Eigentum des
Gutes an, ohne daß die
Erben des Besitzers etwas beanspruchen können. Diese letztern Wakufs vermehrten den Grundbesitz
der
Moscheen und
Stiftungen ins Ungeheure, da das türkische
Erbrecht nur den Sohn als direkten
Erben des
Vaters zuläßt, so
daß allmählich alle diese
Güter wirkliches
Eigentum der
Stiftungen wurden. Die Moscheengüter umfassen
in der Türkei
[* 2] drei
Viertel des ganzen
Grund und
Bodens, denen der
Staat keine
Steuern auflegen darf, und das Bestreben der Reformpartei
ist daher seit langem dahin gerichtet, diese »Wakufs des Herkommens« (aadet)
zu beseitigen. Wakuf- oder
Evkaf-Naziri, der
Minister, richtiger Verwalter, der frommen
Stiftungen.
(altnord. valr), altdeutsches
Wort: die Gesamtheit der von den
Walküren für
Walhalla erwählten, d. h. auf dem
Schlachtfeld gefallenen,
Helden, dann auch der Kampfplatz selbst
(Walstatt).
Johann de, bedeutender niederländ.
Jurist, geb. zu
Franeker, wo sein
VaterProfessor am
Athenäum war, widmete
sich in
Groningen dem Rechtsstudium und erlangte hier 1839 die juristische Doktorwürde. 1848 als Generalsekretär
in das
Ministerium des Innern berufen, nahm er noch in demselben Jahr an der
UniversitätLeiden
[* 3] eine ordentliche Professur
der
Rechte an, die er bis zu seiner 1870 krankheitshalber erfolgten Pensionierung innehatte. Er begab sich nun nach dem
Haag
[* 4] als
Präsident der Staatskommission für die Strafgesetzgebung.
Von seinen
Schriften sind hervorzuheben: »Aanteekeningen en bedenkingen op het ontwerp van het wetboek van strafregt«
(Assen 1839);
»Bydragen tot de geschiedenis en oudheden van
Drenthe«
(Groning. 1842);
Außerdem gab er die
»Lex Frisionum,
Lex Angliorum et Werinorum« (Amsterd. u.
Leiden 1850) heraus. Seine
»Beiträge zur Litteraturgeschichte des
Zivilprozesses« (hrsg. von R.
Stintzing,
Erlang. 1866) verschafften ihm auch in
Deutschland
[* 5] einen angesehenen
Namen.
Die älteste Geschichte der Walachei als Teil
Daciens, s.
Rumänien. Nachdem die
Rumänen der untern
Donau den
Strom der
Völkerwanderung und den
Einfall der
Slawen,
Mongolen,
Ungarn
[* 16] und
Tataren ausgehalten, bildeten sie in dem Gebiet der Walachei im
Anfang des 13. Jahrh. drei Fürstentümer: des Basarab westlich, des Seneslaus östlich vom
Alutafluß, des Linoiu zwischen beiden im Hochthal des Lotru. Kaum wurden aber diese zerbröckelten Teile von Litean (1272)
unter einem
Zepter vereinigt, so griffen die nach der Oberherrschaft über das neubegründete
Fürstentum lüsternen
Ungarn
dasselbe an. Der
Kampf wurde siegreich geführt von Litean selbst und seinen Nachfolgern Tugomir Basarab
(1290),
Alexander Basarab (1320) und
Ladislaus Basarab (1360), welche
drei Könige der
Ungarn
(Ladislaus IV.,
KarlRobert,
Ludwig)
aufs
Haupt schlugen und das Severiner
Banat bleibend für die Walachei eroberten.
Diese
Siege begründeten in der Walachei die Dynastie der Basarab, die mit kurzen
Unterbrechungen bis zu ihrem
Erlöschen (1658) währte. Die erste Berührung mit den gegen
Europa
[* 17] anstürmenden
Türken hatte die Walachei schon 1367; die zweite
(1385), als
Dan und Mircea,
Söhne des frommen Kirchenstifters Radu Negru (1372), nach dem
Tod ihres
Vaters miteinander um die
Fürstenkrone rangen. Mircea behielt die Oberhand und regierte von 1386 bis 1418. Er ist der eigentliche
Organisator des
Fürstentums und gab der Walachei ihre größte
Ausdehnung,
[* 18] denn sie umfaßte, außer ihrem eignen Gebiet, in
Siebenbürgen
die Herzogtümer Amlasch und Fogarasch, südlich der
Donau einen Teil von
Bulgarien mit
Silistria und derDobrudscha,
östlich die Donaumündungen mit
Kilia bis zum
SchwarzenMeer.
Dieser hatte sich jedoch gegen ihn schon 1390 durch den Allianzvertrag von
Lublin mit
Polen gesichert.
Nunschloß er auch 1411 einen
Vertrag mit den
Türken ab, in welchem die Unabhängigkeit der Walachei unter einheimischen
Fürsten
gesichert, die Niederlassung von
Türken in der Walachei verboten und den
Türken für gewährte
Ruhe und Sicherheit ein jährlicher
Tribut entrichtet ward. Nach Mirceas
Tode dauerte 40 Jahre die
Fehde seiner
Söhne und Enkel, welche oft
Türkenhilfe gegeneinander anriefen. Unter Wlad Tzepesch (1455) und dessen Nachfolger Radu dem
Schönen (1462) drangen die
Türken wiederholt in die ein, um sich den Weg nach
Ungarn und Westeuropa zu ebnen. Bedrängt durch
Türken,
¶
mehr
Ungarn und Moldauer, wurde Tzepesch gezwungen, ebenso wie früher die Gebiete der südlichen und der untern Donau von der Walachei aufgegeben
worden waren, nun auch den Distrikt Putna am Milkow der Moldau abzutreten. Tzepesch erneuerte 1460 unter erschwerten Bedingungen
den Vertrag von 1411 mit den Türken. Unter Radu Calugeru (1496) fällt der erste Versuch des Patriarchats
zu Konstantinopel
[* 22] (Patriarch Nifon), die Kirche der Walachei sich unterthänig zu machen. Diese Bemühungen wurden fortgesetzt unter
dem frommen Neagoe (1512), der die schöne (vom König Karl 1886 restaurierte) Kirche von Curtea de Argesch erbaute. Nach dem
Tod seines Nachfolgers Radu von Afumatzi, der während seiner kurzen Regierung (1521-29) in 20 großen
und kleinen Schlachten
[* 23] über Türken und Ungarn siegte, brach die Widerstandskraft der Walachei zusammen. In den folgenden 64 Jahren
(1529-93) mischten sich die Türken zum erstenmal direkt in die innern Angelegenheiten der Walachei und setzten die Fürsten nach
Gutdünken ab und ein.
Von 1593 bis 1714 sind fünf Fürsten: Michael der Tapfere (1593-1601), Matthias Basarab (1633 bis 1654), der letzte Basarab,
Konstantin Scherban (1654-58), Scherban Kantakuzenos (1679-88) und KonstantinBrankowan (1688-1714) bemerkenswert. Michaels Anstrengungen,
die Unabhängigkeit seines Vaterlandes nach allen Seiten zu wahren, machen ihn zum gefeiertsten Nationalhelden. Vom November 1594 bis
Februar 1595 säuberte er die Walachei von Türken und Tataren, brachte bei Calugareni dem weit überlegenen
HeerMohammeds III. eine schwere Niederlage bei und drang jenseit der Donau weit ins türkische Gebiet ein.
Mit seinem Nachfolger StephanKantakuzenos (1714-16) verlor die Walachei den letzten Schimmer der Unabhängigkeit,
denn die Pforte ernannte von nun an zum Fürsten der Walachei den Meistbietenden aus
den griechischen, nach dem »Fener"-Quartier zu
Stambul benannten Fanariotenfamilien. Die Periode von 1716 bis 1856 war für die Walachei wie für das Schwesterfürstentum der Moldau
eine verhängnisvolle Zeit. Die Herrschaft der Fanarioten zeichnete sich durch Ränke, Habsucht und Vaterlandslosigkeit
aus und war von materiell und sittlich verheerender Einwirkung.
Sie merzte in 100 Jahren beinahe den ganzen inländischen Adel aus und ersetzte ihn durch bestechliche Emporkömmlinge aus
Griechen, Armeniern und sonstigen Intriganten aus Stambul. In diese Zeit fallen 6 russisch-türkische Kriege und 6 russische
Besitzergreifungen der Moldau und Walachei (1768-74 u. 1781-92 unter Katharina II.; 1805-12 unter Alexander I.; 1824-34, 1848-50,
1853-54 unter Nikolaus I.). Diese Besitzergreifungen sollten die russische Einverleibung der Fürstentümer vorbereiten. Im
J. 1834 zweifelte der russische Gouverneur, GeneralKisselew, nicht, daß Rußlands Grenzen
[* 30] in kürzester Zeit bis
an die Donau reichen würden.
Der Fanarioten Ende bewirkten ihre Treulosigkeit gegen die Pforte und das Übermaß der Unterdrückung in den beiden Fürstentümern.
Die griechische Hetärie von 1821 und der Aufstand des beherzten Tudor Vladimirescu gaben hierzu den Anlaß. TudorsErhebung in der
Kleinen Walachei galt Türken und Griechen und war von nationalen Motiven geleitet. Deswegen zog ihn auch Ypsilanti
in seine Garne und ließ den mutigen, aber harmlosen Mann und seine Schar in Tergoviste meuchlings niedermetzeln.
Trotzdem entwickelte sich unter dem ruhigern Gang
[* 32] der allgemeinen europäischen Verhältnisse der nationale Geist. Es entstand
unter dem Einfluß der wiedererstandenen rumänischen Schulen eine litterarische und politische Bewegung, welche einerseits
die Pflege der nationalen Sprache,
[* 33] Geschichte und Litteratur zum Ziel hatte, anderseits einen glühenden
Haß gegen die Fremdherrschaft entwickelte. Die jüngere, in Westeuropa erzogene, aus dem Volk emporgewachsene Generation trat
immer schärfer gegen die gräzisierten und russifizierten Bojaren auf: die Russen ließen aber kurz vor dem Jahr 1848 die
Nationalschulen zu Jassy und Bukarest schließen. Als die französische Februarrevolution des Jahrs 1848 ganz
Europa in Gärung versetzte, ging auch den Rumänen am Dimbowitzastrand die Geduld aus. Am 23. Juni zeichnete FürstBibesco unter
dem Druck einer mächtigen Volksbewegung die neue Verfassung, dankte aber am 25. ab und verließ Bukarest, wo eine provisorische
Regierung eingesetzt
¶