Schwäne verwandeln zu können (s.
Schwanjungfrauen). Oft wählen sie sich edle
Helden zu Geliebten. So ist
Brunhilde im nordischen
Heldenlied eine Walküre. Häufig werden die Walküren mit den
Nornen verwechselt, wozu der Umstand
Anlaß gab, daß sie auf den
Sieg
Einfluß haben, also gewissermaßen auch Schicksalsgöttinnen sind. Die meistenNamen der Walküren beziehen
sich auf
Krieg und
Schlacht.
Vgl.
Golther,
Studien zur germanischen Sagengeschichte I: Der Valkyrjenmythus
(Münch. 1889).
(spr. uóllis), 1)
SirWilliam, schott. Freiheitsheld, geb. 1276 aus anglonormännischem
Geschlecht, war der Sohn des
RittersSirMalcolm Wallace von Elderslie, unfern vom
Clyde. Als 19jähriger
Jüngling erschlug er einen
englischen Beamten, der ihn beleidigt hatte, floh in die Wildnis, sammelte die herumirrenden Gearteten
und überfiel die englischen
Besatzungen in
Städten und
Schlössern. Mit der Zahl seiner Kampfgenossen wuchs seinMut. Überall,
wo er erschien, erhob sich das
Volk gegen die englische Gewaltherrschaft; auch viele
Große schlossen sich ihm an. Nachdem
er ein vonEduard I. nach
Schottland gesandtes
Heer in der
Nähe von
Stirling am Forthfluß aufs
Haupt geschlagen hatte, nahm er
Dundee
[* 4] und
Edinburg
[* 5] und ließ sich vom schottischen
Parlament als
Statthalter König
Baliols anerkennen;
im
Oktober fiel er sogar in die nördlichen
ProvinzenEnglands ein und kehrte mit ansehnlicher
Beute zurück.
Als aber König
Eduard mit einem starken
Heer in
Schottland eindrang, konnten die
Schotten keinen
Widerstand leisten, zumal Wallace als
der Sohn eines einfachen
Edelmanns von den schottischen
Großen doch auf die Dauer keine ausreichende Unterstützung erhielt.
SeinHeer wurde bei
Falkirk von
Eduard trotz tapferster Gegenwehr unter großen Verlusten völlig
auseinander gesprengt; Wallace begab sich nach
Frankreich. Nach dem
Frieden von
Chartres kehrte er 1303 wieder nach
Schottland zurück
und beteiligte sich aufs neue an dem
Kampf gegen
England.
Von dem
Vergleich, den die
Großen 1304 mit
Eduard schlossen, wurde Wallace ausgeschlossen; er wurde geächtet
und fiel im
Sommer 1305, nachdem er lange allen Verfolgungen entgangen war, durch
Verrat den Engländern in die
Hände. Als
Hochverräter zum
Tod verurteilt, wurde er auf
TowerHill martervoll hingerichtet.
SeinRuhm lebte in den Liedern seines
Volkes fort; eins der berühmtesten dieser
Lieder, das des
BardenBlindHarry aus der Mitte des 16. Jahrh.,
erschien 1790 zu
Perth.
Vgl.
Watson, Wallace, the Scottish hero (Lond. 1861);
2)
AlfredRussell, Naturforscher, geb. zu Ush in
Monmouthshire, bildete sich bei seinem
Bruder zum Landvermesser und
Ingenieur, ward 1844 Schullehrer in
Leicester
[* 6] und 1846 in
Wales, ging 1848 mit
Bates nach
Para, verlebte vier Jahre im
Thal
[* 7] des
Amazonas und kehrte 1852 nach
England zurück, verlor aber unterwegs durch eine Feuersbrunst auf dem
Schiff
[* 8] seine Sammlungen
und
Manuskripte. 1854 ging Wallace nach dem
Malaiischen Archipel, durchforschte denselben acht Jahr lang von
Malakka bis
Neuguinea und kehrte mit einer Sammlung von mehr als
125,000 naturwissenschaftlichen Gegenständen nach
London
[* 9] zurück,
wo er seitdem, mit der Verwertung seiner
Erfahrungen und
Beobachtungen beschäftigt, lebt.
Wallaces
Reisen und besonders die asiatischen sind für fast alle Gebiete der
Naturwissenschaft, für Ethnologie und
Geographie höchst bedeutend gewesen; er zeigte, daß der
Malaiische Archipel in geologischer, botanischer und zoologischer
Hinsicht in zwei äußerst scharf voneinander getrennte Hälften, in einen asiatischen und australischen Teil, zerfällt,
legte die ethnologischen Verhältnisse der Inselwelt klar, sammelte Vokabularien von 75
Dialekten und machte zahlreiche Schädelmessungen.
Nicht minder reich waren die zoologischen Ergebnisse, welche z. B. über
die
Paradiesvögel
[* 10] und den
Orang-Utan wichtige
Aufklärungen ergaben, besonders aber auch für die
Biologie alsbald sehr belangreich
wurden. Die
Beobachtungen in der Tropenwelt führten ihn nämlich auf Untersuchungen über die Entstehung der
Arten, und schon 1855 verfaßte
er auf
Borneo eine
Arbeit, welche mit diesem
Thema sich beschäftigt. 1858 entwickelte er in einer zweiten
Abhandlung seine
Ideen über die Naturzüchtung und sandte dieselbe an
Lyell zur Veröffentlichung.
Diese
Arbeit (Ȇber die
Tendenz der
Varietäten, unbegrenzt von dem Originaltypus abzuweichen«) gab
Darwin den Anstoß zur Veröffentlichung
seiner
Theorie, deren ersten
Entwurf er bereits 1844 niedergeschrieben hatte. Wallace weicht in mancher Hinsicht
nicht unerheblich von
Darwin ab, aber er ist einer der genialsten Mitbegründer der
Selektionstheorie und hat dieselbe durch
zahlreiche Untersuchungen wesentlich gefördert.
Später wandte er sich auch der geographischen Verbreitung der
Tiere zu und
suchte die
Thatsachen durch begründete
Gesetze der physischen und organischen Veränderung zu erklären.
Er schrieb: »Travels on the
Amazon and
Rio
[* 11]
Negro« (Lond. 1853, neue Aufl. 1870);
»Darwinism, an exposition of the theory of
natural selection«
(1889).
Mit
Crookes und einigen andern englischen Naturforschern ist Wallace in mehreren
Schriften (deren neueste:
»Miracles and modern spiritualism«, 2. Aufl.
1881) auch für den
Spiritismus eingetreten.
In dem Werk »Land nationalization, its necessity and its Aims« (1882
u. öfter) empfahl er eine Umgestaltung der grundbesitzlichen Verhältnisse durch Staatshilfe,
für welche
Idee die neugegründete Land Nationalization Society, deren
Präsident Wallace ist, eintrat.
Verhältnisse und Institutionen Rußlands; das Ergebnis dieser Studien war sein in zehn Auflagen erschienenes wertvolles Werk
»Russia« (Lond. 1877, 2 Bde.;
deutsch von Röttger, 6. Aufl., Leipz. 1880). Wallace ward hierauf
Korrespondent der »Times« in Petersburg, dann in Konstantinopel,
[* 20] bis ihn der Vizekönig von Indien, LordDufferin, zu seinem Privatsekretär
ernannte. Er schrieb noch: »Egypt and the Egyptian question« (1883)
u. wurde 1887 zum Ritter geschlagen.