(Walenstader See, mißbräuchlich auch Wallensee), ein großartig eingerahmtes Seebecken der Schweiz, nimmt
ein tief gefurchtes Voralpenthal des Linthgebiets ein, liegt 425 m ü. M., ist
23,27 qkm groß und im Maximum 156 m tief. Aus dem Nordufer bauen sich schroff und kahl die Felswände der Churfirsten auf,
an denen schmale, hohe Wasserfälle hängen, z. B. der 450 m hohe Berenbach; das weniger schroffe südliche
Ufer bilden die mit lachenden Alpmatten bekleideten, durch Dörfer und Sennhütten belebten Vorberge der Glarner Alpen.
Während am Churfirstenfuß nur das Dörfchen Quinten liegt, folgen sich am Südufer die Ortschaften Mols, Quarten, Murg und
Mühlehorn, und wie dort, dem Unterende des Sees genähert, das Bergdorf Amden von hoher Terrasse niederschaut,
so auf der Südseite Obstalden. Von Wesen, wo der Escher- oder Molliser Kanal die Gewässer der Linth dem Läuterungsbassin zuführt
und der dem Zürichsee zugehende Linthkanal den regulierten Abfluß des Sees bildet, führt die Eisenbahn am Südufer durch
neun Tunnels immer unmittelbar am Wasserspiegel hin nach dem zum St. Galler Bezirk Sargans gehörenden Städtchen Walenstad (mit
Buntweberei, Stickereien und 2728 Einw.), wo einst der Verkehr mit den Welschen sich vermittelte und einen Haltepunkt auf der
Route zu den Graubündner Pässen hatte. Auf dem eingeengten Wasserbecken wird nicht selten die Schiffahrt
durch heftige Stürme gefährdet. Die Eisenbahn hat die Dampfschiffahrt rasch verdrängt.
(spr. ŭehls,Wallis),
ehemals selbständiges, jetzt mit dem Königreich England vereinigtes Fürstentum (s. Karte »Großbritannien«),
umfaßt eine Halbinsel, welche im N. von der Irischen See, im Westen vom Georgskanal und im S. vom Bristolkanal umflossen ist,
grenzt östlich an die englischen Grafschaften Cheshire, Shropshire, Hereford- und Monmouthshire und hat einen Flächeninhalt
von 19,069 qkm (346,3 QM.). Fast überall fällt die Küste schroff ins Meer ab, und mehrere Baien und Buchten (wie die Carnarvon-
und Cardiganbai im Westen, St. Brides-Bai, Milfordhafen und Swanseabai im S.) dringen in das Land hinein
und bilden die Mündungen der von den Gebirgen herabströmenden Flüsse.
Unter den zahlreichen Vorgebirgen sind der Orme's Head, eine zerklüftete Kalksteinmasse, im N. und St. David's Head im SW. die
bedeutendsten. Die kaum 200 m breite Menaistraße trennt das Festland von der Insel Anglesey. Fast ganz Wales ist
erfüllt von dem Kambrischen Gebirge, welches im Snowdon (1093 m) im N. kulminiert. Südlich liegen der Arran Mowddwy (904 m)
und Cader Idris (902 m). Eine Einsenkung trennt Nord- von Südwales. Jenseit derselben erheben sich abermals die Gebirgszüge,
noch zerklüfteter als die im N. des Landes.
Der Plinlimmon, an der Quelle des Severn, ragt hier 756 m hoch empor; der höchste Punkt von Südwales aber
ist der Brecknock Beacon (887 m) im sogen. schwarzen Gebirge. Die Berge von Wales sind entweder kahl oder mit Gras oder Heidekräutern
bewachsen. Die einzige größere Ebene ist das sogen. Vale von Glamorgan am Bristolkanal. Von den Flüssen
treten Dee, Severn und Wye nach England über; Usk, Taff und Towy fließen in den Bristolkanal, Teifi, Dovey und Mawddach in den
Georgskanal, Conway und Clwyd in die Irische See.
Der einzige größere See ist der von Bala. In geologischer Beziehung herrschen silurische und kambrische Schiefer,
von vulkanischen Gesteinen durchbrochen, vor. Ungemein reich ist das Land an Schiefer, Steinkohlen und verschiedenen Metallen.
Die Bevölkerung ist 1871-81
von 1,217,135 auf 1,360,513 Seelen gestiegen, die Zunahme kommt aber großenteils auf Rechnung
Glamorganshires, und in den rein landwirtschaftlichen Grafschaften nimmt die Bevölkerung ab. Etwa 70 Proz. der Bewohner verstehen
noch die kymrische oder welsche Sprache und hängen an derselben mit größerer Zähigkeit fest, als dies unter den Kelten Irlands
oder Schottlands der Fall ist.
Nicht nur erscheinen Bücher in kymrischer Sprache, sondern auch elf Wochenblätter, und in der Mehrzahl der Kirchen der Dissidenten
wird in kymrischer Sprache gepredigt. Die jährlichen Eisteddfods zu Caerwys dienen dazu, den nationalen
Geist lebendig zu erhalten. Von der gesamten Bevölkerung besteht die Mehrzahl aus Dissidenten und zwar vorwiegend aus calvinistischen
Methodisten. Von der gesamten arbeitenden Bevölkerung befassen sich 18,7 Proz. mit Landwirtschaft, 54,8 mit Bergbau und Industrie,
6,8 mit Handel und Verkehr, und 19,7 Proz. leisten persönliche
Dienste.
Viehzucht und Ackerbau bilden noch immer die Haupterwerbszweige im größten Teil des Landes. 1888 waren 20 Proz. der Oberfläche
unter dem Pflug, 41 bestanden aus Wiesen, 9 aus Weiden, 3,5 Proz. aus Wald; man zählte 139,063 Ackerpferde, 666,259 Rinder, 2,737,708
Schafe und 231,365 Schweine. Ungemein entwickelt sind infolge des Mineralreichtums der Bergbau und die Eisenindustrie,
namentlich in Glamorganshire, und im Kohlenbecken von Südwales liegen bis zu einer Tiefe von 1220 m 36,000 Mill. Ton. Steinkohlen,
die noch der Hebung warten, während der Kohlenvorrat in Nordwales fast erschöpft ist.
Gefördert wurden 1887: 22 Mill. Ton. Steinkohlen, 347,910 T. Eisen, 8396 T. Zink, 7725 T. Blei, 2022 kg Silber
und 1,8 kg Gold. Unter allen gewerblichen Anstalten stehen die Stahl- und Eisenhütten obenan. Den Handel fördern die das Land
in allen Richtungen durchschneidenden Eisenbahnen. Die Haupthäfen sind: Cardiff und Swansea im S. und Holyhead auf der Insel Anglesey.
Eingeteilt wird Wales in zwölf Grafschaften: Anglesey, Brecknock-, Cardigan-, Carmarthen-, Carnarvon-, Denbigh-, Flint-, Glamorgan-,
Merioneth-, Montgomery-, Pembroke- und Radnorshire, denen häufig noch Monmouthshire zugezählt wird. Ein engerer Verband besteht
zwischen den Grafschaften nicht, auch gibt es keine Hauptstadt von Wales.
Geschichte. Die ältesten bekannten Einwohner von Wales waren keltische Kymren; Cambria hieß das Land zur
Zeit der Römerherrschaft in Britannien, und noch gegenwärtig nennen sich die Bewohner Cymry. Als im 5. Jahrh. die Angelsachsen
Britannien eroberten, floh ein Teil der keltischen Briten in die Wälder und Gebirge von Wales und verschmolz dort mit den ursprünglichen
kymrischen Elementen zu einem Volk, das in vielen Beziehungen seine Sitten, seinen Charakter und seine Sprache
bis auf den heutigen Tag bewahrt hat.
Nur die höhere Klasse der Gesellschaft hat englische Kultur und Sprache und besteht meist aus später Eingewanderten. Die Sprache
der Walen oder Walliser, die zum keltischen Zweig des indogermanischen Sprachstammes gehört, hat eine nicht
unbedeutende, namentlich poetische, Litteratur aufzuweisen. Zur Zeit der Angelsachsen lebten die Walen unter mehreren unabhängigen
Fürsten, deren Zwistigkeiten das Eindringen der Fremdherrschaft begünstigten. Bereits dem angelsächsischen König
Ethelstan (925-941) mußten die Walen Tribut zahlen. Als die Normannen 1066 England in Besitz nahmen, suchten die Walen die englische
Oberherrschaft abzuschütteln, wurden aber von Wilhelm dem
mehr
Eroberer zur Anerkennung seiner Oberherrschaft gezwungen. Da sie fortwährend Einfälle in England machten, errichtete König
Wilhelm II. Marken gegen dieselben. Während der Streitigkeiten zwischen König Stephan und der Kaiserin Mathilde gelang es den
walisischen Fürsten, sich fast ganz von englischem Einfluß frei zu machen; doch mußten sie unter Heinrich II.,
der dreimal, 1157, 1162 und 1165, Feldzüge nach Wales unternahm, die Oberherrlichkeit der englischen Könige wieder anerkennen.
Die Härte, womit die englischen Markgrafen (marchers) die Walen behandelten, bewog den Oberfürsten Llewellin 1282 zu einem
Aufstand, aber er fiel in der Schlacht von Carmarthen ward sein Bruder David zu Shrewsbury hingerichtet,
und Wales ward nun als eroberte Provinz mit der Krone vereinigt. Der König Eduard I. versprach den Walen, ihnen einen »Eingebornen«
zum Fürsten zu geben, und erfüllte dies Versprechen, indem er seinen Sohn, den spätern Eduard II., der zu Carnarvon in Wales geboren
war, zum Fürsten von Wales (Prince of Wales) ernannte.
Seitdem führt der jedesmalige Thronerbe von England, wenn er der älteste Sohn des regierenden Herrschers ist, oder nach
dem Tod eines Prinzen von Wales dessen ältester Sohn diesen Titel, der ihm jedoch besonders verliehen wird. Noch einmal versuchten
die Walen 1400 unter Führung Owen Glendowers, der von den alten Fürsten abstammte und von der englischen
Regierung schmählich behandelt war, die nationale Unabhängigkeit wiederzugewinnen; eine Reihe von Jahren behauptete er sich
mit großem Glück im Bund mit Frankreich als Fürst von Wales, bis daß auch er, besiegt und verlassen, 1416 in dunkler Zurückgezogenheit
starb. 1536 ward endlich von Heinrich VI. auf den Wunsch des englischen Parlaments das Fürstentum Wales ganz
mit England vereinigt; doch haben sich in den letzten Jahren auch in Wales, nach dem Vorbild Irlands, Bestrebungen gezeigt, eine
gewisse Selbstregierung wiederzugewinnen.
Vgl. Robert, The Cambrian popular antiquities (Lond. 1815);
Wordward, The history
of Wales (das. 1853, 2 Bde.);
Rodenberg, Ein Herbst in Wales (Hannov. 1857);
Borrow, Wild Wales, its people, language and scenery (neue Ausg., Lond.
1888);
Walter, Das alte Wales (Bonn 1859);
Doran, The book of the Princes of Wales (Lond. 1860).