»System des gemeinen deutschen Privatrechts« (das. 1855);
»Juristische Encyklopädie« (das. 1856);
»Das alte Wales« (das. 1859);
»Fontes juris ecclesiastici« (das. 1862);
»Naturrecht und Politik im Lichte
der Gegenwart« (das. 1863, 2. Aufl. 1871);
»Aus meinem Leben« (das. 1865);
»Das alte Erzstift und die Reichsstadt Köln« (1.
Buch, das. 1866).
2) Gustav, Tenorist, geb. zu Berlin, wo er nach absolviertem Besuch der Realschule in eine Zuckerfabrik
eintrat. Nachdem er schon früh in Prag als Sängerknabe in St. Loreto mitgewirkt und nun auch in einigen Konzerten in seiner
Vaterstadt sich hervorgethan hatte, erhielt er seit 1853 bei dem Gesangsprofessor des Prager Konservatoriums, Franz Vogl, Gesangunterricht
und sang binnen kurzem mit Erfolg in den Konzerten der Sophienakademie. 1855 debütierte er auf der Bühne
und zwar als Edgardo am Theater zu Brünn. Seit 1856 ist er Mitglied der Wiener Hofoper mit dem Titel eines Kammer- und Hofkapellsängers.
Am vollkommensten zeigt Walter seine nicht gewöhnliche Befähigung in den Partien eines Raoul, George Brown, Florestan, Tamino,
Lohengrin, Faust u. a., glänzt aber auch als Lieder- und Oratoriensänger.
Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, Amtshauptmannschaft Zittau, hat eine evang. Kirche, ein
Denkmal des hier gebornen Komponisten Fr. Schneider (seit 1889), Fabrikation von leinenem Tisch- und Bettzeug, halbleinenen und
baumwollenen Waren und (1885) 1691 Einw.
Stadt im Herzogtum Sachsen-Gotha, am Nordabhang des Thüringer Waldes und an der Linie Fröttstedt-Friedrichroda
der Preußischen Staatsbahn, 320 m ü. M., hat 3 evang.
Kirchen, ein hochgelegenes Schloß (Tenneberg mit Amtsgericht), ein Landratsamt, Fabrikation von Spiel-, Papiermaché-, Marmor-,
Gummi- und geräucherten Fleischwaren, Hemdenknöpfen, Pfeifen, Zigarrenspitzen, Löschgeräten, thönernen Tierköpfen und
Schläuchen, Bierbrauerei und (1885) 4855 Einw. Unweit davon
die Erziehungsanstalt Schnepfenthal (s. d.).
Robert, Freiherr von, österreich. Politiker, geb. studierte die Rechte und widmete sich sodann
der Verwaltung seines Gutes Kapfenberg in Steiermark. 1873 in Judenburg zum Mitglied des österreichischen Abgeordnetenhauses
gewählt, schloß er sich hier der Fortschrittspartei an und ward bald eins der hervorragendsten Mitglieder
seiner Partei. Er wurde Mitglied der Reichsratsdelegation und bekämpfte die bosnische Okkupation, den Ausgleich mit Ungarn und
das Heeresbudget.
Als die deutsche Verfassungspartei die Majorität verlor und von den Ultramontanen und Nationalen hart bedrängt wurde, glaubte
er ihr durch entschieden liberale Grundsätze einen neuen Aufschwung zu geben, indem er hoffte, hierdurch die Liberalen aus
den andern Nationalitäten zu sich herüberziehen zu können. Er gründete, als die Führer der Verfassungspartei namentlich
die Erweiterung des Wahlrechts ablehnten, 1882 mit Fischhof u. a. die deutsche Volkspartei, welche aber von den
Deutschen in Wien zurückgewiesen wurde. Walterskirchen selbst ward von
seinen Wählern in Judenburg zur Niederlegung des Mandats aufgefordert
und, als er dies gethan, nicht wieder gewählt.
(spr. uáhlthäm), Gemeinde im nordamerikanischen Staat Massachusetts, 10 km westlich von Boston, hat Baumwollweberei,
Maschinenbau, Uhrmacherei und (1885) 14,609 Einw.
Abbey (spr. üáhlthäm äbbi), Stadt in der engl.
Grafschaft Essex, am Lea, hat eine Abteikirche (teilweise in Ruinen), in welcher der letzte Sachsenkönig, Harald, begraben liegt,
und (1881) 5368 Einw. In der Nähe sind königliche Pulvermühlen, und bei Waltham Croß steht eins der von Eduard I. seiner Gemahlin
Eleonore zur Erinnerung errichteten Kreuze.
Friedrich, Kriminalist, geb. zu Bonn, studierte in München, promovierte daselbst 1848 mit der geschätzten
kriminalistischen Inauguralabhandlung »Über den Funddiebstahl« (Münch. 1848) und habilitierte sich 1849 als
Privatdozent in der Juristenfakultät mit der Schrift »Beitrag zur Lehre vom hochverräterischen Komplott« (das. 1849). 1854 wurde
er zum außerordentlichen, 1860 zum ordentlichen Professor des Strafrechts und Strafprozesses befördert.
Wegen Kränklichkeit 1871 auf seinen Antrag in den Ruhestand versetzt, starb er in München. Seine
vorzüglichsten Werke sind: »Die Rechtsmittel im Strafverfahren nach den Grundsätzen des englisch-französischen Strafprozeßrechts«
(Münch. 1853-55, 2 Abtlgn.) und »Lehrbuch
des bayrischen Strafprozeßrechts« (das. 1859). Seine echt deutsche Gesinnung bekundet er in den beiden anonym erschienenen
Broschüren: »Über den Anschluß Süddeutschlands an den Norddeutschen Bund« (Nördling. 1867 u. Münch.
1867).
vonAquitanien, Held einer Sage, welche einen in den burgundischen Sagenkreis gehörigen Stoff behandelt. Eine
vollständige Darstellung derselben besitzen wir nur in einer lateinischen, aus dem Anfang des 10. Jahrh.
herrührenden Dichtung (»Waltharius manu fortis«) von Ekkehart I. (s. d.). Dieselbe behandelt in einer selbst
unter dem fremden Gewand noch erkennbaren hohen Kernigkeit und Frische die Geschichte Walthers von Aquitanien, wie derselbe
den furchtbaren Kampf mit dem Burgunderkönig Gunthari und dessen Mannen an einem Engpaß der Vogesen, durch welchen die alte
Völkerstraße führte, siegreich bestand.
Zwölf Kämpfer werden gegen den Helden aufgestellt, um ihm die aus dem Hunnenland davon geführten Schätze
und seine Verlobte, die mit ihm aus der Geiselschaft bei Attila entflohene Hildegund, zu rauben. Jeder dieser zwölf Einzelkämpfe
endet mit Walthers Sieg, aber jeder wird mit eigentümlichen Zügen und Farben ausgestattet. Herausgegeben wurde das Gedicht
in den »Lateinischen Gedichten des 10. und 11. Jahrhunderts« von Grimm und Schmeller (Götting. 1838),
später
unter andern von Scheffel und Holder (Stuttg. 1874). Neudichtungen desselben in der Nibelungenstrophe auf Grund der lateinischen
Übersetzung lieferten Scheffel (im »Ekkehard«) und Simrock (im »Kleinen Heldenbuch«). Außerdem besitzen wir Bruchstücke einer
angelsächsischen Dichtung und ebensolche einer mittelhochdeutschen, in modifizierter Nibelungenstrophe verfaßten
Dichtung aus dem 13. Jahrh.