Geschichte behandelt der vielgelesene
Roman »Narzanes, ein persischer
Minister« (zuerst engl., Lond. 1755).
Vgl.
Coxe, Memoirs
of the life and administration ofSirRob. Walpole (Lond. 1789, 3 Bde.);
Ewald,
Sir R. Walpole, a political biography (das. 1877).
2) Horace, einer der geistreichsten und witzigsten
Brief- und Memoirenschriftsteller
Englands, Sohn des
vorigen, geb. studierte zu
Cambridge und bereiste sodann den
Kontinent. Nach
England zurückgekehrt, erhielt er Sitz
und
Stimme im
Parlament und nach dem
Tod seines
Vaters im
Oberhaus, nahm aber keinen Teil an den
Verhandlungen und zog sich 1758 auf
sein
Gut Strawberry
Hill beiTwickenham zurück,
dem er ganz das Ansehen einer mittelalterlichen
Burg gab,
und wo er kostbare Sammlungen von Kunstwerken,
Büchern und Raritäten anlegte. 1791 ward er durch den
Tod seines
NeffenGraf
von
Orford. Er starb unverheiratet. Von seinen
Arbeiten sind hervorzuheben der »Catalogue of engravers, who have
been born or resided in
England« (1763) und »Catalogue of the royal and noble authors of
England, Scotland
and Ireland« (1758).
Sein Geisterroman »The castle of
Otranto« (1764, neueste Ausg. 1886; deutsch, Berl. 1794)
ward das Urbild einer zahlreichen
Familie ähnlicher Werke und darf als erster erfolgreicher
Versuch, die Feudalzeiten für
den
Roman zu verwerten, angesehen werden, wenn auch die Behandlungsart noch phantastisch und unnatürlich ist. Die »Aedes
Walpolianae« (Lond. 1747) enthalten ein Verzeichnis aller im
Besitz seiner
Familie zu
Houghton in
Norfolk befindlichen Kunstschätze,
welche später die
KaiserinKatharina ankaufte (1752). Am berühmtesten ward Walpole aber durch seine
Briefe und
Memoiren.
Die erstern, 1840 in 6
Bänden gesammelt und 1851 durch 2
Bände seiner
Korrespondenz mit dem Dichter
Mason ergänzt (vollständige
Ausgabe von
Cunningham 1857-59, 9 Bde., neue Ausg.
1880; Auswahl von
Seeley, 1883), zeichnen sich durch glänzende
Darstellung und einen oft schonungslosen
Witz aus und geben
über Persönlichkeiten und Zustände der damaligen Zeit die interessantesten Aufschlüsse. Seine
Memoiren,
die 1751 anfangen und fast bis zu seinem
Tod fortgesetzt sind (neue Ausg., Lond. 1846 ff., 12 Bde.;
deutsch, Stuttg. 1846, 3 Bde.),
sind zwar inkonsequent im
Urteil, enthalten aber nicht unwichtige Beiträge zur Geschichte der
RegierungGeorgs II. undGeorgs
III.
Vgl.
Warburton, Memoirs of H. Walpole and his contemporaries (Lond. 1851, 2 Bde.).
3)
SpencerHoratio, brit. Staatsmann, ein Verwandter von Walpole 1), geb. in
Surrey, studierte zu
Cambridge und widmete sich seit 1831 mit Erfolg der Rechtspraxis. Durch seine Verheiratung mit einer Tochter
des Premierministers
Perceval kam er mit den
Tories in
Verbindung und wurde 1846 für
Midhurst ins
Parlament
gewählt, wo er sich namentlich in der
Debatte über die
Geistliche-Titelbill 1851 hervorthat, indem er trotz des Widerstrebens
des Whigministeriums die Verschärfung der gegen die katholische
Geistlichkeit verhängten Maßregeln durchsetzte.
Infolge davon erhielt er in dem Torykabinett unter
LordDerby 1852 das
Ministerium des Innern und brachte
in dieser
Eigenschaft die Milizbill durchs
Parlament, erlangte aber für seinen
Vorschlag, allen zur
Miliz einberufenen Individuen
das
Wahlrecht zu erteilen, nicht die Zustimmung des Premierministers. Er trat beim
Sturz des Toryministeriums im
Dezember 1852 von
seinemPosten zurück, erhielt denselben aber in dem im
Februar 1858 wieder ans
Ruder gekommenen Toryministerium
von neuem und bekleidete ihn
bis Zum drittenmal übernahm er das
Portefeuille des Innern im Juni 1866, mußte
dasselbe aber schon im Mai 1867 an Gathorne
Hardy abtreten, da er sich den von der Reformliga ausgeschriebenen
Volksversammlungen gegenüber schwächlich gezeigt hatte. Er blieb noch bis
Januar 1868 Mitglied des
Kabinetts ohne
Portefeuille
und dann noch längere Jahre Parlamentsmitglied.
Sein Sohn
Spencer Walpole, geb. 1839, ist als Geschichtsforscher aufgetreten und
veröffentlichte 1874 eine
Biographie seines Großvaters, des
MinistersPerceval (s. d.), und eine »History
of
England from 1815« (Lond. 1878-86, 5 Bde).
(Cetaceum,
Sperma ceti), eigentümliches
Fett, welches sich im flüssigen Zustand in besondern
unter der
Haut
[* 3] des
Pottwals (s. d.) liegenden Behältern findet und nach dem
Tode des
Tiers kristallisiert. Durch Abpressen der
festen
Masse wird ein
Öl abgeschieden, dessen letzte
Spuren man durch
Waschen mit
Lauge und
Wasser entfernt. Das reine Walrat, welches
besonders von
Amerika
[* 4] zu uns kommt, ist blendend weiß, blätterig kristallinisch, perlmutterglänzend,
zerreiblich, geruch- und geschmacklos, von 0,943 spez. Gew.,
in
Weingeist wenig, in
Äther,
Benzin,
Terpentinöl und fetten
Ölen leicht löslich, schmilzt bei 45-50°, macht keinen Fettfleck,
läßt sich bei 360° destillieren, verseift sich sehr schwierig und wird an der
Luft allmählich ranzig. Es besteht
aus Palmitinsäurecetyläther
(Cetin) und kleinen
Mengen von
Äthern der
Stearin-, Myristin- und
Laurinsäure, gibt beim
VerseifenCetylalkohol (kein
Glycerin) und dient zu
Ceraten,
Salben,
Schminken, durchsichtigen
Seifen und
Kerzen, in der
Appretur, früher
gegen
Husten, Lungenleiden und
Durchfall. Das Walratöl
(Spermöl) ist gelb, riecht eigentümlich, verdickt sich nicht, besteht
aus dem
Glycerid der Physetölsäure und wird wie
Fischthran benutzt.
(TrichechusL.), Säugetiergattung aus der
Ordnung der
Robben,
[* 5] eine eigne
Familie(TrichechinaTurn.) repräsentierend,
mit der einzigen Art T. rosmarusL.
(Morse, Seahorse der englischen, Rosmar der norweg.
Robbenschläger, s. Tafel
»Robben«).
Dieses plumpe
Tier erreicht 6-7 m
Länge und ein
Gewicht von 1000-1500 kg;
der Leib ist lang gestreckt,
in der Mitte am dicksten, der
Kopf verhältnismäßig klein, rund, durch zwei kugelig aufgetriebene
Zahnhöhlen unförmlich
verdickt, die Schnauze sehr breit mit starren, weißen Tastborsten;
zwei 60-80
cm lange Eckzähne ragen weit aus dem
Maul hervor;
die
Füße, von denen die vordern kleiner
als die hintern sind, besitzen fünf
Zehen mit Hautlappen und kurzen, stumpfen
Krallen;
die
Sohlen sind schwielig, der
Schwanz
gleicht einem unbedeutenden Hautlappen.
Die fast gänzlich nackte, sehr dicke, braune
Haut ist nicht allein faltig, sondern
förmlich knorrig. Das Walroß fand sich bis gegen das 15. Jahrh.
¶
mehr
an den schottischen Küsten, ist aber jetzt weit nach N. zurückgedrängt und wird nur noch in den nördlichen Teilen Ost-
und Westgrönlands, in der Baffinsbai und allen mit ihr in Verbindung stehenden Straßen, Sunden und Buchten bis zu der Beringsstraße
hin, um Nowaja Semlja und Spitzbergen, auf Alaska und den Alëuten angetroffen. In allen diesen Gebieten
wird es immer seltener, und nur an einzelnen bevorzugten Orten trifft man jetzt noch bisweilen Herden von einigen hundert Stück,
während noch vor wenigen Jahrzehnten solche von vielen Tausenden beobachtet wurden.
Die Walrosse sind hauptsächlich Küstenbewohner, unternehmen nur selten ausgedehntere Reisen, ziehen vielmehr meist
nur von einem Weideplatz zum andern. Sie schwimmen schnell und gewandt, bewegen sich auf dem Land aber schwerfällig und
ungeschickt fort und sollen steile Eisblöcke mit Hilfe der Eckzähne erklettern. Sie sind träge und liegen tagelang schlafend
an der Küste oder auf dem Eis.
[* 7] Angegriffen, verteidigen sie sich mit blinder Wut, und während der Paarungszeit
kämpfen sie auch unter sich auf das heftigste.
Dabei brüllen sie sehr laut, während ihre Stimme sonst dem Brummen einer Kuh gleicht. Das Weibchen wirft nur ein Junges, welchem
es sich mit treuester Mutterliebe widmet. Das Walroß nährt sich von Muscheln,
[* 8] Fischen, Seesäugetieren, verschluckt aber
mit dieser Nahrung auch Tange, Sand und Kiesel. Für die nordischen Völker, zumal für die Eskimo, hat das Walroß dieselbe Bedeutung
wie der Seehund. Die Jagd auf Walrosse ist immer gewagt, da ein Angriff auf eins alle andern in der Nähe befindlichen zu dessen
Verteidigung herbeizieht.
Sie versammeln sich dann um das Boot, von welchem aus der Angriff geschah, kämpfen mit der größten Wut
und Unerschrockenheit, durchbohren die Planken mit ihren Hauzähnen und suchen das Boot umzuwerfen. Auf dem Land und auf Eisschollen
sind sie am leichtesten zu bewältigen, doch eilen sie beim Angriff so schnell wie möglich dem Wasser
zu. Seitdem der Walfischfang weniger ergiebig geworden ist, macht man eifrig Jagd auf diese Tiere, daher sie sich von Jahr
zu Jahr verringern.