die dem Feldwebel entsprechende Charge, im deutschen Heer bei der Kavallerie, dem Train und der Feldartillerie,
im österreichischen bei der Kavallerie und dem Train;
bei der Artillerie heißt dort die entsprechende Charge Feuerwerker.
Die
Bezeichnung Wachtmeister kommt in Söldnerheeren, entsprechend der Dreiteilung des Befehls, im Generalbefehl als Generalwachtmeister
(General-Feldwachtmeister, jetzt Generalmajor), im Regimentsbefehl als Oberstwachtmeister, jetzt Major, und
in dem Kompaniebefehl als Wachtmeister vor.
Wilhelm Heinrich, deutscher Romantiker, geb. 1773 zu Berlin, mußte nach väterlichem
Willen sich dem Rechtsstudium widmen, während er, schon auf dem Gymnasium innig mit Ludwig Tieck befreundet, mit ganzer Seele
der Kunst zugewendet war. Durch Fasch und Reichardt der Musik, durch K. Ph. Moritz der bildenden Kunst, durch E. J. ^[Erduin Julius]
Koch der altdeutschen Litteratur zugeführt, beschäftigte sich Wackenroder auch während
seiner Universitätsjahre in Erlangen und Göttingen vorzugsweise mit Kunststudien.
Besuche der Bildersammlungen in Kassel und Salzdahlum sowie wiederholte Ausflüge nach Nürnberg nährten die Begeisterung seiner
tiefinnerlichen, kindlichen Natur, die im Widerstreit mit einem aufgedrungenen Beruf verkümmerte. Wackenroder starb bereits als
Referendar bei dem Kammergericht in Berlin. Schon 1797 war von ihm eine Sammlung seiner Aufsätze über Kunst
unter dem Titel: »Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders« (mit
einer Vorrede und einigen Zugaben von Tieck) im Druck erschienen. Aus seinem Nachlaß gab Tieck die »Phantasien über die Kunst«
(1799) heraus. Auch an Tiecks Roman »Franz Sternbalds Wanderungen« hatte Wackenroder geistigen Anteil.
August Christoph, Graf von, sächs. Feldmarschall, geb. 1662 auf Schloß Kogel im Herzogtum Sachsen-Lauenburg,
kam 1685 als Page an den kursächsischen Hof, machte 1691 den Krieg gegen Frankreich und 1695 den gegen die Türken mit, diente
seit 1703 gegen Frankreich und Bayern, ward 1705 zum Reichsgrafen erhoben und zum Kommandanten von Hagenau,
das er 1706 den Franzosen übergab, dann zum Generalintendanten der Zivil- und Militärgebäude ernannt, in welcher Stellung
er sich mit der Marquise von Salmour, gebornen Balbiani, der Witwe des Markgrafen Karl Philipp von Brandenburg, verheiratete. Nachdem
er 1708 und 1709 als Generalleutnant in Flandern gefochten, wurde er 1710 Geheimer Kabinettsminister und
General und 1712 Feldmarschall. Er bezwang 1715 Stralsund und erhielt 1718 die Gouverneurstelle in Dresden, wo er 1734 starb.
1) Philipp, Schulmann und Litterarhistoriker, geb. 1800 in Berlin, wirkte längere Zeit als Direktor der
Gewerbeschule zu Elberfeld, verlebte seine letzten Lebensjahre in Dresden, wo er starb. Außer
einer nach den Versmaßen geordneten »Auswahl deutscher Gedichte für höhere
Schulen« (6. Aufl., Altenb. 1874),
dem »Deutschen Lesebuch« (Berl. 1845 ff., 4 Bde.)
veröffentlichte er: »Edelsteine deutscher Dichtung u. Weisheit im 13. Jahrh.« (4. Aufl.,
Frankf. a. M. 1875);
»Trösteinsamkeit in
Liedern« (5. Aufl., Hannov.
1881);
»Das deutsche Kirchenlied von Luther bis N. Hermann« (Stuttg. 1841, 2 Bde.);
»Bibliographie zur Geschichte des deutschen Kirchenlieds im 16. Jahrh.« (Frankf. 1855) und »Das
deutsche Kirchenlied bis zum 17. Jahrh.« (Leipz. 1863-77, 5 Bde.)
u. a.
Vgl. L. Schulze, Ph. Wackernagel (Leipz. 1878).
2) Wilhelm, Bruder des vorigen, sinniger Germanist und Dichter, geb. zu Berlin, studierte hier Philologie und veröffentlichte
noch als Student: »Spiritualia theotisca« (Bresl.
1827); »Das Wessobrunner Gebet und die Wessobrunner Glossen« (Berl. 1827) und die »Gedichte eines
fahrenden Schülers« (das. 1828). Von 1828 bis 1830 privatisierte er in
Breslau, kehrte dann 1831 nach Berlin zurück, wo er seine »Geschichte des deutschen Hexameters und Pentameters bis auf Klopstock«
(Berl. 1831) herausgab.
Nach vergeblichen Versuchen, in Preußen eine amtliche Stellung zu gewinnen, folgte er 1833 einem Ruf an das Pädagogium zu Basel
und
wurde zwei Jahre später zum ordentlichen Professor der deutschen Litteratur an der Universität daselbst
ernannt, auch 1854 in den Großen Rat und 1856 in den Stadtrat gewählt. Er starb in Basel.
Weitere Früchte seiner litterarischen
Thätigkeit sind, von kleinen Schriften und Aufsätzen abgesehen: eine (unvollendete) Ausgabe des »Schwabenspiegels« (Zür. 1840);
sein chronologisch geordnetes »Deutsches Lesebuch« (Basel
1835-36 u. öfter) in 5 Teilen, von denen die ausgezeichnete,
aber unvollendet gebliebene »Geschichte der deutschen Litteratur« (das.
1848-56, 3 Bde.; Suppl. 1872; neue
Bearbeitung und fortgesetzt von Martin, das. 1877 ff.) und das »Altdeutsche Handwörterbuch« (5. Aufl., das. 1878) den 4. und 5. Teil
bilden;
»Epea pteroenta ^[Ἔπεα πτερόεντα], Beiträge zur vergleichenden
Mythologie« (Basel
1860);
»Die Lebensalter« (Leipz. 1862);
ein »Kleineres altdeutsches Lesebuch« (2. Aufl., Basel
1880)
und eine Ausgabe Walthers von der Vogelweide (mit Rieger, Gießen 1862).
Die inhaltreichen Schriften: »Pompeji« (3. Aufl., Basel
1870)
und »Sevilla« (2. Ausg., das. 1870) sind Reisefrüchte. Als
Dichter hatte sich Wackernagel am Studium des Altdeutschen, vorzugsweise am Minnegesang, geschult und von diesem
die Innigkeit und den heitern Ton sich angeeignet. Weitere poetische Publikationen waren: »Neuere Gedichte« (Zür. 1842),
»Zeitgedichte«
(Basel
1843) und das originelle »Weinbüchlein« (Leipz.
1845). Eine Auswahl seiner Gedichte erschien Basel
1873, seine »Kleinen Schriften« Leipzig 1874-75, 3 Bde. Aus seinem Nachlaß wurde
außerdem noch veröffentlicht: »Johann Fischart von Straßburg und Basels Anteil an ihm« (Basel
1870);
»Poetik, Rhetorik
und Stilistik« (Halle 1873, 2. Aufl. 1888);
»Altdeutsche Predigten und Gebete aus Handschriften« (Basel
1876).
Vgl. Rudolf Wackernagel,
Jugendjahre von Wilh. Wackernagel (Basel
1884).
Hauptstadt der Grafschaft McLennan im nordamerikan. Staat Texas in fruchtbarer Präriegegend am Brazos, treibt Handel
mit Baumwolle, Wolle, Häuten, Korn und Vieh, hat Eisengießereien, Kornmühlen, Wagenbau etc. und (1880) 7295 Einw.
besten organisierten Staaten Innerafrikas, erstreckt sich von 18° 30' bis etwa 22° östl. L. v. Gr.
und von 17° nördl. Br., jedoch mit sehr unregelmäßigen Grenzen. Im N. grenzt an die Wüste, im O. an Dar Fur, im S. an Bagirmi
und unabhängige heidnische Negerländer, im Westen an Bagirmi und Kanem. Wadaï umfaßt samt den tributären
Ländern etwa 319,000 qkm (5800 QM.) mit 3-6 Mill. Einw.
Der Boden ist hier und da wasserarm, besonders im N.; doch das Zentrum und der Osten, von wo die Quellflüsse des Batha und des
Betheka, die in den Fittrisee fallen, und der große südliche Bahr es Salamat ihren Ursprung nehmen,
sind reich an Wasser und kultivierbarem Boden.
Die Flüsse führen nur in der Regenperiode Wasser, doch kann man auch in der trocknen Jahreszeit überall in 1-2 m Tiefe in
ihrem Kiesbett Wasser finden. Die Vegetation besteht in Tamarinden, Sykomoren, Dum- und Delebpalmen, Lotus- u. Heglygbäumen
(Balanites aegyptiaca) u. a., Dattelpalmen gibt es aber nur am Nordrand. Hauptnahrungspflanzen sind: Duchn (Pennisetum typhoideum),
Weizen und Reis. Außerdem baut man Wassermelonen, Kukurbitaceen, Zwiebeln, Eibisch (Hibiscus esculentus), roten Pfeffer, Koriander,
Durra, Mais, Bohnen und Baumwolle. Im N. ist der Strauß noch reichlich vertreten, und am Bahr es Salamat und in
Kuti gibt es eine außerordentliche Ausbeute an Elfenbein.
In der Nähe des Batha ist das zweihörnige Rhinozeros häufig. Die Bevölkerung besteht im N. wesentlich aus Tibbu, im Zentrum
und S. aus Negern, zwischen welche Fulbe und Araber eingedrungen sind. Herren des Landes sind die Maba, welche alle edlen Stämme
des Landes umfassen, und deren Frauen allein das Recht haben, den König zu gebären, so daß kein Prinz
zur Regierung befähigt ist, dessen Mutter nicht eine Maba gewesen. Die Sprache der Maba, neuerdings nach Barths u. Nachtigals Sammlungen
untersucht von Fr. Müller und Lepsius, wird von ersterm für ganz isoliert, von letzterm für nahe mit
der Sprache von Dar Fur und andern Nachbarsprachen und entfernt mit den Bantusprachen Südafrikas verwandt gehalten.
Die Araber sind ziemlich zahlreich und werden in Kamelzucht treibende und in Rinderzucht treibende eingeteilt. Herrschende
Religion ist der Islam, doch gibt es noch viele Heiden, namentlich im S. Die Industrie ist nur dürftig entwickelt,
alle bessern Gewerbe werden von Bagirmiern oder Bornuanern betrieben; selbst der König hat sich nur langsam zum Handeltreiben
emporgeschwungen, wobei er der einzige, alles monopolisierende Kaufherr ist. Es gibt drei Exportwege für Wadaï. Der
erste führt nach N. über Kufra nach Bengasi am Mittelmeer und nach Ägypten; der andre geht über Borku
und Tibesti nach Tripolis, der dritte durch Dar Fur nach dem Nil.
Straußfedern, Sklaven, Elfenbein und Tamarinden bilden die Hauptexportartikel. Hauptstadt ist Abescher (Abeschr) mit 9-10,000
Einw., am obern Batha; die frühere Hauptstadt Wara, etwas nördlich davon, wurde 1850 verlassen und liegt jetzt
in Ruinen. Das Reich ist in Provinzen geteilt unter Kemakel, welche das Recht über Leben und Tod haben und den Tribut (Sklaven,
Pferde, Rinder, Honig, Korn) einzufordern haben. Das 7000 Mann starke Heer dient hauptsächlich dazu, den Tribut in Bagirmi, Fitri,
dem östlichen Kanem und Dar Runga einzufordern. - Wadaï tritt seit der Mitte des 17. Jahrh.
in die Geschichte ein; eigentlicher Gründer ist Abd el Kerim, ein Nachkomme der Abbassiden, der, von den Maba und den Arabern
unterstützt, den Islam einführte (1715). Unter seinen Nachfolgern ist die Geschichte Wadais eine
Reihenfolge von Kriegen,
Sklavenjagden und blutigen Gewaltthaten, die besonders unter Sultan Mohammed Scherif gipfelten, welcher 1857 den
ersten nach Wadaï vorgedrungenen Europäer, Eduard Vogel, hinrichten ließ. Sein Sohn und Nachfolger Ali nahm jedoch Nachtigal, der 1873 Wadaï erforschte,
gastfreundlich auf. Auch Matteucci und Massari konnten 1879 das Land durchreisen.
Vgl. Barth, Reisen in Zentralafrika, Bd. 3 (Gotha
1857);
Nachtigal in »Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Erdkunde« (1874);
Matteucci im »Bulletin der
Italienischen Geographischen Gesellschaft« (1881).