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religiöse Bilder: die Anbetung der Könige (1619, im Pradomuseum zu Madrid) [* 2] und die Anbetung der Hirten (in der Nationalgalerie zu London). [* 3] Im J. 1622 begab sich Velazquez nach Madrid, um dort Beschäftigung als Hofmaler zu suchen, erreichte aber zunächst nicht sein Ziel, sondern wurde erst im Frühjahr 1623 auf Veranlassung des Herzogs von Olivarez nach Madrid berufen, wo er durch ein Reiterbildnis des Königs Philipp IV. dessen Gunst gewann und als Hofmaler in den Dienst des Königs trat. Er erhielt ein Atelier im königlichen Schloß und führte dort im Auftrag des Königs eine große Zahl von Bildnissen der Mitglieder der königlichen Familie und der Großen des Hofs aus. Am zahlreichsten sind darunter die Porträte [* 4] des Königs aus allen Lebensaltern.
Von Bildern andrer Gattung entstanden in dieser ersten Madrider Periode nur ein Geschichtsbild: die Vertreibung der Mauren, welches zu Grunde gegangen ist, und das unter dem Namen Los borrachos (die Trinker) bekannte Bild des Madrider Museums, welches den jugendlichen Bacchus, Kränze an Zechbrüder aus dem Volk verteilend, darstellt. In der plastischen Kraft [* 5] der Modellierung und in der Mannigfaltigkeit der Beleuchtung [* 6] bezeichnet dieses Bild den Höhepunkt der ersten Periode des Velazquez 1629 ging er nach Italien, [* 7] wo er zwar in Venedig [* 8] Tintoretto, in Rom [* 9] Raffael und Michelangelo studierte, aber die bereits fest ausgebildete nationale Eigentümlichkeit seines Stils beibehielt. In Italien, wo er bis Anfang 1631 blieb, entstanden unter andern zwei Geschichtsbilder: die Söhne Jakobs bringen diesem Josephs blutigen Rock (im Escorial) und Apollo in der Schmiede Vulkans (im Museum zu Madrid), letzteres nach Woermanns Urteil »technisch und malerisch zu den gewaltigsten Bildern dieser Erde« gehörend, und einige landschaftliche Ansichten aus Rom. In Madrid beschäftigte ihn wieder zumeist die Bildnismalerei.
Neben verschiedenen Porträten des Königs, der Königin und der königlichen Prinzen malte er in dieser zweiten Periode seiner Madrider Zeit um 1640 das große Reiterbildnis des Herzogs von Olivarez (im Museum zu Madrid), eins seiner Hauptwerke, dann eine Reihe von Spaßmachern, Hofzwergen und sonstigen Mißgeburten, mehrere Ansichten aus dem Park von Aranjuez, einen Christus am Kreuz [* 10] für das Nonnenkloster San Placido (jetzt im Museum zu Madrid) und das Hauptwerk unter seinen Geschichtsbildern, die unter dem Namen Las Lanzas bekannte Übergabe von Breda (um 1647, im Museum zu Madrid).
Ende 1648 ging Velazquez zum zweitenmal nach Italien, um im Auftrag des Königs Kunstwerke als Vorbilder für eine in Madrid zu gründende Kunstakademie anzukaufen. Er blieb bis Juni 1651 in Italien, wo er unter andern das Bildnis des Papstes Innocenz X. (im Palazzo Doria zu Rom), nach Burckhardts Urteil »das beste Papstporträt des Jahrhunderts«, malte. Nach Madrid zurückgekehrt, mußte Velazquez wegen der zweiten Heirat des Königs mit Maria Anna von Österreich [* 11] seine Thätigkeit als Hofmaler noch steigern, fand daneben aber auch noch die Zeit, seine eignen künstlerischen Neigungen in einem religiösen Bilde, dem Besuch des heil. Abtes Antonius bei dem heil. Einsiedler Paulus in der Wüste, und zwei Meisterwerken ersten Ranges, den Teppichwirkerinnen und dem unter dem Namen Las Meninas (die Hofdamen) bekannten Bild, welches Velazquez, die königliche Familie malend, darstellt (sämtlich im Museum zu Madrid), zu befriedigen.
Seine aufreibende Thätigkeit im Dienste [* 12] des Königs zog ihm ein hitziges Fieber zu, an welchem er in Madrid starb. Velazquez ist einer der größten Bildnismaler aller Zeiten, welcher den Naturalismus zu einem neben der idealistischen Kunstauffassung gleichberechtigten Stil erhoben hat, ohne jemals in Manier zu verfallen. Sein höchstes Ziel war auf die streng objektive Nachahmung der Natur bei geistreicher und individueller Auffassung gerichtet, und deshalb ist sein Stil auf die ihm geistesverwandte Malerei der zweiten Hälfte des 19. Jahrh. von großem Einfluß geworden.
Seine Malweise hat verschiedene Wandlungen durchgemacht. Von einer kräftig-pastosen, warmen Farbengebung mit bräunlichen Schatten [* 13] ausgehend, lernte er allmählich die Einwirkung der freien Luft auf Figuren und Gegenstände kennen und hüllte schließlich alle Lokalfarben in einen kühlen, grauen Ton, welcher seinen reifsten Schöpfungen das Gepräge gibt. In seinen letzten Arbeiten löste er die früher verschmolzene Behandlung in lauter einzelne, leicht hingesetzte Pinselstriche auf, die erst bei der Betrachtung aus größerer Entfernung zu einem einheitlichen Gewebe [* 14] von geschlossener Harmonie zusammenwachsen.
Außerhalb Madrids findet man Werke von Velazquez, zumeist Porträte, besonders in der kaiserlichen Galerie zu Wien, [* 15] in englischen Privatsammlungen und in den Museen zu Berlin, [* 16] Dresden [* 17] und Frankfurt [* 18] a. M.
Vgl. Stirling, Velazquez and his works (Lond. 1855; deutsch, Berl. 1856; franz. Ausg., Par. 1865);
Lücke in Dohmes »Kunst und Künstler«, Bd. 3; Woermann, Geschichte der Malerei, Bd. 3; Curtis, Velazquez and Murillo (Lond. 1883);
Lefort, Velazquez (Par. 1888);
Justi, Diego Velazquez und sein Jahrhundert (Bonn [* 19] 1888, 2 Bde.).