Sie sind zum großen Teil kristallisierbar; diejenigen der
Alkalimetalle sind in
Wasser löslich, die neutralen
Salze der übrigen
Metalle sind meist schwer oder nicht löslich, lösen sich aber auf Zusatz von
Wein-,
Salz- oder
Salpetersäure,
meist auch in überschüssiger
Kali-,
Natronlauge und in
Ammoniak. Am wichtigsten ist das saure weinsaure
Kali C4H5O6K
, welches als
Weinstein (s. d.) im
Handel ist. Neutralisiert man
Weinstein mit doppeltkohlensaurem
Kali, so
erhält man neutrales weinsauresKali
(Tartarus tartarisatus) C4H4O6K2 . Dies
bildet farblose
Kristalle,
[* 2] schmeckt salzig bitterlich, ist hygroskopisch, leicht löslich in
Wasser, nicht in
Alkohol, dient
als Abführmittel und zum Entsäuern des
Weins, mit dessen Weinsäure es
Weinstein bildet, der sich alsbald abscheidet.
Das sehr ähnliche weinsaure Kaliammoniak
(Tartarus ammoniatus) C4H4O6NH4K erhält man
durch
Neutralisieren des
Weinsteins mit
Ammoniak. Neutralisiert man mit kohlensaurem
Natron, so entsteht
weinsaures Kalinatron
(Rochellesalz,
Seignettesalz,
Tartarus natronatus,
Natro-Kali tartaricum,
Sal polychrestum Seignetti) C4H4O6KNa
+ 4 H2O ^[C4H4O6KNa + 4 H2O]. Dies bildet große, farblose
Kristalle, schmeckt mild salzig, bitterlich kühlend,
löst sich leicht in
Wasser, kaum in
Alkohol, verwittert langsam in warmer
Luft, schmilzt bei 38°, dient
als mildes, kühlendes Abführmittel.
Das saure
Salz
[* 5] C4H5O6Na kristallisiert mit 1
MolekülKristallwasser, ist viel löslicher als
das
Kalisalz und wird über 100° wasserfrei. Weinsaurer
Kalk C4H4O6Ca findet
sich in vielen Pflanzensäften und im rohen
Weinstein, wird aus Chlorcalciumlösung durch Weinsäure gefällt, ist farb- und geschmacklos,
kaum löslich in
Wasser, leicht in
Säuren,
Salmiak und kalter
Kalilauge. Das saure
Salz findet sich ebenfalls in Pflanzensäften
und bildet schwer lösliche
Kristalle.
Oberamtsstadt im württemb.
Neckarkreis, an der Sulm und an der
LinieHeilbronn-Krailsheim
der Württembergischen Staatsbahn, 203 m ü. M. hat eine alte romanische evang.
Kirche, eine Weinbauschule, ein
Amtsgericht, eine Weingärtnergesellschaft, vorzüglichen
Wein- u. Obstbau und (1885) 2424 meist
evang. Einwohner. Dabei der Schloßberg mit den
Ruinen des
SchlossesWeibertreu, so genannt zum Andenken an die durch
BürgersBallade verherrlichte
Sage (s. unten), und am
Fuß desselben das ehemalige
Wohnhaus
[* 6] des Dichters
JustinusKerner, dem in der
Nähe ein Denkmal errichtet ist.
Ebenfalls besitzt ein Denkmal des
ReformatorsÖkolampadius. Bei Weinsberg schlug König
Konrad III. den
GrafenWelf VI.,
den
BruderHeinrichs desStolzen vonBayern,
[* 7] welcher zum
Entsatz der schon seit 15. Nov. belagerten Stadt herbeieilte.
Bald darauf mußte sich die Stadt ergeben. Der König soll, so erzählen Zeitgenossen, den
Frauen von Weinsberg das
Leben geschenkt
und ihnen erlaubt haben, mitzunehmen, was sie tragen könnten. Als jene dann ihre
Männer auf den
Schultern herausgetragen
hätten, habe ihnen der König nicht gewehrt, sondern gesagt: »Ein
Königswort darf nicht verdreht werden«. Ein altes
Bild in der Stadtkirche stellt die Begebenheit dar. 1824 kaufte der König
Wilhelm die
Ruinen der
Weibertreu und schenkte sie dem 1823 auf Antrieb des Dichters
JustinusKerner gestifteten
Frauenverein.
- Nachdem die Stadt 1140 in den
Besitz der
Hohenstaufen gekommen, wurde sie Reichsstadt und 1331 Mitglied
des
Schwäbischen Städtebundes, wurde jedoch oft verpfändet.
Während der
Kämpfe zwischen den schwäbischen
Städten und dem
Adel wurde die Stadt 1440 eingenommen, ging durch
Kauf an die
Kurpfalz über und verlor so ihre Reichsfreiheit. Im
Bauernkrieg wurden hier 1525 der
Graf von Helfenstein
und viele andre Edle durch die
Spieße der
Bauern gejagt. Zur
Strafe wurde dann 21. Mai die Stadt von dem
Truchseß von
Waldburg
eingeäschert.
Vgl.
Bernheim, Die
Sage von den treuen Weibern zu Weinsberg (in »Forschungen zur deutschen
Geschichte«, Bd. 15, Gött.
1875);
Merk, Geschichte der Stadt Weinsberg und ihrer
BurgWeibertreu (Heilbr. 1880).
(Tartarus), saures weinsaures
Kali C4H5O6K , findet sich in vielen säuerlichen
Früchten und Pflanzensäften, besonders im Traubensaft, aus welchem er sich bei der
Gärung und namentlich beim
Lagern des
Weins in Krusten an der Wandung der
Fässer ausscheidet. Dieser rohe Weinstein ist grau oder rot, je nachdem er
sich aus weißem oder rotem
Wein ausgeschieden hat, enthält stets auch weinsauren
Kalk,
Farbstoff,
Hefe
[* 8] etc. und wird durch
Auflösen,
Klären der
Lösung und Kristallisieren gereinigt
(Tartarus depuratus,
Crystalli tartari,
Cremor tartari). Um ihn ganz
kalkfrei zu erhalten, muß man die heiß bereitete
Lösung mit
Salzsäure mischen und unter Umrühren erkalten
lassen.
Auch kann man das gepulverte
Salz mit dem gleichen
GewichtWasser und 10 Proz.
Salzsäure digerieren, auswaschen und trocknen.
Aus Weinhefe wird Weinstein gewonnen, indem man den
Alkohol abdestilliert, die
Schlempe zum
Kochen erhitzt, durchLeinwand
gießt und kristallisieren läßt. Das reine
Salz bildet farblose, kleine
Kristalle, schmeckt säuerlich, löst sich in 15 Teilen
kochendem und 180 Teilen kaltem
Wasser, nicht in
Alkohol. Die
Lösung reagiert sauer und schimmelt leicht, wobei sich der Weinstein in
kohlensaures
Kali verwandelt.
Beim¶
mehr
Erhitzen entwickelt er empyreumatische Dämpfe und hinterläßt, je nachdem die Luft Zutritt hat, kohlehaltiges oder kohlefreies
kohlensaures Kali. Mit Salpeter verpufft er unter Bildung von kohlensaurem Kali. BeimDurchgang durch den Körper wird der Weinstein ebenfalls
in kohlensaures Kali verwandelt. Er soll Pulsfrequenz und Temperatur herabsetzen, wirkt, anhaltend gebraucht, harntreibend,
vermindert den Appetit und erzeugt Abmagerung; sehr große Dosen wirken giftig. Man benutzt ihn bei entzündlichen Affektionen,
als harntreibendes und gelindes Abführmittel, gewöhnlich als niederschlagendes Mittel, auch zum Reinigen der Zähne;
[* 10] ferner
in der Wollfärberei, zur Darstellung von Beizen, zum Blanksieden und Verzinnen, zu schwarzem und weißem Fluß, zur Darstellung
von reinem kohlensauren Kali und Weinsäurepräparaten.