gesägten oder gezahnten Blättern, achsel- oder endständigen Rispen und Doldenrispen weißer oder rötlicher Blüten, bisweilen
größern, strahlenden und sterilen Randblüten und trockner oder fleischiger Steinfrucht. Etwa 80 Arten, meist in den gemäßigten
Klimaten der nördlichen Erdhälfte und in den Anden Amerikas. Viburnum Lantana L. (gemeine Schlinge, Schwindelbeerbaum, Kandelbeere,
türkische Weide), ein 2-2,5 m hoher Strauch oder bis 6 m hoher Baum mit breit länglichen, unterseits dichtfilzigen,
scharf gezahnten Blättern, großen, wenig konvexen Scheindolden, weißen Blüten und roten, zuletzt schwarzen Früchten, wächst
in Europa und dem Orient und wird häufig als Zierstrauch angepflanzt.
Die innere Rinde ist scharf und zieht Blasen, weshalb man sie früher zu Haarseilen bei Haustieren benutzte.
Die schlanken, biegsamen Zweige dienen zu Dohnen, Faßreifen, Pfeifenrohren (türkisches Pfeifenholz). Viburnum OpulusL. (Schneeball,
Wasserahorn, Kalinkenholz), ein 2-4,5 m hoher Strauch mit eirunden oder rundlichen, drei- oder fünflappigen, an den Abschnitten
gezahnten und zugespitzten, unterseits schwach behaarten Blättern, gestielten Scheindolden mit am Rand
unfruchtbaren, weißen Blüten und hellroten Beeren, wächst in ganz Europa, im nördlichen Orient, in Sibirien und Nordamerika,
wird in den Gärten mit kugeligen, aus lauter radförmigen, geschlechtslosen Blüten zusammengesetzten Trugdolden als gefüllter
Schneeball, Rosenholder, geldrische Rose kultiviert.
Aus der Wurzel bereitet man in Südeuropa Vogelleim, in Sibirien ein berauschendes Getränk. Viburnum. TinusL. (Laurustin,
Bastard-, Steinlorbeer), ein immergrüner Strauch mit dunkelgrünen, länglichen, spitzen, ganzrandigen, unterseits in den Winkeln
der Nerven behaarten Blättern, konvexen Scheindolden am Ende nicht sehr kurzer Zweige und schwarzblauen Beeren, wächst in
Spanien, Südfrankreich, Italien, Nordafrika und wird bei uns als Kalthaus- und sehr harte Zimmerpflanze
kultiviert. Die Beeren führen sehr stark ab und dienten früher als Heilmittel.
1) Vic sur Seille (spr. wik ssür ssäj), Kantonshauptstadt im deutschen Bezirk Lothringen, Kreis Château-Salins,
an der Seille und der Eisenbahn Burthécourt-Vic, hat eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, ein Hauptzollamt, eine Saline, Gips- und
Kalkbrennerei, eine Gerberei, Wein- und Hopfenbau und (1885) 2143 Einw. Vic, eine sehr
alte Stadt, gehörte im Mittelalter zum Bistum Metz und kam 1552 an Frankreich. -
2) en Bigorre, Stadt im franz. Departement Oberpyrenäen, Arrondissement Tarbes, an der Südbahnlinie Tarbes-Auch, von welcher
hier die Linie nach Morceux abzweigt, hat ein Collège, Hengstedepot, Gerberei, Branntweinbrennerei und (1881) 3339 Einw. -
3) Vic-Fezensac, Stadt im franz. Departement Gers, Arrondissement Auch, an der Losse, mit ergiebigem Weinbau, Fabrikation von
Ackerbaugerätschaften, Mühlsteinen, chemischen Produkten etc. und (1881) 3233 Einw. -
4) Vic le Comte, Stadt im franz. Departement Puy de Dôme, Arrondissement Clermont, an der Eisenbahn von St.-Germain
des Fosses nach Nîmes, mit Fayencefabrikation, Mineralquelle, Kohlengruben, einer modernen Kirche mit Chorkapelle aus dem 16. Jahrh.
und (1881) 2087 Einw. -
5) Vic sur Cère, Flecken im franz. Departement Cantal, Arrondissement Aurillac, unfern der Cère, an der Eisenbahn Arvant-Figeac,
mit Mineralquellen (15° C.) und (1881) 910 Einw.
Hermann von, Erzbischof von Freiburg,
geb. zu Aulendorf in Württemberg, studierte in Wien
die Rechte, dann in Konstanz kurze Zeit Theologie, ward 1797 zum Priester geweiht und auf das Kanonikat zu St. Johann in Konstanz
investiert. 1802 ernannte ihn Karl Theodor von Dalberg zum Beisitzer beim bischöflichen Regierungskollegium, bald darauf zum
geistlichen Regierungsrat und 1806 zum Offizial der bischöflichen Kurie. 1827 ward als Generalvikar an das Domkapitel in Freiburg
berufen, 1830 zum
Domdekan ernannt, im April 1832 zum Weihbischof konsekriert und zum Vikar des Erzbischofs bestellt, 1836 zum Verweser des Erzbistums
und 1842 zum Erzbischof und Metropoliten der oberrheinischen Kirchenprovinz erwählt.
Früher gemäßigt und zurückhaltend, machte sich Vicari fortan, namentlich seit 1848, zum Werkzeug der ultramontanen Bestrebungen,
der Kirche völlige Freiheit und die Herrschaft über den Staat zu verschaffen. Nachdem er durch Errichtung von Seminaren, Einführung
von Orden, Jesuitenmissionen etc. sich den Klerus seiner Diözese völlig unterworfen, ging er, namentlich
seit den Stürmen der Jahre 1848-49, im Verein mit den übrigen Bischöfen der rheinischen Kirchenprovinz aggressiv gegen die
Staatsgesetze vor, indem er ihre Befolgung in Ehesachen, bei Besetzung der Pfründen, Prüfung der Geistlichkeit etc. als mit
den Rechten der Kirche und seinem Gewissen unvereinbar verbot, staatstreue Geistliche und Beamte mit Strafe
belegte und das Kirchenvermögen in seine Gewalt brachte.
Vom 22.-31. Mai 1854 war er des Ungehorsams gegen die Staatsgesetze wegen auch verhaftet. Doch gab schließlich die Regierung
nach und schloß 1859 das Konkordat mit dem päpstlichen Stuhl, welches Vicaris meiste Forderungen zugestand. Gegen die nach
Aufhebung desselben erlassenen Kirchengesetze von 1860 erhob Vicari Protest. Doch erlitt er in dem Schulstreit
eine entschiedene Niederlage und raubte durch seine schroff ablehnende Haltung der Geistlichkeit jeden Einfluß auf die Volksschule.
Er starb, nachdem er kurz zuvor unter großen Auszeichnungen sein 25jähriges Amtsjubiläum gefeiert hatte, in
Freiburg.
(Wizelin), der Heilige, Apostel des nordwestlichen Wendenstammes (Wagnerwenden, Wagnier), seit 1149 Bischof
von Oldenburg. Die in einem unsteten Leben, unter unausgesetzter Mühsal, durch die Feindschaft zwischen dem Bischof von Hamburg
und Heinrich dem Löwen, den Kreuzzug von 1147 und die ganze Unsicherheit der Zeiten erschwerte Aussaat ging erst nach
seinem erfolgten Tod auf. Aber das Christentum in Oldenburg, Mecklenburg und Holstein, bez. die Wiedergewinnung dieser
Länder für dasselbe ist wesentlich das Werk dieses Mannes und seines kurz vor ihm verstorbenen Freundes Theotmar.
Vgl. Kruse,
Das Leben des heil. Vicelin (Altona 1826);
(spr. witschénza), ital. Provinz in der Landschaft Venetien, grenzt im O. an die Provinzen Belluno und Treviso,
im SO. an Padua, im SW. an Verona, im W. und N. an Tirol und hat einen Flächenraum von 2632, nach Strelbitsky 2785 qkm (50,58
QM.) mit (1881) 396,349 Einw.
Im N.
mehr
umfaßt die Provinz noch die Verzweigungen der Lessinischen Alpen mit Höhen von 2000 m (Monte Pasubio an der Tiroler Grenze 2232 m);
die Bericischen Berge (ca. 300 m, s. d.) erheben sich isoliert aus der Ebene, der die Provinz meist angehört. Das Klima ist sehr
mild und gesund, die Bewässerung vortrefflich. Bedeutende Wasserstraßen bilden der Bacchiglione und der
Canale Bisatto. Produkte sind: Marmor, Kaolin und Töpferthon, fossile Kohlen, Kohlen (1886: 12,520 Ton.);
Die Waldungen umfassen 43,374 Hektar. Mineralquellen
finden sich zu Recoaro, Vegri, Arzignano etc. Die Industrie der Provinz umfaßt hauptsächlich Seidenspinnerei, Schafwollspinnerei,
Weberei und Färberei, Fabrikation von Papier und Spielkarten, Strohhüten, Rizinusöl, pharmazeutischen Produkten, Majolika und
Töpferwaren, Leinwand, Möbeln, Wagen, Leder, Eisenwaren, Musikinstrumenten etc. Die Provinz zerfällt in zehn
Distrikte.
(spr. witschénza), Hauptstadt der gleichnamigen ital.
Provinz, liegt in wohlbebauter Ebene am Fuß der Bericischen Berge, zu beiden Seiten des Bacchiglione, der hier den Retrone aufnimmt
und schiffbar wird, an der Eisenbahn Mailand-Venedig, von welcher hier die Linien nach Schio und Treviso abzweigen, hat einige
ansehnliche Plätze (Piazza dei Signori, mit dem Marmorstandbild Palladios und zwei Säulen), schöne Straßen
(Corso Principe Umberto), 8 Thore und 7 Brücken.
Die Zahl der Kirchen beläuft sich auf 25, unter denen der Dom, ein einschiffiges gotisches Bauwerk (1235 der Santa Maria Annunziata
geweiht), die Kirche San Lorenzo, ein schöner italienisch-gotischer dreischiffiger Backsteinbau (1280
von den Franziskanern neugebaut), Santo Stefano, mit schönem Bild von Palma Vecchio, und Santa Corona, eine malerische gotische
Dominikanerkirche (von 1260), die hervorragendsten sind. Unter den übrigen Bauten nehmen die von Palladio (dessen Geburtsstadt
Vicenza ist) herrührenden Werke das höchste Interesse in Anspruch. Zu diesen gehören: die sogen. Basilika
(Palazzo del Consiglio, 1549 begonnen, aber erst 1614 vollendet), mit zweigeschossiger Säulenhalle, der Palazzo prefettizio
(1571), das Teatro Olimpico, eine Renaissancenachahmung der antiken Theater (1584 nach Palladios Entwurf vollendet), der Palazzo
Chieregati, mit den städtischen Sammlungen, der schönste Palastbau des Meisters, mit offenen Hallen an der Fronte, in neuerer
Zeit restauriert, der Palazzo Tiene (jetzt Volksbank), mit prächtiger Fassade (1556), der Palazzo Porto-Barbarano
(1570), mit reichem Skulpturschmuck, der unvollendete Palazzo Giulio Porta und eine halbe Stunde außerhalb der Stadt die Villa
Palladiana, La Rotonda.
Bemerkenswerte Architekturwerke sind außerdem der bischöfliche Palast, das Tribunal mit Fassade von Scamozzi, das sogen. Haus
des Palladio u. a. Außerhalb der Stadt liegt die vielbesuchte Wallfahrtskirche Madonna del Monte Berico, zu welcher ein 650 m
langer bedeckter Bogengang führt (1405 errichtet, später erweitert, 1848 der Schauplatz heftiger Kämpfe), dann der Friedhof
mit dem Denkmal des Palladio. Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 27,694, mit dem Gemeindegebiet
39,431, welche Seidenindustrie, Gerberei etc. wie auch ansehnlichen Handel mit Manufaktur- und Bodenprodukten, insbesondere
mit Gartenfrüchten, Wein und Getreide, sowie mit Schlachtvieh treiben. Vicenza hat ein königliches Gymnasium
und Lyceum, ein bischöfliches
Gymnasium mit Bibliothek, ein Seminar, ein Gewerbeinstitut, eine technische Schule, eine Akademie der Wissenschaften und Künste
(die 1555 gestiftete Accademia Olimpica), eine städtische Bibliothek, ein städtisches Museum mit Kunst-
und Naturaliensammlung, ein Taubstummeninstitut etc. Es ist Sitz des Präfekten und der sonstigen Provinzialbehörden, eines
Bischofs, eines Tribunals und einer Handelskammer. Zu Vicenza wird alljährlich am Fronleichnamstag das Volksfest la Rua oder la Ruota
gefeiert, dessen Ursprung von einem Sieg der Vicentiner über die Paduaner herrührt, welche die erstern
eine Zeitlang unterjocht hatten.
VonVicenza erhielt der französische Minister Caulaincourt (s. d.) den Herzogstitel. - Die Stadt,
welche bei den alten Römern Vicentia hieß und zum Gebiet Venetia gehörte, soll um 600 v. Chr. von den Euganeern erbaut worden
sein. Im Mittelalter hatte sie zeitweilig eigne Herzöge und Grafen. Unter Kaiser Friedrich I. schloß sie
sich dem Lombardischen Städtebund an. Die 1204 durch Auswanderung der Studenten und Lehrer von Bologna hier entstandene Universität
löste sich bald wieder auf.
Die Stadt wurde 1236 von Kaiser Friedrich II. erobert und zerstört. Seit 1311 herrschten die Scalas, seit 1387 die
Visconti über Vicenza bis 1404, wo sich Vicenza der Republik Venedig unterwarf. 1509 eroberte es Kaiser Maximilian I., gab es aber 1516 der
Republik Venedig zurück. Seitdem verblieb es bei Venedig und teilte dessen Schicksale. Im Mai 1848 erhob sich die Stadt gegen
die Österreicher, welche sie 10. Juni wieder besetzten. Durch den Wiener Frieden vom kam Vicenza mit
Venetien an das Königreich Italien.