Erhitzen entwickelt er empyreumatische
Dämpfe und hinterläßt, je nachdem die
Luft Zutritt hat, kohlehaltiges oder kohlefreies
kohlensaures
Kali. Mit
Salpeter verpufft er unter
Bildung von kohlensaurem
Kali.
BeimDurchgang durch den
Körper wird der Weinstein ebenfalls
in kohlensaures
Kali verwandelt. Er soll Pulsfrequenz und
Temperatur herabsetzen, wirkt, anhaltend gebraucht, harntreibend,
vermindert den
Appetit und erzeugt
Abmagerung; sehr große
Dosen wirken giftig. Man benutzt ihn bei entzündlichen
Affektionen,
als harntreibendes und gelindes Abführmittel, gewöhnlich als niederschlagendes
Mittel, auch zum Reinigen der
Zähne;
[* 2] ferner
in der Wollfärberei, zur
Darstellung von
Beizen, zum Blanksieden und
Verzinnen, zu schwarzem und weißem
Fluß, zurDarstellung
von reinem kohlensauren
Kali und Weinsäurepräparaten.
Die Weinsteuer ist eine grundsätzlich notwendige Ergänzung von
Bier- und
Branntweinsteuer. Dieselbe ist leicht
auf dem Weg der Verzollung in
Ländern zu erheben, welche keinen
Wein bauen. Dagegen ist die
Besteuerung
der heimischen Erzeugung deswegen mit großen Schwierigkeiten verbunden, weil der
Wein ein
Produkt zahlreicher landwirtschaftlicher
Kleinbetriebe und auch der
Handel kein zentralisierter, meist vielmehr ein unmittelbarer zwischen Produzent und
Konsument ist.
1) eine
Produktionssteuer, indem dieselbe sich nach der
Größe der bekannten
Fläche
(Arealsteuer) richtet,
dann allerdings auch
Qualität und jährliche Ertragsschwankung unberücksichtigt läßt, oder indem sie mit
Klassifikation
der
Weinberge und mit Kelterzwang, bez. Anmeldepflicht unter nachfolgender
Kontrolle der Vorräte das wirkliche Mosterzeugnis
trifft. Die
Produktionssteuer läßt den
Kunstwein frei und nötigt zu lästigen Steuervorlagen.
Dem Verbrauch näher gerückt sind:
2) die
Zirkulations-, bez.
Handelssteuern. Zunächst kann die an den
Verkehr sich derart anknüpfen, daß sie beim Verbringen
von
Ort zu
Ort
(Transportsteuer) erhoben wird und zwar entweder vom Versender als
Versandsteuer vor Beginn des
Transports oder
vom Empfänger als
Einlagesteuervor derVerbringung in den
Keller, wobei, um mehrmalige
Besteuerung zu verhüten,
die Einlagerungen bei Weinbauern und Großhändlern freigelassen werden können. Die
Transportsteuer trifft auch den
Kunstwein,
führt aber bei wiederholter Versendung und Einkellerung zu mehrfacher
Besteuerung und macht, zumal wenn letztere durch Zulassung
von Ausnahmen vermieden werden sollen, ausgedehnte, kostspielige und lästigeKontrollen nötig.
Vereinfacht wird die Weinsteuer, wenn sie sich auf den in
Städte eingehenden
Wein beschränkt; doch widerspricht eine solche (für
Kommunalsteuern brauchbare) Eingangssteuer dem
Grundsatz der Allgemeinheit der
Besteuerung.
Ferner tritt die Weinsteuer auf in der Form
der Handelsbesteuerung vom Kleinverkauf besonders in Wirtshäusern, während Großhandel und Privatbezug steuerfrei gelassen
werden. Die
Besteuerung kann dann in der Art erfolgen, daß jeweilig der Kellerbestand sowie Zu- und
Abgang unter Kellerkontrolle
ermittelt werden.
Werden dabei die Verkaufspreise berücksichtigt, so kann die
Steuer sich eng an die
Qualität anschließen. Sie zwingt dann
zu keinem langdauernden
Vorschuß, gestattet die Anwendung von
Abfindungen
(Abonnement, Akkord),
gewährt
der Staatskasse eine stetige
Einnahme, und ihre
Kontrolle beschränkt sich auf eine kleinere Zahl von
Personen. Eine andre Form
der Handelsbesteuerung sind die
Lizenzen, welche, wenn sie im
Interesse der Einfachheit in gleichen
Sätzen erhoben werden,
wenig ergiebig sind.
Die Bezüge von
Privaten im großen unterliegen der
Zirkulationssteuer; dieselbe wird durch die Detailsteuer ergänzt, welche
die kleinen Bezüge und den Kleinverkauf im Wirtshaus trifft. Dazu kommt eine Eingangssteuer in verschiedenen
Stufen inStädten
von 4000 und mehr Einwohnern. In
Orten bis 10,000 Einw. kann auf Verlangen Eingangs- und Detailsteuer durch eine taxe unique,
in größern muß sie durch eine solche ersetzt werden. Eine besondere
Besteuerung besteht noch in der Ersatzsteuer (taxe
de remplacement) für
Lyon
[* 8] und
Paris.
[* 9]
(Rebe,VitisL.),
Gattung aus der
Familie der
Ampelideen, hoch klimmende
Sträucher mit blattgegenständigen
Ranken, einfachen, oft eckigen oder bandförmig gelappten Blättern, blattgegenständigen
Rispen mit in
Büscheln oder Döldchen vereinigten
Blüten, 5-6
Blumenblättern, die beim Aufblühen sich vom
Grund an trennen, an der
Spitze
zusammenhängen und als eine
oben gewölbte, unten fünflappige
Kappe abgeworfen werden. Die
Frucht ist eine kugelrunde bis
längliche
Beere.
Der echte Weinstock (V. viniferaL., s. Tafel »Genußmittelpflanzen«),
[* 14]
einStrauch mit ästiger, starker, holziger,
tief in die
Erde eindringender
Wurzel,
[* 15] holzigem, an andern
Bäumen bis 10 und mehr
MeterHöhe aufklimmendem oder flach niedergestrecktem,
oft sehr dickem (1,7 m
Umfang)
Stamm mit graubräunlicher, abblätternder, faserig zerrissener
Borke und zähem, biegsamem,
porösem
Holz.
[* 16] Die
Zweige entwickeln sich als Langtriebe
(Lotten) und Kurztriebe
(Geizen). Erstere tragen
nach zwei grundständigen Niederblättern bis gegen 40 zweizeilig abwechselnde, je einen Kurztrieb in der
Achsel produzierende
Laubblätter, so daß die untern
Blätter keine
Ranken gegenüber haben, dann aber je zwei rankentragende
Knoten (oder statt
der unternRanken Blütenstände) mit einem rankenlosen wechseln. Die
Blätter sind lang gestielt, rundlich
herzförmig, buchtig fünf-, selten dreilappig, ungleich) und grob gesägt, unterhalb weichhaarig, wollig oder
¶
mehr
filzig, im Alter meist kahl, die Ranken gewöhnlich einmal gegabelt, die Blütenrispe aufrecht, die Blüten klein, gelblichgrün,
wohlriechend, die Beeren kugelrund oder oval, bereift, grün, gelblich, rot bis schwarzblau, ein- bis viersamig, zuweilen
samenlos (var. apyrena). Wahrscheinlich gibt es von jeder Rebenart männliche, weibliche, zwitterige
und solche mit zwitterigen und männlichen Blüten. Wirklich beobachtet wurden diese vier Formen aber nur
bei Vitis vinifera, von der die Kultursorten weiblich oder zwitterig und nur ausnahmsweise einzelne Stücke männlich sind.
Die Fuchstraube(V. LabruscaL.), sehr stark wachsend, mit herzförmigen, oft drei- und fünflappigen, entfernt stachelspitzig
gezahnten, unterseits grau- oder rostfarben filzigen Blättern, in kleinen Trauben stehenden Blüten und
großen Beeren, wächst in den östlichen und mittlern StaatenNordamerikas und wird in vielen Varietäten, auch in Europa,
[* 18] kultiviert
(Catawba, Isabella etc., rote Kelter- und Tafeltrauben), namentlich auch zu Lauben- und Mauerbekleidungen benutzt.
Die Sommerrebe (V. aestivalisMchx.), mit breit herzförmigen, bisweilen drei- und fünflappigen, grob
und ungleich gezahnten, unterseits graugrün filzigen Blättern, in großen Rispen stehenden Blüten, kleinen Beeren und an den
jungen Trieben, Ranken und Blütenständen filzig, wächst in den südöstlichen StaatenNordamerikas, in Mittel- und Südamerika
[* 19] und wird ebenfalls in mehreren Varietäten kultiviert. Ebenso die herzblätterige Rebe (V. cordifoliaMchx.), in
Kanada, in den östlichen und mittlern StaatenNordamerikas, mit herzförmigen, eingeschnitten gezahnten, auch dreilappigen,
selten völlig unbehaarten, meist auf der Unterfläche, besonders auf den Nerven
[* 20] und Adern, etwas behaarten Blättern, lockerer,
reichblütiger Rispe und kleinen Beeren, wird bei uns seit langer Zeit zu Lauben, zum Überziehen von Staketen etc. benutzt.
Die rundblätterige Rebe (Fuchsrebe der südlichen Staaten, Büffelrebe, Winter-, Forsttraube, V. rotundifolia.Mchx.), in Virginia,
südwärts bis Florida, sehr stark wachsend, mit herzförmigen, selten drei- und fünflappigen, stumpf gezahnten, meist unbehaarten,
glänzenden Blättern, in kleinen Rispen stehenden Blüten, liefert besonders Tafeltrauben mit sehr großen, aber wenig zahlreichen
Beeren.
Die Heimat des Weinstocks ist nicht mit Sicherheit bekannt; wahrscheinlich stammt er aus den Ländern südlich
vom Schwarzen und KaspischenMeer, wurde aber frühzeitig sehr weit verbreitet; vielfach findet man ihn jetzt verwildert, so
in Südspanien, bisweilen starke, baumartige Stämme bildend und hoch in die benachbarten Bäume steigend, im Donauthal von
Wien
[* 21] bis in das Banat, in Siebenbürgen, am Bodensee, im Rheinthal bei Mannheim,
[* 22] Schwetzingen, Rastatt,
[* 23] Neuenburg
[* 24] (Var.
silvestris Gmel.,
mit weniger zahlreichen Ranken, kleinern Blättern und Blüten). Er gedeiht in einer Region, deren mittlere Sommerwärme 20°
und deren mittlere Wintertemperatur +5 bis 0° beträgt. In Europa läuft die nördliche Verbreitungslinie des
Weinstocks von der Mündung der Loire (47,5°) zum Rhein (51°) und in Schlesien
[* 25] bis 52° nördl. Br. (einzelne Weinberge kommen
noch bis 53° nördl. Br. vor), fällt dann rasch nach Süden und in Bessarabien auf 46°. In Norwegen
[* 26] reift die Traube an den
Ufern des Sognefjords noch unter 61°. Die Äquatorialgrenze läuft ziemlich parallel mit dem 30.°, sinkt
jedoch im Seeklima bis zum 10.°. In Nordamerika
[* 27] reicht der Weinbau bis 50° nördl. Br. In denAlpen
[* 28] steigt die Rebe zu Camperlongo
in Piemont unter dem 45.-46.° bis 970 m Höhe, sonst aber erhebt sie
sich durchschnittlich nicht über 530 m. In
frühern Zeiten hat der Weinstock unzweifelhaft ein größeres Verbreitungsgebiet besessen: man baute ihn in England und Norddeutschland,
wo die Traube jetzt nur in sehr geschützter Lage und am Spalier kümmerlich reift, aber er ist in diesen nördlichen Lagen nicht
etwa einer ungünstigen Klimaveränderung halber verschwunden, sondern weil dort bei den verbesserten
Verkehrsmitteln die Kultur nicht mehr verlockend erscheint.
Der Weinstock gedeiht auf sehr verschiedenartigem Boden, in vulkanischen Verwitterungsprodukten, in Thonschiefer, Lias, Keuper, Muschelkalk,
in der Sandsteinformation, im Urgebirge und im angeschwemmten Land, fordert aber eine bestimmte physikalische Beschaffenheit
des Bodens, wärme- und wasserbindende Kraft
[* 29] und namentlich eine geschützte, sonnige Lage. Er fordert wiederholte
kräftige Düngung, am besten von Kompost mit Guano oder mit Superphosphat und Kali.
Man pflanzt in den Weinbergen (die nicht immer Berge sind) und Gärten nach vorheriger Entwässerung des Untergrundes in Reihen,
deren Entfernung sich nach dem Rebsatz (den anzupflanzenden Weingattungen), nach Behandlung wie nach Boden
und Lage richtet. Früher pflanzte man möglichst viele Sorten durcheinander, heute strebt man nach Reinheit des Satzes und
pflanzt entweder nur eine oder zwei harmonierende Sorten zusammen. In Deutschland kultiviert man in reinem Rebsatz fast nur
zwitterblütige Sorten, in Ungarn
[* 30] in gemischtem Rebsatz neben zwitterblütigen sehr allgemein weibliche Sorten. Im
Garten
[* 31] pflanzt man je nach Klima
[* 32] und Lage nur sicher reifende Sorten: spätreifende mit großen wertvollen Trauben werden zeitweise
unter Fenstern an Mauern gezogen, nur wenige Sorten eignen sich zur Früherziehung, bez. Treiberei.
Die Fortpflanzung des Weinstocks geschieht durch Augen, Schnittlinge von ein-, seltener zweijährigem Holz, Ableger, krautartige
Stecklinge und Pfropfen.
[* 33] Man pflanzt meist im Frühjahr so tief, daß auch die bewurzelten Reben nur mit
einem, höchstens zwei Augen über den Boden hervorsehen, und sucht die Wurzeln möglichst in die Tiefe zu leiten. Die weitere
Behandlung des Weinstocks ist nach Klima, Lage, Sorte und Gebrauch sehr verschieden, sowohl im Berg als im
Garten.
Auf dem Stamm des Weinstocks steht die Rebe, und diese trägt die Rute, den diesjährigen fruchtbaren Trieb. Aus älterm Holz
sich entwickelnde Wasserschosse sind in der Regel unfruchtbar. Die Rute besitzt in Abständen von 10-15 cmKnoten, und an dem
untern Teil jedes Knotens sitzt ein Blatt
[* 34] mit gewöhnlich zwei Augen im Blattwinkel. Von diesen Augen treibt
eins noch im Sommer aus, während das andre im nächsten Jahr die Tragrute mit 2-5 Trauben liefert. Der Geiz stärkt das schlafende
Auge,
[* 35] wird er ausgebrochen, so treibt das schlafende Auge aus, und es bildet sich ein drittes Auge, welches
aber nicht hinreichend erstarkt, um im nächsten Jahr eine fruchtbare Tragrute zu liefern. Dem Blatt gegenüber sitzt eine
Ranke oder eine Traube. Die junge Rute beginnt mit 2-5 leeren oder nur mit schwachen Ranken besetzten Knoten, bringt dann eine
oder zwei Trauben, darauf einen leeren Knoten und vielleicht noch zwei Trauben. Folgt auf eine Traube eine
Ranke, so erscheint später keine Traube mehr. Die Ruten werden in angemessener Länge gekappt, und wenn nun der Geiz um so kräftiger
treibt, so kappt man ihn ebenfalls, damit er Nebenruten treibt.
Durch die Kultur sind zahlreiche Varietäten entstanden, deren Nomenklatur ebenso wie die des Obstes sehr
verworren ist, zumal eine und dieselbe Sorte im
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