimismus.
Vgl. Bienengräber, Über Schmerz und Weltschmerz (Heidelb. 1880).
eine in der ganzen Welt verständliche Sprache. In gewissem Sinn kann man heutzutage das Englische als eine
Weltsprache bezeichnen, während früher Französisch, im Mittelalter und Altertum das Latein die tonangebende Sprache
war. Eine künstliche Weltsprache zu schaffen, ist von Leibniz an bis zu der Volapüksprache des schwäbischen Pfarrers Schleyer häufig
versucht worden (s. Pasilalie). Das Volapük (s. d.) sucht seine Zwecke hauptsächlich durch Anschluß an das Englische und möglichste
Vereinfachung der Grammatik zu erreichen. Eine direkt aus den Bedürfnissen des internationalen Verkehrs
hervorgewachsene Mischsprache dieser Art ist das Pigeon English in Ostasien und der Südsee. Ältern Datums ist die vorwiegend auf
dem Italienischen beruhende Lingua franca in den Mittelmeerländern.
die sich in sehr vielen Religionen wiederfindende Idee, daß die gegenwärtige Welt
dereinst vernichtet werden und einer schönern und edlern Platz machen müsse, welche Katastrophe die christliche Kirche mit
der Wiederkunft Christi eingeleitet denkt. Vgl. Weltbrand.
die Philosophie, insofern sie als »weltliche« (Laien-) Wissenschaft der »geistlichen« Wissenschaft (des
Klerus) oder als Wissenschaft von der »Welt« (Kosmologie) jener von »Gott« (Theologie) entgegengesetzt wird.
Friedrich, Afrikareisender und Botaniker, geb. 1806 zu Klagenfurt in Kärnten, widmete sich dem Studium der
Medizin und speziell der Botanik, ging dann im Auftrag des Württembergischen Reisevereins nach Portugal,
wurde in Lissabon Direktor des botanischen Gartens und begab sich 1853 nach Angola. Seine dort und in Benguela gemachten botanischen
und zoologischen Sammlungen bereicherten fast alle Museen. Er veröffentlichte: »Synopse explicativa das amostras de Madeiras
e drogas medicinaes de collegidas na provincia de Angola etc.« (Lissab. 1862). Er starb in
London. Seine Kenntnis der afrikanischen Flora war fast unerreicht.
mirabĭlis Hook. fil. (Tumbo), eins der sonderbarsten phanerogamischen Gewächse, aus der Familie der Gnetaceen,
besitzt einen weichholzigen, dicken, kegel- oder kreiselförmigen, von zwei Seiten zusammengedrückten, quer gefurchten,
etwa 60 cm hohen Stamm von etwa 150 cm Umfang, der sich gegen die spindelförmige Wurzel plötzlich absetzt
und auf dem Scheitel tief muldenförmig eingesenkt ist. Die Pflanze besitzt nur zwei 2 m lange, auf dem Boden liegende Blätter
und zwar die perennierenden Keimblätter, welche gegenständig, sehr dicklederig, lineal zungenförmig, stumpf, ganzrandig
sind, aber bald der Länge nach bis zur Basis in schmale, bandförmige Streifen zerreißen.
Die männlichen Blüten stehen in zapfenförmigen, scharlachroten, stumpf vierkantigen, mit vierreihig dachziegeligen, breiten
Brakteen besetzten Ähren, die zusammen einen dekussiert rispigen Blütenstand bilden. Die ähnlichen weiblichen Blütenstände
sind sehr viel größer. Die tannenzapfenähnliche Frucht ist vierkantig und enthält hinter jeder Schuppe einen breit geflügelten
Samen. Die Pflanze wurde 1860 von Welwitsch in Loanda entdeckt und wächst in den Sandwüsten der südlichen afrikanischen Westküste
zwischen Mossamedes und Kap Negro und im Damaraland an der Walfischbai.
Jagstkreis, an der Lein und im Welzheimer Wald, 500 m ü. M., hat eine evang.
Kirche, ein Amtsgericht, ein Revieramt, eine Oberförsterei, besuchte Flachs-, Holz- und Viehmärkte und
(1885) 2822 Einw.
(Wels), Dorf im russ. Gouvernement St. Petersburg, am Wolchow, wo die Wasserfälle desselben beginnen. Im Mittelalter
war ein wichtiger Stapelplatz für den Handel Nowgorods mit den Hansestädten.
Stadt im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, Bezirksamt Donauwörth, am Dosbach, 455 m ü. M.,
hat 2 Kirchen, ein Kapuzinerkloster, ein Hospital (gegründet 898), Ziegelbrennerei, 8 Mahl- und Sägemühlen und (1885) 2133 fast
nur kath. Einwohner.