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Gotha [* 2] 1887) und 1888 einen Atlas [* 3] von 44 Karten für die Einführung in das Studium der Geographie (Sydow-Wagners »Methodischer Schulatlas«, 2. Aufl., das. 1889). Außer Arbeiten über die Methodik der Erdkunde [* 4] in dem »Geographischen Jahrbuch«, dessen Redaktion Wagner 1879 übernahm, und in »Petermanns Mitteilungen« gab er Guthes »Lehrbuch der Geographie« (5. Aufl., Hannov. 1883) vollständig umgearbeitet heraus. 1876 wurde Wagner als Professor der Geographie nach Königsberg [* 5] und 1880 als Nachfolger Wappäus' als Professor der Geographie und Statistik nach Göttingen [* 6] berufen.
5) Wilhelm, Philolog, geb. zu Steinau bei Hanau, [* 7] studierte in Berlin [* 8] und Bonn, [* 9] war 1864-67 Privatlehrer in Manchester, [* 10] lebte dann in London [* 11] den Studien, wurde 1870 ordentlicher Lehrer, 1872 Oberlehrer, 1874 Professor am Johanneum zu Hamburg [* 12] und starb am Schluß eines halbjährigen Urlaubs, während dessen er die italienischen Bibliotheken nach mittelgriechischen Handschriften durchforscht hatte, in Neapel. [* 13] Seine litterarischen Arbeiten beziehen sich teils auf die klassischen Schriftsteller, besonders auf Plautus, teils auf die mittelgriechische, teils auf die englische Litteratur. Von erstern erwähnen wir seine Ausgaben von Plautus' »Aulularia« (Cambr. 1866, 2. Aufl. 1876),
Terentius' Komödien (das. 1869),
Platons »Apologie des Sokrates« und »Kriton« (das. 1869),
alle mit englischen Anmerkungen. Auch besorgte er neue Ausgaben von Bentleys »Dissertation upon the letters of Phalaris [* 14] etc.« (Berl. 1874) sowie von Dobrees »Adversaria critica« (das. 1874-75, 2 Bde.) und »Observationes Aristophaneae« (das. 1875). Zur zweiten Klasse gehören besonders: »Medieval Greek texts« (Lond. 1870);
»Carmina graeca medii aevi« (Leipz. 1874);
»L'histoire d'Imberios« (Par. 1874);
»Alphábetos tes agapes« [»Ἀλφάβητος τῆς ἀγάπης«] (Leipz. 1879);
»Trois poèmes grecs du moyen-âge« (Berl. 1881).
Der englischen Litteratur sind zugewendet: »Shakespeare u. die neueste Kritik« (Hamb. 1874);
Ausgaben von Shakespeares »Macbeth« (Leipz. 1872),
Scotts »Lady of the lake« (das. 1876),
Marlowes »Tragedy of Doctor Faustus« (Lond. 1877);
die von Pröscholdt fortgesetzte Ausgabe von »Works of Shakespeare with critical notes« (Hamb. 1879 ff.) u. a.
Vgl. Metz, [* 15] Zur Erinnerung an Wagner. Wagner (Hamb. 1881).
Mediziner.
6) Rudolf, Physiolog, geb. zu Baireuth, [* 16] Bruder von Wagner 2), studierte seit 1822 in Erlangen [* 17] und Würzburg, [* 18] ward dann in Paris [* 19] durch Cuvier für die vergleichende Anatomie gewonnen, besuchte die Küsten der Normandie und Südfrankreichs, um an niedern Tieren Forschungen anzustellen, ging 1828 nach Cagliari, wo er die geognostische Verhältnisse studierte, ward 1829 Privatdozent und 1833 Professor der Zoologie in Erlangen und 1840 an Blumenbachs Stelle Professor der Physiologie und vergleichenden Anatomie und Zoologie in Göttingen, wo er starb. Er schrieb: »Lehrbuch der vergleichenden Anatomie« (Leipz. 1834-35, 2 Abtlgn.; 2. Aufl. u. d. T.: »Lehrbuch der Zootomie« (das. 1843-47, 2 Bde.);
»Icones physiologicae« (das. 1839-40, 3 Hefte; neu bearb. von Ecker, das. 1851 bis 1859, 4 Hefte);
»Lehrbuch der Physiologie« (das. 1839; 4. Aufl., bearb. von Funke, das. 1857);
»Handatlas der vergleichenden Anatomie« (das. 1841);
»Grundriß der Encyklopädie und Methodologie der medizinischen Wissenschaften nach geschichtlicher Ansicht« (Erlang. 1838);
»Zur vergleichenden Physiologie des Bluts« (Leipz. 1833, mit Nachträgen 1838);
auch gab er das epochemachende »Handwörterbuch der Physiologie« (Braunschw. 1842-53, 4 Bde.) heraus.
Seine »Neurologischen Untersuchungen« (Göttingen 1854), veranlaßt durch Studien über den Zitterrochen, [* 20] und seine daran sich anschließenden Forschungen über Nervenphysiologie mit Rücksicht auf Psychologie führten zu einem heftigen litterarischen Streit besonders mit Karl Vogt, in welchem Wagner die extremste spiritualistische Richtung zu verteidigen suchte. Hierher gehören die Schriften: »Menschenschöpfung und Seelensubstanz« (Götting. 1854);
»Über Wissen und Glauben« (das. 1854);
»Der Kampf um die Seele vom Standpunkt der Wissenschaft« (das. 1857).
1861 veranlaßte er eine Anthropologenversammlung in Göttingen, welche sich über die Methode der Messungen am menschlichen Körper einigte. Die gewonnenen Resultate gab er in einem mit v. Baer veröffentlichten Bericht (Leipz. 1861) heraus. Auch schrieb er im Verfolg seiner anthropologischen Arbeiten: »Zoologisch-anthropologische Untersuchungen« (Götting. 1861) und »Vorstudien zu einer wissenschaftlichen Morphologie und Physiologie des menschlichen Gehirns« (das. 1860-62, 2 Tle.).
7) Ernst Leberecht, Mediziner, geb. zu Dehlitz an der Saale, studierte in Leipzig, [* 21] Prag [* 22] und Wien, [* 23] habilitierte sich 1855 in Leipzig als Privatdozent, wurde 1859 außerordentlicher, 1862 ordentlicher Professor der allgemeinen Pathologie und pathologischen Anatomie daselbst, 1867 Prosektor im Jakobshospital und Konservator der pathologisch-anatomischen Sammlung. Nach Wunderlichs Tod wurde er 1877 unter Enthebung von seinen bisherigen Funktionen zum Professor der speziellen Pathologie und Therapie und zum Direktor der medizinischen Klinik ernannt. Er starb Wagner schrieb: »Der Gebärmutterkrebs« (Leipz. 1858);
»Die Fettmetamorphose des Herzfleisches« (das. 1864);
»Das tuberkelähnliche Lymphadenom« (das. 1871);
»Handbuch der allgemeinen Pathologie« (mit Uhle, 7. Aufl., das. 1876);
»Morbus Brightii« (in Ziemssens »Handbuch«, 3. Aufl., das. 1882);
»Krankheiten des chylopoetischen Apparats« (mit Vogel und Wendt, ebenda, 2. Aufl. 1878);
auch redigierte er 1860-78 das »Archiv der Heilkunde«.
Technologen und Chemiker.
8) Rudolf von, Technolog, geb. zu Leipzig, studierte daselbst, in Berlin und in Paris Chemie, ward 1846 Assistent am Universitätslaboratorium zu Leipzig, habilitierte sich 1850 als Privatdozent der chemischen Technologie daselbst, ward 1851 Professor der technischen Chemie an der polytechnischen Schule zu Nürnberg, [* 24] 1856 Professor der Technologie in Würzburg, 1858 ordentlicher Professor in der staatswirtschaftlichen Fakultät daselbst und (bis 1868) Ministerialprüfungskommissar der technischen Lehranstalten Bayerns.
Nachdem er bereits Mitglied der Ausstellungskommission in München [* 25] und Generalsekretär der Jury gewesen, beteiligte er sich als Jurymitglied auch an den Ausstellungen in London (1862), Paris (1867) und Amsterdam [* 26] (1869) und war 1872-74 Bevollmächtigter der bayrischen Regierung für die Wiener Weltausstellung. Nach Abschluß der letzten Arbeit erhielt er vom König von Bayern [* 27] den mit dem persönlichen Adel verbundenen Orden [* 28] der bayrischen Krone. Er starb in Würzburg. Wagner schrieb: »Die Chemie« (Leipz. 1850, 6. Aufl. 1873);
»Theorie und Praxis der Gewerbe« (das. 1857-64, 5 Bde.);
»Handbuch der chemischen Technologie« (12. Aufl. von Fischer, das. 1886);
»Studien auf der Pariser Ausstellung des Jahrs 1867« ¶
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(das. 1868); »Die chemische Fabrikindustrie« (2. Aufl., das. 1869); »Regesten der Sodafabrikation« (das. 1866). Einen großen Einfluß übte er durch seinen vortrefflichen »Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie« (Leipz., seit 1855), welcher in den weitesten Kreisen anregend wirkte.
9) Ladislaus von, Landwirt und Technolog, geb. zu Budapest, [* 30] studierte daselbst am Polytechnikum, absolvierte die landwirtschaftliche Akademie in Ungarisch-Altenburg und machte dann größere Reisen, auf welchen er die hervorragenden Universitäten und landwirtschaftlichen Lehranstalten besuchte, gleichzeitig auch praktischen Studien oblag. Nachdem er dann nahezu vier Jahre auf den gräflich Széchényischen Besitzungen in Ungarn [* 31] und auf dem fürstlich Salmschen Gut Absdorf in Mähren [* 32] zugebracht, machte er im Rheingau [* 33] spezielle Weinbaustudien. 1868 erhielt er die Professur für Landwirtschaftslehre an der technischen Hochschule zu Budapest. Er starb zu Gossensaß in Tirol. [* 34] Wagner schrieb: »Tabakkultur, Tabak- und Zigarrenfabrikation« (5. Aufl., Weim. 1888);
»Landwirtschaftliche Pflanzenproduktionslehre« (Budap. 1874);
»Handbuch der Stärkefabrikation« (2. Aufl., Weim. 1884);
»Die Stärkefabrikation in Verbindung mit der Dextrin- und Traubenzuckerfabrikation« (2. Ausg., Braunschw. 1886);
»Milch, Butter, Käse« (Weim. 1881);
»Handbuch der Bierbrauerei« [* 35] (6. Aufl., das. 1884);
»Handbuch der Spiritusfabrikation« [* 36] (mit Ulbricht, das. 1888);
auch schrieb er seit 1867 für Komers' »Jahrbuch für österreichische Landwirte« den Bericht über Ungarn.
10) Paul, Agrikulturchemiker, geb. zu Liebenau in Hannover, [* 37] erlernte zu Lübeck [* 38] die Pharmazie, studierte seit 1866 in Erlangen, widmete sich dann der Agrikulturchemie, wurde Unterrichtsassistent am agrikulturchemischen Laboratorium [* 39] zu Göttingen, habilitierte sich daselbst 1871 als Privatdozent, ging 1872 als Vorsteher der landwirtschaftlichen Versuchsstation nach Darmstadt [* 40] und wurde 1881 zum Professor ernannt. Wagner lieferte Verbesserungen einiger analytischer Methoden, seine Hauptthätigkeit ist seit mehreren Jahren auf die Begründung einer exakten Methode der Düngungsversuche und eine weitere Ausbildung der Düngungslehre gerichtet. Er schrieb: »Lehrbuch der Düngerfabrikation und Anleitung zur chemischen Untersuchung der Handelsdünger« (Braunschw. 1877);
»Einige praktisch wichtige Düngungsfragen« (7. Aufl., Berl. 1887);
»Der Düngewert und die rationelle Verwendung der Thomasschlacke« (Darmst. 1888);
»Die Steigerung der Bodenerträge durch rationelle Stickstoffdüngung« (2. Aufl., das. 1888).
Dichter und Schriftsteller.
11) Heinrich Leopold, Schriftsteller der Sturm- und Drangperiode, geb. zu Straßburg, [* 41] studierte daselbst ungefähr gleichzeitig mit Goethe und Lenz die Rechte, kam 1775, nachdem er kurze Zeit Hofmeister im Haus des Präsidenten v. Günderode zu Saarbrücken [* 42] gewesen, nach Frankfurt [* 43] a. M., wo er 1776 Advokat ward, sich verheiratete, aber bereits starb. In den ersten 70er Jahren warf er sich im Anschluß an den Kreis [* 44] junger »Genies«, welcher den jugendlichen Goethe umgab, auf die Poesie, schrieb: »Konfiskable Erzählungen« (angeblich Wien, bei der Bücherzensur, thatsächlich Gieß. 1774);
»Vermischte Gedichte« (Frankf. 1774);
»Die Reue nach der That«, Schauspiel (das. 1775);
»Die frohe Frau«, Nachspiel (Offenbach [* 45] 1775);
»Briefe über die Seylerische Gesellschaft und ihre Vorstellungen in Frankfurt a. M.« (Frankf. 1775);
»Prometheus, Deukalion und seine Rezensenten« (Leipz. 1775) und »Die Kindermörderin«, Trauerspiel (das. 1776).
Auch gab er einen »Frankfurter Musenalmanach« auf 1777-1780 heraus. Die merkwürdigsten seiner in ganz äußerlicher Nachahmung des Lenzschen und Goetheschen Jugendstils gehaltenen, aber keineswegs völlig talentlosen Dichtungen sind: »Prometheus, Deukalion und seine Rezensenten«, an der Goethe (in »Wahrheit und Dichtung«) die Indiskretion zu rügen hatte, mit welcher gewisse Gespräche bei seiner ersten Zusammenkunft mit den weimarischen Prinzen in die Öffentlichkeit gebracht wurden, und »Die Kindermörderin«, worin Wagner Goethe seinen Vorsatz der Gretchenkatastrophe im Faust »wegschnappte«, ohne daß der Dichter es ihm nachtrug.
Vgl. Erich Schmidt, Heinr. Leop. Wagner, Goethes Jugendgenosse (2. Aufl., Jena [* 46] 1879);
Froitzheim, Goethe und H. L. Wagner (Straßb. 1889).
12) Ernst, Schriftsteller, geb. zu Roßdorf in Sachsen-Meiningen, studierte die Rechte zu Jena, ward Aktuar und Privatsekretär des Freiherrn v. Wechmar zu Roßdorf und trat nach einigen Versuchen im Lustspiel mit dem Roman »Wilibalds Ansichten des Lebens« (Meining. 1804, 2 Bde.) hervor, der sein Hauptwerk blieb. Noch vor dem Erscheinen des Buches hatte Herzog Georg von Meiningen [* 47] den ihm durch Jean Paul empfohlenen Dichter zum Kabinettssekretär ernannt. Wagner zog demzufolge 1804 nach Meiningen, wo er starb. Dem ersten Roman folgten: »Die reisenden Maler« (Leipz. 1806, 2 Bde.);
»Reisen aus der Fremde in die Heimat« (das. 1808-1809, 2 Bde.),
eine Sammlung von Schilderungen, Erzählungen, Sentenzen u. dgl., denen sich als Anhang anschließt: »Historisches ABC eines vierzigjährigen hennebergischen Fibelschützen« (Tübing. 1810);
ferner die Romane: »Ferdinand Miller« (das. 1809) und »Isidora« (das. 1814).
Die »Lebenserfahrungen und Weltansichten« (Frankf. 1811, 2 Bde.) enthalten vermischte Aufsätze. Wagner bewegt sich in seinen Romanen zwischen der geistigen Sphäre des Goetheschen »Wilhelm Meister« und der humoristisch-sentimentalen Phantastik der Romane Jean Pauls. Eine Ausgabe der sämtlichen Schriften Wagners hat Mosengeil (Leipz. 1824-28; 3. Aufl. 1854, 5 Bde., mit Biographie) veranstaltet.
13) Karl, Schulmann und Schriftsteller, geb. zu Darmstadt, studierte in Heidelberg, [* 48] Göttingen und Gießen [* 49] Theologie und klassische Philologie, wurde 1827 Lehrer, 1857 provisorischer Direktor des Gymnasiums zu Darmstadt und 1858 zum Mitglied der Oberstudiendirektion daselbst ernannt, in welcher Stellung er für die Hebung [* 50] des Schulwesens, seit 1866 als Mitglied der Schulkommission des Norddeutschen Bundes und Deutschen Reichs für Verschmelzung der süd- und norddeutschen Interessen im höhern Schulwesen segensreich wirkte. Er starb Neben seiner amtlichen Wirksamkeit war Wagner vielfach litterarisch thätig, gab mit Prälat Zimmermann die »Allgemeine Schulzeitung« heraus und bearbeitete mehrere Schulbücher, so vor allen »Germania«, [* 51] poetische Geschichte der Deutschen (5. Aufl., Darmst. 1872). Durch die Herausgabe der »Briefe an J. H. ^[Johann Heinrich] Merck von Goethe, Herder, Wieland und andern bedeutenden Zeitgenossen« (Darmst. 1835) und der »Briefe an und von Merck« (das. 1838),
die in neuer Auswahl als »Briefe aus dem Freundeskreis von Goethe, Herder, Höpfner und Merck« (Leipz. 1847) erschienen, erwarb sich Wagner für die Geschichte unsrer klassischen Litteratur ein bleibendes Verdienst. ¶