(Gnadenorte). Ihr Vorbild haben die Wallfahrten in den jährlichen Festreisen der
Juden nach
Jerusalem.
[* 2] Auch Griechen und
Römer
[* 3] unternahmen
Reisen nach fernen
Tempeln, und die
Germanen veranstalteten »Waldfahrten« nach heiligen
Hainen. Seit der Zeit des heil.
Ambrosius
im 4. Jahrh. kamen die Wallfahrten auch in der christlichen
Kirche auf (s.
Helena 2). Aus
Gründen der
Sittlichkeit
eiferten zwar schon die
Kirchenväter zu Ende des 4. Jahrh. gegen die Wallfahrten; doch wurden sie bald
von der
Kirche selbst als verdienstliche Werke angesehen, und mit den
Kreuzzügen ward der Drang zu Wallfahrten nach dem
Heiligen Land
noch vermehrt.
Als dasselbe wieder unter die sarazenische Herrschaft gekommen, ersetzte man den Verlust durch
Reliquien,
Wunderbilder, heilige
Gräber, besonders die des
Paulus und
Petrus zu
Rom
[* 4] (Limina apostolorum), des
Jacobus zu
Compostela (s. d.)
und des Marienhauses in
Loreto (s. d.). Die Wallfahrten nach diesen
Orten heißen Hauptwallfahrten (p. primariae), die an andre, weniger
berühmte
Orte Nebenwallfahrten (p. secundariae). Ebenso gibt es im
Islam zweierlei Wallfahrten:
Hadsch, die Wallfahrt
zum
GrabMohammeds in
Mekka, welche vorgeschrieben ist, und Ziaret, der Besuch heiliger
Gräber im allgemeinen, welcher als gottgefälliges
Werk gilt. S.
Pilger.
und in seinem
»Tentamen florae nepalensis« (das.
1824-26) erschloß er die fast ganz unbekannte Pflanzenwelt
Nepals. 1825 untersuchte er die Waldungen
des westlichen
Hindostan, und 1826-27 bereiste er
Ava und das birmanische Gebiet. 1828 kehrte er nach
Europa
[* 13] zurück und brachte
zahlreiche indische Pflanzenarten mit, welche an alle öffentlichen Herbarien
Europas und
Amerikas verteilt wurden.
Vgl. seine
»List of plants from the dried specimens in the
EastIndia Company'sMuseum« (Lond. 1828).
Sein Hauptwerk ist:
»Plantae asiaticae rariores« (Lond. 1829-32, 3 Bde.
mit 300
Kupfern). 1834 nach
Indien zurückgekehrt, erhielt er die Leitung einer Expedition nach
Assam, um über den dort betriebenen
Theebau zu berichten. Doch
mußte er des
Klimas wegen 1847
Ostindien verlassen und starb inLondon.
[* 14]
1)
JohanOlof, schwed. Dichter, von
Tegnér als »Davidsharfe im
Norden«
[* 15] bezeichnet, war 1779 in
Dalarne in sehr
dürftigen Verhältnissen geboren, wußte sich gleichwohl durch seine
Geistes- und Willenskraft den Weg zum
Studium der
Theologie,
sodann wieder zu hohen
Stellungen zu bahnen und starb als
Erzbischof vonSchweden 1839. Wallin besaß eine mächtige
Beredsamkeit und wußte seinen klaren und kräftigen
Gedanken in vollendeter Form
Ausdruck zu verleihen.
Seine dichterische Bedeutung beruht vorzugsweise, wie schon angedeutet, auf seinen geistlichen Liedern, unter denen mehrere
unübertroffen schön sind; die Zahl derselben beträgt, mit Einschluß der Bearbeitungen und Übersetzungen, weit über 300.
Sein
letztes Werk dieser
Gattung war die ergreifende
Dichtung
»Dödens engel«. Auch seine weltlichen Gedichte, der
Mehrzahl nach idyllischen
oder humoristischen
Charakters, zeichnen sich durch warmes
Gefühl und ansprechende Form aus; besonders erwähnenswert ist
der begeisterte
Gesang
»GeorgeWashington«.
[* 16] Mit dem
Lehrgedicht »Uppfostraren« (»Der
Erzieher«),
der ersten von ihm veröffentlichen
Arbeit, hatte er sich in der
Jugend einen akademischen
Preis
errungen. Seine »Samlade Vitterhetsarbeten« erschienen in einer
Ausgabe in 2
Bänden (Stockh. 1878).
(franz. Le
[* 19] Valais), einer der größten und gebirgigsten
Kantone der
Schweiz,
[* 20] grenzt nördlich an Bern
[* 21] und Waadt,
östlich
an Tessin
und Uri,
südlich und westlich an
Italien
[* 22] und
Frankreich und hat eine
Fläche von 5247 qkm (95,3 QM.). Wallis bildet
ein großes, vom
Rhône durchflossenes Längenthal mit zahlreichen Nebenthälern, die seitlich in die Hochgebirgswelt der
Walliser Alpen (links) und der
Berner Alpen (rechts) hinansteigen und die Abflüsse einer großartigen Gletscherwelt zum Hauptthal
führen. Zu oberst im Hauptthal lagert der Rhônegletscher;
im Matterthal, zu oberst in dem einen der Quellthäler der
Visp, vereinigen
sich Gorner-, Zmutt- und Findelengletscher;
im
Hintergrund der folgenden
Thäler lagern der Turtman-, Zinal-, Moming- und Moirygletscher,
der Ferpècle- und Arollagletscher, der
Glacier de
Corbassière u. a. Über 1027 qkm nehmen bis zum
Genfer See
die
Gletscher ein.
Einzig durch die enge
Porte du
Rhône nach dem
Genfer See geöffnet, ist Wallis rings von wildem Hochgebirge eingerahmt
und nur durch Paßlücken zu betreten. Diejenigen der
Berner Alpen sind sämtlich ungebahnt und von mehr lokaler Bedeutung,
während der
Große St.
Bernhard (2472 m) seit der
RömerZeiten dem
¶
mehr
Großverkehr diente und der Simplon (2010 m) die erste aller schweizerischen Alpenstraßen erhielt. In neuester Zeit wurde
das Oberwallis auch mit der Zentralschweiz in fahrbare Verbindung gebracht durch die nach dem UrnerThal
[* 24] Ursern führende Furkastraße
(2436 m). Unter den Bergpfaden, welche als Übergänge der Walliser Alpen dienen, sind hervorzuheben:
Nufenen (2441 m) und Gries (2448 m), im obersten Teil des Wallis;
Monte Moro (2862 m) und Matterjoch (3322 m), aus den Quellthälern
der Visp;
Die höchste Erhebung derWalliser Alpen findet sich
in der 4638 m hohen Dufourspitze des Monte Rosa (s. d.); die Berner Alpen, auf der rechten Thalseite, kulminieren
im Finsteraarhorn (4275 m). Den tiefsten Punkt der Oberfläche bildet der Spiegel
[* 25] des GenferSees (375 m). Entsprechend der orographischen
Mannigfaltigkeit, bietet das Wallis auch die größten klimatischen Unterschiede. Ein Weg von wenigen Stunden führt aus heißen
Thalkesseln in nordische Kälte. Während der Hauptort Sion eine Jahrestemperatur von 10° C., ein Sommermittel
von 19° hat, sinken diese Zahlen im Kloster des Großen St. Bernhard (2478 m ü. M.) auf -1,3, resp.
+6° C.
Der Kanton
[* 26] Wallis zählte 1888 eine Bevölkerung
[* 27] von 101,837 Seelen. Das Volk, durchaus katholisch, ist in Oberwallis deutscher,
im Unterwallis, etwa von Siders an, französischer Abstammung. Die Oberwalliser sprechen einen sehr eigentümlichen
Dialekt; sie gelten für ernst, ruhig, entschlossen, strenggläubig, wenig intelligent. Der Unterwalliser hat keltisch-romanisches
Blut, spricht ein französisches Patois, ist rühriger und lebenslustiger. Im allgemeinen aber ist das Volk nicht besonders
kräftig, arm, vernachlässigt, sein Kulturzustand niedrig.
In den Seitenthälern finden sich noch manche merkwürdige Gebräuche und viel patriarchalische Sitteneinfalt.
Es gibt noch 10 Klöster mit 180 Ordensgliedern und einem Vermögen von 1 Mill. Frank. Das Land bildet die DiözeseSion, welche
auf Valeria ein Priesterseminar besitzt. Die tiefern Thäler sind treffliche Wein- und Obstgebiete, auch mit stattlichen Walnuß-
und Kastanienbäumen, bis Sion hinauf sogar mit Südfrüchten geziert, dagegen der größte Teil des Areals zum Hirtenland bestimmt.
Das Rindvieh (70,032 Stück) gehört im Oberwallis derBraun-, unterhalb Sion der Fleckrasse an. Die Schafe
[* 28] sind zwar zahlreich
(59,312), liefern aber grobe Wolle. Stark ist auch der Bestand an Ziegen (28,951) und Schweinen (15,657),
geringer an Maultieren (2161) und Eseln. Bienenzucht
[* 29] wird stark betrieben. Das Wallis ist einer der beiden metallreichsten Kantone,
der einzige, wo jetzt Bergbau
[* 30] auf Blei
[* 31] betrieben wird (im Lötschenthal). Bei Riddes wurden eine Zeitlang die silberhaltigen
Bleierze von Nendaz, Isérable etc. verschmolzen; aber der Betrieb mußte wegen
zu geringen Ertrags aufgegeben werden.
Ebensowenig erhielt sich die Ausbeutung der Kupfer- und Nickelerzminen im Val d'Anniviers, deren Verhüttung in Siders geschah.
An einigen Stellen findet sich goldhaltiger Schwefelkies. Beträchtlich sollen die Eisenerzlager von Martigny und Val d'Illiez
sein. In der Gegend von Sion, bei Grone und Chandoline, sind Anthracitlager im Abbau. Die Kristalle
[* 32] und
andre Mineralien
[* 33] aus
den Thälern von Saas, Zermatt, Binnen, Viesch veranlassen einen ziemlich lebhaften Handel.
Berühmt sind die Heilwässer von Leuk und Saxon (s. d.). Der Handel mit WalliserWeinen und Trauben hat neuerdings einen großen
Aufschwung genommen. Zu den 40 alten roten und weißen Rebsorten haben sich neue gesellt, so der berühmte
Johannisberger, der um Sion ausgezeichnet gedeiht. Der hier erzeugte Malvasier steht den feurigsten Ungarweinen nicht nach. Der
lässigen Forstwirtschaft wird neuerdings durch eine vernünftige Gesetzgebung entgegengearbeitet.
Das Wallis hat einige große Märkte, wie Sion und Martigny, aber keinen Großhandelsplatz. Der Haupttransit geht über
den Simplon. Die Eisenbahn (Ligne d'Italie) führt vom Seehafen Bouveret über St.-Maurice, wo die Waadtländer Bahn einmündet,
und Martigny-Sion vorläufig bis Brieg.
[* 34] Eine Haupteinnahmequelle bildet im Sommer der Touristenverkehr. Das Wallis besitzt nur in
den Gymnasien zu Sion und Brieg höhere Schulen; die Lehrer- und Lehrerinnenseminare zu Sion und Brieg sind
von primitiver Einrichtung.
Die kantonale Verwaltung wird je auf vierjährige Amtsdauer neu bestellt, die Legislative (GrandConseil) direkt gewählt, je
ein Mitglied auf 1000 Seelen, der Conseil d'État (fünf Mitglieder) indirekt gewählt, wie die Cour d'appellation.
Der Kanton zerfällt in 13 Bezirke, deren jeder seinen Préfet oder Regierungsstatthalter hat, dem ein Bezirksrat beigegeben
ist. Jede Gemeinde hat ihre Municipalité (Gemeinderat) und ihren Juge (Richter). Hauptstadt ist Sion.
Die Staatsrechnung für 1887 ergibt an Einnahmen 1,193,155 Fr., an Ausgaben 1,147,693 Fr., also Überschuß
der Einnahmen 45,462 Fr. Die Hauptposten der Einnahmen sind die Steuern, mit ca. 647,000, die »Hoheitsrechte« mit 324,000Fr.;
unter den Ausgaben fallen die stärksten Beträge auf die Staatsschuld, ca. 338,000, das Bauwesen 171,000 Fr. etc., während
der Unterricht kaum 88,000 Fr. aufweist. Zu Ende 1887 betrugen die Aktiva 3,819,151, die Passiva 6,778,777
Fr., also Überschuß der letztern 2,959,626 Fr.