Der Einigung
Italiens
[* 7] brachte er sein Stammland
Savoyen zum
Opfer und scheute sich nicht, während der Einheitsbewegung 1860-61,
welche die
AnnexionMittel und Unteritaliens zurFolge hatte, in den
Augen der Monarchen
Europas als Verbündeter
der
Revolution, in denen mancher ungeduldigen Landsleute als
Reaktionär zu erscheinen, während er zugleich seine
Pflichten
als konstitutioneller Monarch mit gewissenhafter Strenge beobachtete. Am nahm
er denTitel eines
Königs von
Italien
an. Durch den
Krieg von 1866 erlangte er
Venedig,
[* 8] wo er 7. Nov. seinen Einzug hielt. 1870 fühlte er sich,
durch Dankbarkeit verpflichtet,
Napoleon gegen
Deutschland
[* 9]
Hilfe zu leisten; doch fügte er sich der entgegengesetzten
Ansicht
seiner
Minister, als
Frankreichs vermeintliche kriegerische Überlegenheit sich als Täuschung erwies.
MariaPia, geb. seit mit dem König
Ludwig vonPortugal
[* 12] vermählt. In zweiter
Ehe war
Viktor Emanuel vermählt mit
Rosine, Gräfin von Mirafiore, deren
Söhne ihm viel Verdruß bereiteten. Er war von untersetzter, kräftiger
Gestalt und ausdrucksvollen Gesichtszügen in dem mit einem großen Schnurrbart gezierten, mächtigen
Haupt. In seinen
Gewohnheiten war er außerordentlich einfach, von
Charakter gerade, bescheiden und bieder, dabei klug und liebenswürdig
im
Verkehr.
Doch fügte sie sich williger als irgend ein englischer Herrscher vor ihr den Anforderungen des streng parlamentarischen
Regierungssystems und willigte sogar nach anfänglichem Widerstreben darin ein, auch die ersten von
Damen
bekleideten Hofämter dem
Wechsel derParteien im
Ministerium zu unterwerfen. Ungeachtet dieser Gefügigkeit hat indessen die
Königin an der
Regierung des
Landes und namentlich an der auswärtigen
Politik stets einen lebhaften, wenn auch nicht immer
deutlich erkennbaren
Anteil genommen.
Solange
PrinzAlbert lebte, ward ihr Einfluß in deutschfreundlichem
Sinn geltend gemacht und hinderte z. B. die Einmischung
Englands in den deutsch dänischen
Krieg von 1848. Wesentlich ihr
Wunsch bewog
Disraeli 1876, ein
Gesetz vorzuschlagen, durch
welches ihr die Ermächtigung erteilt wurde, sich den
Titel »Empress of
India«
(Kaiserin vonIndien) beizulegen,
den sie durch
Proklamation vom 1. Mai annahm. Überhaupt stimmten die
Neigungen der im Anfang ihrer
Regierung entschieden whiggistischen
Königin in späterer Zeit und namentlich seit dem Erstarken des
Radikalismus mehr mit den
Grundsätzen der konservativen
Partei
und namentlich dem von ihr zum
Grafen von
Beaconsfield erhobenen
Disraeli überein, dessen orientalische
Politik ihre volle
Sympathie hatte. Am feierte sie unter großen Festlichkeiten und mit hohem
Glanz ihr 50jähriges
Regierungsjubiläum. Aus ihrer
Ehe entsprangen neun
Kinder: die Kronprinzessin Viktoria (s. den folgenden
Artikel), geb.
vermählt seit mit dem
KronprinzenFriedrichWilhelm vonPreußen,
[* 17] spätern
KaiserFriedrich III.;
Der Tod ihres geliebten Gemahls
der diese glückliche Ehe trennte, versetzte in die tiefste Trauer, der sie sich jahrelang fast ausschließlich hingab. Zur
Erinnerung an ihren Gemahl schrieb sie: »Early life of the Prince Consort« (deutsch, Gotha
[* 23] 1867) und »Leaves from the journal
of our life in the Highlands« (deutsch, Braunschw. 1868),
dem sich »More leaves from the journal of a life
in the Highlands«, 1862-82 (Lond. 1884; deutsch, Stuttg. 1884)
anschlossen.
Vgl. Mac Carthy, History of our own times (Lond. 1879-80, 4 Bde.);
Ward, The reign of Queen Viktoria (das. 1887, 2 Bde.);