der seßhaften Detailhändler und
Handwerker, namentlich in mittlern und kleinen
Städten;
2) sie befördern den volkswirtschaftlich unerwünschten Verbrauch geringwertiger
Ware und reizen überhaupt zu unwirtschaftlichem
Ankauf an; 3) sie drängen
Industrie und
Handel in eine unsolide, ohne Rücksicht auf die
Güte der
Waren lediglich die möglichste
Billigkeit derselben anstrebendeRichtung. Nur in dünn bevölkerten, gewerblich wenig entwickelten Gegenden
können die Wanderlager für solche
Waren, in welchen eine genügende
Konkurrenz fehlt, wirtschaftlich gerechtfertigt sein. Durch
Gesetz
die Wanderlager einfach zu verbieten, erscheint nicht gerechtfertigt; dagegen müssen
Garantien gegen die beim Wanderlagerverkehr hervorgetretenen
Mißstände geschaffen werden. Insbesondere ist der
Gefahr der Übervorteilung des
Publikums durch strenge
polizeiliche Regelung des Wanderlagerverkehrs entgegenzutreten.
Vgl.
Marx, Die Wanderlager (2. Aufl.,
Bonn
[* 2] 1887).
(DreissenapolymorphaPall.),
Gattung aus der
Familie der
Miesmuscheln (Mytilidae), besitzt ein gleichschaliges,
dreieckiges Gehäuse. Der
Mantel ist bis auf drei enge Öffnungen völlig geschlossen. Sie ist im südlichen Rußland heimisch
und sitzt klumpenweise an
Steinenoder anMuscheln
[* 3] mittels des
Byssus (s. d.) befestigt. Im ersten
Viertel
unsers
Jahrhunderts gelangte sie auf den künstlichen und natürlichen Wasserwegen aus ihrer
Heimat in etwas mehr als einem
Jahrzehnt nach den
Ostseeprovinzen und deren
Haffen und von da bis zur
Havel, wo sie sich seit 1825 massenhaft
findet.
(Ren mobilis, R. migrans), vorübergehende oder dauernde Lagenveränderung einer oder
beider
Nieren, besonders der rechten, infolge einer Lockerung ihrer
Kapsel und ihrer Aufhängebänder, wobei dieselbe als ein
beweglicher
Körper unter dem freien
Rande des Rippenbogens oder tiefer gegen den
Nabel gefühlt wird. Die Wanderniere findet sich angeboren
und bei
Frauen nach
Entbindungen, sie entsteht auch durch das Tragen fester Rockbänder und Schnürleiber,
durch schwere körperliche
Arbeit, nach schneller
Abmagerung, häufigem
Erbrechen, hartnäckigem
Husten etc. Bisweilen macht
die Wanderniere gar keine
Symptome, in der
Regel aber kommt es, besonders bei
Einklemmung der Wanderniere, zu allerlei
Beschwerden. Die Behandlung
besteht in
Reposition, Fixierung durchBruchbänder oder Leibbinden, Kräftigung der Bauchdecken und allgemeiner
Abhärtung.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis
Erfurt,
[* 12] am
Fuß der WandersleberGleiche (s.
Gleichen) und
an der
LinieNeudietendorf-Kassel der
Preußischen Staatsbahn, hat eine evang.
Kirche, eine königliche Präparandenanstalt
und (1885) 1293 Einw.
Die regelmäßigen
Wanderungen sind am genauesten bei den
Zugvögeln studiert worden, die in der kalten
Jahreszeit weiter nach
Süden ziehen, zu Anfang des
Sommers jedoch in ihre alten
Quartiere zurückkehren. Die große Sicherheit, mit welcher manche
unter ihnen, z. B. die
Störche, ihre
Nester wieder auffinden, obwohl sie auf ihrem Weg Meeresteile von
beträchtlicher
Breite
[* 17] zu überfliegen haben, hat früher zur allgemeinen
Annahme eines besondern
Instinkts, des
Wandertriebes,
geführt, erlaubt jedoch eine einfachere Deutung.
Man unterscheidet nämlich neben den eigentlichen
Zugvögeln auch noch die Standvögel, welche ihren Aufenthaltsort das ganze
Jahr hindurch beibehalten, und die Strichvögel, welche nur wenig oder in unregelmäßiger
Weise umherziehen.
Es kann nun ein und derselbe
Vogel je nach dem
Umfang seines Verbreitungsbezirks allen drei
Kategorien angehören. (So ist z. B.
die
Eiderente, ein gänzlich auf die Meeresküsten angewiesenes
Tier, für
Grönland,
Spitzbergen und
Island
[* 18] ein Wandervogel,
der südwärts zieht, sobald ihm das
Eis
[* 19] nicht mehr erlaubt, seine aus allerlei Seetieren bestehende
Nahrung
zu gewinnen; an der
Ostsee, welche nur teilweise zufriert, wird sie Strichvogel, d. h. sie sucht die offen
bleibenden
Stellen auf; an den
Küsten von
England und
Frankreich, die vom warmen
Golfstrom bespült werden, lebt sie als Standvogel
jahraus, jahrein.) Dies beweist also deutlich, daß die
Gewohnheit der regelmäßigen Wanderung sich erst allmählich
ausgebildet hat und bei langsamer
Verschiebung der Temperaturverhältnisse sich auch jetzt noch bei den davon betroffenen
Vogelarten ausbilden wird.
Die
Richtung derselben wird immer nach dem
Äquator zu erfolgen müssen, weil nur so die
Erhaltung der Individuen
auch während der kalten
Jahreszeit möglich ist. Durch
Vererbung aber wird das ursprünglich vielleicht von nur wenigen ausgeführte
Wandern im
Lauf der
Generationen zur
Gewohnheit aller. In ähnlicher
Weise lassen sich bei manchen
Vögeln, welche ihre
Heimat im
Süden haben, die Frühjahrszüge nach
Norden,
[* 20] wo das
Futter durch Sommerhitze nicht verdorrt, erklären.
Die Zugstraßen, welche die einzelnen Vogelarten einschlagen, sind gleichfalls zum größten Teil von der Möglichkeit, auf
ihnen auch während der oft
Wochen dauernden
ReiseNahrung anzutreffen, bedingt, daher auch für
Sumpfvögel andre als für Landvögel
etc. und gewöhnlich Umwege. Die nach
Afrika
[* 21] wandernden
Vögel fliegen nur zum Teil über die
Meerenge von
Gibraltar
[* 22] oder von der Westspitze
Siziliens nach dem so nahen
KapBon, legen vielmehr je nach ihrem Ausgangspunkt und sonstigen
Umständen
Routen zurück, die weder der Luftlinie entsprechen, noch auch unter Berücksichtigung aller vorhandenen
Inseln
als ebenso vieler Ruhepunkte gewählt sind. Es hat sich aber
¶
mehr
durch andre Zeugnisse aus der Geologie
[* 24] ergeben, daß das Mittelmeer in einer frühern Epoche der Erdgeschichte nicht mit dem
Atlantischen Ozean zusammenhing, sondern aus zwei nur durch eine schmale Brücke
[* 25] getrennten Binnenseen bestand. Waren so die
beiden KontinenteAfrika und Europa
[* 26] an mehreren Stellen miteinander in Verbindung, so konnte auch die Ausbreitung
mancher Landvögel nach dem Norden und ihre regelmäßige Rückwanderung im Herbst geschehen, ohne daß sie mit dem Meer irgendwie
in Berührung kamen.
Langsam und in einer für die einzelnen Generationen wohl kaum merkbaren Weise, wie solche geologische Änderungen zu geschehen
pflegen, senkte sich sodann das Land, und ebenso allmählich gewöhnten sich die Vögel an die Überwindung
der ihnen entgegentretenden Hindernisse. Ihr Weg blieb ihnen nach wie vor geläufig, obwohl er erst nur über Land, dann
über schmale Wasserflächen und endlich über einen breiten Meeresarm führte; indes mag auch manche Art, die nicht zu so
andauernden Flügen befähigt war, die Wanderung über das Mittelmeer haben aufgeben müssen. Es handelt sich
demnach hierbei um keinen Instinkt, sondern um eine von alters her ererbte Erfahrung, welche in jedem Jahr wieder aufgefrischt
und von den Alten den Jungen beigebracht wird. In Nordamerika
[* 27] erstrecken sich die Züge gewisser Vogelarten auf Strecken von
über 1000 engl. Meilen, treffen aber dabei auf kein Meer.
Vgl. Palmén, Die Zugstraßen der Vögel (Leipz.
1876);
Wanderungen derVölker und Stämme haben bereits in frühster vorgeschichtlicher Zeit stattgefunden. Wie noch heute der IndianerAmerikas den ihm als Jagdbeute dienenden Bisonherden nachfolgt, so hat auch das Seltenerwerden des
Wildes in gewissen Gebieten die vorgeschichtlichen Jägerstämme zu Wanderungen veranlaßt. Ein Teil der Völker, die während
der Vergletscherungsepochen der Diluvialperiode Mitteleuropa bewohnten, ist zweifelsohne, als nach dem Abschmelzen der Gletscher
das Klima
[* 28] unsers Erdteils ein milderes wurde, dem nach Norden sich zurückziehenden Renntier nachgefolgt.
Auf diese Annahme sich stützend, will de Quatrefages in den Dalekarliern Schwedens den Cromagnontypus (eine Rasse, die während
der Diluvialzeit einen Teil Frankreichs bewohnte) wiedererkennen. Penck nimmt an, daß gleichzeitig mit der gegen den Schluß
der Eiszeit
[* 29] eintretenden Milderung des nord- und mitteleuropäischen Klimas gewisse südliche Gebiete durch Verschiebung der
Kalmengürtel in die trockne Region der Passate hineingezogen und durch Regenmangel unbewohnbar geworden, und daß durch letztern
Umstand Völker, welche bereits im Besitz der neolithischen Kultur (s. Steinzeit)
[* 30] waren, zur Einwanderung nach Europa veranlaßt
worden seien.
Bei den Nomadenvölkern lieferte die Notwendigkeit, für ihre an Zahl zunehmenden Herden Weideplätze zu
gewinnen, den Impuls zu ausgedehnten Wanderungen. Auf solche Weise sind unter andern die nach der gewöhnlichen Annahme ursprünglich
in den Hochländern Asiens einheimischen Arier nach Europa gelangt. Daß bisweilen auch Rückwanderungen stattgefunden haben,
beweist der Zug,
welcher die keltischen Gallier nach der Balkanhalbinsel
[* 31] und Kleinasien führte.