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Wurstfabrikation, Getreide-, Obst- und Hopfenbau, Getreidehandel und (1885) 1141 Einw. In der Nähe die Ruinen des Schlosses Niesten.
Wurstfabrikation, Getreide-, Obst- und Hopfenbau, Getreidehandel und (1885) 1141 Einw. In der Nähe die Ruinen des Schlosses Niesten.
August, Zoolog, geb. zu Frankfurt [* 2] a. M., studierte in Göttingen [* 3] Medizin, war 1856-57 Assistent an der Klinik in Rostock, [* 4] ging 1858 nach Wien, [* 5] 1859 nach Italien, [* 6] 1860 nach Paris, [* 7] lebte 1861-62 als Leibarzt des Erzherzogs Stephan auf Schloß Schaumburg an der Lahn und lieferte dort seine erste größere entwickelungsgeschichtliche Arbeit: »Die Entwickelung der Dipteren« (Leipz. 1864). 1863 ging er nach Gießen, [* 8] habilitierte sich aber noch in demselben Jahr an der Universität zu Freiburg [* 9] und wurde 1866 außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Zoologie daselbst.
Seine Arbeiten sind besonders der Entwickelungsgeschichte, [* 10] speziell der festern Begründung und dem Ausbau der Deszendenztheorie und der Lehre [* 11] von der Vererbung, gewidmet. Er schrieb: »Über den Einfluß der Isolierung auf die Artbildung« (Leipz. 1872);
»Studien zur Deszendenztheorie« (das. 1875-76, 2 Bde.);
»Naturgeschichte der Daphnoiden« (das. 1876-79);
»Die Entstehung der Sexualzelle bei den Hydromedusen« [* 12] (Jena [* 13] 1883, 2 Bde.);
»Über die Vererbung« (das. 1883);
»Über die Dauer des Lebens« (das 1882);
»Über Leben und Tod« (das. 1884);
»Die Kontinuität des Keimplasmas als Grundlage einer Theorie der Vererbung« (das. 1885);
»Die Bedeutung der sexuellen Fortpflanzung für die Selektionstheorie« (das. 1886);
»Über den Rückschritt in der Natur« (Freiburg 1886);
»Über die Zahl der Richtungskörper und ihre Bedeutung für die Vererbung« (Jena 1887);
»Über die Hypothese einer Vererbung von Verletzungen« (das. 1889).
die Eigenschaft der Körper, alle Bestandteile des auf sie gefallenen Lichts in gleichem Verhältnis zu reflektieren. Im weißen Licht [* 14] erscheint daher nur dann ein Körper weiß, wenn er alle sichtbaren Strahlen des Spektrums reflektiert. Ein vollkommen weißer Körper erscheint hell in jeder Beleuchtung. [* 15] In den meisten Fällen zeigt das Weiß irgend eine Nüance, und man unterscheidet daher: Milch-, Silber-, Schiefer-, Rötlich-, Gelblich-, Gräulich-, Grünlich- und Zinnweiß. Ganz reines Weiß nennt man Schneeweiß. Von den weißen Farbkörpern sind die wichtigsten: Bleiweiß, [* 16] Barytweiß, Gips, [* 17] Kreide, [* 18] Talk, Lenzin, Wismutweiß. Hamburger (holländisches, venezianisches) Weiß, Mischung von Bleiweiß mit Schwerspat; Kremser Weiß, s. Bleiweiß; Pariser Weiß, gemalener und geschlämmter Kalkspat. [* 19]
1)
Christian
Samuel, Mineralog, geb. zu
Leipzig,
[* 20] studierte hier, in
Berlin
[* 21] und in
Freiberg,
[* 22] habilitierte sich 1803 in
Leipzig, machte dann mehrere mineralogische
Reisen, wurde 1808
Professor der
Physik in seiner
Vaterstadt, 1810
Professor der
Mineralogie zu
Berlin und starb in
Eger.
[* 23] Weiß hat den mathematischen Teil der
Mineralogie
nach einer sehr naturgemäßen
Methode zu einem hohen
Grade der Vollkommenheit erhoben. Auch war er der
erste, welcher in seiner Abhandlung »Über die natürlichen Abteilungen der Kristallisationssysteme«
(1813) eine solche Abteilung, die
Basis alles kristallographischen
Wissens, aufstellte. Seine Bezeichnungsweise
der Kristallgestalten,
die noch heute von vielen Kristallographen angewendet wird, ist leicht und einfach auf die Naumannschen und
Millerschen
Symbole zurückzuführen.
Vgl. Martius, Denkrede auf Chr.
2) Bernhard, protest. Theolog, geb. zu Königsberg, [* 24] studierte daselbst sowie in Halle [* 25] und Berlin 1844-48 Theologie, habilitierte sich 1852 in Königsberg, wurde 1857 daselbst außerordentlicher Professor der Theologie, 1863 ordentlicher Professor in Kiel, [* 26] 1877 in Berlin, woselbst er seit 1880 Oberkonsistorialrat und vortragender Rat im Ministerium für geistliche Angelegenheiten ist. Er schrieb: »Der petrinische Lehrbegriff« (Berl. 1855);
»Der Philipperbrief« (das. 1859);
»Der johanneische Lehrbegriff« (das. 1862);
»Das Markus-Evangelium« (das. 1872);
»Das Matthäus-Evangelium« (das. 1876);
»Lehrbuch der biblischen Theologie des Neuen Testaments« (5. Aufl., das. 1888);
»Das Leben Jesu« (das. 1882, 2 Bde.; 3. Aufl. 1888);
»Lehrbuch der Einleitung in das Neue Testament« (2. Aufl., das. 1889);
auch besorgte er in Meyers »Kritisch-exegetischem Kommentar über das Neue Testament« die neuesten Auflagen der Evangelien des Matthäus (1883), Markus und Lukas (1878 und 1885), des Johannes (1886), des Römerbriefs (1887), der Pastoralbriefe (1885), der Briefe Johannes' (1888) und des Hebräerbriefs (1888).
in der religiösen Auffassung die durch übernatürliche Eingebung bewirkte und durch den Erfolg bestätigte Vorherverkündigung einer zufälligen künftigen Begebenheit, während Wahrsagung und noch mehr Wahrsagerei auf der Anwendung geheimer Künste zur Erlangung jener anscheinend übernatürlichen Kunde von etwas Verborgenem beruht (s. Mantik). Der den Menschen eigne Wunsch, in die Zukunft zu blicken, sowie anderseits das Streben einzelner, diesen Umstand zur Erlangung höherer Achtung oder zur Bereicherung zu benutzen, hat unter allen Völkern und in allen Zeiten Veranlassung zum Glauben an Wahrsage- und Weissagekunst gegeben, und bei dem allgemeinen Bewußtsein, nicht selbst den Schleier der Zukunft lüften zu können, wurde diese Kraft [* 27] einzelnen Menschen zugeschrieben, welche man für Bevorzugte der Gottheit hielt.
Daß einzelnen begnadeten Menschen solche göttliche Kraft innewohnen könne, ward um so weniger bezweifelt, je geringer die Naturkenntnisse und überhaupt die religiöse, sittliche und wissenschaftliche Kultur waren. Obgleich bei den Hebräern Wahrsagerei durch das mosaische Gesetz verboten war und Moses sein Volk an die Propheten verwiesen hatte, welche der Herr ihm senden werde, so befragte doch selbst König Saul, der die Wahrsager und Zeichendeuter aus seinem Reich verbannt hatte, zuletzt die Wahrsagerin (Hexe) von Endor über sein künftiges Schicksal.
Die Juden hatten namentlich aus der babylonischen Gefangenschaft einen Teil der chaldäischen Weltanschauung mitgebracht, nach welcher nicht nur die Bewegungen der Gestirne, sondern auch das kosmische Leben die Schicksale der Menschheit gewissermaßen bewirken und daher widerspiegeln sollten, weil das ganze Naturleben als in Wechselwirkung stehend gedacht wurde. Auch aus dem nahen Persien [* 28] schlichen sich Wahrsager ein, und vorzüglich waren die Traumdeuter sehr gesucht; ebenso befragte man Totenbeschwörer und Sterndeuter und bediente sich der Eingeweide [* 29] der Opfertiere, der Lose, der Beobachtung gewisser Tiere (besonders der Schlangen), [* 30] um daraus zu weissagen.
Später wurde das Prophetentum (s. Prophet) zu einer Art öffentlichen Predigtamts, wobei die Mahnungen an das öffentliche Gewissen fast immer mit Weissagungen künftiger Unglücksschläge oder umgekehrt künftiger Erlösung aus dem Unglück verbunden wurden (s. Messias). Über die Wahrsager der Perser s. Magier. Bei den Griechen bildete ein System der Weissagung vollends einen integrierenden Bestandteil der Staatsreligion. Sie verehrten in Gäa und später im Apollon [* 31] besondere Wahrsagegötter und richteten ¶
sich in ältern Zeiten selbst in Staatsangelegenheiten nach den Aussagen ihrer Priester (s. Orakel). Außerdem galten noch insbesondere der unterirdische Zeus [* 33] von Dodona, Herakles, [* 34] Orpheus, [* 35] Trophonios und Äskulap als Vorherverkündigungen gebende Gottheiten, Melampus als ein vergötterter Ahn einer Prophetenfamilie. Nicht selten waren Frauen, die man durch betäubende Erdgase in eine Art Delirium versetzte, die Verkünderinnen der Zukunft, wie denn bei Griechen und Römern die Prophetengabe als eine Art heiligen Wahnsinns dargestellt wurde, z. B. von Platon und Cicero.
Die Römer [* 36] erhoben ein von den Etruskern ererbtes und demjenigen der Chaldäer außerordentlich ähnliches Weissagungssystem zum Regierungsmittel des Volkes. Ihre meist aus Etrurien herbeigerufenen und auf Grund ausführlicher etrurischer Schriften ihr Amt versehenden Augurn (s. d.) und Haruspices (s. d.) waren lange Zeit Staatsbeamte; ihre Weissagungen aus dem Flug und dem Fressen der Vögel, [* 37] aus den Eingeweiden der geschlachteten Opfertiere, aus den Blitzen und andern Naturerscheinungen waren öffentliche Kultushandlungen.
Noch in späterer Zeit, als das Ansehen dieser Weissager von Amts wegen sehr gesunken war, vermißten einzelne Gewalthaber das bequeme Mittel, den Sinn des Volkes zu lenken, und Kaiser Claudius führte einen Senatsbeschluß herbei, der eine Wiederbelebung dieses Kultuszweigs beabsichtigte. In den spätern Zeiten wurde die Privatpraxis durch Chaldäer und Juden geübt. Die germanischen und keltischen Völker legten die Kraft der Weissagung vornehmlich den Frauen (den Alrunen, s. d.) bei, von denen Tacitus zwei, die Velleda und Aurinia, wegen ihres großen Rufs namentlich aufführt, wie auch bei Römern und Griechen einzelne Beispiele vorkommen, z. B. Kassandra etc. In Skandinavien waren die Priesterinnen ganz besonders Weissagerinnen; die Kunst war anfangs bei den Vanen, kam aber durch Freyja zu den Asen.
Die Skandinavier unternahmen kein wichtiges Geschäft, ohne eine Weissagung erhalten zu haben, und die Sitte blieb auch, als sich das Christentum unter ihnen verbreitet hatte, obgleich sie mit Strafen bedroht ward. Die germanischen Stämme legten außerdem besondern Wert auf Vorzeichen aus Tierbegegnungen (s. Angang), auf das Werfen des Loses (s. d.) und auf Ordalien (s. d.). Auch die Zweikämpfe gehörten dahin, die man bei Ausbruch eines Kriegs zwischen einem Stammesgenossen und einem Gefangenen der feindlichen Partei anstellte, und nach deren Ausgang man auf den des Hauptkampfes schloß.
Ferner weissagte man aus dem Gang, [* 38] dem Wiehern und Schnaufen der heiligen Pferde, [* 39] aus dem Geschrei und Flug der Vögel, besonders bei Krankheiten, aus dem Blut und den Eingeweiden der Schlachtopfer, aus dem Wasser und zwar besonders aus dem Wirbeln und Rauschen der Quellen und Flüsse. [* 40] Auch die Traumdeutung war allen germanischen Stämmen eigen. Das Christentum versuchte umsonst, diese Gebräuche heidnischen Ursprungs zu ersticken; man wendete nunmehr höchstens die Bibel [* 41] als Losbuch an (s. Stichomantie) und berief sich für die Christlichkeit der öffentlich auf vielen Universitäten gelehrten Chiromantie (s. d.) auf die Bibel.
Die ältere Theologenschule legte denn auch auf die biblischen Prophezeiungen ein großes Gewicht, die jüngere weist ihnen ihre Stelle neben den Wundern an und behandelt sie von demselben Gesichtspunkt. Die in Europa [* 42] auftauchenden Zigeuner brachten die Wahrsagerei in neuen Schwung, und unter den gemeinen Leuten hat sich der Glaube daran bis heute erhalten. Hierher gehören auch die Vorzeichen von Todesfällen durch Ahnungen, das Zweite Gesicht, das Sichdoppeltsehen, das Kartenschlagen, das Wahrsagen aus dem Kaffeesatz, durch Punktieren etc. Nirgends aber gibt man mehr auf diese Kunst als bei den heidnischen Völkern aller Länder und Zonen; die Wahrsager sind zugleich die Priester und Zauberer (Schamanen, s. Schamanismus), und ihr Wirkungskreis ist hier um so größer, da die geistig tief stehenden Menschen alle für sie unerklärbaren Andeutungen für Weissagungen halten.
Vgl. Bouché-Leclercq, Histoire de la divination dans l'antiquité (Par. 1879-81, 4 Bde.);
Lenormant, La divination chez les Chaldéens (das. 1875), und die Litteratur bei Artikel Magie.