zum Theologen gebildet, 1830 Pfarrvikar in Horrheim bei
Vaihingen, 1833
Repetent zu
Tübingen,
[* 2] habilitierte sich 1836 selbst
und wurde 1837 zum außerordentlichen, 1844 zum ordentlichen
Professor für
Ästhetik und deutsche Litteraturgeschichte daselbst
ernannt, aber infolge seiner freimütigen Antrittsvorlesung
(Tübing. 1844) sofort auf zwei Jahre suspendiert. 1848 in das
FrankfurterParlament gewählt, hielt er sich daselbst zur
Linken, ging mit dem Reste desselben auch nach
Stuttgart
[* 3] und folgte 1855 einem
Ruf an das
Polytechnikum in Zürich,
[* 4] gegen Ende 1866 einem gleichen an das
Polytechnikum in
Stuttgart,
wo er bis 1877 wirkte. Er starb in
Gmunden am
Traunsee. Vischer gehört (neben seinen
Freunden und
Geistesverwandten
Strauß,
[* 5]
Schwegler,
Zeller u. a.) zu den durch
Geist und
Gelehrsamkeit hervorragendsten Vertretern der Hegelschen
Schule, in deren
Sinn er seine
Fachwissenschaft, die
Ästhetik, als
Gehalts- im
Gegensatz zu der innerhalb der Herbartschen
Schule
durchgeführten Formästhetik bearbeitete.
Auch verschiedene,
zum Teil sehr populär gewordene satirische Gedichte werden als sein Werk bezeichnet. -
Sein Sohn
Robert,
geb. Professor der
Kunstgeschichten der technischen
Hochschule zu
Aachen,
[* 8] schrieb: »Über das optische Formgefühl«
(Stuttg. 1875);
berühmte alte lombard.
Familie. Der lateinische
Name Vicecomites und der italienische Visconti bedeuten Vizegrafen
und bezeichnen daher ursprünglich ein
Amt; vielleicht waren die Visconti die Stellvertreter des
Kaisers inMailand.
[* 19] Die Visconti selbst leiten ihren Ursprung von den
Grafen von Angloria, angeblich Nachkommen der langobardischen
Könige, ab. Der
erste, dessen mit einiger
Gewißheit Erwähnung geschieht, und zwar bei der Belagerung
Mailands 1037 durch
KaiserKonrad II.,
war Heribrand (Eriprando).
Sein Sohn Ottone, um 1075 Vizecomes des mailändischen Erzbistums, erschlug nach der
Sage 1099 vor
Jerusalem
[* 20] einen
Sarazenen und wählte dessen Helmzierat, eine geflügelte, flammenspeiende
Schlange,
[* 21] zum
Wappen,
[* 22] das später alle Visconti führten.
Er starb in
Rom
[* 23] 1111 bei einem
Aufstand gegen
Heinrich Visconti, indem er dem
Kaiser aufs
Pferd
[* 24] half. Von seinen Enkeln war der jüngere,
Giovanni, Großvater Tebaldos de' Visconti, der unter dem
NamenGregor X. 1271
Papst ward. Der ältere Enkel, Uberto, 1206 Oberhauptmann
von
Mailand, lag in beständiger
Fehde mit der
Familie della
Torre.
Dessen ältester Sohn, Ottone, geb. 1208 zu Ugogne, ward 1263
Erzbischof von
Mailand. Als ihm
Martin della
Torre den
Eintritt in
Mailand verbot, warf sich
Otto zum Parteihaupt auf, sammelte alle
Ghibellinen um sich und bemächtigte sich
Aronas.
Sein Hauptunternehmen auf
Mailand gelang indessen nicht; erst 1277 behielt er die Oberhand über die
Torre. Er hinterließ 1295 die
Herrschaft über
Mailand seinem
Neffen Matteo de' Visconti, den er 1294 von
Adolf von
Nassau als
Reichsvikar hatte
anerkennen lassen.
Ihm folgte, da er kinderlos war, 1329 sein Oheim Lucchino, dritter Sohn von Matteo Visconti, um 1287 geboren, der
mit blutiger Strenge seine Herrschaft in
Mailand befestigte und die Macht seines
Hauses auch über
Piemont und die
Lunigiana ausdehnte, daneben auch ein
Freund der
Wissenschaften war, wie er denn mit
Petrarca in Briefwechsel stand
und selbst dichtete. Er starb SeinBruderGiovanni, seit 1328
Erzbischof von
Mailand, regierte milder, erwarb
Bologna
durch
Kauf und erhielt 1353 auch die Signorie von
Genua.
[* 26] Die
Wissenschaften hatten an ihm einen eifrigen
Förderer; er war ein Bewunderer
Dantes und
GönnerPetrarcas. Ihm folgten 1354 seine drei
Neffen Matteo II., Bernabo und
Galeazzo
II., welche
Mailand und
Genua gemeinschaftlich besaßen, das übrige unter sich teilten.
Galeazzo II. empfing
Como,
Novara,
Vercelli,
Asti,
Tortona und
Alessandria und teilte nach Matteos
Tod 1355 dessen Besitzungen
(Bologna,
¶
mehr
Parma,
[* 28] Piacenza, Lodi) mit seinem Bruder Bernabo, der Cremona, Crema, Brescia und Parma empfing. Der Reichtum und die Macht des Hauses
erweckten den Visconti zahlreiche Neider, und die Nachbarn thaten sich zu einer großen Liga zusammen. Im Innern ihrer Herrschaft
erregten der Steuerdruck und die strenge Regierung mehrere Aufstände. Bologna und Genua konnten die Brüder
nicht behaupten. Dagegen verteidigten sie ihren übrigen Besitz durch ihre zahlreichen Söldnerscharen mit Erfolg und erhielten
ihn durch den Frieden von 1364 bestätigt.
Ihre für jene Zeit unerhörten Schätze veranlaßten mächtige fürstliche Häuser, Heiratsverbindungen mit den Visconti zu schließen.
Galeazzo, der zuletzt seinen Sitz nach Pavia verlegt hatte, starb 1378 und hinterließ seine Herrschaft
seinem Sohn Giovangaleazzo, Grafen von Virtù (Vertus), der die französische Königstochter Isabella von Valois geheiratet hatte.
Dieser ließ, von den Mailändern zur Übernahme der Regierung aufgefordert, seinen Oheim Bernabo, welcher sich durch seine
Verschwendung und Grausamkeit verhaßt gemacht, nebst seinen zwei Söhnen 1385 gefangen nehmen und auf
ein festes Schloß bringen, wo sie bald starben, und vereinigte nun alle Besitzungen der Visconti wieder in Einer Hand.
[* 29] In ihm erreichte
die Familie Visconti den Gipfel ihrer Größe und ihres Glanzes. Er nahm den TitelHerzog von Mailand an, wozu er sich die
Erlaubnis vom KaiserWenzel 1395 erkauft hatte, erwarb Pisa,
[* 30] Siena, Perugia, Padua
[* 31] und Bologna und beabsichtigte selbst, den Titel
eines Königs von Italien anzunehmen, was aber Florenz
[* 32] und Venedig
[* 33] durch immer erneute Kriege zu vereiteln suchten.
Doch führte, da sie alle drei unmündig waren, die verwitwete Herzogin nebst einem Regentschaftsrat die Regierung, unter
welcher furchtbare Parteikämpfe ausbrachen, in denen die Herzogin 1404 starb. Gabriele ward 1408 in Genua
hingerichtet. Gian Maria wuchs zu einem furchtbaren Wüterich heran. Er ließ die Opfer seiner Rache und seines Argwohns vor
seinen Augen von Hunden zerreißen und fütterte letztere nur mit Menschenfleisch. Endlich ward er in der Kirche erdolcht.
1) Ennio Quirino, Archäolog, geb. zu Rom, Sohn des Giambattista Antonio Visconti (geb. 1712, gest. Präfekten der Altertümer zu Rom, ein frühreifes Wunderkind, studierte die Rechte, ward
vom Papst zum Ehrenkämmerer und Unterbibliothekar
im Vatikan
[* 36] und, nachdem er den 2. Band von dem durch seinen Vater begonnenen »Museo Pio-Clementino« (1782 bis 1807, 7 Bde.)
bearbeitet, 1787 zum Konservator des Museum capitolinum ernannt. Bei der ersten Besetzung Roms durch die
Franzosen wurde er Minister des Innern der neuen provisorischen Regierung und 1798 einer der Konsuln.
Bei Annäherung der neapolitanischen Armee 1799 ging er nach Paris,
[* 37] wo er zum Aufseher der Sammlungen des Louvre und Konservator
der Altertümer sowie zum Professor der Archäologie ernannt wurde. In dieser Stellung besorgte er 1801-1803
treffliche Kataloge der Schätze des Museums. Dann folgten seine beiden andern Hauptwerke, wozu Napoleon I. die Anregung und
die Mittel gab, die »Iconographie grecque« (1808, 3 Bde.)
und die »Iconographie romaine« (Par. 1818 bis
1820, 3 Bde.). 1817 ward er nach England eingeladen, um die Statuen, welche LordElgin in den Trümmern des
Parthenon gefunden hatte, abzuschätzen; bei dieser Veranlassung schrieb er das »Mémoire sur les ouvrages de sculpture du
Parthenon« (Par. 1818). Er starb Eine Gesamtausgabe der Werke Viscontis besorgte Labus (Mail. 1818 f.). - SeinBruder
Filippo Aureliano Visconti, gest. in Rom, gab als Fortsetzung des »Museo Pio-Clementino« das »Museo
Chiaramonti« heraus. Ein zweiter Bruder, Alessandro Visconti, geb. zu Rom, war eigentlich Arzt, machte sich aber ebenfalls
als Archäolog und Numismatiker bekannt; starb in Rom.