am
Ziel ankam, hatte
AntoniusPrimus an der
Spitze der pannonischen und mösischen
Legionen die Vitellianer bei
Cremona geschlagen
und
Rom
[* 2] erobert, wobei
Vitellius selbst umkam, so daß Vespasianus der Einzug in
Rom offen stand. Er bewahrte sich auch als
Kaiser dieselbe
Einfachheit und Verachtung des äußern
Scheins, die ihn als Privatmann vor seinen Standesgenossen ausgezeichnet
hatte, und war fortwährend angelegentlich bemüht, durch Herstellung der
Zucht im
Heer, durch
Erhaltung des
Friedens und durch
Regulierung der
Verwaltung, insbesondere der
Finanzen, die
Wunden zu heilen, welche die
Bürgerkriege dem
Reiche geschlagen hatten.
Seine
Regierung war daher durch keine
Kriege ausgezeichnet, den im fernen
Britannien ausgenommen, den ihm
seine Vorgänger hinterlassen hatten; er schloß vielmehr 71 den Janustempel und hielt ihn während seiner ganzen
Regierung
geschlossen; dagegen verlieh er ungeachtet seiner Sparsamkeit, die ihm sogar den Vorwurf des
Geizes zuzog, durch großartige
Bauten, insbesondere durch den
Tempel
[* 3] des
Friedens, der 75 vollendet wurde, und durch das Amphitheatrum
Flavium, das später so genannte und noch jetzt in seinen Trümmern bewunderte
Kolosseum,
[* 4] seinem
Namen einen besondern
Glanz.
Er starb 23. Juni 79.
die der griech.
Hestia
[* 7] (s. d.) in ihrem
Namen wie in ihrem
Wesen entsprechende italische, insbesondere latinische,
Göttin des
Herdes und Herdfeuers, die wie jene neben der Verehrung auf demHerd jedes
Hauses noch einen
besondern Staatskultus hatte. In
Rom war derselbe von
Numa aus
Lavinium eingeführt worden, wohin
Äneas das heilige Herdfeuer
und die
Penaten von
Troja
[* 8] gebracht haben sollte, daher auch die römischen
Konsuln und
Diktatoren bei Antritt und Niederlegung
ihres
Amtes in dem dortigen Vestatempel opferten.
Überhaupt pflegten wie in
Griechenland,
[* 9] so in
Italien
[* 10] die Pflanzstädte das
Feuer ihrer an dem
Herd ihrer
Mutterstadt zu entzünden.
In dem von
Numa auf dem Abhang des palatinischen
Hügels erbauten alten Rundtempel der Vesta, der als
Mittelpunkt der Stadt galt, und in dessen
Nähe sich das sogen.
Atrium derVesta, die Wohnstätte der jungfräulichen
Priesterinnen der
Göttin, der
Vestalinnen, befand, wurde die
Göttin nicht im
Bild, sondern unter dem
Symbol des ewigen
Feuers
verehrt, dessen
Erhaltung die Hauptobliegenheit der
Vestalinnen (s. d.) bildete. An jedem 1. März wurde es erneuert; erlosch es
von selbst, so galt dies für ein großes Staatsunglück, und die schuldige Vestalin wurde vom
Pontifex
gegeißelt; neu entzündet durfte es nur werden durch
Brennspiegel oder durch
Bohren eines
Holzstücks von einem fruchttragenden
Baum.
Wie am Hausherd die
Laren und
Penaten, so befanden sich in dem Vestatempel die
Penaten des
Staats, und wie dort, so wurde auf
dem Tempelherd täglich ein Speisopfer dargebracht, die einfachsten
Nahrungsmittel
[* 11]
in einfachem Thongeschirr.
Die täglichen
Reinigungen durften nur mit fließendem
Wasser vollführt werden, welches die
Vestalinnen aus dem
Quell der
Egeria
in
Krügen auf dem
Kopf herbeitrugen. Der
Tempel war bis auf einen nur den
Vestalinnen zugänglichen
Raum, in dem sich dasPalladium
(s. d.) mit andern geheimen Heiligtümern befand, bei
Tage jedem zugänglich; nur nachts war der Zutritt Männern untersagt.
Als
Göttin des heiligen Herdfeuers der einzelnen
Häuser und der ganzen Stadt war Vesta auch die
Göttin jedes Opferfeuers, daher
wurde sie wie
Janus
[* 12] bei jedem
Gottesdienst mit verehrt, und wie jener zuerst, so wurde sie zuletzt genannt.
Ein eignes
Fest, die Vestalia, wurde
ihr am9. Juli gefeiert; die
Matronen der Stadt wallfahrteten dann barfüßig zu ihrem
Tempel,
um den
Segen der
Göttin für den
Haushalt zu erflehen, und brachten ihr in einfachen
Schüsseln Speisopfer dar, und zur
Erinnerung
an die Zeit, wo der
Herd allgemein auch zum
Backen des
Brots diente, hielten
Müller und
BäckerFeiertag,
wurden die
Mühlen
[* 13] bekränzt und den Müllereseln
Kränze und
Brote umgehängt. Der
Dienst der Vesta erhielt sich bis in die letzten
Zeiten des
Heidentums; erst 382
n. Chr. hob ihn
Gratian auf.
Gab es auch in den
Tempeln kein
Bild der
Göttin,
so fehlte es doch im spätern
Rom daran nicht; wie die griechische
Hestia wurde sie bald stehend, bald sitzend dargestellt,
ganz bekleidet und verschleiert, mit den
Attributen der Opferschale, der
Fackel, des
Zepters und des
Palladiums.
(vestalische
Jungfrauen), die Priesterinnen der
Vesta (s. d.), deren es anfangs vier,
später sechs gab.
SchonRhea
[* 14]
Sylvia soll eine Vestalin gewesen sein. Ursprünglich wurden die Vestalinnen von den
Königen gewählt,
nach deren Vertreibung von dem
Pontifex maximus und zwar mittels des
Loses unter 20 dazu ausersehenen Mädchen. Nach der
Wahl
erfolgte im
AtriumVestae die
Inauguration. Ein Haupterfordernis
war in den frühern
Zeiten patrizische
Geburt;
ferner durfte die zu Wählende nicht älter als zehn und nicht jünger als sechs Jahre und mußte von makelloser Körperbeschaffenheit
sein.
Beide Eltern mußten noch leben und in
Italien wohnen. Von der Verpflichtung zum
Dienste
[* 15] der
Vesta befreiten nur bestimmte Familienverhältnisse.
Jede Vestalin mußte von ihrer
Aufnahme an 30 Jahre in ihrer
Stellung verharren, die ersten 10 Jahre lernend,
die zweiten 10 ausübend, die letzten 10 lehrend. Nach Verlauf dieser Zeit durfte die Vestalin sich exaugurieren lassen und
heiraten.
IhrePflichten bestanden in
Erhaltung des ewigen
Feuers im
Tempel der
Vesta, in Bewachung des
Palladiums
und andrer Heiligtümer und in Verrichtung der regelmäßigen
Opfer.
Verletzung derKeuschheit wurde seit
Tarquinius Priscus mit Lebendigbegraben bestraft; der Verführer wurde zu
Tod gegeißelt.
Verlöschung des heiligen
Feuers ward mit Geißelhieben geahndet. Die Vestalinnen genossen großes Ansehen, galten als unverletzlich,
schützten durch ihre Gegenwart vor Gewaltthat und konnten selbst Verbrecher, denen sie auf ihrem Todesgang
begegneten, begnadigen.
Ihrer Unverletzlichkeit halber deponierte man bei ihnen
Testamente oder andre
Verträge. Sie hatten
das
Recht, im
Wagen durch die Stadt zu fahren, und einen besondern Platz im
Theater,
[* 16] nahe bei der
Bühne; wenn sie ausgingen,
schritt ein
Liktor
[* 17] vor ihnen her.
IhreKleidung bestand in einem langen, weißen Gewand, in einer Stirnbinde
(infula) mit herabfallenden
Flechten.
[* 18] Das
Institut bestand bis auf
Theodosius.