(franz. visière), bei den
Feuerwaffen die am hintern Ende des
Laufs angebrachte Vorrichtung, welche in
Verbindung
mit dem am vordern Ende befindlichen
Korn (s. d.) zum
Zielen dient. Die von der untern
Spitze des Visiereinschnitts
(Kimme) über die
Spitze des
Korns gehende
Linie heißt Visierlinie;
sie geht bei tiefster Visierstellung in der
Regel parallel
der Rohrachse;
bildet sie mit letzterer einen
Winkel,
[* 4] so heißt dieser der Visierwinkel;
die durch die Visierlinie gelegte
senkrechte
Ebene ist die Visierebene.
Bei
Geschützen befindet sich das Visier am
Aufsatz, der bei den
Feld-,
Küsten- und
Marinegeschützen meist in einem
Loch des
Rohrs (Aufsatzloch) stellbar ist. Bei dem abnehmbaren (losen)
Aufsatz der
Festungs- und
Belagerungsgeschütze ist auf der Aufsatzstange ein Visierschieber mit Visier stellbar. Bei dem
Richten über Visier und
Korn
(Kernschuß) steht der
Aufsatz auf
Null. Bei den
Handfeuerwaffen
[* 5] ist, wenn sie nur geringe Tragweite
haben, wie
Pistole,
Revolver,
[* 6] hinten im
Lauf ein Visiereinschnitt in der
Richtung der Laufachse, bei
Karabinern und
Gewehren
(Büchsen)
auf dem
Lauf ein Erhöhungsvisier von verschiedener
Konstruktion angebracht, welches beim Nichtgebrauch möglichst wenig über
den
Lauf hervorstehen darf, aber auch ein genaues Bestimmen der
Erhöhung für die betreffenden
Entfernungen
bis zu etwa 2000 m gestatten muß. Am gebräuchlichsten ist das mit mehreren Visiereinschnitten versehene Klappvisier zum
Niederklappen; auf dieser
Klappe kann noch ein
Schieber in verschiedener
Weise stellbar sein; danach gibt es
Auszieh-,
Schieber-,
Leiter- oder Treppenvisiere. - Bei den alten Ritterhelmen heißt Visier die zum
Schutz des
Gesichts dienende
Vorrichtung (Helmgitter, Helmsturz), die entweder unbeweglich mit dem
Helm verbunden war, oder auf- und abgeschoben werden
konnte (s.
Helm). Auch wird Visier nicht selten für
Diopter
[* 7] (s. d.) gebraucht.
Teil der angewandten
Geometrie, lehrt die Bestimmung des
Inhalts von
Gefäßen, namentlich von Fässern.
Zu diesem
Zweck kann man die einzelnen
Dimensionen des
Fasses mit einem Längenmaßstab messen und dann nach einer der
im Art.
Faß
[* 9] angebenen
Formeln den
Inhalt berechnen. Diese Rechnung kann man teilweise oder ganz umgehen mit
Hilfe der sogen.
Visierstäbe (Visierruten), von denen man quadratische und kubische unterscheidet. Erstere enthalten auf der einen Seite
einen
Längen-, auf der andern aber einen Flächenmaßstab, der die
Fläche des
Kreises angibt, an dessen
Durchmesser man ihn anlegt.
Mit dem erstern mißt man die
Länge des
Fasses, mit dem letztern den Spund- und Bodendurchmesser und liest dabei sogleich
den
Querschnitt am Spund
und die Bodenfläche ab. Nimmt man dann ⅔ der erstern
Fläche, zählt dazu ⅓ der letztern und
multipliziert die
Summe mit der
Länge, so ergibt sich der
Inhalt des
Fassen.
Noch bequemer sind die kubischen
Visierstäbe, die man nur durch das Spundloch entweder in schiefer
Richtung nach dem einen Bodenwinkel (Diagonalstab) oder
in
Richtung des
Durchmessers am Spund (Tiefstab) einzusetzen hat, worauf man unmittelbar den
Inhalt ablesen kann. Dieselben
beruhen darauf, daß die
Inhalte ähnlicher
Körper sich wie die Kuben entsprechender
Längen verhalten;
es ist daher für jede Faßform ein besonderer kubischer
Visierstab nötig.
Vgl.
Bleibtreu, Visierkunst (Karlsr. 1833), und
die Litteratur beim Art.
Faß.
(lat.), die Einschrift des
Visums, Zeichen, daß man etwas gesehen hat, auf einen
Paß
[* 10] oder in ein
Arbeits- oder Gesindebuch geschrieben oder gestempelt. - Die deutschen
Künstler des
Mittelalters und der
Renaissance
nannten Visierung den
Entwurf oder die
Zeichnung zu einem auszuführenden Kunstwerk jeglicher Art.
Der Visionär kann selbst Gegenstand seiner Vision werden, dann findet das Sichselbstsehen
(Doppelgänger) statt. Die
Phantasie kann aber auch beim Sichselbstsehen das falsche
Objekt in das eigne
Subjekt verlegen, so daß damit das
Gefühl einer Trennung der eignen Persönlichkeit sich verbindet und man aus zwei verschiedenen
Wesen zu bestehen glaubt, welche
von dem Einen
KörperBesitz genommen haben, der dann mithin auch, beiden dienend, eine doppelteRolle spielt.
Stellt sich durch ein unbewußtes Schließen von der Vergangenheit auf die Zukunft diese Zukunft oder auch eine von dem
Seher
nur räumlich gemiedene Gegenwart als Faktum objektiv anschaulich dar, so nennt man dies das
»zweite Gesicht« (s. d.).