und der
Bretagne, im ganzen ungefähr 20,000 qkm, begriff und sich durch Bodenbeschaffenheit und Lebensart der Bewohner wesentlich
vom übrigen
Frankreich unterschied, brachte der großen
Bewegung der
Revolution von 1789 von Anfang an nur geringe
Sympathien
entgegen: die städtische
Bevölkerung
[* 2] war wenig zahlreich, die
Bauern waren meist
Pachter, daher von den
Mißständen der frühern Zeit nicht bedrückt, durch die neuen
Gesetze wenig erleichtert,
Adel und
Geistlichkeit mächtig und
einflußreich und durch den Verlust ihrer Vorrechte und die
Gesetze über die
Kirche tief verletzt, welche letztern auch die
Bauern besonders aufreizten.
Schon 1791 kam es zu vereinzelten Empörungen. Der
Sturz des
Königtums und die
HinrichtungLudwigs XVI. steigerten
die Erbitterung, und als eine große Rekrutenaushebung stattfinden sollte, wurde an verschiedenen
Orten die
Fahne
der
Insurrektion erhoben. Zu St.-Florent wählten die Aufständischen einen
Fuhrmann,
Cathelineau, in Niederpoitou
(Marais) den
vormaligen Schiffsleutnant
Charette zu ihrem
Führer.
Bald waren in allen Gegenden Insurgenten-Kolonnen
vereinigt, welche die vereinzelten republikanischen
Korps glücklich bekämpften.
Die mangelnde Kriegsübung ersetzten die Insurgentenführer durch ihre genaue Kenntnis des
Landes. Als der
Adel sich dem
Aufstand
anschloß, erlangten die
Bauern in ihm, besonders in dem heldenmütigen
Henri de
Larochejacquelein, tüchtige
Führer.
Larochejacquelein
erfocht einen glänzenden
Sieg bei
Fontenay le Comte und eroberte 10. JuniSaumur. Indessen blieb
die versprochene Unterstützung von seiten
Englands aus, und um sich mehr Hilfsquellen zu eröffnen, unternahm die
Armee der
Vendéer, zu deren Befehlshaber
Cathelineau erwählt wurde, einen
Angriff auf
Nantes,
[* 3] der aber unglücklich ausfiel
und fast die
Auflösung des Insurgentenheers zur
Folge hatte; nach
CathelineausTod(11. Juli) trat der
Baron
d'Elbée an dessen
Spitze. Unterdessen beschloß der
Konvent, zwei große
Armeen bei La
Rochelle unter Rossignol und bei
Brest
unter Canclaux zusammenzuziehen und so die
Küste zu umschlingen. Auch schickte er die berühmte
Garnison von
Mainz
[* 4] unter tüchtigen
Führern, wie
Kléber und
Marceau, in die
Vendée. Gleichzeitig dekretierte er, daß die
Wälder und
Weiler
der
Vendée durch
Feuer zerstört, die
Mobilien, das Vieh, die
Weiber und
Kinder ergriffen und ins
Innere von
Frankreich abgeführt,
die
Güter der Insurgenten konfisziert und in den benachbarten
Provinzen die
Landmilizen aufgeboten werden
sollten. Gleichwohl behaupteten die Insurgenten, zum Teil infolge des Zwiespalts und der Unfähigkeit der republikanischen
Führer und
Volksrepräsentanten, das Übergewicht und siegten bei Chantonay und Torfou (5. und 19. Sept.), unterlagen aber bei
Cholet(17. Okt.), wo d'Elbée fiel. Um dem durch die Maßregeln des
Konvents bewirkten Mangel an Lebensmitteln abzuhelfen,
in der
Bretagne den
Aufstand zu entzünden und dem erwarteten britischen Hilfskorps entgegenzukommen, setzte das Hauptheer
der Vendéer, 30,000 Mann stark, auf das nördliche
Ufer der
Loire über und verband sich mit den
Chouans (s. d.), sah sich
aber in seinen Erwartungen völlig getäuscht, da weder die
Engländer erschienen, noch die
Bevölkerung
sich ihm in größerer Zahl anschloß.
Auf dem
Rückzug siegten die Vendéer zwar bei
Dol(21. Nov.), verloren aber in den
Gefechten bei
Le Mans
[* 5] (12. Dez.) 15,000 Mann; ein
andrer Heerhaufe ward bei
Savenay vernichtet, nur
ein kleiner Teil unterLarochejacquelein und
dem
Förster Stofflet entkam nach der
Heimat. Die Konventstruppen drangen nun in die
Vendée selbst ein, wo sich
Charette noch
behauptete, und suchten durch einen grausamen Vernichtungskrieg (die Gefangenen wurden sämtlich niedergemetzelt) das Land
zu veröden; doch hätten die »höllischen
Kolonnen« des Obergenerals Turreau schwerlich den
Widerstand besiegt, wäre
ihnen nicht, zumal seit
LarochejacqueleinsTod die Uneinigkeit unter den
Royalisten selbst zu
Hilfe gekommen. Im
Mai ward Turreau abgerufen, seine Nachfolger, namentlich
Hoche, schlugen ein milderes
System ein, und bot eine
Proklamation
den Vendéern
Frieden und Verzeihung an. Am schloß hierauf
Charette zu La Jaunaye einen
Vertrag
ab, dem am 20. Mai Stofflet und mehrere andre
Führer beitraten, und nach dem die Vendéer die
Republik anerkennen und dafür
Amnestie,
Entschädigung,
Befreiung vom
Kriegsdienst und kirchliche
Freiheit erhalten sollten.
Als im Juni 1795 eine britische
Flotte das französische Emigrantenheer beiQuiberon ans Land setzte, erklärte
Charette in einem
Manifest der
Republik aufs neue den
Krieg. Die Uneinigkeit der Insurgentenführer, der
Untergang der Emigrantenexpedition
auf
Quiberon und die Maßregeln
Hoches ließen jedoch die Schilderhebung nicht aufkommen.
Charette und Stofflet wurden im Frühjahr 1796 gefangen
genommen und erschossen. Eine völlige Unterwerfung derVendée kam aber erst im
Januar und
Februar 1800 zu
stande, nachdem mehr als 150,000
Menschen umgekommen waren.
Während der
Hundert Tage 1815 griffen die Vendéer abermals zu den
Waffen,
[* 6] wurden aber vom
GeneralLamarque unter Sapinaud und
Suzannet geschlagen. Nach der
Julirevolution erhob sich ein Teil des
Adels derVendée zu gunsten der alten
Dynastie, und im April 1832 begab sich die Herzogin von
Berri in das Land, um der beabsichtigten
InsurrektionNachdruck zu geben.
In der That brach an verschiedenen
Punkten der
Aufruhr aus, die Wachsamkeit der
Regierung und die Gefangennahme der Herzogin
dämpften ihn jedoch bald.
(spr. wangdohm), alte franz. Grafschaft, die von der gleichnamigen Stadt ihren Namen hatte und 1515 von Franz
I. zu gunsten Karls von Bourbon (gest. 1538) zum Pairieherzogtum erhoben wurde. Nachdem Karls Enkel HeinrichIV. den Thron
[* 9] Frankreichs
bestiegen, gab er es 1595 dem ältesten der ihm von Gabrielle d'Estrées gebornen Söhne, Cesar, Herzog
von Vendôme, Stifter des Hauses Vendôme Derselbe, geboren im Juni 1594 auf SchloßCoucy, beteiligte sich während der Minderjährigkeit
seines HalbbrudersLudwig XIII. an den Intrigen des Hofs, so daß er wiederholt festgenommen wurde, und als er sich 1626 in das
gegen Richelieu gerichtete Komplott von Chalais verwickelte, ward er erst nach Vincennes gebracht, dann
nach Holland verwiesen.