ward, der, das große
Talent des
Jünglings erkennend, denselben bestimmte, sich ganz der
Musik zu widmen. 1836 ging Volkmann nach
Leipzig
[* 2] und studierte hier
Pädagogik und bei K. F.
BeckerMusik; namentlich aber wurde
Schumanns Einfluß bedeutsam für seine
künstlerische
Entwickelung und spätere
Richtung. Nachdem er von 1839 bis 1842 als Musiklehrer in
Prag
[* 3] gelebt, wandte er sich im letztgenannten Jahr nach
Pest, wo er, einen vorübergehenden Aufenthalt in
Wien
[* 4] (1854-58) abgerechnet,
bis an seinen
Tod als
Lehrer und
Komponist (zuletzt ausschließlich in letzterer
Eigenschaft) wirkte. Er starb Volkmann erfreut
sich namentlich als Instrumentalkomponist eines wohlverdientenRufs, und seine
Symphonien
(D moll, Op. 44,
und
B dur, Op. 53), sechs
Streichquartette (Op. 9, 14, 34, 35, 37, 43), Klaviertrios
(F dur, Op. 3, und
B moll, Op. 5), seine
Musik zu
Shakespeares
»Richard III.« (Op. 68), vor allem seine drei
Serenaden für
Streichorchester
(C dur, Op. 62;
F dur, Op. 63;
D moll, Op. 69) gehören zu dem Gediegensten und Originellsten, was seit
SchumannsTod auf diesem Gebiet geschaffen
worden ist.
4)
Richard von, Sohn von Volkmann 1), Chirurg, geb. zu
Leipzig, studierte in
Halle,
Gießen
[* 7] und
Berlin,
[* 8] habilitierte sich 1857 in
Halle und wurde 1867 zum
Professor der
Chirurgie und
Direktor der chirurgischen
Klinik daselbst ernannt. Im deutsch-französischen
Krieg war er konsultierender
Generalarzt des 4.
Armeekorps,
später der
Maas- und der Südarmee. Volkmann ist einer der hervorragendsten Chirurgen der Neuzeit und
hat sich namentlich um die Einführung der antiseptischen
Wundbehandlung in
Deutschland
[* 9] verdient gemacht. 1885 wurde er vom
deutschen
Kaiser in den erblichen Adelstand erhoben. Er schrieb: »Beiträge zur
Chirurgie« (Leipz. 1875) sowie unter dem
PseudonymRichardLeander: »Träumereien an französischenKaminen« (16. Aufl., das. 1886);
(Volkmarshausen), Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Kassel,
Kreis
[* 15]
Wolfhagen, an der
Twiste, hat eine evangelische
und eine kath.
Kirche, ein
Amtsgericht, Sandsteinbrüche, Flachshandel und (1885) 2246 Einw.
Dabei die malerischen
Ruinen der
Burg Kugelnberg. Volkmarsen gehörte früher zum
KlosterKorvei und ward im 13. Jahrh. an das Erzstift
Köln
[* 16] verpfändet.
bankähnliche
Kreditanstalten, welche dem Kreditbedürfnis der mittlern und weniger wohlhabenden
Klassen
zu dienen bestimmt sind, insbesondere in der Form der
Genossenschaften (s. d., S. 105).
Proudhon trug sich
mit dem unausführbaren
Gedanken, durch Schaffung von Volksbanken unentgeltlichen
Kredit zu gewähren.
die allgemeine Verpflichtung des
Volkes zum Waffendienst, am reinsten verwirklicht in den Urzuständen
eines
Volkes, wo jeder Waffenfähige für die gemeinsamen Angelegenheiten auch kämpfend eintreten muß.
In mehr geordneten staatlichen Verhältnissen regelt eine Wehrverfassung die Heranziehung der einzelnen zum Waffendienst.
Schon bei den alten Griechen und
Römern findet sich eine eigentliche Volksbewaffnung nicht mehr, noch weiter davon entfernen sich der
HeerbannKarls d. Gr. und das
Lehnswesen des
Mittelalters; ganz beseitigt aber ward die Volksbewaffnung durch das Söldnerwesen
und die geworbenen
Heere.
im weitern
Sinn alle diejenigen
Bücher, welche unter allen
Klassen und
Ständen eines
Volkes Verbreitung
gefunden haben (s.
Volksschriften); im engern
Sinn und namentlich in litterarhistorischer Hinsicht die in
Prosa abgefaßten
Unterhaltungsbücher, die im 15. und 16. Jahrh. teils im
¶
mehr
Volk selbst entstanden, teils aus gebildetern Kreisen, meist mit formalen Abänderungen, in dasselbe übergingen. Ihrem Inhalt
nach sind diese Volksbücher der deutschen Litteratur meist aus der schon vorhandenen und verbreiteten ältern Sage geschöpft, ja zum
großen Teil nur Umarbeitungen oder Übertragungen älterer Produkte. Bei diesen Umarbeitungen wählte man aber nicht
die nach Gehalt und Form vollendetsten deutschen Gedichte des 13. Jahrh. (wie etwa Wolframs »Parzival«),
denn diese standen
dem Verständnis des 15. und 16. Jahrh. bereits zu fern; auch aus der deutschen Heldensage gestaltete sich nur ein ziemlich
roher Teil, die Jugendgeschichte Siegfrieds, aus einer Auflösung des ältern Siegfriedliedes zu dem prosaischen
Volksbuch vom »Hürnen Siegfried«. Dagegen ward unmittelbar zum Volksbuch der »Reineke Fuchs« (s. d.) in seiner damaligen poetischen
Gestalt, wie überhaupt die Tiersage von jeher recht eigentlich dem Volk angehört hat.
Beliebte Volksbücher waren auch verschiedene Reisebeschreibungen, namentlich die ReisenMarcoPolos und Maundevilles. Ansehnlich vermehrt
ward die Litteratur der deutschen Volksbücher durch zahlreiche Übersetzungen aus dem Französischen; doch ließ man auch hier die
großen alten Epen des karolingischen Sagenkreises unbenutzt, und nur drei zu diesem gehörige Romane wurden
aus jüngern Bearbeitungen übertragen: die »Haimonskinder« (s. d.),
ward dem
»Filocopo« Boccaccios entnommen. Dem karolingischen Sagenkreis gehört noch an »Loher und Maller«, übersetzt
durch Elisabeth von Nassau (1437; erster Druck, Straßb. 1514; neubearbeitet von Simrock, Stuttg. 1868). Die Geschichte HugoCapets
behandelt der von derselben bearbeitete »Hug Schapler« (Straßb. 1500). Weitverzweigten Sagenstoff vereinigt »Pontus und Sidonia«,
übersetzt durch Eleonore von Österreich
[* 23] (um 1450; erster Druck, Augsb. 1485). Weiter gehören hierher:
die »Melusine« (s. d.),
Erzählungen, deren Ursprung oft in die ältesten orientalischen Litteraturen hinaufreicht, wanderten von
einem Volk zum andern und wurden wiederholt in Sammlungen vereinigt. Zwei der beliebtesten Sammlungen dieser Art sind die
»Gesta Romanorum« (s. d.) und die »Sieben weisen Meister« (s. d.). Daneben entstanden auch neue Sammlungen
ähnlicher Art, wie: »Der Seele Trost« (Augsb. 1478) und Joh. Paulis »Schimpf und Ernst« (Straßb. 1522; neu hrsg.
von Österley, Stuttg. 1866),
JakobFreys »Gartengesellschaft«,
Martin Montanus' »Wegkürzer« etc. Auch
aus der Fremde kamen mehrere einzelne Novellen unter unsre Volksbücher, so aus dem Französischen die »Geduldige
Helena« (Straßb. 1508) und, durch Steinhöwel aus dem lateinischen des Petrarca übersetzt, die »Griseldis« (Augsb. 1471).
Aus lateinischer Quelle
[* 24] stammt auch das prosaische Volksbuch von »Salomon und Marcolf« (Nürnb. 1487) her, welches den Marcolf
zum Träger
[* 25] demokratischer Schalksnarrenweisheit macht. Dieser Lust an Schwanken verdanken auch einige echt deutsche
Originalwerke ihren Ursprung, wie vor allen der »Eulenspiegel« (s. d.),
Mehrere deutsche Volksbücher ernsten Inhalts
sind in Deutschland selbst entstanden, darunter der »Fortunatus« (s. d.) und der »Faust« (s. d.),
welch
letzterm schon im 15. Jahrh. der »BruderRausch« vorangegangen war, der den Bund mit dem Teufel in humoristischer Auffassung
darstellte. Einen Vertrag mit dem Teufel enthält auch die durch Georg Thym gereimte Sage von »Thedel Unverferd von Walmoden«
(Magdeb. 1550). Vielleicht das jüngste aller Volksbücher, aber von echt deutschem
Ursprung ist die Erzählung von der Pfalzgräfin Genoveva (s. d. 2). Endlich ist noch der Sprüche und Gewohnheiten mancher Handwerkerzünfte
u. dgl. zu gedenken, die aufgezeichnet und gedruckt
auch außer der Zunftgenossenschaft im VolkLeser fanden. Im 17. Jahrh. wendeten sich die höhern Stände hochmütig von den
Volksbüchern ab, die durch Veränderungen, namentlich Verkürzungen, sowie dadurch viel an dichterischem
Wert einbüßten, daß sie dem sich selbst ändernden Geschmack des Volkes, in welchem die Empfänglichkeit für wahre Poesie
abnahm, angepaßt wurden. So sanken sie zu den verachteten Büchlein »gedruckt
in diesem Jahr« herab. Der unvergängliche poetische Gehalt, der den meisten Volksbüchern innewohnt und
der selbst durch die äußerste Entstellung nicht ganz vertilgt werden konnte, wurde von den Gebildeten erst in der neuern
Zeit wieder erkannt. Zuerst besprach J. ^[Joseph] Görres in seiner Schrift »Die deutschen Volksbücher« (Heidelb.
1807) 49 derselben und wies mit überzeugender Kraft
[* 27] auf den Schatz tüchtiger und echter Poesie hin, der
hier zum Teil noch ungehoben liege. Dennoch fand v. d. Hagens »Narrenbuch« (Halle 1811),
das die Schildbürger, den KalenbergerPfaffen, PeterLeu und Salomon und Marcolf enthält, nur geringe Teilnahme. Erst G. Schwab in den »Deutschen Volksbüchern« (Stuttg.
1836, 13. Aufl., Gütersl. 1880) und Marbach (»Deutsche
[* 28] Volksbücher«, Leipz.
1838-47, 44 Bde.) gelang es, die alten Volksbücher zu
allgemeinerer Kenntnis zu bringen. Die größten Verdienste aber hat sich in dieser Hinsicht Simrock durch seine auf die alten
Ausgaben gegründete »Sammlung deutscher Volksbücher« (Frankf.
1845-67, 13 Bde.; neue Ausg. 1886 ff.;
Auswahl 1869, 2 Bde.) erworben. Eine Auswahl poetischer Volksbücher bietet
Bobertags »Narrenbuch« (Bd. 11 von
Kürschners »DeutscherNationallitteratur«). - Englische
[* 29] Volksbücher hat Thoms (Lond. 1828, 3 Bde.) gesammelt;
über die französischen belehrt Nodiers »Nouvelle bibliothèque bleue« (Par. 1842).
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