dahinter eine Felsenkirche mit altchristlichen
Malereien.
Vor dem Kirchlein
Santa Maria Antica
erheben sich die herrlichen gotischen
Grabmäler der
Scala. Zu den hervorragendsten Palastbauten gehören: der
Palazzo della
Ragione (von 1183), der Tribunalpalast, der
Palazzo della Prefettura (von 1272) mit
Portal von
Sanmicheli und
der
Palazzo del Consiglio (1873 restauriert) mit glänzender
Fassade, offener
Halle
[* 2] des Erdgeschosses und den
Statuen berühmter
Veroneser. Bemerkenswerte
Paläste sind noch: die
Casa dei Mercanti (aus dem 13. Jahrh.);
Paul (eigentlich
PaoloCaliari), ital.
Maler, geb. 1528 zu
Verona als Sohn des Bildhauers
GabrieleCaliari, wurde
Schüler seines Oheims
Antonio Badile und hatte schon eine Zeitlang in
Verona Altarbilder und Fresken
im
Stil der veronesischen
Schule, aber freier und großartiger geschaffen, als er um 1548 nach
Mantua,
[* 21] wo er im
Dom thätig war,
und 1555 nach
Venedig
[* 22] berufen wurde, wo
er an der
Decke
[* 23] der
Sakristei in der
KircheSan Sebastiano die
Krönung
Mariä und die vier
Evangelisten und 1556 an der
Decke des Kirchenschiffs drei
Darstellungen aus der Geschichte der
Esther in
Fresko malte, denen um 1557 das Hochaltarbild mit der
Himmelskönigin und in den nächsten
Jahren bis 1570 der übrige
Schmuck der
Kirche und zuletzt das
Gastmahl beim
PharisäerSimon (jetzt in der
Brera zu
Mailand)
[* 24] folgten. In dieser Zeit entwickelte
sich sein
Stil unter dem Einfluß der
Venezianer zu voller
Reife. Die Grundlage desselben hatte er von
Verona mitgebracht, namentlich
das
Kolorit, das, obwohl verwandt mit dem venezianischen, sich doch durch seinen Silberton und seine
milde
Harmonie von jenem unterscheidet.
Tizian hat offenbar einen großen Einfluß auf ihn geübt; aber er wußte seine Selbständigkeit
neben jenem zu bewahren. In seinem »reifen
Stil erkennt man überall die alte, ruhig
in sich beschlossene venezianische Existenzmalerei,
welche es,
¶
mehr
selbst wo sie erzählt, für ihre Hauptaufgabe hält, die einzelnen, vom höchsten Lebensgefühl getragenen
Gestalten in harmonischem Gleichgewicht
[* 26] zur Anschauung zu bringen. Zugleich aber tritt das dekorative Prinzip mit seiner Verteilung
der Formen und Farben nach den Gesetzen großartiger, frei und leicht bewegter, niemals strenger und starrer Monumentalität,
den Bedürfnissen der Wand- und Deckenmalerei entsprechend, so herrschend in den Vordergrund von PaolosSchaffen, daß er bis auf den heutigen Tag der klassische Vertreter dieser dekorativen Malerei im höchsten Sinn des Wortes geblieben
ist und sein Freskostil auch für seine Staffeleigemälde maßgebend wurde. Die Bewegungsmotive, die er seinen Gestalten
und Gruppen verleiht, richten sich zunächst nach dem großen, hellern, dekorativen Linienzug, der sich
durch seine Flächen bewegt; seine Farbenakkorde, denen zuliebe phantastisch-reiche Kostüme
[* 27] bevorzugt werden, folgen demselben
Zug,
ohne, bei aller Glut im einzelnen, den feinen, gedämpften veronesischen Silbergrundton zu verleugnen. Wunderbar aber versteht
der Meister es, eine lebenswahre, ja realistische Auffassung der Gestalten und Situationen von diesen dekorativen
Linienwogen und Farbenfluten tragen zu lassen.« (Woermann.) Veronese behielt seinen Wohnsitz in Venedig, war aber zu wiederholten
Malen auch in der Umgegend thätig, so 1560-61 in der Villa Tiene bei Vicenza, wo er mit G. Zelotti allegorische Darstellungen
und solche aus der alten Geschichte ausführte, um 1566 in der Villa der Barbari zu Maser bei Treviso, wo
er mit Zelotti eine Reihe von Zimmern und Sälen ausmalte, eine seiner dekorativen Hauptschöpfungen, und nach 1572 im Schloß
Magnadole im Gebiet von Treviso, wo er Fresken aus der alten Geschichte, darunter die Familie des Dareios
und das Gastmahl der Kleopatra, malte. Veronese starb in Venedig.
Die Zahl seiner Werke, an deren Ausführung sich später zahlreiche Gehilfen und Schüler beteiligten, ist sehr groß. Von
den in Venedig ausgeführten dekorativen Malereien sind die bedeutendsten: die Gestalten der Musik, der Geometrie, der Arithmetik
und des Ruhms in ovalen Deckenfeldern der Libreria vecchia, die auf Leinwand gemalten mythologischen Deckenbilder
für den Bankettsaal des Fondaco dei Tedeschi (jetzt im Museum zu Berlin),
[* 28] die Decken- und Wandbilder in verschiedenen Sälen
des Dogenpalastes (darunter die thronende Venezia, der Sieg von Lepanto und die ApotheoseVenedigs).