Nebenzweig forstlicher Thätigkeit, welcher in neuerer Zeit eine hervorragende Bedeutung und
selbständige Behandlung gefunden hat. Man unterscheidet chaussierte Wege, Erdwege, Holzwege (Wege mit Holzbau) und Schienenwege
(s. Waldeisenbahnen). Die Waldwegebaulehre behandelt die Wegenetzlegung u. den Wegeausbau. Die Waldwegenetzlegung bildet namentlich
im Gebirge die Grundlage der forstlichen Einteilung (s. Forsteinteilung).
forstliche Nebennutzung, betrifft die Futtererzeugnisse des Waldes, welche vom Vieh abgeweidet werden. Es
gehören dahin der Bodenüberzug von Gräsern, Kräutern, Schwämmen (Bodenweide), Baumteile, namentlich
Knospen, Blätter, Zweige, Rinden (Holzweide), Wurzeln und Insekten, die sich in der Erde befinden (Erdweide). Baumfrüchte sind
Gegenstand der Mastnutzung. Weidevieharten sind: Rindvieh, Schafe, Ziegen, Pferde, Schweine, Gänse. Die Weidezeit im Jahr, während
welcher das Vieh auf die Weide getrieben wird, dauert im Gebirge mitunter nur 3-4 Monate, in der Ebene von
Deutschland bis zu 7 und mehr Monaten. Die von der Waldweide ausgeschlossenen Holzbestände heißen Schonungen (s. d.). Die Waldweide hat
durch Einführung des landwirtschaftlichen Futterbaues und der Stallfütterung an Bedeutung erheblich verloren.
(Waldwertrechnung), die Ermittelung des Geldkapitalwerts eines Waldes, seiner Bestandteile oder Nutzungen.
Gegenstände der Waldwertberechnung sind: Bodenwert, Holzbestandswert, Waldwert und der Wert einzelner Nutzungen. Die Wertberechnung
stützt sich auf die zu erwartenden Wirtschaftserträge (Erwartungswert) oder auf die aufgewendeten Wirtschaftskosten (Kostenwert)
oder auf stattgefundene Verkäufe (Verkaufswert). Zur Ermittelung der Geldkapitalwerte aus Walderträgen oder Waldwirtschaftskosten
bedient man sich des Waldzinsfußes, d. h. desjenigen Zinses, welchen die Einheit der in der Waldwirtschaft
angelegten Kapitalien bringt oder bringen soll.
Der Waldzinsfuß wird in der Regel erheblich niedriger als der landesübliche Geldzinsfuß angenommen. Man rechnet vielfach
mit einem Waldzinsfuß von 3 Proz. Bodenwert ist der Geldkapitalwert des unbestandenen oder unbestanden gedachten Waldbodens.
Derselbe wird in der Regel entweder aus Verkäufen gleichwertigen Bodens (Bodenverkaufswert) oder aus den
bei der Bodenbewirtschaftung zu erwartenden Erträgen
und Kosten (Bodenerwartungswert) abgeleitet.
Bodenerwartungswert ist der Überschuß der Rohertragsvorwerte über die Kostenvorwerte der Bodenbewirtschaftung. Der Bodenerwartungswert
ist verschieden je nach der Bewirtschaftungsart, namentlich nach der Umtriebszeit. Diejenige Umtriebszeit, bei welcher der
Bodenerwartungswert am größten ist, nennt man die finanzielle Umtriebszeit (s.
Umtrieb). Bestandswert ist der Geldkapitalwert des auf dem Waldboden angesammelten Holzvorrats. Je nachdem derselbe ermittelt
wird aus dem Verkaufspreis des sofort abzutreibenden Holzbestandes oder aus den Kosten, welche die Herstellung des Bestandes
verursacht hat, oder aus den zukünftigen Erträgen, welche der Bestand erwarten läßt, unterscheidet man zwischen Bestandsverkaufswert,
Bestandskostenwert und Bestandserwartungswert.
Dasjenige Haubarkeitsalter, bei welchem der Bestandserwartungswert am größten ist, ist das finanziell vorteilhafteste (finanzielle)
Haubarkeitsalter. Waldwert ist die Summe der Boden- und Bestandswerte. Im Normalwald ergibt sich der Waldwert aus der Kapitalisierung
der gleichbleibenden Normalwaldrente (Waldrentierungswert).
Vgl. G. Heyer, Anleitung zur Waldwertrechnung (3. Aufl., Leipz.
1883);
Burckhardt, Der Waldwert (Hannov. 1860);
»Anleitung zur Waldwertberechnung, verfaßt vom königlich preußischen
Ministerialforstbüreau« (Berl. 1866);
Baur, Handbuch der Waldwertberechnung (das. 1886);
Lehr, Waldwertrechnung und Statik (in Loreys »Handbuch
der Forstwissenschaft«, Tübing. 1887).
die wollähnliche Faser der Kiefer- und Fichtennadeln, welche durch Kochen der Nadeln mit Dampf und Anwendung
von Schlagmaschinen gewonnen wird, dient als Polstermaterial und in Vermischung mit Wolle oder Baumwolle
als Spinnstoff zur Darstellung einer Art Gesundheitsflanell.
Beim Kochen der Nadeln erhält man als Nebenprodukt eine braune
Flüssigkeit, welche eingedampft schwarzbraunes, aromatisch-harzig riechendes und bitter schmeckendes Fichtennadelextrakt
(Waldwollextrakt) liefert, und gelblichgrünes ätherisches Fichtennadelöl (Waldwollöl).
Letzteres, dem Terpentinöl sehr
ähnlich, dient zu Einreibungen, ersteres zu Bädern.
Ordnung der Säugetiere mit oft kolossalem Körper ohne
äußere Gliederung und von Fischgestalt. Die nächsten Verwandten unter den auf dem Land lebenden Säugetieren scheinen die
Huftiere und die Fleischfresser zu sein, von denen sie jedoch durch eine Anzahl auf das Leben im Wasser bezüglicher
Einrichtungen im Bau abweichen. Der Kopf der Wale geht ohne äußerlich sichtbaren Hals in den walzigen Rumpf über, während das
Schwanzende eine horizontale Flosse bildet, zu welcher häufig noch eine Fettflosse auf dem Rücken hinzukommt.
Die Haut ist meist völlig haarlos oder mit spärlichen Borsten bekleidet, dagegen entwickelt sich im Unterhautzellgewebe
eine mächtige Specklage. Die Knochen sind schwammig und in den Zwischenräumen mit flüssigem Fett erfüllt. Die in normaler
Zahl vorhandenen Halswirbel (Manatus hat jedoch statt 7 nur 6) sind nur bei den Seekühen frei beweglich,
bei den übrigen Walen verwachsen. Die Vordergliedmaßen besitzen zur Anheftung an den Rumpf nur ein Schulterblatt, sind zu
einer Ruderflosse verwachsen und meist nicht mehr in ihren einzelnen Teilen, sondern nur als Ganzes beweglich. Die Zahl der
mehr
Fingerglieder ist bei den echten Walen größer als sonst üblich (6-12 statt 3). Von den Hintergliedmaßen sind nur die Überbleibsel
eines Beckens vorhanden; in die Schwanz- und Rückenflosse tritt kein Teil der Wirbelsäule ein (s. Figur). Der Schädel nimmt
zuweilen ein Drittel der Länge des ganzen Tiers ein, wozu hauptsächlich die Kiefer beitragen. Diese entbehren
oft der Bezahnung vollständig. Ein Milchgebiß ist überhaupt nur bei den Seekühen vorhanden, bei den echten Walen kommen
die Zähne im fötalen Leben zur Entwickelung, fallen aber vor der Geburt aus (Bartwale) oder bilden sich, wie bei den Delphinen,
zu bleibenden Zähnen aus.
Bei den Bartwalen entwickelt sich ein eigentümlicher Besatz des Oberkiefers und der Gaumenfläche, indem
sich in queren Furchen hornige, frei in die Mundhöhle herabhängende Platten bilden, deren innerer Rand in Fäden aufgelöst
ist (Fischbein). An dem oft schnauzenförmig verlängerten Kopfe fehlen stets die Ohrmuscheln, die Augen sind auffallend klein
und stehen oft in der Nähe des Mundwinkels, die Nasenlöcher sind auf den Scheitel gerückt; die Nase hat
übrigens beim Mangel eines Riechnervs ihre Bedeutung als Geruchsorgan ganz verloren und dient ausschließlich zur Atmung.
Aus den oft zu einem halbmondförmigen sogen. Spritzloch vereinigten Nasenlöchern wird die Luft bei den großen Walen so stark
ausgeblasen, daß ihr Wasserdampf sich in der kalten Umgebung zu einer mächtigen Säule verdichtet und so den Anschein hervorruft,
als spritzten die Wale Wasser aus. Das Gehirn ist außerordentlich klein, aber sehr windungsreich. Durch die besondere Gestaltung
des Kehlkopfes können die Wale zu gleicher Zeit atmen und Nahrung aufnehmen. Die Lungen sind sehr geräumig
und erstrecken sich weit nach hinten, so daß das Zwerchfell nicht quer, sondern schräg verläuft.
Speicheldrüsen fehlen fast gänzlich; der Magen ist aus mehreren (bis zu sieben) Abteilungen zusammengesetzt, jedoch nicht
zum Wiederkäuen eingerichtet. Einige größere Adern haben in der Nähe des Herzens ansehnliche Erweiterungen zum
Zurückhalten des Bluts, so daß die Atmung auf längere Zeit unterdrückt werden kann. Die Nieren bestehen aus einzelnen Lappen.
Die Hoden liegen in der Bauchhöhle, die beiden Zitzen in der Weichengegend oder an der Brust. Meist wird nur ein Junges zur Zeit
geboren; es hat bei den großen Walen eine Länge bis zu 6 m.
Die Wale leben meist gesellig, bisweilen in Herden, die größern im offenen Meer, besonders in der kalten Zone, die kleinern
mehr an den Küsten und in den Flußmündungen. Sie schwimmen vortrefflich, halten sich dabei gewöhnlich an der Oberfläche
und durchschweifen große Gebiete, wobei ein regelmäßiger, an die Jahreszeiten gebundener Ortswechsel
stattfindet. Die riesigen zahnlosen Bartwale nähren sich von kleinen Seetieren (Nacktschnecken etc.),
die Delphine von größern Fischen, die Seekühe von Pflanzen. Man unterscheidet in drei, resp. fünf größern Gruppen etwa 30 lebende
Gattungen mit etwa 170 zum Teil jedoch zweifelhaften Arten; fossile sind von den ältern Tertiärschichten
ab gefunden worden; in historischer Zeit ist eine Art der Seekühe, das Borkentier (s. d.), ausgestorben, und andre Arten sind,
wie es scheint, der völligen Ausrottung nahe.
Einteilung.
I. Zeuglodonten (Zeuglodontia). Nur fossil, mit langer, schmaler Schnauze und mit Kiefern voller Zähne. Wahrscheinlich Fleischfresser.
In den Tertiärschichten von Europa u. den Ver. Staaten (s. Taf. »Tertiärformation II«).
[* ]
II.
Seekühe (Sirenia, pflanzenfressende Wale). Haut dick, spärlich beborstet;
an den Flossen noch eine Spur von Nägeln;
Halswirbel
unter sich beweglich;
Zähne ähnlich denen der Huftiere, im Milchgebiß nur die Schneidezähne, Eckzähne fehlen, Backenzähne
wohl entwickelt, Schneidezähne zuweilen in Stoßzähne umgewandelt;
Zitzen an der Brust. Die Seekühe bewohnen
die Meeresküste und die Flüsse und nähren sich von Tangen, Seegras etc. Hierher 3 lebende Gattungen mit mehreren Arten, darunter
Manatus, der Lamantin, an der Westküste Afrikas und der Ostküste von Mittel- und Südamerika, Halicore, der Dugong, im Indischen
Ozean, und Rhytina, das Borkentier (s. d.), das im vorigen Jahrhundert noch in Kamtschatka lebte, jetzt aber
ausgestorben sein soll.
Fossil Halitherium im ältern Tertiär von Frankreich und Deutschland.
III. Echte fleischfressende Wale (Cete). Haut ganz haarlos;
Kopf sehr groß;
Nasenöffnungen auf der Stirn;
Zitzen in der Weichengegend.
Man unterscheidet zwei Gruppen:
A. Zahnwale (Denticete), mit Zähnen in beiden oder nur in einem Kiefer.
1) Delphine (Delphinidae). Zähne in beiden Kiefern. Nasenlöcher zu einem halbmondförmigen Spritzloch verbunden. Etwa 10 lebende
und einige fossile Gattungen mit über 100 zum Teil unsichern Arten.
2) Narwale oder Einhörner (Monodontia). Männchen mit nur einem großen Stoßzahn im Oberkiefer, meist auf
der linken Seite, Weibchen ohne solchen. Hierher nur die Art Monodon monoceros, der Narwal, im Eismeer.
3) Döglinge (Hyperoodontidae). Nur 1-2 Zähne jederseits im Unterkiefer; ein halbmondförmiges Spritzloch. 6 lebende Gattungen
mit 12 Arten, außerdem mehrere fossile. Hierher unter andern Hyperoodon, der Dögling oder Entenwal, im nördlichen Teil
des Atlantischen Ozeans.
4) Pottwale (Catodontidae). Mit Zähnen im Unterkiefer, ohne Barten. Kopf sehr groß (bis ein Drittel der Körperlänge) und hoch
aufgetrieben; in den Schädelhöhlen flüssiges, an der Luft erstarrendes Fett (Walrat, Sperma ceti). 2 lebende Gattungen mit 6 Arten,
mehrere fossile. Hierher unter andern Catodon macrocephalus, der Pottwal, in den wärmern Meeren, selten
im Atlantischen Ozean.
B. Bartenwale (Mysticete). Ohne Zähne, aber mit Barten. Kopf sehr groß, Schlund eng, Spritzlöcher nie verwachsen.
5) Glattwale (Balaenidae). Ohne Rückenflosse und ohne Hautfurchen auf der Bauchseite. Die hierher gehörigen Gattungen und
Arten (aus den kalten und gemäßigten Meeren) sind zum Teil nur unvollständig bekannt. Besonders wichtig
Balaena mysticetus, der grönländische Wal oder Walfisch.
6) Furchenwale (Balaenopteridae). Mit Rückenflosse und mit Längsfurchen auf der Bauchseite. 5 Gattungen mit etwa 30 höchst
unsichern Arten, leben gleichfalls in den kalten und gemäßigten Meeren. Hierher unter andern Physalus, der Finnwal, Balaenoptera,
der Sommerwal, und Megaptera, der Kaporkak.
Vgl. Cuvier, Histoire naturelle des Cétacés (Par. 1836);
Eschricht, Zoologisch-anatomisch-physiologische Untersuchungen über
die nordischen Waltiere (Leipz. 1849);
Gray, Catalogue of Seals and Whales in the British Museum (2. Aufl., Lond. 1866);
Brandt,
Untersuchungen über die fossilen und subfossilen Cetaceen Europas (Petersb. 1873-1874, 2 Tle.);
Weber, Studien über Säugetiere
(Jena 1886).
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^[Abb.: Skelett eines Walfisches. a Schulterblatt, b Vorderbein. Rest des Hinterbeins]