(franz., spr. wohd'wil),Gattung von
Schauspielen mit
Gesang und Instrumentalbegleitung,
die in
Paris zu Anfang des 18. Jahrh. entstand und ihren
Namen von den leichtfertigen Liedern ableitete, die ursprünglich
darin gesungen wurden und dem Vau de
Vire entstammten (s.
Basselin). Das Vaudeville hat mit dem
Liederspiel (s. d.) gemein, daß bei
beiden im
Gegensatz zur
Operette (s. d.) die mit der dargestellten
Handlung verwebten Gesangstücke entweder
aus allgemein bekannten Liedern mit untergelegtem
Text oder doch aus leichtfaßlichen
Melodien bestehen, unterscheidet sich
aber von diesem dadurch, daß das Vaudeville, seiner französischen
Heimat entsprechend, vorzugsweise frivol, witzig, ja satirisch,
das
Liederspiel dagegen (seinem deutschen Ursprung gemäß) vorzugsweise sentimental, ja gefühlvoll
und rührend auftritt (z. B.
Himmels
»Fanchon«). Je nach der mehr rein komischen oder mehr possenhaften Färbung unterscheidet
man Drame-Vaudeville,
Comédie-Vaudeville,
Folie-Vaudeville. In
Paris bestehen zur Zeit mehrere Vaudevilletheater, z. B. das
Gymnase, das Vaudeville, die Variétés, das
Théâtre du
Palais-Royal u. a. Epochemachend ist in der Vaudevilledichtung besonders
Scribe, der in seiner Antrittsrede in der französischen
Akademie 1836 die
Berechtigung dieses
Genres nachzuweisen
versuchte und auch noch als
Akademiker die
PariserBühnen mit Vaudevilles versorgt.
(spr. wodŏajeh),Léon, franz.
Architekt, geb. 1803 in
Paris,
Schüler von
Lebas, erhielt 1826 den römischen
Preis und studierte die römischen Baudenkmäler, folgte in seinen Hauptwerken aber nicht dem römischen, sondern dem
byzantinischen
Stil. Er erbaute in demselben das
Oratorium von
Notre Dame de la
Garde und die imposante
Kathedrale
in
Marseille. Vaudoyer starb 1872 in
Paris.
(spr. wohschirār), südwestlicher Stadtteil (15.
Arrondissement) von
Paris, mit zahlreichen
Villen, aber auch
Fabriken, dem
Bahnhof und den Werkstätten der Westbahn.
(spr. wohtjeh)Benjamin,
Maler, geb. zu
Morges am
Genfer See, begann seine Kunststudien in Genf,
[* 16] war dann
zwei Jahre als Emailmaler für Schmucksachen
[* 17] thätig und ging 1849 in das
Atelier des Historienmalers Lugardon daselbst. 1850 begab
er sich nach
Düsseldorf,
[* 18] wo er im
Atelier von R.
Jordan ein Jahr lang arbeitete und dann durch das
Beispiel
von
Knaus bestimmt wurde, sich der Schilderung des Bauernlebens zu widmen, welches er in den folgenden
Jahren im
Berner Oberland
studierte. 1856 begab er sich nach
Paris, kehrte aber bald wieder nach
Düsseldorf zurück, wo als erstes seiner
Bilder aus
dem Volksleben das
Innere einer schweizerischen Dorfkirche mit Andächtigen entstand. Zu den zunächst
folgenden Bildern nahm er noch seine
Motive aus der
Schweiz,
[* 19] versenkte sich aber dann mit Vorliebe in das
Studium des
Lebens
der schwäbischen, besonders der
Schwarzwälder,
Bauern und schuf in rascher
Folge eine
Reihe von fesselnden Bildern
¶
mehr
durch welche er sich die Stellung eines der ersten deutschen Genremaler erwarb. Seine Werke sind durch Sicherheit der Zeichnung,
eine Charakteristik von größter Mannigfaltigkeit, Tiefe und Feinheit, eine durchweg edle, vornehme Auffassung, ein stimmungsvolles
Kolorit, welches sich der Komposition unterordnet, durch Tiefe und Wahrheit der Empfindung und, wo es der
Stoff mit sich bringt, durch liebenswürdigen Humor ausgezeichnet. Die hervorragendsten und volkstümlichsten derselben sind:
kartenspielende Bauern, von ihren Frauen überrascht (1862, im Museum zu Leipzig),
[* 21] der Sonntag in Schwaben, der Leichenschmaus
(1865, Museum zu Köln),
[* 22] die erste Tanzstunde (1868, Nationalgalerie in Berlin), Bauer und Makler, Toast auf die Braut (1870,
in der Kunsthalle zu Hamburg),
[* 23] ein Zweckessen (1871), das Begräbnis (1872), Abfahrt zur Hochzeitsreise (1875), Gemeinderatsversammlung
(1876), auf dem Standesamt (1877), die Tanzpause (1878, Galerie zu Dresden),
[* 24] die Verhaftung (1879),SchwarzerPeter (1883), das
entflohene Modell (1886), die bange Stunde (1887) und das neue Gemeindemitglied (1888). Vautier ist
auch als Illustrator (Immermanns »Oberhof«, Auerbachs »Barfüßele« u. a. m.)
thätig gewesen. Er lebt als königlicher Professor in Düsseldorf.