Fleck zwischen
Augen und
Ohren und einer hellgrauen
Binde, welche von der
Schulter längs der Seiten verläuft. Er bewohnt den
Norden
[* 2] der Alten und
Neuen Welt; früher fand er sich südlich bis zu den
Alpen,
[* 3] jetzt nur noch bis zum südlichen
Norwegen
[* 4] und
Finnmarken; er bevorzugt die nackten
Höhen der
Gebirge, schweift beständig umher, ist plump und ungeschickt,
verfolgt aber seine
Beute mit großer
Ausdauer und überfällt größere
Tiere, indem er ihnen von Baumästen aus auf den
Rücken
springt und die Halsadern durchbeißt. Er nährt sich hauptsächlich von
Mäusen, vertilgt
Lemminge in großer Zahl, bewältigt
das
Moschustier, das
Renntier und das
Elen
[* 5] und beißt
Kühen die
Gurgel ab. Er frißt auch den Köder und
die gefangenen
Tiere aus den
Fallen,
[* 6] plündert die
Hütten
[* 7] der
Lappen und soll Menschenleichen ausgraben.
Der Vielfraß ist ungemein stark und wild und stellt sich in der
Gefahr auch gegen
Menschen zur
Wehr. Das Weibchen wirft
in hohlen
Bäumen oder Erdhöhlen. Den
Namen hat das
Tier wahrscheinlich von seiner Freßgier; nach andern stammt derselbe aus
der schwedischen
Sprache
[* 8] von Fjal-Fräs und bedeutet Felsenkatze. Das
Fell
(Karkajou) ist bei den nordischen
Völkerschaften,
besonders bei den
Kamtschadalen, sehr geschätzt; in den europäischen
Handel kommen jährlich etwa 3500
Stück, meist
aus
Nordamerika.
[* 9]
(Tausendfuß,
JulusL.),
Gattung aus der
Klasse der
Tausendfüßer und der
Ordnung der
Schnurasseln,
Tiere mit cylindrischem,
spiralig aufrollbarem
Körper, doppelten, kurzen Beinpaaren an den Leibessegmenten, großem, freiem
Kopf,
Fühlern von Kopfeslänge
und zum
Kauen eingerichteten Mundteilen. Der gemeine Vielfuß (J.terrestrisL.), 6,5cm lang, mit etwas nach
oben gebogenem Schwanzspitzchen, auf allen
Ringen mit feinen Längsrissen, in sieben
Reihen stehenden 28
Augen
jederseits, dunkel braungrau mit zwei hellgelben Längsstreifen auf dem
Rücken, lebt häufig unter
Moos und
Steinen. Der getupfte
Vielfuß (J. guttulatusL.), klein, dünn, fadenförmig, augenlos, blaßbraun, an den Seiten blutrot
gefleckt, findet sich zahlreich an abgefallenem
Obst, frißt sich in die großen
Erdbeeren ein, zerstört auch die fleischigen
Wurzeln des Gemüsegartens und keimende
Bohnen-,
Kürbis-,
Gurken-, Rübensamen.
(franz.
Philippine, engl. Fillipeen), die
Sitte, Zwillingsfrüchte oder die in Krachmandeln etc. vorkommenden
Doppelkerne geteilt zu essen, worauf die Beteiligten sich beim Wiedersehen mit
»GutenMorgen, Vielliebchen« zu begrüßen
haben und derjenige, welcher dies zuerst thut, vom andern ein
Geschenk zu erhalten hat. Es gibt altfranzösische
Variationen
dieses
Spiels, von denen die bekanntesten darin bestehen, daß derjenige, welcher zuerst aus der
Hand
[* 10] des andern etwas
annimmt, ohne
J'y pense (»ich denke daran«) zu sagen, das Vielliebchen verliert,
oder daß derjenige die
Buße zu zahlen hat, welcher irgendwo ohne ein grünes
Blatt
[* 11] angetroffen wird, woher die altfranzösische
Redensart prendre quelqu'un sans vert, d. h. jemand überraschen, herrührt. Ob »Vielliebchen«, wie
einige
Autoren behaupten,
eine Korrumpierung des französischen
Philippine ist, steht dahin, das Umgekehrte
erscheint eher wahrscheinlich.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk
Hildesheim,
[* 15]
Kreis
[* 16]
Goslar,
[* 17] an der Mündung der Radau in die
Oker,
Knotenpunkt
der
LinienHalle-Zellerfeld und Vienenburg-Neuekrug der Preußischen wie
Wolfenbüttel-Harzburg der Braunschweigischen
Staatsbahn, 145 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath.
Kirche, eine Zuckerfabrik, ein Kalisalzbergwerk, Kunstdüngerfabrikation und (1885) 2571 Einw.
Das
Departement Vienne, aus dem größten Teil der frühernLandschaft Oberpoitou, dann Teilen der
Touraine
und des
Berry gebildet, wird von den
DepartementsMaine-et-Loire und
Indre-et-Loire (nördlich),
Indre und
Obervienne (östlich),
Charente (südlich) und Beide
Sèvres (westlich) umschlossen und umfaßt 6970 qkm (125,33 QM.).
Das Land ist im allgemeinen ziemlich fruchtbar und meist eben, nur im S. sind einige Hügelreihen.
Bewässerung
geben die Vienne und die
Creuse (mit der Gartempe), die
Dive du
Nord, ein Zufluß des Thouet, dann die
Charente, von denen die
zwei erstern auf kurze
Strecken schiffbar sind.
Das Mineralreich bietet außer
Kalkstein nicht viel. Die
Industrie, welche ohne wesentliche Bedeutung ist, umfaßt Hanfspinnerei, Fabrikation von Posamentierwaren,
Maschinen, Messerschmiedewaren
(zu
Châtellerault),
Leder,
Papier,
Kerzen etc. Zu
Châtellerault besteht eine große staatliche Waffenfabrik. Der
Handel ist ebenfalls
¶
Vgl.
Longuemar, Études géologiques et agronomiques du départ. de la Vienne (Poitiers 1873, 2 Bde.);
Redet, Dictionnaire
topographique du départ. de la Vienne (Par. 1881).
Das DepartementObervienne (Haute-Vienne), aus dem Oberlimousin und Teilen der LandschaftenMarche, Oberpoitou und Berry gebildet,
grenzt nördlich an das DepartementIndre, östlich an Creuse, südöstlich an Corrèze, südwestlich an
Dordogne, westlich an Charente und nordwestlich an Vienne und umfaßt 5517 qkm (100,55 QM.).
Das Land besteht aus dem westlichsten Teil des granitischen Plateaus von Zentralfrankreich und hat eine mittlere Höhe von 500 m.
Es wird von der obern Vienne, der Gartempe und zahlreichen kleinern Flüssen entwässert, ist aber vermöge
der Natur des Bodens auch an stehenden Gewässern reich.
Die Stadt ist reich an Überresten aus der Römerzeit, worunter der wohlerhaltene korinthische Tempel
[* 41] des Augustus und der
Livia, eine 16 m hohe Pyramide (le Plan de l'Aiguille) auf einem viereckigen Portikus, Reste eines Theaters
(zwei Arkaden) und zweier Wasserleitungen die bedeutendsten sind. Das Musée lapidaire (im Kloster St.-Pierre) enthält eine
große Anzahl antiker Baufragmente, Vasen,
[* 42] Statuen etc. -
Die alte Stadt Vienna, im transalpinischen Gallien, war als Hauptstadt der Allobroger schon im 3. Jahrh. v. Chr. ein
blühender Ort, ward unter KaiserClaudius die Residenz des Präfekten des narbonensischen Gallien, endlich unter Diokletian Hauptstadt
von Gallia Viennensis. Valentinian II. fand hier 392 seinen Tod. Um 450 wurde Vienne die Hauptstadt des burgundischen Reichs und 534 von
den Franken erobert, 879 wieder Hauptstadt des cisjuranischen Burgund, dann Hauptort einer Grafschaft Vienne, die
zur Dauphiné gehörte, aber erst 1448 an Frankreich fiel.
Hier wurden mehrere Konzile gehalten, z. B. 1112, wo KaiserHeinrich Vienne wegen des von ihm beanspruchten Investiturrechts in
den Bann gethan wurde, und 1311 das 16. ökumenische Konzil, auf dem der Tempelherrenorden aufgehoben wurde. Das schon in der
ersten Christenzeit entstandene Erzbistum wurde 1801 aufgehoben.