Geschichte der Webkunst. (Hierzu Tafel
»Weberei«.)
[* 2]
Die Webkunst findet sich schon auf den ersten
Stufen aller
Kultur und zwar bereits
vor der Kenntnis der
Metalle.
Gewisse Geräte
des diluvialen
Menschen zeigen
Ornamente,
[* 3] deren
Motive der textilen
Kunst entnommen sind.
Gewebe
[* 4] aus neolithischen
Pfahlbauten
[* 5] sind offenbar auf einem
Webstuhl
[* 6] hergestellt. Man hat auch aus dieser
PeriodeGewebe mit
Fransen und Quastenfransen,
façonniertes und Dickstoffgewebe gefunden. Wahrscheinlich wurden diese
Gewebe bemalt. Webgewichte,
Schiffchen etc. sind mehrfach
gefunden worden.
In der
Bronzezeit fertigte man Kleidungsstücke aus
Wolle und namentlich auch geköperte
Gewebe. Die alten Kulturvölker, insbesondere
die Ägypter, übten die
Weberei schon frühzeitig, wie wir aus ägyptischen
Papyrusrollen wissen, und
in den Grabkammern der
Pyramiden und an andern
Orten sind Reste von gewebten Gewändern gefunden worden, welche von einer hohen
Entwickelung der Webkunst zeugen
[* 1]
(Fig. 1 und Tafel
»Ornamente l«,
[* 1]
Fig. 9 u. 10), wobei
Weberei und
Stickerei oft verbunden sind.
Seitca. 1500
v. Chr. gewannen die Assyrer und später die Babylonier durch ihre
Gewebe, besonders durch
ihre
Teppiche, welche von den handeltreibenden Phönikern weit verbreitet wurden, die Herrschaft auf dem Gebiet der alten
Textilindustrie und behaupteten sie durch ihre Nachkommen und die angrenzenden
Völker, Kleinasiaten,
Perser und Araber, bis
zum 13. Jahrh.n. Chr. Auch die
Weberei der Griechen reicht bis in die ersten Anfänge ihrer
Kultur hinauf.
In den Homerischen Gedichten bildet die
Weberei für den
Bedarf an Kleidungsstücken und
Decken die Hauptbeschäftigung der
Frauen,
und in der geschichtlichen Zeit wurde die
Weberei, besonders für Kultuszwecke
(Götter- und Priestergewänder), zu höchster
Kunstfertigkeit gebracht.
Nach der
Überlieferung wetteiferte die
Bildweberei der Griechen mit der
Malerei. Altgriechische Gewebeüberreste aus der Zeit
vom 5. Jahrh.
v. Chr. bis zur spätern römischen Kaiserzeit sind in
Gräbern Südrußlands gefunden worden. Die höchste
Stufe
technischer Vollendung erreichte die antike
Weberei durch den
Luxus der römischen Kaiserzeit, dessen
Raffinement durch
ägyptische und spanische Linnengewebe, durch indische und chinesische Seidenstoffe und durch die durchsichtigen Florgewebe
von
Kos und
Amorgos befriedigt wurde.
Aus spätrömischer Zeit sind uns mehrere kostbare
Gewebe erhalten. Eine Probe gibt
[* 1]
Fig. 2, eine
Darstellung derDioskuren
[* 7] auf
einem
Stoff in der Servatiuskirche zu
Maastricht.
[* 8] Bei den altenGermanen war die Leinweberei ebenfalls seit
den ältesten
Zeiten ein Hauptzweig der
Hausindustrie, und frühzeitig regte sich auch der
Trieb, die Leinengespinste durch
bunte
Stickereien zu verzieren. Im frühen
Mittelalter und in der romanischen Kunstperiode beherrschte die Webkunst des
Orients
den Weltmarkt.
Sassanidische, sarazenische und byzantinische
Seiden- und Wollengewebe mit ihrer Ornamentik und reichen
Färbung gaben die
Stoffe zu den Prunkgewändern der
Kaiser,
Fürsten,
Ritter und der hohen
Geistlichkeit
[* 1]
(Fig. 3 u. 4), wozu
sich später der ebenfalls aus Byzanz, resp. aus dem
Orient nach Westeuropa gebrachte
Samt gesellte. Aus dem
Orient übernahm
die europäische Webkunst, welche seit dem 12. Jahrh. mit der orientalischen
zu wetteifern begann, auch die hauptsächlichsten ornamentalen
Muster, besonders das
Granatapfelmuster
[* 9] (s. d. und
[* 1]
Fig. 7).
Mit dem Aufblühen der europäischen
Weberei, welche sich so kräftig entwickelte, daß man z. B. in
Augsburg
[* 10] um die Mitte
des 15. Jahrh. schon
700 zünftigeWeber zählte, unter ihnen die später zu größtem
Reichtum gelangten
Fugger (s. d.), wurde das orientalische Dekorationssystem den Stilgesetzen
der Gotik
[* 1]
(Fig. 6-8), der
Renaissance und ihrer
Ausläufer
[* 1]
(Fig. 9, 11-13) angepaßt, bis im Beginn des 18. Jahrh.
die chinesische und japanische
Weberei, insbesondere in Seidenstoffen, von Einfluß auf die europäische wurde, welcher in der
neuesten Zeit noch gewachsen ist
[* 1]
(Fig. 14, 15, 19, 20, 24). Über die besondern
Zweige der
Weberei,
Teppich- und Gobelinweberei, s. die
ArtikelTeppiche,
Tapeten und
Gobelins (dazu
[* 1]
Fig. 10, 16, 21, 22). Über
die indische
Weberei s.
Shawls und
Kaschmir.
[* 11]
Was die geschichtliche
Entwickelung der Webwerkzeuge betrifft, so scheint die ursprüngliche Form des
Webstuhls mit vertikaler
Kette schon sehr früh verlassen zu sein, wogegen der einfache Leinwandstuhl mit horizontaler
Kette
sich bis heute erhalten hat. Die wesentlichste Umgestaltung erfuhr erst die
Weberei durch die Einführung der mechanischen
Webstühle.
[* 12] Der
Gedanke,
Webstühle durch mechanische
Kombination ihrer
Bestandteile dergestalt zu betreiben, daß die bewegende
Kraft
[* 13] an Einem
Punkt angreift, ist schon vor langer Zeit ausgeführt worden.
Die
Bandmühlen, auf welchen 20 und mehr
Bänder gleichzeitig gewebt werden, sind die ältesten
Maschinen der Art und schon
seit dem 16. Jahrh. bekannt. Der älteste
Entwurf eines mechanischen
Webstuhls wurde 1678 von de Genne in
London
[* 14] angegeben,
gedieh aber nicht zur Ausführung. 1745 erfand
Vaucanson eine Webmaschine, welche nicht minder erfolglos blieb, und fast 40 Jahre
später (1784) machte
Cartwright den
Versuch, einen
Kraftstuhl zu bauen; doch brachte er erst 1787 eine
Maschine
[* 15] zu stande, für
welche er vom
Parlament belohnt wurde.
Horrocks in
Stockport nahm 1803 und 1805
Patente für den von ihm konstruierten
Kraftstuhl und verbesserte
denselben 1813 so weit, daß er anfing, eine
Rolle in der Baumwollmanufaktur zu spielen. Von 1822 an ergriff
Roberts in
Manchester
[* 16] die Angelegenheit und förderte sie endlich zum erwünschten
Ziel. Anfangs dienten die
Kraftstühle nur zum Weben
[* 17] glatterStoffe;
bald aber wurden sie so weit vervollkommt, daß sie auch für Musterweberei benutzt und mit der 1808 von
Jacquard erfundenen
Maschine verbunden werden konnten.
»Die Lehre vom Tastsinn und Gemeingefühl« (Braunschw. 1851) und
»Annotationes anatomicae et physiologicae« (Leipz.
1851). Rosenmüllers »Lehrbuch« und Hildebrands »Handbuch der Anatomie« erhielten durch seine Umarbeitungen einen höhern Wert.
Vgl. Ludwig, E. H. Weber, Gedächtnisrede (Leipz. 1878).
In denBeobachtungen für 1840 führte Weber zum erstenmal das absolute elektromagnetische Strommaß ein und gab dessen
Vergleichung mit dem gebräuchlichen chemischen Strommaß. Eine Frucht der gemeinsamen Arbeit von Gauß und Weber war auch der
erste schon 1833 ausgeführte und zur Korrespondenz zwischen der Sternwarte
[* 34] und dem physikalischen Laboratorium
[* 35] benutzte elektrische Telegraph.
[* 36] 1846 erschien dann die erste der großen Abhandlungen: »Elektrodynamische Maßbestimmungen«,
in welcher er durch exakte Messungen das Fundamentalgesetz der Elektrodynamik
[* 37] prüfte, sein elektrisches Grundgesetz aufstellte
und aus demselben die Gesetze der Induktion ableitete.
In der zweiten Abhandlung mit dem Zusatz »insbesondere Widerstandsmessungen«
führte er das System der absoluten Maße der Stromstärke, der elektromotorischen Kraft durch und gab Methoden zur Messung des
Widerstandes in
absolutem Maß. Diese Weberschen absoluten Strommaße hat der PariserElektrikerkongreß 1881 auch für die elektrotechnische
Praxis adoptiert. In der dritten Abhandlung entwickelte Weber die Theorie des Magnetismus und Diamagnetismus,
[* 38] in der vierten, gemeinschaftlich mit R. Kohlrausch gearbeiteten, wurde die Vergleichung der absoluten elektromagnetischen
und mechanischen Strommaße durchgeführt. Die fünfte (Leipz. 1864) beschäftigte sich mit dem
Problem der elektrischen Schwingungen.
»Chirurgische Erfahrungen und Untersuchungen« (Berl. 1859);
auch mehrere Beiträge zu Pitha und Billroths »Handbuch
der allgemeinen und speziellen Chirurgie«.
[Geschichtschreiber.]
5) Karl von, verdienter Forscher auf dem Gebiet der sächsischen Geschichte, geb. zu
Dresden,
[* 44] Sohn des Kirchenrechtslehrers KarlGottlieb von Weber, studierte die Rechte, ward schon 1839 Appellationsgerichtsrat, wurde 1843 zum
Ministerialrat und GeheimenReferendar beim Gesamtministerium und 1849 zum Direktor des Hauptstaatsarchivs in Dresden ernannt
und widmete seine Muße Forschungen auf dem Gebiet der sächsischen Geschichte, als deren Resultate erschienen:
»Maria Antonia Walpurgis, Kurfürstin von Sachsen«
[* 45] (Dresd. 1857, 2 Bde.);
»Aus vier Jahrhunderten« (Leipz. 1857, 2 Bde.;
neue Folge 1861, 2 Bde.);