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1859, 6 Bde.);
Scherr, Geschichte der deutschen Frauenwelt (4. Aufl., Leipz. 1879, 2 Bde.).
1859, 6 Bde.);
Scherr, Geschichte der deutschen Frauenwelt (4. Aufl., Leipz. 1879, 2 Bde.).
die in Tibet, Malabar und andern Ländern verbreitete Sitte, daß ein Weib einer Anzahl von Brüdern oder sonst verbundenen Männern gemeinsam angehört und deren Hausstand führt. Man hat darin den Überrest einer Ursitte finden wollen, in der vollständige Freiheit der geschlechtlichen Beziehungen zwischen Männern und Frauen des gesamten Verbandes herrschte (s. Gemeinschaftsehe); allein die oben erwähnten Fälle stellen eher einen Fall von Polyandrie (s. d.) dar, da nicht die Männer gemeinsam eine Frau wählen, sondern vielmehr die Frau mehrere Männer nimmt, außer wenn es sich um Brüder handelt, sich die in Indien seit alten Zeiten mit einer Frau begnügten, wie z. B. die Pandu-Brüder im Mahâbhârata. Auch aus dem Altertum werden ähnliche Sitten, z. B. von den Arabern, berichtet, und bei vielen Naturvölkern ist es noch heute üblich, dem Gast gegenüber, solange er im Haus weilt, Weibergemeinschaft gelten zu lassen, so daß es sogar für Beleidigung angesehen wird, wenn der Gast sich weigert, davon Gebrauch zu machen.
(Schleierlehen, Spindellehen, Kunkellehen), s. Lehnswesen, ^[= (Feudal-, Benefizialwesen). Man versteht unter Lehen (Lehnrecht, lat. Feudum, Feodum, Beneficium ...] S. 633.
s. v. w. Alterweibersommer. ^[= (fliegender Sommer, Flugsommer, Sommerfäden, Graswebe etc.), das feine, weiße Gewebe kleiner ...]
Burg, s. Weinsberg. ^[= Oberamtsstadt im württemb. Neckarkreis, an der Sulm und an der Linie Heilbronn-Krailsheim der ...]
eigentlich der zu einer Stadt gehörige Gerichtsbezirk, dann die Stadt selbst mit dem dazu gehörigen Territorium, endlich der Inbegriff aller Rechte und Privilegien einer Stadt (Weichbildrecht). Das in dieser letztern Beziehung merkwürdigste Weichbild ist das magdeburgische Schöffen- oder Weichbildrecht, auch, weil es meist sächsisches Recht enthält, das sächsische Weichbild genannt und ebendeshalb öfters den Ausgaben des Sachsenspiegels (s. d.) angedruckt. Das Rechtsbuch entstand zu Ausgang des 13. oder zu Anfang des 14. Jahrh. aus einer Verbindung des Magdeburger Schöffenrechts mit dem Sachsenspiegel. Ausgaben desselben sind von Thüngen (Heidelb. 1837), Daniels (Berl. 1853 u. 1857) und O. A. Walther (Leipz. 1871) veranstaltet. Das Wort Weichbild wird gewöhnlich vom althochdeutschen vih (vicus, Stadt) und Bild, d. h. das hölzerne oder steinerne Bild, wodurch die Grenze einer Stadtflur bezeichnet und welches als Stadtsiegel gebraucht wird, abgeleitet. Vielleicht ist auch an »geweihte Bilder«, Heiligenbilder, zu denken, mit welchen man das Stadtgebiet früher zu bezeichnen pflegte.
Vgl. Helfferich, Das deutsche Mark- und Weichbildrecht (Berl. 1867).
reines Blei. ^[= # (Plumbum) Pb, Metall, findet sich in der Natur selten gediegen, sehr häufig und verbreitet ...] [* 2]
s. v. w. Pyrolusit, ^[= s. v. w. Braunstein.] s. Braunstein.
die gewöhnliche Geschützbronze im Gegensatz zur Hart- oder Stahlbronze.
s. v. w. Rhamnus ^[= # L. (Kreuzdorn, Wegdorn), Gattung aus der Familie der Rhamnaceen, Bäume oder Sträucher mit ...] cathartica.
s. Leistengegend. ^[= (Regio inguinalis), bei den Säugetieren der seitliche Teil der Unterbauchgegend (s. ...]
(Ausweichgeleise), s. Eisenbahnbau, ^[= Der Bau einer Eisenbahn beginnt mit der Projektierung der Bahntrace. Letztere liefert eine Darlegung ...] [* 3] S. 451.
s. v. w. Silberglanz. ^[= (Silberglaserz, Glaserz, Glanzerz, Argentit), Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, ...]
s. Fische, ^[= (Pisces, hierzu Tafel "Fische I u. II"), im Wasser lebende, kaltblütige Wirbeltiere. ...] [* 4] S. 298.
(Weichdickkäfer, Weichhäuter, Malacoderma), Familie aus der Ordnung der Käfer [* 5] (s. d.).
s. Lot, ^[= # Metalle oder Metalllegierungen, welche zwei gleichartige oder ungleichartige Metallstücke miteinand ...] S. 920.
s. v. w. Pyrolusit, ^[= s. v. w. Braunstein.] s. Braunstein.
(poln. Wisla, lat. Vistula), Fluß, entsteht in Österreichisch-Schlesien, Bezirkshauptmannschaft Teschen, auf der nördlichen Abdachung der Bieskiden, aus der Vereinigung der Weißen, Kleinen und Schwarzen Weichsel (Biala, Molinka und Czorna) in dem Dorf Weichsel oder Wisla, bildet hier einen 58 m hohen Wasserfall und fließt in einem felsigen Thal [* 6] bis zur Stadt Schwarzwasser, wo er das Gebirgsland verläßt. Er scheidet nun Preußisch-Schlesien von Österreichisch-Schlesien und Galizien, dann nach Aufnahme der Premsza in nordöstlichem Lauf Polen von Galizien und tritt unterhalb Sandomir nach Aufnahme des San ganz nach Polen über.
Dieses Land durchfließt die Weichsel in einem weiten, gegen Westen geöffneten Bogen. [* 7] Bei Pulawy verläßt sie das südpolnische Plateau, fließt aber noch bis zur Einmündung der Piliza in einem bis auf 4 km eingeengten Thal zwischen steilen, bewaldeten Rändern. Von Pulawy an durchfließt sie, 250-450 m breit, eine weite Ebene zwischen niedrigen Ufern, berührt Warschau [* 8] und Nowogeorgiewsk (Modlin), wendet sich nach Einmündung des Bug, der in seinem untersten Lauf auch nach seinem Hauptzufluß Narew genannt wird, nach Westen und NW., rechts wieder von hohen, steilen Uferrändern eingefaßt, berührt Plonsk und Wlozlawsk und tritt, 850 m breit, 15 km oberhalb Thorn [* 9] auf preußisches Gebiet über.
Unterhalb der Mündung der Brahe und des Bromberger Kanals durchbricht sie in nordnordöstlicher Richtung, Kulm, Schwetz und Graudenz [* 10] berührend und zuletzt nach N. sich wendend, den Preußischen Landrücken, und zwar fließt sie hier, oft in Arme sich teilend und bewaldete Inseln und Sandwerder bildend, durch ein tief eingeschnittenes Thal, das von Thorn bis zur Montauer Spitze im Durchschnitt 8 km breit ist, bald längs des westlichen, bald längs des östlichen Höhenrandes, so daß in der Regel auf der einen Seite des Stroms Niederung und auf der andern Seite hohes Ufer ist.
Östlich von der Weichsel liegen die Thorner, Althausener, Kulmer und Marienwerdersche, westlich die Schwetzer, Neuenburger und Mewer Niederung. An der Montauer Spitze teilt sich die Weichsel in zwei Arme: die Weichsel und die Nogat. Der letztere Arm war vorzeiten unbedeutend, vergrößerte sich aber durch Ausgrabung und starkes Gefälle so sehr, daß er im Lauf der Zeit mehr Wasser als die Weichsel führte, wodurch große Streitigkeiten zwischen Danzig [* 11] und Elbing [* 12] veranlaßt wurden. 1845-57 ist der alte Eingang zur Nogat verstopft worden und in derselben Zeit 4 km unterhalb ein Kanal [* 13] (Weichsel-Nogatkanal) aus der Weichsel in die Nogat geleitet worden.
Die Nogat, 57 km lang, hat seitdem an Wasser viel verloren, ist in ihrem obern Teil kaum noch schiffbar, geht an Marienburg [* 14] vorbei und mit vielen Mündungen ins Frische Haff; durch den Kraffohlkanal (5,5 km lang) steht sie mit dem Elbingfluß in Verbindung. Nogat und Weichsel durchströmen ein sehr fruchtbares Delta, [* 15] das zwischen Danzig und Elbing 53 km breit ist, nur eine geringe Meereshöhe hat, in einzelnen Teilen selbst noch unter dem Spiegel [* 16] der Ostsee liegt und Werder genannt wird (Danziger Werder westlich von der Weichsel,. Großer Marienburger Werder zwischen Weichsel und Nogat, Kleiner Marienburger Werder östlich von der Nogat).
Durch das Delta strömt die an Dirschau [* 17] vorbei in nördlicher Richtung zum Danziger Haupt, woselbst auf der rechten Seite die Elbinger Weichsel vom Hauptstrom sich abzweigt, welche gleichfalls mit zahlreichen Armen ins Frische Haff mündet, bei normalem Wasserstand aber kein Wasser mehr aus der Weichsel empfängt. Der Hauptstrom wendet sich nun nach NW. und mündet seit dem Dünenbruch in der Nacht vom 1. zum bei Neufähr in die Ostsee. Diese Mündung, sehr versandet, ist für die Schiffahrt nicht geeignet, die dem alten Lauf der Weichsel, welcher an Danzig ¶
vorüberführt, erhalten worden ist. Durch die Groß-Plehnendorfer Schleuse am Durchbruch bei Neufähr von der Weichsel abgesperrt, befindet sich die Höhenlage des Wassers in diesem Arm fast im Niveau des Ostseespiegels; in die Ostsee geht er bei Neufahrwasser, wo die alte Mündung (die Norderfahrt) jetzt abgedämmt ist u. die See durch einen Kanal (die Westerfahrt oder das Neufahrwasser) erreicht wird.
Die Quelle [* 19] des Stroms, dessen Gebiet 191,406 qkm (3476 QM.) umfaßt, sein Eintritt in Preußen [* 20] und seine Mündung liegen fast unter demselben Meridian (18° 50' östl. v. Gr.). Die Stromlänge beträgt 1050 km (nach Strelbitsky nur 960 km), davon kommen auf Westpreußen [* 21] mit Einschluß der Grenzstrecke gegen Posen [* 22] 251 km. Der Wasserspiegel des Stroms liegt an der Mündung der Premsza 245, bei Thorn 35, bei Dirschau 3 m ü. M. Die Tiefe, im untern Lauf zwischen 2 und 6 m schwankend, im Danziger Hafen 5,6 m betragend, wechselt in den einzelnen Jahren durch die Veränderlichkeit der riesigen Sandmassen ganz bedeutend.
An der Mündung der Premsza wird die Weichsel für kleine, bei Krakau [* 23] für mittlere, bei Sawichost, unterhalb der Mündung des San, für größere Fahrzeuge schiffbar; Seeschiffe gehen bis Danzig hinauf. Am Hafenplatz in Thorn kamen 1887 an 1088 Schiffe [* 24] und 44,986 Flöße mit 97,665 Ton. Ladung inkl. Floßholz; es gingen ab 500 Schiffe mit 12,879 T. Ladung. Die Zollgrenze bei Thorn passierten zu Berg 849 Schiffe mit 31,395 T. Ladung, zu Thal 1453 Schiffe und 688,764 Flöße mit 785,278 T. Ladung inkl. Floßholz.
Die Groß-Plehnendorfer Schleuse bei Danzig passierten zu Berg 9803 Schiffe und 1111 Flöße mit 171,806 T. Ladung inkl. Floßholz, zu Thal 9732 Schiffe u. 167,708 Flöße mit 296,588 T. Ladung inkl. Floßholz. Haupttransportartikel sind von Thorn aufwärts rohe Baumwolle, [* 25] Steinkohlen, Roh- und Brucheisen und Steine. Im Thalverkehr sind Getreide [* 26] nebst Hülsenfrüchten, Zucker, [* 27] Steine und Holz [* 28] die hauptsächlich zur Verschiffung gelangten Güter. Durch den Bromberger (Netze-) Kanal ist die Weichsel mittelbar mit der Oder in schiffbare Verbindung gesetzt.
Die bedeutendsten Nebenflüsse der Weichsel sind, links: die Premsza, Piliza, Bzura, Brahe, das Schwarzwasser, die Montau, Ferse und die Mottlau mit der Radaune;
rechts: die Sola, Skawa, Raba, der Dunajec, die Wysloka, der San, Wieprz, Bug mit dem Narew und mehreren aus dem südlichen Ostpreußen kommenden Zuflüssen, die Drewenz, Ossa und Liebe oder Alte Nogat.
Die Weichsel bildet eine Menge mehr oder weniger zu Tage liegender Sandbänke, welche sich fast nach jeder Anschwellung des Flusses verändern und die Fahrt sehr beschwerlich machen. Indessen wird an der Regulierung des Stroms eifrig gearbeitet. Zunächst sind durch Gesetz vom eine Reihe von Anlagen, insbesondere die Herstellung eines Durchstichs der Danziger Binnennehrung, angeordnet, deren Kosten auf 20 Mill. Mk. veranschlagt sind. Ferner sind in Rußland Regulierungsarbeiten von Warschau bis zur Bugmündung, von Wlozlawsk bis zur preußischen Grenze und von der österreichischen Grenze bis Pulawy in Angriff genommen, deren Kosten auf 5 Mill. Rub. veranschlagt sind.
Überschwemmungen, am größten an den Mündungen der Nebenflüsse, treten jährlich dreimal ein: die erste und gefährlichste im April, welche zwei Wochen und länger andauert, die zweite um Johannis, die dritte vier Wochen später. Die mittlere Zeit des Zufrierens der Weichsel ist um Warschau der 24. Dez., die der Befreiung vom Eis der [* 29] 7. März. Infolge des Eisganges erfolgten im Dezember 1876 und März 1888 verheerende Durchbrüche, welche die Niederung zwischen der Nogat, dem Elbingfluß und der Fahrstraße nach Marienburg der Überflutung preisgaben. An Fahrzeugen auf der Weichsel unterscheidet man: Schunen (350 Doppelztr. tragend), Dubassen (300 Doppelztr.) und Galeeren (225 Doppelztr.), Patelken und Wittinnen, die alle flach und ohne Masten sind und in der Regel nach ihrer Ausladung zerschlagen und verkauft werden;
ferner in Preußen einmastige Berlinen oder Berlinken und Baidaken (von Pulawy bis Thorn fahrend) und zahlreiche Flöße (Tratwen);
Dampfboote bugsieren die flachbodigen eisernen Gabaren.
Der Strom führt einen fetten thonig-lehmigen Schlamm mit sich, der die überschwemmten Striche reichlich düngt und durch eine auf mehrere Jahre bewirkte Fruchtbarkeit in der Regel den Schaden ersetzt, der durch die Überschwemmung verursacht ist, wenn sie nicht zu groß und zerstörend war. Die Weichsel liefert viele und gute Fische. Der größte Vorteil aber, den sie Polen gewährt, ist die bequeme Ausfuhr der Landeserzeugnisse an Getreide, Holz etc., die jährlich nach Danzig gebracht und von da ausgeführt werden. Krakau, Iwangorod, Nowogeorgiewsk, Warschau, Thorn und Danzig beherrschen als feste Punkte den Strom; stehende Brücken [* 30] führen in Preußen bei Thorn, Graudenz und Dirschau über die Weichsel, bei Marienburg über die Nogat.
Vgl. Brandstäter, Die Weichsel, historisch, topographisch und malerisch (Marienwerd. 1855);