Das produktive Steinkohlengebirge bildet innerhalb diese
Gesteine
[* 8] eine 24 km lange und 8 km breite
Mulde,
in deren Mitte etwa
Waldenburg liegt, und in welcher sich die Porphyrgruppe des
Hochwaldes (834 m) erhebt. Nördlich von dieser
Mulde erhebt sich das Gebiet der devonischen
Grauwacke mit den romantischen
Partien des
Fürstensteins und der Porphyrkuppe des
Sattelwaldes (764 m). Südlich von der Kohlenmulde, die
Zweige nach SO. in die
GrafschaftGlatz
[* 9] und über
Landeshut südlich nach
Böhmen
[* 10] hinein entsendend, entwickelt sich das Rotliegende in ansehnlichem
Umfang, aber ohne bedeutende
Erhebungen.
(Waldesier), eine als Vorläuferin der
Reformation berühmte religiöse
Genossenschaft, die ihrenNamen
einem reichen
Bürger von
Lyon,
[* 15]
PetrusValdez oder
Waldus, verdankt. Derselbe ließ sich Übersetzungen mehrerer
Stücke der
Bibel
[* 16] besorgen und wurde durch ihr
Studium zu dem Entschluß geführt, durch Übernahme freiwilliger
Armut die apostolische Reinheit
der
Kirche wiederherzustellen. Zu diesem
Zweck zog er bald nach 1170 zur
Verkündigung desEvangeliums mit
Anhängern umher, welche, weil sie allem
Eigentum entsagt hatten, Pauperes de Lugduno (die
Armen von
Lyon, daher auch
Leonisten)
hießen.
Die lombardischen Waldenser (Pauperes italici) vereinigten sich in
Mailand
[* 17] mit den dort schon bestehenden
Humiliaten, so genannt wegen
ihrer
Demut. Mit der
Kirche, deren
Anerkennung sie vergeblich auf dem dritten Laterankonzil 1179 erstrebt
hatten, gerieten sie zunächst bloß wegen des freien Bibellesens und wegen der Laienpredigt in
Konflikt, späterhin auch
bezüglich der Sakramentenlehre. Sie wurden deshalb von
Lucius III. auf der
Synode zu
Verona
[* 18] 1184 und von
Innocenz III. aus dem
Laterankonzil 1215 gebannt, verbreiteten sich aber nichtsdestoweniger in
Italien,
[* 19]
Frankreich und
Böhmen.
Bald nach dem
Tode des
Stifters verhandelten die französischen und die italienischen Waldenser 1218 zu
Bergamo verschiedene trennende
Fragen. Von
Frankreich wanderten sie nach den Südabhängen der
Kottischen Alpen, und seither blieben die Hauptsitze der
Sekte
die
Thäler von
Piemont und
Savoyen. Hier wie überall hatten sie trotz ihrer rein evangelischen
Grundsätze
und ihres von den Vorschriften der
Bergpredigt geleiteten
Lebens bis ins 18. Jahrh. hinein zahllose Verfolgungen zu erdulden.
So ließ
PapstSixtus IV. 1477 sogar einen Kreuzzug gegen sie predigen.
Spätestens aus dieser Zeit stammt auch ihr bedeutendstes litterarisches
Produkt, das religiöse
Lehrgedicht»Nobla
Leyczon«. Die
Reformation drang auch bis in die Waldensersitze vor; 1532 fand unter
Farels (s. d.)
Teilnahme eine Waldensersynode
statt, welche die
Ohrenbeichte und die Siebenzahl der
Sakramente abschaffte, den Cölibatszwang aufhob und sich der reformierten
Lehre
[* 20] anschloß. In der
Dauphiné wurden 1545 gegen 4000 Waldenser ermordet, 1655 sind von einem piemontesischen
Heer, vereint mit
Banditen und fanatischen Irländern, zahllose Waldenser unter den entsetzlichsten Qualen hingeschlachtet worden,
ja 1685 wurden durch ein französisches und italienisches
Heer etwa 3000 Waldenser getötet, 10,000 in Gefängnisse geworfen und 3000 ihrer
Kinder in katholische
Orte verteilt.
Neuerdings verwandten sich protestantische Mächte, namentlich
Preußen,
[* 21] mit Erfolg zu ihren gunsten,
und durch
Patent des
Königs von
Sardinien
[* 22] vom erhielten sie religiöse und kirchliche
Freiheit sowie gleiche bürgerliche
Rechte mit der katholischen
Bevölkerung.
[* 23] Die Waldenser bewohnen jetzt hauptsächlich die drei Alpenthäler
Val Martino,
Val Angrona
und
Val Lucerna, wo sie sich durch Sittenreinheit,
Gewerbfleiß und treffliche Bearbeitung der
Felder und
Weinberge vorteilhaft auszeichnen.
Ihre Zahl ist daselbst von 80,000 (um 1500) auf höchstens 25,000 zurückgegangen. Im J. 1883
gab es
in ganz
Italien nur 14,866 Waldenser. In 15 Thalgemeinden
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