Sommers
Kühe zur
Weide
[* 2] auf den
Alpen
[* 3] übernimmt. Er erhält die
Milch und das
Kalb, zahlt aber einen Pachtzins oder liefert eine
bestimmte Zahl von
Käsen oder ein bestimmtes
Gewicht von
Butter ab. Auch der sogen. Eisernviehvertrag (contractus socidae)
gehört hierher (s.
Eisern).
(Blutzehnte, Fleischzehnte,Uchtpenning,Schmalzzehnte,Wirtschaftszehnte), ein früher
vielfach vorkommender
Zehnt, welcher in einer
Abgabe bestand, die der Verpflichtete von den durch seine Gutswirtschaft gewonnenen
Tieren und von deren
Nutzungen leisten mußte.
Zölle auf die Einfuhr von Vieh, wurden annähernd zu den
Sätzen, wie sie bis 1865 bestanden, 1879 wieder
eingeführt und durch
Gesetz vom erhöht und zwar je für 1
StückPferde auf 20 Mk.,
Stiere und
Kühe auf 9 Mk.,
Ochsen
auf 30 Mk.,
Schweine auf 6 Mk. Für jüngeres Vieh (Jungvieh,
Kälber, Spanferkel) sind die
Sätze niedriger,
für Schafvieh 1 Mk.,
Lämmer 0,50 Mk., die Einfuhr von
Ziegen ist frei.
[* 8] (Viehzüchtung), die künstliche, von bestimmten
Grundsätzen geleitete Paarung derjenigen landwirtschaftlichen
Haustiere, welche unter dem
Namen Vieh zusammengefaßt werden. Sie hat die Aufgabe,
Tiere zu produzieren, welche den größtmöglichen
Grad von Leistungsfähigkeit nach der gewünschten
Richtung, d. h. das höchste
Maß der Nutzbarkeit für
bestimmte
Zwecke und im
Verhältnis zu den aufgewandten
Mitteln, besitzen. Man züchtet das
Pferd
[* 9] lediglich als Arbeitstier,
das
Rind
[* 10] als Erzeuger von
Milch,
Fleisch und
Fett und als Arbeitstier, das
Schaf
[* 11] als Erzeuger von
Wolle,
Fleisch undFett,
das
Schwein
[* 12] ausschließlich als Erzeuger von
Fleisch und
Fett.
Jedes der genannten
Haustiere stellt eine besondere Art dar. Zu einer Art oder
Spezies gehören nach zoologischer Auffassung
die
Tiere, welche sich untereinander fruchtbar verpaaren, und deren Nachkommen ebenfalls bedingungslos fruchtbar sind. Zwischen
einigen
Arten, z. B.
Pferd und
Esel, ist eine
Befruchtung
[* 13] möglich; aber die Nachkommen
(Bastarde) sind unfruchtbar.
Ausnahmsweise ist der
Bastard bei der sogen. Anpaarung, d. h. bei der
Begattung mit einem
Tier der Stammarten, fruchtbar.
Eine Unterabteilung oder
Varietät der
Art ist die
Rasse. Der
Züchter stellt zu einer
Rasse alle
Tiere einer Art, welche sich
von andernTieren derselben Art durch charakteristische Merkmale unterscheiden und diese
Charakteristik
auch vererben. Die
Rasse schließt noch viel weniger als die Art den
Begriff der Unabänderlichkeit ein; sie behält die
Charaktere
vielmehr nur so lange, als die Verhältnisse nicht mächtig genug sind, dieselben zu ändern. Die gegebene
Definition gilt
deshalb immernur für die Gegenwart.
Die verschiedenen
Rassen der
Haustiere lassen sich zunächst in zwei große
Gruppen scheiden. Man findet in gewissen Gegenden
Tiere, die seit undenklichen
Zeiten in gleicher
Beschaffenheit dort vorhanden waren, die gewissermaßen geographisch begründet
sind, so in Oberschlesien und
Litauen die kleinen ponyartigen
Pferde, in
Spanien
[* 14] dieMerinos, in
Galizien
und
Polen die hochbeinigen, flachrippigen
Schweine. Diese
Tiere sind nicht gerade mit besonderm Züchterbewußtsein gezüchtet,
sondern sie sind
Kinder der natürlichen und der
dort recht einfachen wirtschaftlichen Verhältnisse.
Der Einfluß von
Klima
[* 15] und
Boden auf Lungenthätigkeit, Gliederstärke etc. ist gewiß nicht
zu verkennen, wie der
Gegensatz derNiederungs- und der Schweizerkuh deutlich zeigt. Der Einfluß des
Menschen ist aber beschränkt
auf den
Schutz vor Unbilden des
Klimas durch Bauten, auf die Verwendung von Hilfsmitteln, welche der Ideenkreis des
Volkes darbietet.
Wo die Kulturzustände und damit auch die Wirtschaftsweise des
Volkes eine Fortentwickelung nicht erfahren, da werden auch
die
Haustiere in voller Ursprünglichkeit fortdauern.
Solche
Rassen nennt man natürliche (primitive); sie sind charakterisiert durch eine relativ geringe Leistungsfähigkeit im
ganzen (oberschlesisches
Pferd) oder durch
Einseitigkeit in den Leistungen (Merinoschaf).
Diesen gegenüber stehen die Kulturrassen
(Züchtungsrassen).
In dem Bestreben,
Eigenschaften hervorzubringen, welche bestimmten Gebrauchszwecken am besten entsprechen,
hat manTiere ausgewählt und fortgesetzt miteinander gepaart, welche in ihrem Körperbau und den Äußerungen
ihrer Lebensthätigkeit dem Gewünschten sich am meisten annäherten.
Die physiologische
Eigenschaft großer Leistungsfähigkeit nach einer oder der andern
Richtung hin nimmt
bei diesen nahezu den
Charakter spezifischer Eigentümlichkeiten an, die sich in der
Anlage auch vererben; aber sie geht wieder
verloren, wenn die entsprechende
Haltung und
Ernährung in Wegfall kommen: die
Rassen entarten dann. Die Kulturrassen sind nicht
geographisch gebunden, sondern nur an die
Kultur, die sie erzeugte; in gewissemSinn besitzen sie eine
kosmopolitische Bedeutung.
Sie sind auch nicht abgeschlossen, sondern mit der
Entwickelung der
Kultur entstehen neue Anforderungen und damit neue
Rassen.
Zwischen diesen beiden großen
Gruppen stehen die unreinen
Rassen oder rasselosen
Tiere, welche in einzelnen Landstrichen oder
auch zwischen
Tieren der natürlichen
Rassen auftreten, ohne bestimmte, sie deutlich charakterisierende
Kennzeichen aufzuweisen. Sie zeigen ein Gemisch von
Formen und
Farben und entbehren der Gleichmäßigkeit in der
Vererbung.
Weitere Unterabteilungen der
Rasse sind:
Schlag,
Stamm,
Zucht,
Familie. Trotz aller
Ähnlichkeit
[* 16] der zu einer
Rasse gehörigen
Tiere
hat doch jedes seine Eigentümlichkeiten, sein Individuelles. Diese Eigentümlichkeiten des
Individuums zu erkennen,
ist die große Aufgabe des Viehzüchters und des Viehhalters; beide wählen die für ihre
Zwecke passendsten
Tiere aus.
Gewisse
Verschiedenheiten werden nun schon bedingt durch das
Alter: bei dem jungen
Tier sind die
Glieder
[* 17] lang im
Verhältnis zum
Rumpf,
Zähne
[* 18] und
Hörner unentwickelt, die
Behaarung eine andre, die geschlechtlichen Fähigkeiten noch nicht
vorhanden. Wenn auch bei der Betrachtung der
Individualitäten das nicht ausgewachsene
Tier noch nicht in Betracht kommt, so
ist es doch wichtig, demselben möglichst früh anzusehen, was aus ihm wird. Weitere
Differenzen werden gesetzt durch das
Geschlecht: das männliche
Haustier ist größer, stärker, hat schärfer ausgeprägte
Formen, kräftigere
Muskeln,
[* 19] festere
Knochen,
[* 20] straffere
Gewebe,
[* 21] eine dickere
Haut,
[* 22] stärkere
Hörner;
das weibliche Tier ist breiter im Becken, feiner, abgerundeter in den Formen;
seine in Beziehung zu den Geschlechtsfunktionen
stehenden Absonderungen sind reichlicher.
In dem männlichen Tier ist die Individualität mehr ausgeprägt als in dem
weiblichen; deshalb wird es für wertvoller gehalten. Für die Zucht kommt noch hinzu, daß ein männliches Tier für viele
weibliche Tiere benutzt werden kann. Die Alters- und Geschlechtsdifferenzen als selbstverständlich vorausgesetzt, bleibt bei
der Auswahl von Tieren zur Zucht in erster Linie die für den bestimmten Gebrauch zweckmäßigste Form des
Körpers und namentlich gewisser Teile zu berücksichtigen, welche die größte Leistungsfähigkeit nach der gewünschten
Richtung hin garantiert, so: beim Reitpferd Tiefe der Brust, Länge des Brustbeins, kurzer Rücken, kräftige Nierenpartie;
bei
der Milchkuh gut entwickelte Milchdrüsen und feine Haut;
bei dem Masttier breite Schuft, großer Querdurchmesser durch die
Herzgegend, Festigkeit
[* 24] des Fleisches.
Der Züchter bezeichnet diese Hauptpunkte des Körpers, welche bei
der Beurteilung der Zweckmäßigkeit des Körperbaues für bestimmte Zwecke vornehmlich beachtenswert erscheinen, als »Points«.
Welche Points für die verschiedenen Gebrauchszwecke besonders wichtig sind, lehrt die spezielle Zucht der einzelnen Tiere.
Außer dem Körperbau kommen bei der Auswahl von Tieren einige generelle Eigenschaften in Betracht, nämlich:
Feinheit, Adel, Frühreife und gute Futterverwertung.
Fein nennt man ein Tier mit dünnen, leichten Knochen, loser, dünner, weiter Haut, weicher, spärlicher Behaarung, kleinem und
leichtem Kopf und ebensolchen Gliedern. Im Gegensatz hierzu bezeichnet man ein Tier als grob, welches umfangreiche, dicke Knochen,
eine dicke, feste Haut, grobe, straffe, reichliche Behaarung, einen plumpen Kopf und plumpe, große Glieder
hat. Weibliche Tiere sind an sich immer etwas feiner als männliche. Die Feinheit ist eine vorteilhafte Eigenschaft, denn feinere
Tiere sind leichter zu ernähren und verwerten das Futter besser als grobe; damit soll aber nicht gesagt sein,
daß ein Tier unter allen Umständen um so besser sei, je feiner es ist.
Die Gebrauchszwecke bedingen hier Verschiedenheiten, inwieweit dieser Konstitutionszustand wünschenswert erscheint. Milch-
und Fleischvieh muß fein sein; aber ein reiner Zugochse darf nicht fein sein, und ein männliches Zuchttier darf die Eigenschaft
der Feinheit nicht in dem Gradan sich tragen, daß die Männlichkeit darunter leidet. Je nachdem es Milch-,
Fleisch- oder Wolltiere einerseits oder Arbeitstiere anderseits produzieren soll, darf der Grad der Feinheit bei dem männlichen
Zuchttier mehr oder weniger stark hervortreten.
Indessen kann die Feinheit eines Tiers auch zu weit gehen, bis zur Überbildung, wie bei veredelten Schafen
und Pferden oft beobachtet wird. Bei vielen überbildeten Tieren, auch bei dem überfeinen Merinoschaf, sind Brust und Becken
eng und schmal, die Rippen flach, der Rücken scharf. Man kann zwar sagen, daß die Eigenschaft der Feinheit Rasseneigentümlichkeit
ist, aber doch nur mit einer gewissen Einschränkung. Denn wenn beispielsweise die Kühe der holländischen
Rasse im allgemeinen feiner sind als die der oldenburgischen, so kommt es oft genug vor, daß eine holländische Kuh einmal
gröber ist als eine oldenburgische.
Der BegriffAdel wird verschieden gefaßt. Einmal werden Tiere für edel angesehen, welche in ihren Eigenschaften den
Höhepunkt
dessen repräsentieren, was wir zur Zeit nach dieser Richtung hin erreichen können, nach einer andern
Auffassung solche, welche in voller Reinheit von gewissen Stammbäumen entsprossen sind, wie z. B. das »Stud-book« es für
die englischen Vollblutpferde, die publizierten Register für die Shorthornrinder nachweisen. In diesem letztern Sinn würde
eine gewisse Analogie mit dem Adel der menschlichen Gesellschaft vorliegen, und unter den edlen Tieren würden
auch körperlich schlechte Subjekte vorkommen können.
Nach dem gewöhnlichen Gebrauch werden gewisse Rassen immer als edle bezeichnet, so bei uns: das orientalische Pferd, das Merinoschaf,
das moderne englische Schwein. Von besonderer Wichtigkeit für gewisse Zwecke ist die Eigenschaft der Frühreife.
Ein Tier wird frühreif, wenn es, geboren und genährt von einer Mutter, welche während der Trächtigkeit und des Säugens auf
das reichlichste gefüttert wurde und reichlich Milch produzierte, sodann, selbständig geworden, dauernd in seiner Nahrung
alle Stoffe vorfindet, welche zu seiner Entwickelung erforderlich sind und auch in Quantität und Qualität
vollauf genügen, welches ferner nicht durch starke Bewegung, ungünstige Temperatur- und sonstige Einflüsse übermäßig
Stoff verliert. Im Gegensatz hierzu wird ein Tier spätreif, dessen Mutter während der Trächtigkeit und des Säugens unzureichend
ernährt wurde, so daß sie die zur Entwickelung der Frucht und zur Ernährung des Jungen nötigen Stoffe
nicht in zureichendem Maß liefern konnte, dessen weitere Entwickelung auch nach dem Absetzen durch mangelhaftes Futter und durch
infolge starker Bewegung und bedeutender Temperatureinflüsse gesteigerten Stoffwechsel gehemmt wurde.
Mit der Frühreife ist eine gewisse Form des Körpers verbunden. Das frühreife Tier ist relativ groß, im allgemeinen fein,
hat einen weiten, großen Rumpf (breite Brust, Rücken und Becken, gewölbte Rippen) bei kleinem Kopf und dergleichen
Beinen, oder anders gesagt, die durch Fleisch und Fett vorzugsweise nutzbaren Körperteile sind stark, die wenig wertvollen
Partien schwach entwickelt. Diese Körperform bezeichnet man als die Parallelogrammform, d. h.
der Rumpf des Tiers läßt sich nach verschiedenen Richtungen, besonders aber im Profil, von einem Parallelogramm
[* 25] derart umschreiben, daß die Linien des letztern die Umrisse der Gestalt des Tiers in vielen Punkten berühren, oder daß das
Parallelogramm von den Umrissen des Rumpfes möglichst ausgefüllt wird. Wenn man bei einem Shorthornrind
[* 23]
(Fig. 1, S. 193) eine
gerade Linie von dem Schwanzansatz bis zur Schuft zieht, an die Endpunkte dieser Linie rechte Winkel
[* 26] ansetzt,
deren Schenkel nach vorn den hervorragendsten Teil der Brust, nach hinten den hervorragendsten Teil der Keulen berühren, und
dann parallel mit der obern Linie eine andre zieht, welche den nach dem Boden zu hervorragendsten Punkt des
Rumpfes berührt, dann erhält man ein Parallelogramm, das von dem Rumpf ziemlich vollständig ausgefüllt wird. Dasselbe ist
der Fall bei einem Southdownschaf
[* 23]
(Fig. 2) und bei einem englischen Schwein (Fig. 3), bei denen das Parallelogramm in andern
Richtungen gezogen ist. Am vollständigsten wird die Parallelogrammform immer bei einem gut ausgemästeten,
frühreifen Tier entwickelt sein. Bei den Wiederkäuern, namentlich dem Schaf, steht mit der Frühreife noch eine gewisse Beschaffenheit
des Magens im Zusammenhang. Der Pansen, welcher dazu bestimmt ist, große Futtermassen mit geringem Nährstoffgehalt aufzunehmen
und zu verarbeiten, bleibt klein, während
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