Die wichtigsten
Flüsse
[* 12] sind der
Jucar mit
Cabriel und der
Guadalaviar. Die
Bevölkerung belief sich 1878 auf 679,030 Einw. (Ende 1886 auf
692,000 geschätzt). Die Valencianer sind ein Mischvolk aus den Nachkommen der
Mozaraber und
Morisken und
zeigen noch heute deutlich die Eigentümlichkeiten ihrer orientalischen Abstammung. Die höhern
Stände sprechen Kastilianisch,
die untern Valencianisch, einen dem Katalonischen verwandten
Dialekt. Der
Boden ist in den
Gebirgen wenig ergiebig, in den
Thälern
und der Küstenebene dagegen höchst fruchtbar.
Unter den Gebäuden zeichnen sich aus: die
Kathedrale, ein baufälliges, unregelmäßiges, in verschiedenen
Stilen ausgeführtes
Gebäude (in der Römerzeit Dianentempel, unter den
Gotenchristliche Kirche, unter den
SarazenenMoschee) mit einem 53 m hohen
achteckigen Glockenturm
(Torre de Miguelete), der eine prachtvolle Aussicht gewährt; die
Kirchen El
Temple
und Señora
de los Desamparados, eine
Rotunde mit prächtigen Fresken; ferner der königliche
Palast, der Douanepalast (ehemals
Dominikanerkloster), die Lonja (im maurisch-gotischen
Stil, mit großartiger
Säulenhalle, Verkaufslokal der rohen
Seide etc.),
das
Theater,
[* 26] mehrere Privatpaläste u. a. Die Stadt zählt (1878)
143,856 (1886: 141,342) Einw. Der wichtigste Industriezweig ist Seidenspinnerei und
-Weberei; auch hat Valencia eine königliche
Tabaks- und Zigarrenfabrik, welche gegen 4000
Arbeiter (meist
Frauen) beschäftigt, und eine Maschinenfabrik.
Valencia - Valentin
* 28 Seite 16.37.
Ferner werden Wolldecken, Glasurziegel
(Azulejos) und
Fächer
[* 27] (bedeutender
Export) erzeugt. Der
Handel ist sehr lebhaft. Als
Hafen
von Valencia dient die 4 km entfernte, mit Valencia durch eine
Eisenbahn verbundene Stadt
Villanueva del
Grao an der
Mündung des
Guadalaviar (4433 Einw.). Der
Hafen ist durch Baggerungen, Ausführung von
Moli und
Kais in neuer Zeit bedeutend
verbessert worden, 1888 sind in demselben 2990 Kauffahrteischiffe mit 1,296,762
Ton. ein- und ausgelaufen. DieEinfuhr
hatte 1886 einen Wert von 83,65 Mill., die Ausfuhr einen solchen von 96,90
Mill.
Pesetas; besonders wichtig ist der
Export von
Wein (1888: 1,441,000
hl),
Rosinen (34 Mill. kg) u.
¶
mehr
Apfelsinen (173 Mill. kg). Valencia hat eine Universität (seit 1410) mit 4 Fakultäten, Bibliothek und berühmtem botanischen Garten,
[* 29] eine Kunstakademie, ein Priester- und ein Lehrerseminar, eine Kunst- und eine Industrieschule, eine erzbischöfliche Bibliothek,
ein Gemäldemuseum, eine Strafanstalt (presidio modelo) und einen Stiergefechtzirkus. Es ist Sitz des Generalkapitäns von
Valencia und Murcia,
[* 30] des Gouverneurs, eines Erzbischofs, eines Appellationsgerichts und eines Handelsgerichts
sowie eines deutschen Konsuls. - Valencia ward 138 v. Chr. von D. Brutus im Gebiet der Edetaner angelegt und mit hierher verpflanzten
Lusitanern bevölkert. Zu Ende des 5. Jahrh. n. Chr. kam es an die Westgoten, nach dem Fall des westgotischen Reichs
aber geriet es 715 unter die Herrschaft der Mauren und wurde eine vollständig arabische Stadt.
Anfangs bildete nun das jetzige Königreich Valencia eine Provinz des Reichs von Cordova; als jedoch das Reich der Kalifen zerfiel, machte
sich Muzeik, der Statthalter von Valencia, 1031 unabhängig. Seitdem war Valencia eins der maurischen
KönigreicheSpaniens. 1094 ward die Stadt vom Cid erobert, fiel aber nach dessen Tod wieder in die Hände der Mauren, bis Jakob
I. von Aragonien sie 1238 eroberte; 1319 wurde Valencia dauernd mit Aragonien vereinigt. 1609 litt die Stadt und Umgegend sehr durch
die Vertreibung der Morisken. 1706 landeten hier die Engländer und Holländer, worauf sich Stadt und Königreich
für Karl III. erklärten. Im spanischen Unabhängigkeitskrieg von 1808 bis 1813 stand Valencia zuerst gegen die Franzosen auf und
hielt sich bis 1811. Am wurde die Stadt von Suchet genommen. - 2) (Früher Ciudad del Rei), Hauptstadt des
StaatsCarabobo in der südamerikan. RepublikVenezuela,
[* 31] in trefflich angebauter Gegend, 60 km südlich vom KaribischenMeer und
unweit westlich vom Tacariguasee (See von Valencia), 556 m ü. M., hat eine Schule der Wissenschaften, ein Lehrerseminar, 34 andre
Schulen, eine Wollenfabrik, Bau vonMaschinen und landwirtschaftlichen Geräten und (1881) 36,145 Einw.
In der Umgegend Bau vonZuckerrohr und Kaffee. Eine Eisenbahn verbindet die Stadt mit Puerto Cabello. Valencia wurde 1555 gegründet.