Wiederherstellung des
Absolutismus war hauptsächlich sein Werk; auch setzte er die Emigrantenentschädigung ins Werk, begünstigte
die Ausbreitung der
Jesuiten über das Land, schuf die Septennalität der
Kammern, erfand die Rentenreduktion und brachte ein
Sakrilegiengesetz in
Vorschlag. Als durch die
Neuwahlen in die Deputiertenkammer 1827 die
Opposition gegen das
Ministerium verstärkt
ward, sah sich der König genötigt, den schon lange dem
Volk und der Mehrheit der
Pairs verhaßten
Minister zu entlassen. Villèle ward
zwar gleichzeitig zum Pair ernannt, zog sich aber bald darauf nach
Toulouse
[* 2] zurück, wo er starb.
Vgl.
»Mémoires
et correspondance du comte Villèle« (Par. 1887-89, 5 Bde).
ein Werk von bleibendem Wert. Auch als
Historiker hat sich Villemain, besonders durch seine meisterhafte, aus
den
Quellen geschöpfte
»Histoire de
Cromwell« (1819, 2 Bde.;
Deutsch, Leipz. 1830) und durch sein historisches Gemälde: »Lascaris,
ou les
Grecs du XV. siècle« (1825),
Ruhm erworben. Seine ästhetisch kritischen
Schriften in den
»Mélanges« (1823, neue Ausg.
1860) und den »Nouveaux mélanges« (1827) suchen die Mitte zu halten zwischen
den extremen
Ansichten des Klassizismus und Romantizismus, der materialistischen
Philosophie des 18. Jahrh. und dem
Idealismus
unsrer Zeit. In der Deputiertenkammer, wo er seit Juli 1829 saß, bis er 1832 zum Pair ernannt wurde, gehörte er zur
Opposition.
Unter seinen parlamentarischen Leistungen ist außer mehreren glänzenden
Reden, z. B. gegen die Septembergesetze
1835, sein
»Rapport sur l'instruction secondaire« (1843) zu erwähnen.
In demMinisteriumSoult vom bis war er
Minister des öffentlichen
Unterrichts. Am wieder mit
diesem
Portefeuille betraut, betrieb er hauptsächlich 1844 die
Ausweisung der
Jesuiten. Ende dieses
Jahrs befiel ihn
eine
Geisteskrankheit, doch trat er nach seiner
Genesung (1847) wieder mehrfach in der
Kammer auf. Durch die
Februarrevolution
von 1848 vom politischen Schauplatz entfernt, verzichtete er nach der Begründung des neuen Kaiserreichs auf alle
Ämter und
behielt bloß seinen Sitz in der
Akademie, als deren ständiger
Sekretär
[* 4] er bis an seinen
Tod fungierte.
Er starb Von seinen
Schriften sind noch zu erwähnen: »Souvenirs contemporains d'histoire et de littérature« (1853;
neue Ausg. 1864, 2 Bde.; deutsch,
Leipz. 1854);
»Choix d'études sur la littérature contemporaine« (1857);
»La tribune moderne« (Bd.
1:
Chateaubriand, 1857; Bd. 2, aus dem
Nachlaß, 1882);
(spr. wilmessāng),JeanHippolyteCartier de, franz. Journalist geb. zu
Rouen
[* 5] als ein natürlicher Sohn des Obersten
Cartier
und der
Augustine de Villemessant, deren
Namen er annahm, betrieb, frühzeitig verheiratet,
Geschäfte in
Blois,
Tours
[* 6] und
Nantes
[* 7] und begab sich 1839 nach
Paris, um sich dem Journalismus zu widmen. Er schrieb unter anderm
unter dem
NamenLouise de
Saint-Loup das Modefeuilleton der Girardinschen
»Presse«,
[* 8] verband sich gleichzeitig
mit den
Legitimisten, deren
Interessen er nach 1848 in der
»Chronique de
Paris« etc. verfocht, und gab seit 1854 den
»Figaro«
heraus, zunächst als zweimal wöchentlich erscheinende
Zeitschrift, dann seit 1865, nachdem ihm ein andres
Organ, das
»Événement«,
unterdrückt worden, als Tageszeitung, die sich bald als pikantes Skandalblatt, stets gemein, aber stets
vorzüglich redigiert, in die
Gunst des
Publikums einzustehlen wußte und mit ihrem ganzen
Wesen so recht zur
Signatur des zweiten
Kaiserreichs gehört.
In den
»Mémoires d'un journaliste« (1867-78, 6 Bde.) erzählte
Villemessant seine eignen
Schicksale. Er starb inMonte Carlo bei
Monaco.
[* 9] Villemessant war einer der gehaßtesten
Menschen von
Paris; kein
Mittel verschmähte er, um
Effekt zu erzielen, doch war seine Thätigkeit ungeheuer, und seine
Wohlthätigkeit
gegen arme
Kollegen wird gerühmt.
Vgl. die biographischen
Schriften von Faucon (Par. 1879) und
Du Saussois (das. 1880).
(spr. wiljēna),DonEnrique de
Aragon,
Marquis de, berühmter span. Gelehrter, geb. 1384, zeigte schon
früh eine glühende
Liebe zu gelehrten
Studien und erwarb sich in fast allen
Zweigen des damals bekannten
Wissens außerordentliche
Kenntnisse. Als ein Verwandter der kastilischen u. aragonischen Königsgeschlechter
hielt er sich bald an dem einen, bald an dem andern beider
Höfe auf. Durch einen Gewaltstreich beraubte ihn
Heinrich III.
von
Kastilien seiner
Güter, bewirkte aber später seine Erwählung zum
Großmeister des
Ordens von
Calatrava, in welcher
Eigenschaft
Villena eine Zeitlang thätigen
Anteil an den politischen Ereignissen nahm.
Doch wurde er unter dem Vorwand, daß seine
Wahl nicht regelrecht erfolgt sei, von den
Rittern selbst seiner
Würde wieder entsetzt
und geriet nun in eine sehr bedrängte
Lage.
Endlich verlieh ihm die
Regentschaft von
Kastilien zur
Entschädigung für seine
Verluste die kleine Herrschaft Iniesta, wo
er den Rest seines
Lebens in Zurückgezogenheit verlebte. Er
starb Seine kostbare Büchersammlung ließ
Johann II. verbrennen. Villena war einer der gelehrtesten
Männer des damaligen
Spanien,
[* 12] und der sich auch mit
Alchimie und
Astrologie
[* 13] beschäftigte, so kam er dadurch in den
Ruf eines Zauberers. Nach dem
Vorbild der
Blumenspiele vonToulouse (s.
Jeux floraux) stiftete er 1412 zu
Barcelona
[* 14] das Consistorio de
la gaya ciencia. Er übte großen Einfluß auf die
Ausbildung der höfischen Dichterschule des 15. Jahrh. aus durch seine
im
Geiste des spätprovençalischen Minnegesangs abgefaßte
Poetik:
»Arte de trobar«, welche jedoch nur in einem
Auszug in
Mayans
y Siscars
»Orígenes de la lengua española«
(Madr. 1737) auf uns
¶
mehr
gekommen ist. Seine noch vorhandenen Werke bestehen in einer Abhandlung über die Vorschneidekunst (»Arte cisoria«, Madr. 1766 u.
1879) und einer Erzählung in Prosa von den Thaten des Herkules (»Los trabajos de Hercules«, Zamora 1483 u. 1499, sehr selten).