Stadt in der ital.
ProvinzCampobasso,
Kreis
[* 5]
Isernia, unweit des
Volturno, in fruchtbarer,
aber ungesunder Thalerweiterung, an derCosta rossa und an der
Eisenbahn Cajanello-Vairano-Isernia, überragt von dem Baronialpalast
der
Familie Caracciolo, hat stattliche
Häuser und
Kirchen, Reste eines
Amphitheaters und eines
Aquädukts, Ölbau und (1881) 4029 Einw.
Venafro ist das alte Venafrum.
Fortunātus, spätröm. Dichter, geboren um 535 bei
Treviso, starb um 600 als
Bischof zu
Poitiers. Seine 11
Bücher
Gedichte vermischten
Inhalts (»Miscellanea«) sind nicht ohne Formgeschick und Wert für
die Zeitgeschichte; eine der ansprechendsten
Dichtungen ist die Schilderung einer
Mosel- und Rheinfahrt
von
Metz
[* 7] nach
Andernach
(»De navigio suo«),
das Seitenstück zu
Ausonius' »Mosella« (im Anhang zu derselben hrsg.
von
Böcking,
Bonn
[* 8] 1842). Gesammelt erschienen:
»Opera poetica« (hrsg. von
Leo) und
»Opera pedestria« (hrsg. von
Krusch, beide
in den
»MonumentaGerm. histor.«, 1881 u. 1886).
(spr. wenáske), span.
Festung,
[* 11] s.
Benasque. ^[= kleine Festung in der span. Provinz Huesca, in den Pyrenäen, einer der höchsten Orte derselben, ...]
(spr. wangdeh), franz.
Departement, nach dem in die
Sèvre Niortaise fallenden Flüßchen Vendée benannt, ungefähr
das alte Niederpoitou umfassend, wird von den
DepartementsNiederloire und
Maine-et-Loire (nördlich),
Deux-Sèvres (östlich),
Niedercharente (südlich) und dem Atlantischen
Ozean (westlich) begrenzt und umfaßt einen Flächenraum
von 6703 qkm (122,17 QM.). Das
Departement liegt teils im Strombecken der
Loire, zu welcher von hier die
Sèvre Nantaise mit
der
Maine und die
Boulogne fließen, teils wird es von mehreren Küstenflüssen
(Vie, Lay,
Sèvre Niortaise mit Autise und
Vendée) bewässert.
Außer dem
Kanal
[* 13] von
Luçon zum
Meer enthält das
Departement zahlreiche Entwässerungskanäle. Der
Boden zerfällt in drei verschiedene
Gebiete:
Marais, dem
Meer abgewonnener Alluvialboden, längs der Seeküste, teils sandig, teils morastig, aber durch Kunstbauten
(Kanäle und
Dämme gegen das
Meer zu) sowie durch großen Fleiß urbar gemacht, liefert viel
Salz,
[* 14] hat gute
Weiden und bringt vortrefflichen
Hanf,
Getreide,
[* 15]
Gemüse und
Wein hervor;
Bocage, das granitische, bewaldete Hügelland, das aber
auch
Heiden umfaßt und, von zahlreichen kleinen
Flüssen entwässert,
Wein und
Obst hervorbringt; Plaine, das ganze, aus Jurakalkschichten
bestehende Gebiet zwischen der
Bocage und der Südgrenze, ein dürrer, wasserarmer Landstrich.
Die
Bevölkerung des ganzen Küstenstrichs der
Vendée im weitern
Sinn, der den größern
Teil des alten
Poitou und einen Teil von
Anjou¶
mehr
und der Bretagne, im ganzen ungefähr 20,000 qkm, begriff und sich durch Bodenbeschaffenheit und Lebensart der Bewohner wesentlich
vom übrigen Frankreich unterschied, brachte der großen Bewegung der Revolution von 1789 von Anfang an nur geringe Sympathien
entgegen: die städtische Bevölkerung war wenig zahlreich, die Bauern waren meist Pachter, daher von den
Mißständen der frühern Zeit nicht bedrückt, durch die neuen Gesetze wenig erleichtert, Adel und Geistlichkeit mächtig und
einflußreich und durch den Verlust ihrer Vorrechte und die Gesetze über die Kirche tief verletzt, welche letztern auch die
Bauern besonders aufreizten.
Schon 1791 kam es zu vereinzelten Empörungen. Der Sturz des Königtums und die HinrichtungLudwigs XVI. steigerten
die Erbitterung, und als eine große Rekrutenaushebung stattfinden sollte, wurde an verschiedenen Orten die Fahne
der Insurrektion erhoben. Zu St.-Florent wählten die Aufständischen einen Fuhrmann, Cathelineau, in Niederpoitou (Marais) den
vormaligen Schiffsleutnant Charette zu ihrem Führer. Bald waren in allen Gegenden Insurgenten-Kolonnen
vereinigt, welche die vereinzelten republikanischen Korps glücklich bekämpften.
Die mangelnde Kriegsübung ersetzten die Insurgentenführer durch ihre genaue Kenntnis des Landes. Als der Adel sich dem Aufstand
anschloß, erlangten die Bauern in ihm, besonders in dem heldenmütigen Henri de Larochejacquelein, tüchtige Führer. Larochejacquelein
erfocht einen glänzenden Sieg bei Fontenay le Comte und eroberte 10. JuniSaumur. Indessen blieb
die versprochene Unterstützung von seiten Englands aus, und um sich mehr Hilfsquellen zu eröffnen, unternahm die Armee der
Vendéer, zu deren Befehlshaber Cathelineau erwählt wurde, einen Angriff auf Nantes, der aber unglücklich ausfiel
und fast die Auflösung des Insurgentenheers zur Folge hatte; nach CathelineausTod(11. Juli) trat der Baron
d'Elbée an dessen Spitze. Unterdessen beschloß der Konvent, zwei große Armeen bei La Rochelle unter Rossignol und bei Brest
unter Canclaux zusammenzuziehen und so die Küste zu umschlingen. Auch schickte er die berühmte Garnison von
Mainz
[* 27] unter tüchtigen Führern, wie Kléber und Marceau, in die Vendée. Gleichzeitig dekretierte er, daß die Wälder und Weiler
der Vendée durch Feuer zerstört, die Mobilien, das Vieh, die Weiber und Kinder ergriffen und ins Innere von Frankreich abgeführt,
die Güter der Insurgenten konfisziert und in den benachbarten Provinzen die Landmilizen aufgeboten werden
sollten. Gleichwohl behaupteten die Insurgenten, zum Teil infolge des Zwiespalts und der Unfähigkeit der republikanischen
Führer und Volksrepräsentanten, das Übergewicht und siegten bei Chantonay und Torfou (5. und 19. Sept.), unterlagen aber bei Cholet(17. Okt.), wo d'Elbée fiel. Um dem durch die Maßregeln des Konvents bewirkten Mangel an Lebensmitteln abzuhelfen,
in der Bretagne den Aufstand zu entzünden und dem erwarteten britischen Hilfskorps entgegenzukommen, setzte das Hauptheer
der Vendéer, 30,000 Mann stark, auf das nördliche Ufer der Loire über und verband sich mit den Chouans (s. d.), sah sich
aber in seinen Erwartungen völlig getäuscht, da weder die Engländer erschienen, noch die Bevölkerung
sich ihm in größerer Zahl anschloß.
Auf dem Rückzug siegten die Vendéer zwar bei Dol(21. Nov.), verloren aber in den Gefechten bei Le Mans
[* 28] (12. Dez.) 15,000 Mann; ein
andrer Heerhaufe ward bei Savenay vernichtet, nur
ein kleiner Teil unter Larochejacquelein und
dem Förster Stofflet entkam nach der Heimat. Die Konventstruppen drangen nun in die Vendée selbst ein, wo sich Charette noch
behauptete, und suchten durch einen grausamen Vernichtungskrieg (die Gefangenen wurden sämtlich niedergemetzelt) das Land
zu veröden; doch hätten die »höllischen Kolonnen« des Obergenerals Turreau schwerlich den Widerstand besiegt, wäre
ihnen nicht, zumal seit LarochejacqueleinsTod die Uneinigkeit unter den Royalisten selbst zu Hilfe gekommen. Im
Mai ward Turreau abgerufen, seine Nachfolger, namentlich Hoche, schlugen ein milderes System ein, und bot eine Proklamation
den Vendéern Frieden und Verzeihung an. Am schloß hierauf Charette zu La Jaunaye einen Vertrag
ab, dem am 20. Mai Stofflet und mehrere andre Führer beitraten, und nach dem die Vendéer die Republik anerkennen und dafür
Amnestie, Entschädigung, Befreiung vom Kriegsdienst und kirchliche Freiheit erhalten sollten.
Als im Juni 1795 eine britische Flotte das französische Emigrantenheer bei Quiberon ans Land setzte, erklärte
Charette in einem Manifest der Republik aufs neue den Krieg. Die Uneinigkeit der Insurgentenführer, der Untergang der Emigrantenexpedition
auf Quiberon und die Maßregeln Hoches ließen jedoch die Schilderhebung nicht aufkommen. Charette und Stofflet wurden im Frühjahr 1796 gefangen
genommen und erschossen. Eine völlige Unterwerfung der Vendée kam aber erst im Januar und Februar 1800 zu
stande, nachdem mehr als 150,000 Menschen umgekommen waren.
Während der Hundert Tage 1815 griffen die Vendéer abermals zu den Waffen,
[* 29] wurden aber vom GeneralLamarque unter Sapinaud und
Suzannet geschlagen. Nach der Julirevolution erhob sich ein Teil des Adels der Vendée zu gunsten der alten
Dynastie, und im April 1832 begab sich die Herzogin von Berri in das Land, um der beabsichtigten InsurrektionNachdruck zu geben.
In der That brach an verschiedenen Punkten der Aufruhr aus, die Wachsamkeit der Regierung und die Gefangennahme der Herzogin
dämpften ihn jedoch bald.