Verroterīen
(franz., spr. werr-), kleine Glaswaren, wie Perlen u. dgl.
(franz., spr. werr-), kleine Glaswaren, wie Perlen u. dgl.
(lat.), die Warze;
verrukös, warzig.
in den Alpen [* 2] vorkommendes Konglomerat von Quarzbrocken verschiedener Größe und Färbung mit Schieferfragmenten, Feldspattrümmern und sericitischem Bindemittel;
gehört verschiedenen geologischen Niveaus an.
diejenige Form der Geisteskrankheiten (s. d.), bei welcher als Grundstörung eine allgemeine Schwäche der psychischen Thätigkeit vorhanden ist. Die moderne Seelenlehre faßt unter dem Namen der primären Verrücktheit eine eigenartige sehr große und in ihren Einzelheiten äußerst mannigfache Symptomengruppe zusammen, welche streng von ähnlichen Zuständen zu unterscheiden ist, die sich aber sekundär an andre Geisteskrankheiten (Manie, Melancholie, Epilepsie) anschließen kann.
Die primäre Verrücktheit befällt zumeist Personen, in deren Familie Geisteskrankheiten erblich sind, oder die von epileptischen, dem Trunk ergebenen Eltern abstammen oder in früher Jugend Schädigungen ihrer Gehirnentwickelung, Verletzungen u. dgl. erlitten haben. Die hervorstechendsten Symptome sind Halluzinationen und Wahnideen, welche mit den denkbar verschiedensten, scheinbar logischen Gedankenkombinationen verbunden, zu ganzen Komplexen irriger Vorstellungen verarbeitet werden.
Größenwahn, Glaube an hohe Abkunft, an Reichtümer, an ungewöhnliche Fähigkeiten sind mit Sinnestäuschungen, Visionen, Stimmenhören oft zu Verfolgungswahn verknüpft, so daß die Kranken nicht selten gegen ihre Umgebung aggressiv werden oder auch Hand [* 3] an ihr eignes Leben legen. Die Verrücktheit befällt meist junge Individuen von 17-25 Jahren oder ältere, namentlich Frauen, im 40.-50. Lebensjahr; sie ist eine chronische Krankheit, die höchst selten nach 5-6monatlicher Dauer in Genesung übergeht, sondern meist unheilbar ist und im Blödsinn endet. Die Behandlung muß unter allen Umständen der Leitung eines erfahrenen Irrenarztes und einer Irrenanstalt anvertraut werden, da in der Privatbehandlung die größten Gefahren für den Kranken und die Umgebung entstehen können.
studentische Acht, die von einer Verbindung oder von den gemeinsamen Ausschüssen mehrerer solcher über Studenten, die sich nach der Ansicht ihrer Kommilitonen der Burschenrechte unwert bewiesen haben, oder auch über Philister (Bürger) verhängt wird, die wegen ihres Verhaltens gegen Studenten das Vertrauen der Studentenschaft verloren haben. Diese in Burschenkreisen altherkömmliche Strafe, deren Berechtigung die akademische Obrigkeit begreiflicherweise nie hat anerkennen wollen, und deren Verhängung diese sogar als straffällig ansieht, hat übrigens verschiedene Stufen von dem harmlosen und mehr scherzhaften Bierverruf bis zur endgültigen Ehrloserklärung. Auch bei den Philistern besteht der Unterschied, ob der Verruf nur das Verbot gewisser Verkehrsbeziehungen (im Gasthaus, Mieten einer Wohnung etc.) bedeutet oder den Betroffenen im studentischen Sinn für geradezu rechtlos erklärt.
(lat. Versus, von vertere, umwenden), im allgemeinen eine in sich abgeschlossene und regelmäßig wiederkehrende Linie oder Zeile; speziell in der Poesie eine Reihe metrisch gegliederter Rhythmen. Auch das Ganze der einzelnen verbundenen Verse nennt man gewöhnlich Vers, daher man von Liederversen spricht, wofür jedoch richtiger Strophe (s. d.) gebraucht wird. Die rhythmische Gliederung, zu welcher nach Umständen der Reim, die Assonanz oder die Allitteration kommt, ist mithin die Hauptbedingung des Verses; die regelmäßige Wiederkehr eines gleichen Rhythmus im V. heißt das Versmaß (Metrum), die einzelnen Teile, aus welchen dasselbe besteht, sind die Versfüße (Takte).
Die Anwendung der verschiedenen Versmaße lehrt die Verskunst (s. Metrik und Prosodie). Je nachdem in einem Vers das Metrum oder Versmaß ein- oder mehreremal enthalten ist, heißt der Vers Monometer, Dimeter, Trimeter, Tetrameter, Pentameter und Hexameter (Ein-, Zwei-, Drei-, Vier-, Fünf-, Sechsmaß). Weil aber das letzte Metrum des Verses nicht immer vollzählig ist, teilt man die Verse in katalektische oder unvollzählige u. akatalektische oder vollzählige. Schließt der in der Mitte des letzten Metrums, so heißt er brachykatalektisch oder halbvollzählig, wird er aber um eine Silbe länger, hyperkatalektisch oder überzählig.
sācrum (lat.), eigentlich »der heilige Frühling«, sodann alle Frühjahrsfrüchte, Frühlingsgeburten der Haustiere, wie ursprünglich auch der Menschen, welche nach Abwendung einer großen Gefahr dem Mars [* 4] als Frühlingsgott dargebracht wurden.
Das menschliche Gefühl sträubte sich jedoch bald gegen das Abschlachten so vieler Kinder, und man glaubte das Gelübde erfüllt zu haben, wenn man jene groß werden und dann in einem Frühjahr über die Grenze gehen ließ.
[* 5] (spr. werssáj), Hauptstadt des franz. Departements Seine-et-Oise, 19 km südwestlich von Paris, [* 6] auf einer wasserlosen, öden Hochebene gelegen, durch Eisenbahnen auf dem rechten und linken Seineufer sowie durch Tramway mit Paris verbunden, eine regelmäßig und luftig angelegte Stadt, die nach der Rückverlegung der Kammern nach Paris und Entfernung der starken Garnison wieder so öde ist wie vor dem Krieg von 1870/71. Unter den Bauwerken gebührt der erste Rang dem berühmten Schloß, welches seit dem 17. Jahrh. lange Zeit das Vorbild zahlreicher Schlösser europäischer Fürsten war. Es wurde, nachdem schon Ludwig XIII. hier ein Jagdschloß errichtet hatte, von Ludwig XIV. nach Mansarts Plan als eins der prächtigsten Schlösser der Welt geschaffen, umgeben von großartigen von Lenôtre entworfenen Gartenanlagen mit Wasserbassins, Fontänen etc. Um das Schloß entwickelte sich allmählich die Stadt, da Ludwig XIV.
Baulustigen allen möglichen Vorschub leistete. Auch Ludwig XV. residierte hier, ebenso Ludwig XVI., und während dieser Zeit erhob sich die Bevölkerung [* 7] auf mehr als 100,000 Seelen, sank aber, als der König gezwungen nach Paris übergesiedelt war, sehr rasch. Nach der Revolution wurde das Schloß nur notdürftig erhalten. Seit Ludwig Philipp dagegen wurden die Räume wiederhergestellt und das Schloß zu einem großartigen historischen Nationalmuseum eingerichtet, welches mit Büsten, Porträten, Schlachtenbildern und andern Kunstwerken, allerdings von vorwiegend historischem Werte (darunter jedoch Meisterwerke von H. Vernet, Delacroix, A. Scheffer, Yvon, Pradier u. a.), geschmückt.
Was das Äußere des aus drei Flügeln bestehenden Schlosses betrifft, so trägt die Fronte nach der Stadt hin zu sehr die Spuren verschiedener Zeiten und Pläne an sich, um einen bedeutenden Eindruck zu machen; desto imposanter ist trotz der etwas ermüdenden Regelmäßigkeit die Fronte gegen den Park hin. In demselben Geist und Geschmack ist auch die innere Einrichtung durchgeführt. Die ganze Gartenfronte des mittlern Schloßflügels nimmt die große Galerie (Galerie des glaces, auch Galerie de Louis XIV. ¶
genannt) ein, welche mit ihren Plafondgemälden, Spiegeln, Säulen, [* 9] Pilastern etc. einen imposanten Eindruck macht. Nächst dieser Galerie verdienen die Galerie des batailles, das Oeil de Boeuf, die Kapelle, das Theater [* 10] etc. Erwähnung. Der Park selbst, terrassenförmig ansteigend, macht, wenn auch in dem steifen Stil jener Zeit gehalten, doch mit seinen Blumenbeeten, Rasenteppichen, seiner Orangerie, seinen Bassins und Springbrunnen und den zahlreichen Bildwerken einen großartigen Eindruck (vgl. den Plan).
Die Stadt hat 8 Kirchen, darunter eine Kathedrale, eine reformierte und eine anglikanische Kirche, Fabrikation von Uhren, [* 11] Waffen, [* 12] Werkzeugen, Eisen- und Kupfergeräten, Kaschmirshawls, Baumwollenstoffen etc. und (1886) 38,543 (als Gemeinde 49,852) Einw. Sie hat ein theologisches Seminar, ein Lyceum, eine Normalschule, eine Stadtbibliothek (60,000 Bände), mehrere gelehrte Gesellschaften und ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs, eines Assisenhofs, eines Tribunals erster Instanz und eines Handelsgerichts. Versailles ist der Geburtsort Ludwigs XV., XVI. und XVIII., der Generale Berthier und Hoche, des Abbé de l'Epée, der Schauspielerin Mars u. a. Im Park von Versailles liegen die Lustschlösser Groß- und Klein-Trianon (s. d.). In Versailles ward der Friede zwischen Frankreich und Nordamerika [* 13] einerseits und England anderseits geschlossen. Am fand hier ein Gefecht zwischen den Preußen [* 14] und Franzosen statt.
Vom bis war Versailles Sitz des großen Hauptquartiers der deutschen Armeen, und ward hier in der Spiegelgalerie des Schlosses der König Wilhelm I. von Preußen zum deutschen Kaiser proklamiert. Die Friedenspräliminarien wurden in Versailles unterzeichnet. Am verlegte die Nationalversammlung den Regierungssitz von Bordeaux [* 15] nach Versailles; erst 1879 wurde er wieder nach Paris verlegt.
Vgl. Eckard, Recherches historiques sur Versailles (Par. 1836);
Laborde, Versailles ancien et moderne (das. 1840);
Gavard, Galeries historiques de Versailles (das. 1837-44, 13 Bde., mit 1550 Tafeln; Supplement 1847-49), 6 Bde.);
Boudin, Histoire généalogique du musée des croisades, palais de Versailles (das. 1858-66, 4 Bde.);
Dussieux, Le [* 16] château de Versailles (2. Aufl., das. 1887, 2 Bde.);
Bosq, Versailles et les Trianons (das. 1887);
Laurent-Hanin, Histoire municipale de Versailles (das. 1885 ff.).
[* 5] ^[Abb.: Plan der Gärten von Versailles. Maßstab [* 17] 1:20,000]