Knallzucker, s. Zucker. ^[= (Zuckerstoffe), in der Chemie eine Gruppe von Kohlehydraten, süß schmeckende, in Wasser leicht, ...] [* 2]
(spr. wihs-, deutsch Salzburg), [* 3] Stadt und Badeort im ungar. Komitat Unterweißenburg (Siebenbürgen), an der Ungarischen Staatsbahnlinie Klein-Köpisch-Hermannstadt, mit (1881) 3683 ungarischen und rumän. Einwohnern, großem Salzbergwerk, 3 Salzteichen und Solbädern.
In der Nähe die Ruine Stolzenburg. Vizakna wurde im 12. Jahrh. von deutschen Kolonisten gegründet.
(Vize lat. vicis), an der Stelle, anstatt, zeigt als Zusatz zu Amtstiteln eigentlich den Stellvertreter eines Beamten an, wird aber sehr oft nur als Titel beigegeben, z. B. Vizeadmiral, Vizekanzler, Vizepräsident, Vizedirektor etc. Mittelalterliche Titel waren: Vicecomes (Vizegraf), woraus die Würde der Visconti, Vicomtes und Viscounts entstand;
ferner Vizedom (vicedominus, Vitzdom, Vitztum, Vicdom), der Stellvertreter auf einer Herrschaft oder einem Schloß für den damit Belehnten, besonders der Stellvertreter eines mit weltlichen Gütern belehnten Geistlichen oder Klosters, daher s. v. w. Schirmherr, Schirmvogt;
Vidame (gebildet aus Vizedominus), Titel des Schutzherrn und Verwesers der geistlichen Güter, dem als Beamten der französischen Bischöfe die Leitung aller Maßregeln für Bewahrung der Kirchenrechte oblag, jetzt s. v. w. Stiftsamtmann, Administrator einer geistlichen Besitzung. Im Mittelalter Titel des Vikomte.
Jemandes vices vertreten oder in vicibus heißt im Rechtswesen: an der Stelle eines abwesenden Beamten fungieren. Vizedomgüter wurden in Österreich [* 4] schlechthin auch die Domänen genannt.
s. Feldwebel. ^[= (Feldwaibel), oberste Rangstufe der Unteroffiziere, welche Offiziersseitengewehr mit Portepee ...]
Stellvertreter eines Königs;
Titel, welcher namentlich solchen Reichsverwesern beigelegt ward, die dem regierenden Haus angehörten und mit gewissen Hoheitsrechten ausgestattet waren.
Jetzt ist Vizekönig der Titel des Generalgouverneurs von Ostindien [* 5] (s. d., S. 537).
Badeort in der portug. Provinz Minho, Distrikt Braga, mit Schwefelthermen (36° C.) und sehenswerten Überresten alter Römerbäder.
(spr. wisē-u), Distriktshauptstadt in der portug. Provinz Beira, auf einer Anhöhe in einer fruchtreichen weiten Ebene, eine der ältesten Städte Portugals, hat eine schöne Kathedrale (mit wertvollen Gemälden von Gran [* 6] Vasco, der in Vizeu geboren wurde), ein Colegio, ein Seminar, Theater, [* 7] Schweinezucht (berühmte Schinken), eine besuchte Messe und (1878) 6956 Einw. In der außerhalb der Stadt gelegenen verfallenen Kirche St. Michael soll der in der Schlacht am Guadalete gefallene letzte Gotenkönig Roderich begraben liegen. Die noch vorhandenen Wälle eines römischen Lagers werden nach dem lusitanischen Häuptling Viriathus, der es den Römern nach seinem Sieg über Decius Junius Brutus abnahm, Cava do Viriato genannt. Vizeu wurde 1044 den Mauren vom König Ferdinand entrissen.
s. Feldwebel. ^[= (Feldwaibel), oberste Rangstufe der Unteroffiziere, welche Offiziersseitengewehr mit Portepee ...]
(spr. wisíl), Stadt im franz. Departement Isère, Arrondissement Grenoble, [* 8] an der Romanche, Station der Eisenbahn Grenoble-Veynes, mit altem, 1623 vom Connétable Lesdiguières umgebautem, neuerdings restauriertem Schloß, schönem Park, Taubstummeninstitut, Baumwollspinnerei, Fabrikation von Seidenwaren und Papier, Eisengießerei [* 9] und (1881) 2920 Einw.
(lat.), nachbarlich, die Gemeinde betreffend;
daher Vizinalstraßen, im Gegensatz zu Staatsstraßen, die Gemeindestraßen, Nebenstraßen;
Vizinaleisenbahnen, s. v. w. Nebenbahnen (s. d.).
Uferort am Vierwaldstätter See im Kanton Luzern, [* 10] mit (1888) 777 Einw., seit Eröffnung der ersten Rigibahn (1871) weit bekannt (s. Rigi).
s. v. w. Vizedom, s. Vize. ^[= (v. lat. vicis), an der Stelle, anstatt, zeigt als Zusatz zu Amtstiteln eigentlich den Stellvertrete ...]
Stadt in der ital. Provinz Catania (Sizilien), [* 11] Kreis [* 12] Caltagirone, hat mehrere Kirchen mit guten Gemälden und (1881) 13,966 Einw.
1) Stadt in der niederländ. Provinz Südholland, an der Neuen Maas, ein Hauptsitz der holländischen Heringsfischerei, hat eine schöne reform. Kirche mit prächtigen Grabmälern, einen großen Fischmarkt, geräumigen Hafen, Schiffbau, Handel und (1888) 12,059 Einw. -
2) S. Makassar.
(Blachos), Angelos, neugriech. Dichter und Schriftsteller, geb. 1838 zu Athen, [* 13] studierte hier und später in Berlin [* 14] und Heidelberg [* 15] Rechtswissenschaft, erhielt 1859 eine Anstellung im Ministerium des Auswärtigen, wurde 1863 Büreauchef des Ministeriums des Innern, 1865 Sektionschef im Kultusministerium, 1875 im Ministerium des Auswärtigen und 1880 Unterstaatssekretär in demselben. 1887 wurde er zum Gesandten in Berlin ernannt. Seine poetischen Werke bestehen in lyrischen Gedichten, Lustspielen und dem Epos »Phidias und Perikles«.
Außerdem veröffentlichte er: »Die Homerische Frage« (Preisschrift, Athen 1865);
»Neugriechisch-französisches Wörterbuch« (das. 1871);
»Elementargrammatik der neugriechischen Sprache« [* 16] (4. Aufl., Leipz. 1883);
»Neugriechische Chrestomathie« (2. Aufl., das. 1883);
kritische Studien über P. Sutzo, J. Karassutsa ^[Joannes Karasutsas], A. Sutzo u. a., sowie Übersetzungen aus dem Deutschen (Lessings »Nathan«, Goethes »Clavigo«, Dichtungen von Heine, P. Heyse etc.).
s. v. w. Bischof;
in Montenegro [* 17] bis 1852 Titel des Fürsten, insofern er die geistliche und weltliche Macht in sich vereinigte.
(Flamländer, Vlamingen), in Belgien [* 18] die den franz. Wallonen gegenüberstehende Bevölkerung [* 19] deutscher Abkunft und deutscher Sprache, die namentlich in den Provinzen Antwerpen, [* 20] Brabant, Westflandern, Ostflandern und Limburg [* 21] vorherrscht (s. Belgien, besonders S. 646).
Sprache, die dem Holländischen nahe verwandte niederfränkische Mundart, welche in den deutschen Gebieten von Belgien gesprochen wird (s. Niederländische Sprache). [* 22] Die in Belgien bald nach dessen Lostrennung von den Niederlanden hervorgerufene sogen. vlämische Bewegung verfolgt die Tendenz, auf Grund der belgischen Verfassung, welche keiner der beiden in Belgien gesprochenen Sprachen ein Vorrecht einräumt, der im Staatsleben wie im Unterrichtswesen und geselligen Verkehr mehr und mehr zu vorwiegender Geltung gelangten französischen Sprache durch Schrift und Wort entgegenzuarbeiten, das von den Altvordern überkommene vlämische Idiom zu einer ebenbürtigen Schrift- und Volkssprache der vlämischen Bewohner Belgiens zu erheben und dadurch einen an die Vergangenheit anknüpfenden nationalen Aufschwung derselben anzubahnen. Als die ersten Leiter und Träger [* 23] dieser volkstümlichen Bewegung sind vornehmlich J. Fr. ^[Jan Frans] Willems (1793-1846) u. Philipp Blommaert (1809-1871) zu nennen, deren Bestrebungen durch Gelehrte und Publizisten, wie Bormans, Snellaert, Heremans, van der Voordt u. a., kräftige Unterstützung fanden, und denen sich bald eine Schar von Lyrikern, Romanzendichtern und Novellisten anschloß. Im ¶
übrigen wird die vlämische Bewegung, welche 1869 durch Aufstellung einer einheitlichen offiziellen Rechtschreibung eine besondere Festigung erhielt, durch zahlreiche litterarische Vereine aufrecht erhalten. Obwohl die Regierung das Streben der »Vlamingen« lange Zeit mit ungünstigen Augen ansah, mußte sie den in den gesetzgebenden Versammlungen oft warm unterstützten Forderungen derselben in Gesetzvorlagen und Verwaltungsmaßregeln doch manches einräumen, und wenn auch gegenwärtig die v. S. noch nicht als Schul- und Gerichtssprache die ihr gebührende Stellung einnimmt, so hat sie doch schon so schöne und reiche Litteraturblüten entwickelt, daß ihre Erhebung zu einer mit der französischen gleichberechtigten Landessprache kaum noch zu hindern sein wird. Als die bedeutendsten Namen dieser modern-vlämischen Litteratur sind zu nennen: Prudens van Duyse (1804-59), Karl Ledeganck (1805-47), J. M. ^[Johan Michel] Dautzenberg (1808 bis 1869), Theodor van Ryswyck (1811-49), Jakob De Laet (geb. 1815), B. J. ^[Bruno Jozef] Boucquillon (1816 bis 1878), P. F. van Kerckhoven (1818-57), Jan van Beers (geb. 1821), A. A. Bernaert (geb. 1825), Hendrik Peeters (geb. 1825), Guido Gezelle (geb. 1830) u. a. Einen europäischen Ruf als Meister in der Darstellung vlämischen Still- und Kleinlebens hat sich Hendrik Conscience (1812-83) erworben; neben ihm haben sich in der volksmäßigen Novellistik ganz besonders die beiden Brüder Johan Snieders (1812-88) und Aug. Snieders (geb. 1825) hervorgethan.
Von den jüngsten Dichtern sind als der bedeutendste vlämische Lyriker Frans De Cort (1834-78) und Emanuel Hiel (geb. 1834), der Verfasser der Dichtungen: »Lucifer« und »De Schelde« sowie äußerst beliebter Kinderlieder, anzuführen. Sehr anerkennenswert sind auch die Leistungen der Vlämen auf dem Gebiet des Theaters, und in neuester Zeit ist von den Kammern sogar die Errichtung einer vlämischen Akademie genehmigt worden. Grammatiken der vlämischen Sprache lieferten van Beers, Heremans, Verstraeten und Doms (Köln [* 25] 1878); Wörterbücher Sleecks (»Dictionnaire complet français-flamand«, Brüssel [* 26] 1860, 2 Bde.; daneben eine kleinere Ausgabe) und Schuermans (»Allgemeen vlaamsch idiotikon«, Löw. 1865-70).
Vgl. Vandenhoven, La langue flamande, son passé et son avenir (Brüssel 1844);
Höfken, Vlämisch-Belgien (Brem. 1847, 2 Bde.);
Ida v. Düringsfeld, Von der Schelde bis zur Maas.
Das geistige Leben der Vlamingen (Leipz. 1861, 3 Bde.);
Scheler, Histoire des langues (in »Patria belgica«, Bd. 3);
Jagemann, Die Stellung der Niederdeutschen in Belgien (Berl. 1876);
Coopman u. Montagne, Onze dichters (Antwerp. 1880);
Dannehl, Anthologie jungvlamischer Dichtungen (Wolfenb. 1885);
Stecher, Histoire de la littérature néerlandaise en Belgique (Brüssel 1887);
»Vlaamsche bibliographie« von Snellaert u. de Potter (Gent [* 27] 1857-68, 3 Bde.; fortgesetzt 1877-81).