Hier wurde der
Vertrag zwischen dem christinischen Oberfeldherrn
Espartero und dem karlistischen
General Maroto geschlossen,
der dem
Bürgerkrieg ein Ende machte, indem Marotos ganzes
Korps kapitulierte und
Don Karlos infolge davon
sich genötigt sah, über die
Grenze zu fliehen.
die Rückkehr eines gewissen
Quantums von
Wohl (Belohnung) oder
Wehe
(Strafe) auf den
Wohl- oder Wehethäter. Die
Forderung derselben entspringt aus dem unbedingten Mißfallen, welches die unvergoltene That (sie
sei
Wohl- oder Wehethat) erweckt. Das
Maß derselben ergibt sich aus der
Idee der
Billigkeit (s. d.), kraft welcher, so viel
Wohl oder
Wehe (quantum) zugefügt worden ist, so viel (tantum) auf den Thäter zurückfallen soll. Dabei
ist weder erforderlich, daß, wie in der
Talion,
Gleiches mit Gleichem, noch erlaubt, daß, wie in der
Rache (s. d.),
Beleidigung
durch den
Beleidigten vergolten werde; die
Beschaffenheit der Vergeltung wie die
Person des Vergelters (mit obiger Ausnahme) bleibt
unbestimmt.
das
Verbrechen desjenigen, welcher einem andern vorsätzlich, um dessen
Gesundheit zu schädigen,
Gift oder
andre
Stoffe (s.
Gift) beibringt, welche die
Gesundheit zu zerstören geeignet sind; wird im deutschen
Strafgesetzbuch (§ 229)
mit
Zuchthaus bis zu zehn
Jahren bedroht. Dabei werden als besonders strafbar die
Fälle bezeichnet, in
welchen durch die
Handlung eine schwere
Körperverletzung oder der (allerdings nicht beabsichtigte)
Tod des Vergifteten herbeigeführt
wurde. War die Absicht des Thäters darauf gerichtet, den Vergifteten zu töten, so liegt
Mord
(Giftmord) oder doch der
Versuch eines
solchen vor. Als gemeingefährlichesVerbrechen wird die Vergiftung von
Brunnen
[* 20] und Wasserbehältern, welche zum
Gebrauch andrer dienen, oder von Gegenständen, welche zum öffentlichen Verkauf oder Verbrauch bestimmt sind, sehr streng
geahndet.
Die Ackerverteilungen Oktavians an seine
Veteranen vertrieben ihn 40 von seinem
Gute; doch erhielt er ein andres zur
Entschädigung
durch die Fürsprache des
Mäcenas,
dem er von
AsiniusPollio empfohlen worden war. Dieser hatte ihn 43 als Verwalter der Gallia
transpadana kennen gelernt und ihm die erste Anregung zu seinen
Eklogen gegeben, durch die er seinen Dichterruf
begründete. Durch die
Freigebigkeit hoher
Freunde, namentlich des Oktavian und
Mäcenas, in die
Lage versetzt, sich ungestört
seinen
Studien widmen zu können, lebte er abwechselnd in
Rom, auf seinem
Landgut bei
Nola, meist jedoch seiner schwachenGesundheit
wegen in
Neapel.
[* 23]
Hier vollendete er 30
v. Chr. nach siebenjähriger
Arbeit seine
Mäcenas gewidmeten
»Georgica«, um sofort das dem Oktavian schon
früher versprochene
Epos, die »Aeneis«, zu beginnen. Nach elfjähriger ununterbrochener
Arbeit reiste er nach
Griechenland,
[* 24] in der Absicht, dort seinem Werk die letzte
Feile
[* 25] zu geben; in
Athen
[* 26] traf
er mit Oktavian zusammen, der ihn mit Rücksicht auf seine zunehmende Kränklichkeit zur gemeinsamen Rückkehr bewog.
Noch
auf der
Reise starb er 21. Sept. 19 in
Brundusium. Seinem
Wunsch gemäß wurde er bei
Neapel, an der
Straße von
Puteoli, beerdigt,
wo man noch jetzt sein vermeintliches
Grab am Eingang des
Posilipo zeigt. Als
Mensch zeichnete sich Vergilius durch
harmlosen, kindlichen
Sinn aus.
Stille, keusche
Würde und milder
Ernst sind über seine
Dichtungen verbreitet; am meisten gelangen
ihm idyllische Schilderungen. Er ist kein
¶
mehr
dichterisches Genie, höchstens ein Talent, welches zu dem, was es erreicht hat, nur durch angestrengte Arbeit gelangt ist.
Daher sind seine Arbeiten mehr durch Sorgfalt, Korrektheit und Eleganz in Komposition, Sprache
[* 28] und Versbau als durch schöpferische
Kraft,
[* 29] Frische, Anschaulichkeit und Lebendigkeit ausgezeichnet. Seine Hauptwerke sind:
1) die »Eclogae«, zehn bukolische Gedichte,
Nachahmungen der Idylle Theokrits, aber ohne die Natürlichkeit derselben, da die Schilderungen des Land- und Hirtenlebens
vollständig durchsetzt sind mit Beziehungen auf Zeitverhältnisse, eigne Schicksale und angesehene Personen, denen sich der
Dichter durch diese Huldigung empfehlen oder dankbar beweisen wollte (Ausgabe mit Übersetzung und Erklärung von J. H. Voß,
Altona
[* 30] 1797; 2. Aufl. 1830, 2 Bde.;
Glaser, Halle
[* 31] 1876);
2) die »Georgica«, ein didaktisches Gedicht in vier Büchern, den Ackerbau, die Baum-, Vieh- und Bienenzucht
[* 32] behandelnd, durch
Sachkenntnis, Reinheit und Wohllaut der Sprache und des Versbaues das vollendetste Erzeugnis der römischen Kunstpoesie (hrsg.
von J. H. Voß, mit deutscher Übersetzung, Altona 1800, 2 Bde.; von Glaser, Halle 1872);
3) die »Aeneïs«, ein Epos in 12 Büchern, nach des Dichters Tod von seinen FreundenVarius und Tucca, denen er es unter der Bedingung,
nichts davon zu veröffentlichen, vermacht hatte, auf Augustus' Befehl redigiert und herausgegeben, an künstlerischer Vollendung
und Originalität weit hinter den »Georgica« zurückstehend, aber von den Römern als Nationalepos betrachtet
und den Homerischen Dichtungen gleichgestellt (hrsg. von Thiel, Berl. 1834-38, 2 Bde.; Peerlkamp, Leid. 1843, 2 Bde.; Goßrau, 2. Aufl.,
Quedlinb. 1875). Außerdem werden ihm die kleinern Gedichte: »Culex«, »Ciris«, »Dirae«, »Copa«, »Moretum« und die »Catalecta«,
eine Sammlung in 14 Gedichten in iambischem und elegischem Versmaß, zugeschrieben, von denen jedenfalls
aber nur der kleinste Teil dem Vergilius zugehört (außer in den Ausgaben des Vergilius hrsg. von Bährens, »Poetae
latini minores«, Bd. 2, Leipz.
1880). Trotz manches schon im Altertum erhobenen Tadels ist Vergilius zu allen Zeiten der gelesenste, bewundertste
und populärste Dichter seines Volkes geblieben, und kein andrer Schriftsteller hat einen solchen Einfluß auf die weitere
Entwickelung der römischen Litteratur und Sprache gehabt.
Wie bei den Griechen Homers Gedichte, so wurden seine Werke, besonders die »Aeneis«, bis
in die spätesten Zeiten zum Schulunterricht und als Grundlage der Schulgrammatik benutzt, von den Dichtern
nachgeahmt, später sogar zur Herstellung neuer Gedichte verschiedensten Inhalts aus einzelnen Versen und Versteilen (sogen.
Centonen, s. Cento) verwertet und von den berühmtesten Gelehrten zum Gegenstand sprachlicher u. sachlicher Studien gemacht.
Reste dieser gelehrten Thätigkeit haben sich in verschiedenen Scholiensammlungen erhalten, namentlich in dem reichhaltigen
Kommentar des Servius (s. d.). Wie großes Ansehen Vergilius im Mittelalter genoß, wo ihn der Volksglaube zu einem
Zauberer machte (s. den folgenden Artikel), beweist auch, daß ihn Dante in seiner »Göttlichen Komödie« zum Führer in der
Unterwelt nimmt.
Auch Tasso und Camoens schließen sich an an, und bei den Franzosen war der Begriff des Epos der des Vergilischen.
Von den Gesamtausgaben sind außer der Editio princeps (Rom 1469) hervorzuheben: die von Heyne (Leipz. 1767-1775, 4 Bde.; 3. Aufl.
1798-1800, 5 Bde.; 4. Aufl. von Wagner, das. 1830-41, 5 Bde.),
Forbiger (4. Aufl., das. 1872-75, 3 Bde.)
und Ribbeck (das. 1859 bis 1868, 5 Bde.,
kritische Hauptausgabe);
von den Prachtausgaben: die
mit italienischer, spanischer, französischer, englischer und deutscher
Übersetzung (Lond. 1826) und der Prachtabdruck der Heyne-WagnerschenAusgabe mit 200 Kupfern und Vignetten sowie die »Fünfzig
Bilder zur Äneïde« mit französischer und deutscher Erklärung von Frommel (Karlsr. 1830);
von den Hand- und
Schulausgaben: die von Jahn (4. Aufl., Leipz. 1850), Wagner (3. Aufl., das. 1861), Ladewig-Schaper (Berl., 3 Bde.,
zum Teil schon 10. Aufl.), Haupt (neue Ausg., Leipz. 1873, seitdem einzelnes schon in 9. Aufl.),
Kappes (das., zum Teil schon 4. Aufl.).
Eine klassische Übersetzung sämtlicher Gedichte lieferte J. H. Voß (2.
Aufl., Braunschw. 1821, 3 Bde.);
daneben sind die von Binder (Stuttg. 1869 ff., 3 Bde.)
und von Osiander und Hertzberg (das. 1869) hervorzuheben.