Variolois
(lat.), s. Pocken. ^[= # (Blattern, Menschenpocken, Variola), ansteckende schwere Konstitutionserkrankung, in deren Verlauf ...]
(lat.), s. Pocken. ^[= # (Blattern, Menschenpocken, Variola), ansteckende schwere Konstitutionserkrankung, in deren Verlauf ...]
(Varisci), s. Narisker. ^[= (Varisci), zum suev. Stamm gehöriges Volk im südlichen Germanien, am Böhmerwald, verschwindet ...]
Rufus, Lucius, röm. Dichter, lebte zwischen 74 und 14 v. Chr., vertrauter Freund des Horaz und Vergil, dessen ihm und Plotius Tucca hinterlassene Äneide er im Auftrag des Augustus redigierte und herausgab.
Seine gerühmte Tragödie »Thyestes« ist bis auf wenige Verse verloren gegangen (in Ribbecks »Fragmenta tragicorum romanorum«, Leipz. 1871) wie auch ein Epos auf Cäsars Tod und ein Panegyrikus auf Augustus.
(lat.), Krampfader. ^[= Volksbezeichnung für die Anschwellungen und Ausdehnungen der Blutadern oder Venen (Aderknoten, ...]
(ungar., spr. warmedje), s. v. w. Komitat. ^[= (v. lat. comes, Graf), Grafschaft oder Gespanschaft (eigentlich Ispanschaft, von ispan, Graf ...]
s. Ermeland. ^[= (Ermland), Landstrich im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, umfaßt die jetzigen ...]
Stadt, s. Warna. ^[= ehemals stark befestigte Kreishauptstadt und schlechter Haupthafen des Fürstentums Bulgarien, ...]
Friedrich Gottlob Karl, Freiherr Varnbüler von und zu Hemmingen, württemberg. Staatsmann, geb. aus einer alten Beamtenfamilie, Sohn des spätern württembergischen Finanzministers Karl Eberhard Friedrich, Freiherrn von Varnbüler (geb. gest. vgl. seine Biographie von Adam, Stuttg. 1885), studierte in Tübingen [* 3] und Berlin, [* 4] war 1833-39, nachdem er auf längern Reisen einen großen Teil Europas besucht hatte, Kollegialmitglied der königlichen Kreisregierung in Ludwigsburg, [* 5] bewirtschaftete sodann seine Güter, leitete 1849-53 eine große Maschinenfabrik in Wien, [* 6] war (mit einer Unterbrechung 1850) seit 1845 als Vertreter der Ritterschaft des Neckarkreises Mitglied der Zweiten Kammer, nahm bald eine hervorragende Stellung in derselben ein und hatte namentlich in Fragen der Wirtschaftspolitik ein bedeutendes Ansehen.
Seiner Thätigkeit verdankte es Württemberg [* 7] vornehmlich, daß durch das Gesetz vom Gewerbefreiheit eingeführt wurde. Dagegen vertrat er in den Kämpfen von 1848 und in der Reaktionsperiode mit großer Entschiedenheit den Standpunkt der Regierung und die Sonderinteressen des Adels. König Karl ernannte ihn zum Minister des Auswärtigen und des königlichen Hauses und übertrug ihm im Oktober auch noch die Leitung der Verkehrsanstalten. Die Mehrheit der Abgeordneten gewann Varnbüler, indem er die Verkehrsmittel, namentlich die Eisenbahnen, erheblich förderte.
In der deutschen
Politik war er einer der entschiedensten Gegner
Preußens
[* 8] und Hauptverfechter der Selbständigkeit
und des maßgebenden Einflusses der Mittelstaaten. 1866 sprach er in einer heftigen
Rede gegen
Preußen
[* 9] bei der Beratung der
Kammer über die Kriegsfrage das bekannte
Wort:
»Vae victis!« Zwar fügte er sich in den
Frieden mit
Preußen und in das
Schutz- und Trutzbündnis,
vertrat aber bei den Zollparlamentswahlen 1867, bei welchen er selbst gewählt wurde, noch den partikularistischen
Standpunkt. Im
August 1870 endlich entlassen, ward er 1871 in den
Reichstag gewählt,
dem er bis 1881 angehörte, wo er sich
als reichstreu bewährte, doch seine schutzzöllnerischen
Ansichten beibehielt. Ende 1878 ward er zum
Vorsitzenden der Tarif
kommission ernannt, welche das Reichszollwesen in schutzzöllnerischem
Sinn umgestalten sollte, und
hatte an dem Zustandekommen des neuen
Tarifs von 1879 hervorragenden
Anteil. Er starb in
Berlin. Varnbüler schrieb: »Über
das
Bedürfnis einer
Gewerbegesetzgebung in
Württemberg« (Stuttg. 1846),
»Über die Frage eines deutschen Heimatsrechts« (das. 1864) und verfaßte eine Reihe bedeutender Referate über wirtschaftliche Fragen.
Adolfo von, Vikomte von Portoseguro, brasil. Diplomat und Gelehrter, geb. zu San João do Ypanema in Brasilien, [* 10] Sohn des brasilischen Ingenieurgenerals und Bergwerksdirektors Friedrich Ludwig Wilhelm v. Varnhagen, der, zu Wetterburg in Waldeck [* 11] aus derselben Familie, der Varnhagen v. Ense angehörte, geboren, Anfang dieses Jahrhunderts nach Brasilien ausgewandert war, widmete sich historischen Studien und trat sodann in den diplomatischen Dienst. Er wurde Mitglied der brasilischen Akademie, Geschäftsträger in Madrid, [* 12] 1858 Gesandter in Paraguay, [* 13] dann in Peru, [* 14] Chile und Ecuador, 1868 Gesandter in Wien und starb daselbst Er schrieb: »Martin Alfonso de Souza« (Lissab. 1839; 2. Aufl., Rio de Janeiro [* 15] 1868);
»Historia geral do Brasil« (Madr. 1854-57, 2 Bde.);
»Examen de quelques points de l'histoire géographique du Brézil« (Par. 1858);
»Florilegio do poesia brasileira« (Lissab. 1850-53, 3 Bde.);
»Amerigo Vespucci; son caractère, ses écrits, sa vie et ses navigations« (Lima [* 16] 1865);
»Nouvelles recherches sur les derniers Voyages du navigateur florentin« (Wien 1869) und »Ainda A. Vespucci: novos estudos« (das. 1874) u. a.
von Ense, Karl August, Schriftsteller, geb. zu Düsseldorf, [* 17] kam frühzeitig mit seinem Vater, einem Arzt, nach Hamburg [* 18] und studierte in Berlin und Halle [* 19] Medizin, daneben Philosophie und alte Litteratur. Dort waren es A. v. Schlegels und Fichtes, hier F. A. Wolfs, Schleiermachers und Steffens' Vorlesungen, die bestimmend für seine geistige Richtung wurden. Bereits 1803 gab er mit A. v. Chamisso einen »Musenalmanach« heraus. 1809 begab er sich von Tübingen aus zur österreichischen Armee, wo er nach der Schlacht von Aspern [* 20] zum Offizier ernannt wurde.
Bei Wagram [* 21] erhielt er eine schwere Wunde. Nach seiner Genesung begleitete er den österreichischen General Prinzen Bentheim als Adjutant auf mehreren Reisen, z. B. 1810 nach Paris an [* 22] den Hof [* 23] Napoleons I. Als sich die Österreicher 1812 am russischen Feldzug beteiligten, verließ er deren Dienst und ging nach Berlin. 1813 trat er als Hauptmann in die russische Armee und wurde Tettenborns Adjutant, den er bis Paris begleitete. Noch während der Kriegsunruhen gab er die »Geschichte der Hamburger Ereignisse« (Lond. 1813) und die »Geschichte der Kriegszüge des Generals v. Tettenborn« (Stuttg. 1815) heraus. In Paris empfing er von Preußen die Berufung in den diplomatischen Dienst, folgte 1814 dem Staatskanzler Hardenberg zum Kongreß nach Wien, 1815 nach Paris und wurde dann Ministerresident in Karlsruhe. [* 24] Im Sommer 1819, vermutlich wegen seines Anteils an dem bayrisch-badischen Streit über die Erbfolge in Baden [* 25] und den Heimfall der badischen Pfalz an Bayern, [* 26] von hier abberufen, lebte er mit dem Titel eines Geheimen Legationsrats meist in Berlin, wo er starb.
Durch seine wider seinen Wunsch erfolgte Ausschließung von den Geschäften mißmutig und verdrießlich gemacht, beobachtete er die Ereignisse, namentlich die innere Entwickelung Preußens, mit hämischen Blicken und zeichnete seine oft engherzigen und kleinlichen Beobachtungen sowie den gewöhnlichsten Klatsch sorgfältigst auf. Varnhagens litterarische Thätigkeit ging bald von Versuchen in romantischer Dichtung zur Biographie und litterarischen Kritik über. Als Prosaiker zeichnete er sich durch einen ersichtlich an Goethe gebildeten, aber der Frische und unmittelbaren Kraft [* 27] des Ausdrucks entbehrenden, fein geglätteten Stil aus, der dann am lebendigsten ¶
und wirkungsreichsten erscheint, wenn Varnhagen aus dem reichen Schatz seiner persönlichen Erinnerungen schöpft. Zu seinen Hauptwerken gehören: »Deutsche [* 29] Erzählungen« (Stuttg. 1815);
»Vermischte Gedichte« (Frankf. 1816);
»Geistliche Sprüche des Angelus Silesius« (Hamb. 1822);
»Goethe in den Zeugnissen der Mitlebenden« (Berl. 1823);
»Biographische Denkmale« (das. 1824-30, 5 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1872, 10 Tle.);
»Zur Geschichtschreibung und Litteratur« (Hamb. 1833);
»Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften« (Leipz. 1843-46, 7 Bde.; Bd. 8 und 9, hrsg. von seiner Nichte Ludmilla Assing, das. 1859);
»Karl Müllers Leben und kleine Schriften« (Berl. 1847);
»Schlichter Vortrag an die Deutschen« (das. 1848).
Aus seinem unerschöpflichen Nachlaß gab Ludmilla Assing heraus: »Briefe von Alexander v. Humboldt an Varnhagen« (1.-5. Aufl., Leipz. 1860);
»Briefe an eine Freundin« (Hamb. 1860);
»Tagebücher« (Bd. 1-6, das. 1861-62; Bd. 7 u. 8, Zürich [* 30] 1865; Bd. 9-14, Hamb. 1868-70);
»Briefwechsel zwischen Varnhagen und Elsner« (Stuttg. 1865);
»Briefe von Stägemann, Metternich, Heine und Bettina v. Arnim« (Leipz. 1865);
»Briefe von Chamisso, Gneisenau, Haugwitz, W. v. Humboldt etc.« (das. 1867, 2 Bde.) u. a. »Ausgewählte Schriften« erschienen Leipzig [* 31] 1871-77 in 19 Bänden.
Vgl. Haym, E. (in »Preußische Jahrbücher«, Bd. 11, 1863).
Einen bedeutenden Einfluß auf Varnhagens Thätigkeit übte seine geniale Gattin Rahel Antonie Friederike, geb. zu Berlin, Tochter eines jüdischen Kaufmanns, Levin, und Schwester des Dichters Ludwig Robert, die als Mittelpunkt geistreicher Kreise [* 32] in ästhetischer wie religionsphilosophischer Richtung anregend und belebend wirkte. Seit 1806 lebte dieselbe an den verschiedensten Orten in den Bädern Deutschlands, [* 33] in Paris, Frankfurt [* 34] a. M., Hamburg u. Prag. [* 35]
Ihr persönlich innigstes Verhältnis bis 1813 war das zu Alexander von der Marwitz, der in der Schlacht bei Montmirail den Heldentod fand. Hierauf ward sie Christin und vermählte sich mit Varnhagen, der ihr schon 1807 nahegetreten war. Sie starb in Berlin. Eine reiche Auswahl aus ihrem schriftlichen Nachlaß gab ihr Gatte unter dem Titel: »Rahel, ein Buch des Andenkens für ihre Freunde«, Briefe enthaltend (Berl. 1833; neue Aufl. 1834, 3 Bde.),
heraus, der dann die »Galerie von Bildnissen aus Rahels Umgang und Briefwechsel« (Leipz. 1836, 2 Bde.) folgte. Beide Werke spiegeln eine scharf originelle, im Kern edle Natur und bleiben ein wichtiger Beitrag zur innern Entwickelungsgeschichte [* 36] des deutschen Geisteslebens jener Zeit. Später erschien auch ihr Briefwechsel mit David Veit (Leipz. 1861, 2 Bde.) und mit Varnhagen (das. 1874-75, 6 Bde.).
Vgl. auch Schmidt-Weißenfels, Rahel und ihre Zeit (Leipz. 1857);
L. Assing, Aus Rahels Herzensleben.
Briefe und Tagebuchblätter (das. 1877).