mehr
Eiweißverlust ohne genügenden Wiederersatz stattfindet. Dahin gehören Lungenschwindsucht, langwierige Eiterungen, Skorbut, erschöpfende Blutverluste u. a. In zweiter Reihe stehen Überhäufung des Bluts mit Harnstoff oder andern Substanzen bei chronischer Nierenentzündung, ferner Klappenfehler des Herzens, welche eine dauernde Erhöhung des Blutdrucks im Gefäßsystem, Stauungen im venösen und kapillaren Kreislauf [* 2] hervorrufen und so beim Nachlassen der Herzkraft die allgemeinsten hydropischen Ergüsse in Höhlen und in die Gewebe [* 3] zur Folge haben.
2) Örtliche Wassersucht
wird entweder durch chronische
Entzündung und
Ausschwitzung wässeriger
Flüssigkeit bedingt, z. B. die
Gehirnwassersucht,
der
Wasserbruch, die Kniegelenkwassersucht
etc., oder sie entsteht infolge örtlicher Kreislaufshindernisse,
z. B. durch
Druck einer Geschwulst, eines
Exsudats aus einen Venenstamm, durch Erschwerung des Pfortaderkreislaufs
bei
Leberkrankheiten (Cirrhose), durch Thrombenbildung in einem
Gefäß,
[* 4] wobei dann die Wassersucht
stets die jenem verschlossenen
Gefäß
angehörende Gewebsprovinz allein befällt.
Zuweilen kommt Wassersucht
mehrerer
Organe oder des ganzen
Körpers angeboren vor, wo entweder chronische
Leiden
[* 5] der Eltern, namentlich
häufig
Syphilis, den
Grund abgeben, oder wo fötale
Entzündungen des
Mutterkuchens oder der Eihäute Erschwerungen
des
Blutumlaufs auch ohne allgemeine
Krankheiten der
Mutter bedingt haben. Vielerlei
Mißbildungen beruhen auf solcher embryonalen
Hydropsie, z. B. der
Wasserkopf, der Wirbelspalt, Blasenspalt, angeborne Luftröhrenerweiterung u. a. m.
Die
Erscheinungen der Wassersucht
beginnen bei den allgemeinen
Störungen, z. B. den
Herzfehlern, an den entferntesten
Punkten der
Peripherie, wo im normalen Zustand die
Zirkulation schon die meisten Hindernisse zu überwinden hat, und es erfolgt
daher zuerst Anschwellung der
Knöchel und
Füße, der Augenlider, dann allmählich Erguß in die freie
Höhle des Brustraums,
des
Herzbeutels, des Bauchraums, in die ganze Körperhaut.
Die Wassersucht
ist stets nur ein Krankheitssymptom, aber meist von der größten Wichtigkeit,
wenn sie örtlich, wie z. B. beim
Wasserbruch, für das betreffende
Organ, wenn sie allgemein, für den Gesamtorganismus. Eine
höhere
Entwickelung der Wassersucht
wird wohl selten wieder unschädlich gemacht; im höchsten
Grade der Wassersucht
wird das Bestehen des
Organismus
aufgehoben durch den Mangel an Zufuhr eines für die
Ernährung seiner
Organe tauglichen
Bluts. Die Kennzeichen
der an der äußern
Haut
[* 6] sind: Geschwulst von weicher, teigiger
Beschaffenheit, von nicht erhöhter
Temperatur, gewöhnlich
ohne
Schmerz, entweder blaß oder unbedeutend gerötet, glänzend.
Die
Haut ist meist trocken, die
Epidermis
[* 7] schelfert sich ab. Wassererguß im Bauchraum charakterisiert
sich durch Aufgetriebensein des
Bauchs, Hervortreten des
Nabels; Wassererguß im Brustraum kann nur durch genaue physikalische
Untersuchung der
Brust erkannt werden. Die Behandlung hat ins
Auge
[* 8] zu fassen: die Bekämpfung des der hydropischen
Ausscheidung
zu
Grunde liegenden
Moments und die Wegschaffung und Unschädlichmachung des hydropischen
Exsudats. Bei
Wassersucht
aus hydrämischer Blutbeschaffenheit kommt es vor allem darauf an, die Mischung des
Bluts zu verbessern, namentlich durch
Entfernung der blutentmischenden
Ursachen, z. B. in der Säuferdyskrasie, dem
Skorbut, bei schlechter Lebensweise.
Leichtverdauliche, nahrhafte
Speisen und
Getränke, bittere und aromatisch-bittere
Mittel, welche den
Appetit und die
Verdauung
befördern, das
Eisen
[* 9] in seinen verschiedenen
Präparaten sind hier angezeigt. Die organischen Veränderungen
der
einzelnen
Organe, wodurch Wassersucht
bedingt wird, sind der
Heilung durch Kunsthilfe meist nicht zugänglich, so insbesondere die
organischen Herzkrankheiten, die Leberentartungen, die
Lungenkrankheiten etc. Die Wegschaffung des hydropischen
Exsudats sucht
man je nach den vorhandenen primären Erkrankungen zu erreichen entweder durch gesteigerte Thätigkeit
der
Nieren
(harntreibende Mittel) oder vermehrte Thätigkeit des
Darms (künstlich durch Drastika erzeugte
Diarrhöen), oder
durch vermehrte
Ausdünstung der
Haut,
Steigerung der Schweißsekretion (heiße
Bäder, nasse Einwickelungen,
schweißtreibende Mittel).
Wenn durch eine sehr bedeutende Wasseransammlung große Lebensgefahr, z. B. Erstickung, befürchtet wird, so entleert man das Wasser künstlich durch die Paracentesis, namentlich bei der Bauchwassersucht; die Hilfe ist aber fast nie von langer Dauer, weil die wassererzeugende Ursache fortdauert. Bei bedeutender Spannung der Haut in der Hautwassersucht entleert man Wasser durch Schröpfköpfe oder Einschnitte; doch hat man hier die leicht sich dazu gesellende Entzündung zu fürchten, welche selbst in Brand übergehen kann.
In der Botanik und Gärtnerei heißt ein krankhafter Zustand der Bäume und Sträucher bei lange anhaltender Nässe und unterdrückter Transpiration, wobei die Blätter abfallen, obgleich sie noch grün und anscheinend gesund sind, die Früchte keinen Wohlgeschmack bekommen und sogar faulen, ehe sie reif sind, auch die Triebe nicht gehörig verholzen und weich bleiben, so daß sie im Winter zu Grunde gehen.