Schwäne verwandeln zu können (s. Schwanjungfrauen). Oft wählen sie sich edle Helden zu Geliebten. So ist Brunhilde im nordischen
Heldenlied eine Walküre. Häufig werden die Walküren mit den Nornen verwechselt, wozu der Umstand Anlaß gab, daß sie auf den Sieg
Einfluß haben, also gewissermaßen auch Schicksalsgöttinnen sind. Die meisten Namen der Walküren beziehen
sich auf Krieg und Schlacht.
Vgl. Golther, Studien zur germanischen Sagengeschichte I: Der Valkyrjenmythus (Münch. 1889).
(lat. vallum), Erdanschüttung, welche den Hauptteil eines Festungswerkes bildet.
Die obere Fläche trägt nach dem Feind zu die Brustwehr, hinter ihr den Wallgang zur Aufstellung von Geschützen
und zum Verkehr. Vgl. Hauptwall und Festung.
(spr. uóllis), 1) Sir William, schott. Freiheitsheld, geb. 1276 aus anglonormännischem
Geschlecht, war der Sohn des Ritters Sir Malcolm Wallace von Elderslie, unfern vom Clyde. Als 19jähriger Jüngling erschlug er einen
englischen Beamten, der ihn beleidigt hatte, floh in die Wildnis, sammelte die herumirrenden Gearteten
und überfiel die englischen Besatzungen in Städten und Schlössern. Mit der Zahl seiner Kampfgenossen wuchs sein Mut. Überall,
wo er erschien, erhob sich das Volk gegen die englische Gewaltherrschaft; auch viele Große schlossen sich ihm an. Nachdem
er ein von Eduard I. nach Schottland gesandtes Heer 11. Sept. 1297 in der Nähe von Stirling am Forthfluß aufs
Haupt geschlagen hatte, nahm er Dundee und Edinburg und ließ sich vom schottischen Parlament als Statthalter König Baliols anerkennen;
im Oktober fiel er sogar in die nördlichen Provinzen Englands ein und kehrte mit ansehnlicher Beute zurück.
Als aber König Eduard mit einem starken Heer in Schottland eindrang, konnten die Schotten keinen Widerstand leisten, zumal Wallace als
der Sohn eines einfachen Edelmanns von den schottischen Großen doch auf die Dauer keine ausreichende Unterstützung erhielt.
Sein Heer wurde 22. Juli 1298 bei Falkirk von Eduard trotz tapferster Gegenwehr unter großen Verlusten völlig
auseinander gesprengt; Wallace begab sich nach Frankreich. Nach dem Frieden von Chartres kehrte er 1303 wieder nach Schottland zurück
und beteiligte sich aufs neue an dem Kampf gegen England.
Von dem Vergleich, den die Großen 1304 mit Eduard schlossen, wurde Wallace ausgeschlossen; er wurde geächtet
und fiel im Sommer 1305, nachdem er lange allen Verfolgungen entgangen war, durch Verrat den Engländern in die Hände. Als
Hochverräter zum Tod verurteilt, wurde er 23. Aug. 1305 auf Tower Hill martervoll hingerichtet. Sein Ruhm lebte in den Liedern seines
Volkes fort; eins der berühmtesten dieser Lieder, das des Barden Blind Harry aus der Mitte des 16. Jahrh.,
erschien 1790 zu Perth.
Vgl. Watson, Wallace, the Scottish hero (Lond. 1861);
Paterson, The hero of Scotland (neue Ausg. 1864).
2) Alfred Russell, Naturforscher, geb. 8. Jan. 1822 zu Ush in Monmouthshire, bildete sich bei seinem Bruder zum Landvermesser und
Ingenieur, ward 1844 Schullehrer in Leicester und 1846 in Wales, ging 1848 mit Bates nach Para, verlebte vier Jahre im Thal des
Amazonas und kehrte 1852 nach England zurück, verlor aber unterwegs durch eine Feuersbrunst auf dem Schiff seine Sammlungen
und Manuskripte. 1854 ging Wallace nach dem Malaiischen Archipel, durchforschte denselben acht Jahr lang von
Malakka bis Neuguinea und kehrte mit einer Sammlung von mehr als
125,000 naturwissenschaftlichen Gegenständen nach London zurück,
wo er seitdem, mit der Verwertung seiner Erfahrungen und Beobachtungen beschäftigt, lebt.
Wallaces Reisen und besonders die asiatischen sind für fast alle Gebiete der Naturwissenschaft, für Ethnologie und
Geographie höchst bedeutend gewesen; er zeigte, daß der Malaiische Archipel in geologischer, botanischer und zoologischer
Hinsicht in zwei äußerst scharf voneinander getrennte Hälften, in einen asiatischen und australischen Teil, zerfällt,
legte die ethnologischen Verhältnisse der Inselwelt klar, sammelte Vokabularien von 75 Dialekten und machte zahlreiche Schädelmessungen.
Nicht minder reich waren die zoologischen Ergebnisse, welche z. B. über
die Paradiesvögel und den Orang-Utan wichtige Aufklärungen ergaben, besonders aber auch für die Biologie alsbald sehr belangreich
wurden. Die Beobachtungen in der Tropenwelt führten ihn nämlich auf Untersuchungen über die Entstehung der Arten, und schon 1855 verfaßte
er auf Borneo eine Arbeit, welche mit diesem Thema sich beschäftigt. 1858 entwickelte er in einer zweiten
Abhandlung seine Ideen über die Naturzüchtung und sandte dieselbe an Lyell zur Veröffentlichung.
Diese Arbeit (»Über die Tendenz der Varietäten, unbegrenzt von dem Originaltypus abzuweichen«) gab Darwin den Anstoß zur Veröffentlichung
seiner Theorie, deren ersten Entwurf er bereits 1844 niedergeschrieben hatte. Wallace weicht in mancher Hinsicht
nicht unerheblich von Darwin ab, aber er ist einer der genialsten Mitbegründer der Selektionstheorie und hat dieselbe durch
zahlreiche Untersuchungen wesentlich gefördert. Später wandte er sich auch der geographischen Verbreitung der Tiere zu und
suchte die Thatsachen durch begründete Gesetze der physischen und organischen Veränderung zu erklären.
Er schrieb: »Travels on the Amazon and Rio Negro« (Lond. 1853, neue Aufl. 1870);
»Palm Trees of the Amazon« (das. 1853);
»Malay
Archipelago« (1869, 4. Aufl. 1880, 2 Bde.;
deutsch, Braunschw. 1869);
»Contributions to the theory of the natural selection« (2. Aufl. 1872; deutsch, Erlang. 1870);
»Geographical
distributions of animals« (1876, 2 Bde.; deutsch von A.
B. Meyer, Dresd. 1876);
»Tropical nature, and other essays« (1878; deutsch, Braunschw.
1879);
»Australasia« (1879, 5. Aufl. 1888);
»Island life« (1880);
»Darwinism, an exposition of the theory of natural selection«
(1889).
Mit Crookes und einigen andern englischen Naturforschern ist Wallace in mehreren Schriften (deren neueste:
»Miracles and modern spiritualism«, 2. Aufl.
1881) auch für den Spiritismus eingetreten. In dem Werk »Land nationalization, its necessity and its Aims« (1882
u. öfter) empfahl er eine Umgestaltung der grundbesitzlichen Verhältnisse durch Staatshilfe,
für welche Idee die neugegründete Land Nationalization Society, deren Präsident Wallace ist, eintrat.
Vgl.
A. B. Meyer, Charles Darwin und Wallace (Erlang. 1870).
3) Sir Donald Mackenzie, engl. Schriftsteller, geb. 11. Nov. 1841 zu Paisley in Schottland, studierte zu Glasgow und Edinburg, widmete
sich in Edinburg, Paris, Berlin und Heidelberg dem Studium der Rechte und erlangte an der letztern Universität den Doktorgrad.
Im Dezember 1869 kehrte er in seine Heimat zurück und ging 1870 nach St. Petersburg. Abwechselnd in der Hauptstadt, in Moskau,
in Jaroslaw lebend und vielfache Reisen unternehmend, widmete sich Wallace nahezu sechs Jahre hindurch dem Studium der sozialen und
politischen
mehr
Verhältnisse und Institutionen Rußlands; das Ergebnis dieser Studien war sein in zehn Auflagen erschienenes wertvolles Werk
»Russia« (Lond. 1877, 2 Bde.;
deutsch von Röttger, 6. Aufl., Leipz. 1880). Wallace ward hierauf
Korrespondent der »Times« in Petersburg, dann in Konstantinopel, bis ihn der Vizekönig von Indien, Lord Dufferin, zu seinem Privatsekretär
ernannte. Er schrieb noch: »Egypt and the Egyptian question« (1883)
u. wurde 1887 zum Ritter geschlagen.